Provided by: myrescue_0.9.4-9_amd64 bug

NAME

       myrescue - Festplattenrettungstool

SYNOPSIS

       myrescue  [-b block-size] [-B bitmap-file] [-A] [-S] [-r retry-count] [-f skip-failed] [-s
       start-block] [-e end-block] [-R] [-G good-range] [-F failed-range] [-J  jump-after-blocks]
       input-file output-file

BESCHREIBUNG

       myrescue  ist  kleines  Tool,  um von beschaedigten Festplatten die noch lesbaren Daten zu
       sichern. Es hat eine aehnliche Funktion wie dd_rescue, jedoch  versucht  MyRescue  zuerst,
       die unversehrten Daten zu retten, um dann erst die zerstoerten Bereiche zu bearbeiten.

       Das  Programm  versucht,  das  Medium  Block fuer Block in eine Datei auf einer anderen(!)
       Festplatte zu kopieren, wobei eine Tabelle  ("Blockbitmap")  erstellt  wird,  in  der  die
       erfolgreich  gelesenen  bzw.  fehlerhaften  Bloecke festgehalten werden. Diese Blockbitmap
       kann dann fuer weitere Leseversuche wiederverwendet werden.

       Zudem besitzt MyRescue einen speziellen Modus, um Lesefehler zu  behandeln:  Normalerweise
       sind bei einem Festplattenschaden viele Bloecke betroffen und damit defekt bzw. zerstoert.
       Versuchte man nun, diese Bloecke weiterhin zu lesen, so leidet die Plattenoberflaeche, die
       Lesekoepfe  und  auch  die  Mechanik darunter. Die Chancen fuer die Rettung der restlichen
       unbeschaedigten Bereiche sinken dramatisch.

       Im Skip-Modus versucht  MyRescue,  so  schnell  wie  moeglich  aus  dem  defekten  Bereich
       herauszukommen.  Die  uebersprungenen  Bloecke werden in der Blockbitmap markiert. Hat man
       nun die noch lesbaren Daten gesichert, kann man dann weitere Leseversuche starten.

       Abschliessend besitzt das Programm eine Option,  um  mehrfache  Leseversuche  auf  defekte
       Bloecke zu starten, bevor sie als Zerstoert eingetragen werden.

HINWEIS

       DIESES   TOOL   IST   KEIN  (!)  ERSATZ  FUER  PROFESSIONELLE  DATENRETTUNG  DURCH  DARAUF
       SPEZIALISIERTE FIRMEN

       Haben  Sie  also  die  Moeglichkeit,  eine  solche   Firma   kostenguenstig   (da   solche
       Dienstleistungen sehr kostspielig sind) zu engagieren, dann sollten sie nicht einmal daran
       denken, MyRescue einzusetzen, da es zur  weiteren  Beschaedigung  der  Festplatte  fuehren
       kann.  MyRescue  ist nur fuer ganz Verzweifelte, die sich eine professionelle Datenrettung
       auf keinen Fall leisten koennen und fuer diejenigen, die ganz genau wissen,  was  sie  tun
       (z.B. bei Alterung der Magnetbeschichtung usw.)

       Man  sollte  nicht  zuviel erwarten. Den Autoren sind zwar schon komplette Restaurierungen
       gelungen, aber davon sollte man nicht  ausgehen.  Sehen   Sie  die  Daten  und  Festplatte
       vorerst  als  zerstoert  an.  (Und  freuen  sich  ueber  alle Ueberlebenden, die doch noch
       auftauchen.)

       Es gilt der uebliche GPL-Haftungsausschluss. INSBESONDERE SEI DARAUF HINGEWIESEN, DAS  DER
       AUTOR  KEINERLEI  HAFTUNG  FUER  MISLUNGENE  RETTUNGSVERSUCHE  ODER ZERSTOERTE FESTPLATTEN
       UEBERNIMMT!

       Auch wenn Sie das jetzt vermutlich am wenigsten  hoeren  wollen:  Machen  Sie  in  Zukunft
       regelmaessige   Datensicherungen,  um  ein  "naechstes  Mal"  in  Sachen  Datenrettung  zu
       vermeiden.

OPTIONS

       -b block-size
              Die Groesse der Sektoren (fuer die Fehlererkennung) der Festplatte.  Meistens  sind
              das 4096 Bytes, was zufaellig der Defaultwert ist.

       -B bitmap-file
              Gibt  den  Namen der Bitmap-Datei an, die die Status aller Bloecke beinhaltet. Wenn
              man die Datei mittels hexdump anschaut, so steht der Wert 01 fuer korrekt  gelesene
              Sektoren,  00  fuer  noch  nicht  bearbeitete.  Negative  Werte  geben  die  Anzahl
              fehlgeschlagener Leseversuche an. Gibt man keine Dateinamen an, so  wird  der  Name
              output-file.bitmap verwendet.

       -A     Wenn ein fehlerhafter Block entdeckt wird, wird der Kopiervorgang abgebrochen.

       -S     Aktiviert  den  Skip-Modus:  Wenn  ein fehlerhafter Block entdeckt wird, so erhoeht
              sich die Schrittweite exponentiell, bis wieder ein lesbarer Block gefunden wird.

