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BEZEICHNUNG

       resovl.conf - Konfigurationsdatei für den Resolver

ÜBERSICHT

       /etc/resolv.conf

BESCHREIBUNG

       Der  Resolver  ist eine Sammlung von Routinen in der C-Bibliothek, über die auf das Internet-Namenssystem
       (Domain Name System, DNS) zugegriffen wird. Die Konfigurationsdatei des Resolvers enthält  Informationen,
       die  beim  ersten  Aufruf  einer  Resolver-Routine durch einen Prozess eingelesen werden. Die Datei wurde
       menschenlesbar entworfen und enthält eine Liste von Schlüsselworten und Werten,  die  verschiedene  Typen
       von  Resolver-Informationen bereitstellen. Die Konfigurationsdatei wird als eine vertrauenswürdige Quelle
       für DNS-Informationen betrachtet (z.B. werden DNSSEC-AD-bit-Informationen unverändert aus  dieser  Quelle
       zurückgeliefert).

       Wenn  diese  Datei  nicht  vorhanden ist, wird nur der Name-Server auf dem lokalen Rechner abgefragt; der
       Domain-Name wird vom Rechnernamen und der Domain-Suchpfad aus dem Namen der Domain abgeleitet.

       Die verschiedenen Konfigurationsoptionen sind:

       nameserver IP-Adresse des Name-Servers
              Die  Internet-Adresse  eines  Name-Servers,  den  der  Resolver  abfragen  soll,   entweder   eine
              IPv4-Adresse  (in  Punkt-Notation)  oder  eine  IPv6-Adresse  in  Doppelpunkt- (und möglicherweise
              Punkt-)Notation gemäß RFC 2373. Es können bis zu MAXNS (derzeit 3, siehe  <resolv.h>)  Name-Server
              angegeben  werden,  einer  je  Schlüsselwort.  Werden  mehrere  DNS-Server angegeben, wird sie der
              Resolver in der angegebenen Reihenfolge abfragen. Sind keine nameserver-Einträge  vorhanden,  wird
              standardmäßig der Name-Server des lokalen Systems angesprochen. (Der Algorithmus ist der folgende:
              Der   Resolver   richtet   eine   Anfrage   an  einen  Name-Server  und  versucht  es  nach  einer
              Zeitüberschreitung beim nächsten, bis alle Einträge  abgearbeitet  sind.  Danach  wird  die  Liste
              wieder von vorne abgearbeitet, bis die maximal zulässige Anzahl von Versuchen erreicht wird.)

       domain lokaler Domain-Name
              Die  meisten  Namensabfragen  innerhalb  dieser Domain können Kurznamen relativ zur lokalen Domain
              verwenden.  Falls  auf  '.'  gesetzt,  wird  die  Wurzel-Domain   betrachtet.   Gibt   es   keinen
              domain-Eintrag,  wird  der  Domain-Name  anhand  des  lokalen  Rechnernamens  ermittelt,  der  von
              gethostname(2) geliefert wird. Es wird in diesem Fall davon ausgegangen, dass die Domain der  Teil
              des  Namens ist, der rechts vom ersten '.' steht. Wenn der Rechnername keinen Domain-Teil enthält,
              wird die Root-Domain als Wert für domain angenommen.

       search Suchliste für Rechnernamen
              Die Suchliste für die Namensauflösung  wird  in  der  Regel  aus  dem  Namen  der  lokalen  Domain
              abgeleitet  und  enthält  standardmäßig  nur  diesen Namen. Dieses Verhalten kann geändert werden,
              indem mit dem Schlüsselwort search ein Suchpfad für die Domain-Auflösung  angegeben  wird,  dessen
              Bestandteile  durch  Tabulatoren  oder  Leerzeichen  voneinander  zu trennen sind. Anfragen an den
              Resolver mit weniger als ndots Punkten (Standardwert ist 1) werden versuchen, jeden Eintrag dieses
              Suchpfads abzuarbeiten, bis ein gültiger Namenseintrag gefunden wurde. Für Umgebungen mit mehreren
              Subdomains lesen Sie bitte options ndots:n weiter unten, wie Sie »Mann-in-der-Mitte«-Angriffe  und
              unnötigen  Verkehr  für  die  Root-DNS-Server vermeiden. Beachten Sie, dass dieser Vorgang langsam
              sein kann und viel Netzwerkverkehr erzeugt, wenn die DNS-Server für die betreffenden Domains nicht
              lokal sind. Außerdem können Anfragen mit einer Zeitüberschreitung beendet werden, wenn kein Server
              für eine der genannten Domains erreichbar ist.

