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BEZEICHNUNG

       lseek - den Datei-Offset für lesen/schreiben verändern

ÜBERSICHT

       #include <sys/types.h>
       #include <unistd.h>

       off_t lseek(int fd, off_t offset, int whence);

BESCHREIBUNG

       lseek()  setzt  den  Offset der mit dem Dateideskriptor fd verbundenen offenen Dateideskription gemäß der
       whence-Anweisung auf das Argument offset wie folgt:

       SEEK_SET
              Der Datei-Offset wird auf offset byte gesetzt.

       SEEK_CUR
              Der Datei-Offset wird auf die aktuelle Position plus offset byte gesetzt.

       SEEK_END
              Der Datei-Offset wird auf die Dateigröße plus offset byte gesetzt.

       lseek() erlaubt es, den Offset einer Datei hinter ihr Dateiende zu setzen. (Das  ändert  aber  nicht  die
       Größe  der  Datei.)  Wenn dort später Daten geschrieben werden, geben Lesezugriffe auf die Lücke zwischen
       der eigentlichen Datei und den neuen Daten solange Null-Bytes (»\0«) zurück, bis tatsächlich Daten in die
       Lücke geschrieben werden.

   Suchen von Daten und Lücken in der Datei
       Seit Version 3.1 unterstützt Linux die folgenden zusätzlichen Werte für whence:

       SEEK_DATA
              Einstellen  des Datei-Offsets auf die nächste Position in der Datei größer oder gleich offset, die
              Daten enthält. Falls offset auf Daten zeigt, wird der Datei-Offset aufoffset gesetzt.

       SEEK_HOLE
              Einstellen des Datei-Offsets auf die nächste Lücke in der Datei größer  oder  gleich  als  offset.
              Falls  offset  in ein Loch zeigt, wird der Datei-Offset auf offset gesetzt. Falls es hinter offset
              keine Lücke gibt, wird der Datei-Offset auf das Dateiende eingestellt (d. h., am Ende jeder  Datei
              gibt es ein implizites Loch).

       In beiden der obigen Fälle schlägt lseek() fehl, wenn offset hinter das Dateiende weist.

       Diese Operationen ermöglichen Anwendungen, Löcher in einer Datei mit verstreut zugewiesenem Speicherplatz
       (sparsely allocated file)  abzubilden.  Dies  kann  nützlich  sein  für  Anwendungen  wie  Werkzeuge  für
       Datei-Backups,  die  beim  Erstellen  von  Backups Platz sparen und Löcher erhalten können, wenn sie über
       einen Mechanismus für die Erkennung von Löchern verfügen.

       Für die Zwecke dieser Operationen ist ein Loch eine Sequenz von Nullen, die (in der Regel) nicht  in  dem
       zugrunde liegenden Dateispeicher zugeordnet sind. Jedoch ist ein Dateisystem nicht verpflichtet Löcher zu
       berichten, sodass diese Operationen kein sicherer Mechanismus zum Abbilden des  tatsächlich  einer  Datei
       zugeordneten  Speicherplatzes  sind.  (Darüber  hinaus wird eine Reihe von Nullen, die tatsächlich an den
       zugrunde liegenden Speicher geschrieben wurde, nicht als ein Loch gemeldet werden.)  In  der  einfachsten
       Implementierung  kann  ein Dateisystem die Operationen unterstützen, indem SEEK_HOLE immer den Offset des
       Dateiendes und SEEK_DATA immer den offset zurück geben (d.h. selbst wenn offset auf ein Loch weist,  kann
       dieses Loch als eine Datensequenz angesehen werden, die aus Nullen besteht).

       Das  Featuretest-Makro  _GNU_SOURCE  muss definiert sein, um die Definitionen von SEEK_DATA und SEEK_HOLE
       von <unistd.h> beziehen zu können.

       Die Operationen SEEK_HOLE und SEEK_DATA werden von den folgenden Dateisystemen unterstützt:

       *  Btrfs (seit Linux 3.1)

       *  OCFS (seit Linux 3.2)

       *  XFS (seit Linux 3.5)

       *  Ext4 (seit Linux 3.8)

       *  tmpfs(5) (seit Linux 3.8)

       *  NFS (seit Linux 3.18)

       *  FUSE (seit Linux 4.5)

RÜCKGABEWERT

       Nach erfolgreicher Ausführung gibt lseek() die neue Position in der Datei zurück, gemessen in  Bytes  vom
       Anfang  der  Datei.  Anderenfalls  wird  der  Wert (off_t) -1 zurückgegeben und errno gesetzt, um den den
       Fehler anzuzeigen.

FEHLER

       EBADF  fd ist kein Deskriptor für eine geöffnete Datei.

       EINVAL whence ist ungültig. Oder: der resultierende Datei-Offset wäre negativ oder hinter dem Ende  eines
              durchsuchbaren Geräts.

       ENXIO  whence ist SEEK_DATA oder SEEK_HOLE und der Datei-Offset ist hinter dem Dateiende.

       EOVERFLOW
              Der resultierende Datei-Offset kann nicht in einem off_t dargestellt werden.

       ESPIPE fd beschreibt eine Pipe, einen Socket oder ein FIFO.

KONFORM ZU

       POSIX.1-2001, POSIX.1-2008, SVr4, 4.3BSD.

       SEEK_DATA  und  SEEK_HOLE  sind  nicht  standardisierte  Erweiterungen,  die auch in Solaris, FreeBSD und
       DragonFly BSD vorkommen; sie sind zur Aufnahme in die nächste POSIX-Revision (Ausgabe 8) vorgeschlagen.

ANMERKUNGEN

       In  open(2)  finden  Sie  Erläuterungen  zu   den   Beziehungen   zwischen   Dateideskriptoren,   offenen
       Dateideskriptionen und Dateien.

       Falls  der  Dateistatusschalter  O_APPEND  auf  der offenen Datei-Deskription gesetzt ist, verschiebt ein
       write(2) unabhängig von der Verwendung von lseek() immer den Dateiversatz an das Ende der Datei.

       Der Datentyp off_t ist ein durch POSIX.1 spezifizierter vorzeichenbehafteter Ganzzahldatentyp.

       Manche Geräte unterstützen kein Suchen und POSIX legt nicht  fest,  welche  Geräte  lseek()  unterstützen
       müssen.

       Unter Linux schlägt die Verwendung von lseek() auf einem Terminal-Gerät mit dem Fehler ESPIPE fehl.

SIEHE AUCH

       dup(2), fallocate(2), fork(2), open(2), fseek(3), lseek64(3), posix_fallocate(3)

KOLOPHON

       Diese  Seite  ist  Teil  der  Veröffentlichung  4.15  des Projekts Linux-man-pages. Eine Beschreibung des
       Projekts, Informationen, wie Fehler gemeldet werden können sowie die aktuelle Version dieser Seite finden
       sich unter https://www.kernel.org/doc/man-pages/.

ÜBERSETZUNG

       Die  deutsche  Übersetzung  dieser  Handbuchseite  wurde  von Peter Gerbrandt <pgerbrandt@bfs.de>, Martin
       Eberhard Schauer <Martin.E.Schauer@gmx.de>, Mario Blättermann  <mario.blaettermann@gmail.com>  und  Helge
       Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

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