       -f skip-failed
              Bloecke ueberspringen, die schon skip-failed  mal  nicht  gelesen  werden  konnten.
              Damit  kann  vermieden  werden,  dass  der Lesekopf immer wieder ueber den gleichen
              Sektor kratzt.

       -r retry-count
              Gibt die Anzahl der Leseversuche an, bis ein Block  als  defekt  eingetragen  wird.
              Voreinstellung ist 1

       -s start-block
              Die Nummer des Startblocks, bei dem angefangen werden soll. Voreinstellung ist 0

       -e end-block
              Die  Nummer  des  Endblocks,  bis  zu  dem  gelesen werden soll (wobei dieser nicht
              eingeschlossen ist). Voreinstellung ist: Groesse von input-file dividiert durch die
              block-size.

       -R     Rueckwaerts lesen, d.h. von end-block (nicht eingeschlossen) bis start-block

       -G good-range
              Es  werden  nur  Bloecke gelesen, die hoechstens good-range Bloecke von einem schon
              erfolgreich gelesenen Block entfernt liegen.

       -F failed-range
              Erweitert die Wirkung von -f: Es werden auch  Bloecke  uebersprungen,  die  bis  zu
              failed-range Bloecke von einem laut -f zu ueberspringenden Block entfernt liegen.

       -J jump-after-blocks
              Jeweils  nachdem  jump-after-blocks Bloecke gelesen wurden, wird zufaellig zu einem
              anderen Block gesprungen. Sinnvoll,  um  Platten  mit  verstreuten  Defektbereichen
              zunaechst  zu  scannen.  In  diesem Modus bewirkt -S das Weiterspringen beim ersten
              Defekt oder beim Antreffen eines Blocks, der laut -f, -G  or  -F  zu  ueberspringen
              ist.

       -h, -? Zeigt die Online-Hilfe an.

EMPFOHLENE VORGEHENSWEISE

       Bevor  man  sich  die  Prozedur  der Datenrettung antuen moechte ;-), sollte man folgendes
       ueberdenken:

       •      Der ganze Vorgang ist sehr langwierig  (u.  Umstaenden  mehrere  Stunden  oder  gar
              Tage!) und aeusserst nervenaufreibend...

       •      Man  braucht  MINDESTENS  eine  zusaetzliche  Festplatte oder ein genuegend grosses
              Medium (z.B. Streamer, ZIP-Laufwerk oder aehnliches). D.h. komplette  Mediengroesse
              (z.B.  bei  einer  4  GB  Partition  eine  ebenso  grosser  freier Speicher auf der
              Sicherungsfestplatte) plus der Blockbitmap mit je 1 Byte pro Block.

       Nun gut, hat man sich dazu entschieden, so geht man wie folgt vor:

       •      Bestimmen Sie die Hardware(!)-Blockgroesse ihrer Festplatte (meistens 4096  Bytes).
              Dies  kann mittels dem Befehl hdparm oder ueber die Webseiten des Herstellers Ihrer
              Festplatte geschehen. Wer weiss, wie man das direkt aus MyRescue hinbekommt,  moege
              es mich wissen lassen.

       •      Starten  Sie  einen  Durchlauf  mit  skip-modus und einem Leseversuch pro Block, um
              zuerst die noch lesbaren Daten zu sichern.

       •      Starten Sie einen weiteren Durchlauf ohne skip-modus.

       •      Wiederholen Sie diesen Vorgang, bis sich die Fehlerzahl  nicht  mehr  aendert.  Man
              sollte  aufgrund  der mechanischen Erwaermung der inneren Festplattenteile zwischen
              den Durchlaeufen immer ein bis zwei Stunden warten.

       •      Wiederholen Sie das ganze mit einer hoeheren Zahl an Leseversuchen.

       •      Erstellen Sie schliesslich eine Kopie der geretteten Daten und  fuehren  Sie  ggfs.
              den Befehl fsck darauf aus.

       •      Mounten  Sie das Dateisystem (falls in eine Datei kopiert: mittels loopback). Falls
              die Verzeichnisstrukturen zerstoert wurden,  finden  sich  die  noch  zuzuordnenden
              Dateifragmente im Verzeichnis lost+found

       Es  hilft  vielleicht,  wenn  man waehrend des Lesens von defekten Bloecken der Festplatte
       Zeit gibt, sich zu rekalibrieren.

       Die Programmierer freuen sich (vor allem wenn  alles  glatt  geht)  von  Ihnen  und  Ihren
       Erfahrungen  hoeren, insbesondere im Experiences -Forum auf der Sourceforge Project Seite.
       Vielen Dank!

BEKANNTE FEHLER

       Das Handling der bitmap-file verlaesst sich darauf, dass bei lseek(2) hinter das Dateiende
       der Bereich bis dahin mit Nullen aufgefuellt wird.

       Die Blockbitmap laeuft nach 128 Lesefehlern ueber.

AUTOREN

       Kristof        Koehler        <kristofk@users.sourceforge.net>,       Peter       Schlaile
       <schlaile@users.sourceforge.net>

UEBERSETZUNG

       Holger Ohmacht <holger.ohmacht@web.de> Kristof Koehler <kristofk@users.sourceforge.net>

ANDERE TOOLS

       dd(1), dd_rescue(no manpage?)

       http://www.google.de/search?q=data+recovery

       http://myrescue.sourceforge.net/