              In Glibc 2.25 und älter ist die Suchliste auf 6 Domains  und  eine  Gesamtlänge  von  256  Zeichen
              beschränkt. Seit Glibc 2.26 ist die Suchliste unbegrenzt.

       sortlist
              Diese  Option  ermöglicht  die  Sortierung  von  durch gethostbyname(3) ermittelten Adressen. Eine
              Sortierliste wird durch Kombinationen von IP-Adresse und Netzmaske angegeben.  Die  Netzmaske  ist
              optional,  es  wird als Standardwert die native Netzmaske des Netzes angenommen. Die Kombinationen
              von IP-Adresse und Netzmaske werden durch Schrägstriche  getrennt.  Es  können  bis  zu  10  Paare
              angegeben werden. Ein Beispiel:

                  sortlist 130.155.160.0/255.255.240.0 130.155.0.0

       options
              Mit  dieser Option können bestimmte interne Variablen des Resolvers beeinflusst werden. Die Syntax
              lautet:

                     options Option 

              Option kann dabei einen der folgenden Werte annehmen:

              debug  setzt RES_DEBUG in _res.options (nur wirksam, falls Glibc  mit  Debug-Unterstützung  gebaut
                     wurde, siehe resolver(3)).

              ndots:n
                     definiert  einen  Schwellwert  für  die  Anzahl  der  Punkte,  die in einem an res_query(3)
                     übergebenen Namen enthalten sein müssen (siehe resolver(3)),  damit  ein  initial  absolute
                     query  ausgeführt  wird.  Der  Standardwert  für  n ist 1. Das hat zur Folge, dass zunächst
                     versucht wird, den Namen als absoluten Namen aufzulösen, bevor  ihm  ein  Eintrag  aus  der
                     search list angehängt wird. Der Wert für diese Option wird stillschweigend auf 15 begrenzt.

              timeout:n
                     setzt die Wartezeit auf die Antwort eines Name-Servers in der Ferne fest, nach deren Ablauf
                     der  Resolver die Anfrage an einen anderen Name-Server richtet. Dies muss nicht die gesamte
                     von dem Resolver-API-Aufruf verwandte Zeit sein  und  es  gibt  keine  Garantie,  dass  ein
                     einzelner  Resolver-API-Aufruf  auf  eine  einzelne  Zeitüberschreitung  passt. Sie wird in
                     Sekunden gemessen, der Standardwert ist RES_TIMEOUT  (derzeit  5,  siehe  <resolv.h>).  Der
                     Maximalwert für diese Option ist 30.

              attempts:n
                     Diese  Option  legt  die  Anzahl  der  Anfragen fest, die der Resolver an seine Name-Server
                     sendet, bevor er aufgibt und dem aufrufenden Programm einen Fehler meldet. Der Standardwert
                     ist RES_DFLRETRY (derzeit 2, siehe <resolv.h>); der Maximalwert 5.

              rotate Diese Option setzt RES_ROTATE in _res.options, was eine Reihum-Auswahl der Name-Server  aus
                     der  Liste  zur Folge hat. Auf diese Weise werden die Anfragen auf alle aufgeführten Server
                     verteilt, anstatt dass alle Clients sich zunächst an den ersten aufgeführten Server wenden.

              no-check-names
                     Diese  Option  setzt  RES_ROTATE  in  _res.options.  Damit  wird  die  moderne   von   BIND
                     durchgeführte  Prüfung  eingehender  Rechner-  und  E-Mail-Namen  auf ungültige Zeichen wie
                     Unterstrich (_), Steuerzeichen und andere Kodierungen als ASCII deaktiviert.

              inet6  setzt RES_USE_INET6 in _res.options. Dadurch wird innerhalb der  Funktion  gethostbyname(3)
                     zunächst eine AAAA-Anfrage vor einer A-Anfrage durchgeführt. Außerdem werden IPv4-Antworten
                     in »IPv6 tunneled form« abgebildet, wenn keine AAAA-Einträge gefunden werden, aber ein Satz
                     von  A-Einträgen  existiert. Seit Glibc 2.25 ist diese Option veraltet; Anwendungen sollten
                     getaddrinfo(3) statt gethostbyname(3) verwenden.

                     Wenn diese Option gewählt wurde, verhalten sich einige Programme recht merkwürdig.

              ip6-bytestring (seit Glibc 2.3.4)
                     setzt RES_USE_BSTRING in _res.options. Damit verwenden inverse IPv6-Suchen das in  RFC 2673
                     beschriebene  »bit-label«-Format.  Wird  die  Option  nicht gewählt (die Vorgabe), wird das
                     Nibble-Format verwendet. Diese Option wurde in  Glibc  2.25  entfernt,  da  sie  auf  einer
                     rückwärts-inkompatiblen  DNS-Erweiterung basiert, die im Internet niemals eingesetzt worden
                     war.

              ip6-dotint/no-ip6-dotint (Glibc 2.3.4 bis 2.24)
                     Löscht/Setzt RES_NOIP6DOTINT in _res.options. Wenn diese Option gelöscht ist  (ip6-dotint),
                     werden  inverse  IPv6-Suchen  in der ip6.int-Zone durchgeführt, wovon abgeraten wird. Wurde
                     die Option  gewählt  (no-ip6-dotint),  werden  inverse  IPv6-Suchen  standardmäßig  in  der
                     ip6.arpa-Zone  durchgeführt.  Diese  Optionen  sind in Glibc bis Version 2.24 verfügbar, wo
                     no-ip6-dotint die Vorgabe ist. Da die Unterstützung von ip6-dotint seit langer  Zeit  nicht
                     mehr im Internet verfügbar ist, wurden diese Optionen in Glibc 2.25 entfernt.

              edns0 (seit Glibc 2.6)
                     setzt  RES_USE_EDNSO  in  _res.options.  Damit  wird  die Unterstützung für die in RFR 2671
                     beschriebenen DNS-Erweiterungen aktiviert.

              single-request (seit Glibc 2.10)
                     setzt RES_SNGLKUP in _res.options. Standardmäßig erledigt die Glibc seit  Version  2.9  das
                     Abfragen   von   IPv4-   und   IPv6-Adressen   parallel.   Diese   Anfragen  können  einige
                     Appliance-DNS-Server  nicht  korrekt  verarbeiten  und   führen   zu   Zeitüberschreitungen
                     (timeouts).  Diese  Option deaktiviert die parallelen Anfragen und lässt Glibc die IPv6-und
                     IPv4-Anfragen nacheinander erledigen (wodurch der Prozess etwas langsamer wird).

              single-request-reopen (seit Glibc 2.9)
                     setzt RES_SNGLKUPREOP in _res.options. Der Resolver verwendet die gleichen Sockets für  die
                     A-  und  AAAA-Anfragen.  Einige  Hardware sendet fälschlicherweise nur eine Antwort zurück.
                     Wenn das passiert, wird das Client-System auf die zweite Antwort  warten.  Das  Einschalten
                     dieser  Option ändert das Verhalten: Wenn zwei Anfragen von dem gleichen Port nicht korrekt
                     gehandhabt werden wird es das Socket schließen und einen neuen vor dem Versand der  zweiten
                     Anfrage öffnen.

              no-tld-query (seit Glibc 2.14)
                     setzt  RES_NOTLDQUERY  in  _res.options.  Diese Option führt dazu, dass res_nsearch() nicht
                     versucht, einen nicht qualifizierten Namen aufzulösen, als ob er  ein  »top  level  domain«
                     (TLD)  wäre.  Diese  Option  kann  zu  Problemen führen, falls die Site »localhost« als TLD
                     verwendet, statt »localhost« als ein oder mehrere Elemente  auf  der  Suchliste  zu  haben.
                     Diese Option hat keinen Effekt, falls weder RES_DEFNAMES noch RES_DNSRCH gesetzt ist.

              use-vc (seit Glibc 2.14)
                     setzt  RES_USEVC  in  _res.options.  Diese  Option  erzwingt  die  Verwendung  von  TCP für
                     DNS-Auflösungen.

              no-reload (seit Glibc 2.26)
                     setzt RES_NORELOAD in _res.options. Diese Option deaktivert das automatische Neuladen einer
                     geänderten Konfigurationsdatei.

       Die Schlüsselwörter domain und search schließen sich gegenseitig aus. Falls die Schlüsselwörter mehr  als
       einmal vorkommen, wird der zuletzt gefundene Eintrag berücksichtigt.

       Das  Schlüsselwort  search  aus  der resolv.conf eines Systems kann von Prozessen individuell außer Kraft
       gesetzt werden, indem der Umgebungsvariablen LOCALDOMAIN eine  Liste  von  durch  Leerzeichen  getrennten
       Domains zugewiesen wird.

       Das  Schlüsselwort  options  der  systemweiten  resolv.conf-Datei  kann von Prozessen individuell ergänzt
       werden, indem  die  Umgebungsvariable  RES_OPTIONS  auf  eine  Liste  von  durch  Leerzeichen  getrennten
       Resolver-Optionen gesetzt wird, wie sie unter options beschrieben wurden.

       Konfigurationsoptionen  und  ihre  Werte  müssen gemeinsam auf einer Zeile stehen. Die Zeile muss mit dem
       Namen der Konfigurationsoption (z.B. nameserver) beginnen. Auf den Namen der  Konfigurationsoption  folgt
       der Wert, bzw. folgen die Werte. Alle Felder sind durch Leerzeichen oder Tabulator zu trennen.

       Zeilen,  die  ein  Semikolon  (;)  oder ein Nummernzeichen (#) in der ersten Spalte enthalten, werden als
       Kommentare behandelt.

DATEIEN

       /etc/resolv.conf, <resolv.h>

SIEHE AUCH

       gethostbyname(3), resolver(3), host.conf(5), hosts(5), nsswitch.conf(5), hostname(7), named(8)

       Name Server Operations Guide for BIND

KOLOPHON

       Diese Seite ist Teil der Veröffentlichung  5.03  des  Projekts  Linux-man-pages.  Eine  Beschreibung  des
       Projekts, Informationen, wie Fehler gemeldet werden können sowie die aktuelle Version dieser Seite finden
       sich unter https://www.kernel.org/doc/man-pages/.

ÜBERSETZUNG

       Die  deutsche  Übersetzung  dieser  Handbuchseite  wurde  von  Martin Schmitt <martin@schmitt.li>, Martin
       Eberhard Schauer <Martin.E.Schauer@gmx.de>, Dr. Tobias Quathamer <toddy@debian.org> und Helge  Kreutzmann
       <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese  Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
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4th Berkeley Distribution                       10. Oktober 2019                                  RESOLV.CONF(5)