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BEZEICHNUNG

       access, faccessat, faccessat2 - prüft die Zugriffsrechte des Benutzers an einer Datei

ÜBERSICHT

       #include <unistd.h>

       int access(const char *Pfadname, int Modus);

       #include <fcntl.h>            /* Definition der AT_*-Konstanten */
       #include <unistd.h>

       int faccessat(int Verzdd, const char *Pfadname, int Modus, int Schalter);
                       /* Siehe aber auch C-Bibliothek/Kernel-Unterschiede, unten */

       #include <fcntl.h>            /* Definition der AT_*-Konstanten */
       #include <sys/syscall.h>      /* Definition der SYS_*-Konstanten */
       #include <unistd.h>

       int syscall(SYS_faccessat2,
                   int Verzdd, const char *Pfadname, int Modus, int Schalter);

   Mit Glibc erforderliche Makros (siehe feature_test_macros(7)):

       faccessat():
           Seit Glibc 2.10:
               _POSIX_C_SOURCE >= 200809L
           Vor Glibc 2.10:
               _ATFILE_SOURCE

BESCHREIBUNG

       access()  prüft,  ob der Prozess auf die Datei Pfadname zugreifen kann. Falls Pfadname ein
       symbolischer Link ist, werden die Zugriffsrechte der referenzierten Datei geprüft.

       Modus gibt an, welche Zugriffsprüfungen durchgeführt werden sollen. Das ist  entweder  der
       Wert  F_OK  oder  eine Bitmaske, die aus einem der Werte R_OK, W_OK, X_OK und F_OK besteht
       (oder dem bitweisen ODER mehrerer dieser Werte). F_OK überprüft, ob die  Datei  existiert.
       R_OK,  W_OK  und  X_OK überprüfen, ob die Datei existiert und entsprechend Lese-, Schreib-
       und Ausführungsrechte gewährt.

       Diese Prüfung wird mit der realen UID und der realen GID des  Prozesses  durchgeführt  und
       nicht  mit  den  effektiven  Kennungen, wie das beim tatsächlichen Versuch, eine Operation
       auszuführen, der Fall ist (z.B. mit open(2) auf eine Datei zugreifen).  Ähnlich  verwendet
       die  Prüfung  für den Benutzer »root« die Menge der erlaubten Capabilities statt die Menge
       der effektiven Capabilities und für nicht-root-Benutzer verwendet die  Prüfung  die  leere
       Menge an Capabilities.

       Dadurch  können »set-UID«-Programme und Programme, die mit Capabilities ausgestattet sind,
       leicht die Berechtigungen  des  Aufrufenden  feststellen.  Mit  anderen  Worten,  access()
       beantwortet  nicht  die  Frage:  »Kann  ich  diese  Datei  lesen/schreiben/ausführen?«. Es
       beantwortet eine etwas andere Frage: »Unter der Annahme, dass  ich  ein  ›setuid‹-Programm
       bin:  Kann  der  Benutzer, der mich aufrief, diese Datei lesen/schreiben/ausführen?«. Dies
       ermöglicht »set-user-ID«-Programmen,  bösartige  Benutzer  davon  abzuhalten,  Dateien  zu
       lesen, die sie nicht lesen können sollten.

       Falls der aufrufende Prozess privilegiert ist (d. h., seine reale UID ist null), wird eine
       X_OK-Prüfung  für  eine  reguläre  Datei  erfolgreich  sein,  wenn  Ausführungsrechte  für
       Eigentümer, Gruppe oder Andere gegeben sind.

   faccessat()
       faccessat()   funktioniert   genauso  wie  access(),  außer  mit  den  hier  beschriebenen
       Unterschieden.

       Falls der in Pfadname übergebene Pfadname relativ ist, wird er  als  relativ  zu  dem  vom
       Dateideskriptor   Verzdd  referenzierten  Verzeichnis  interpretiert  (statt  relativ  zum
       aktuellen Arbeitsverzeichnis des aufrufenden Prozesses, wie  es  bei  access()  für  einen
       relativen Pfadnamen erfolgt).

       Falls  Pfadname relativ ist und Verzdd den speziellen Wert AT_FDCWD annimmt, wird Pfadname
       als relativ zum aktuellen Arbeitsverzeichnis des aufrufenden Prozesses interpretiert  (wie
       access()).

       Falls Pfadname absolut ist, wird Verzdd ignoriert.

       Schalter wird durch bitweises ODER aus null oder mehr der folgenden Werte konstruiert:

       AT_EACCESS
              Eine  Zugriffsprüfung  wird  mittels  der effektiven Benutzer- und Gruppenkennungen
              ausgeführt. In der Voreinstellung verwendet faccessat() die realen  Kennungen  (wie
              access()).

       AT_SYMLINK_NOFOLLOW
              Falls Pfadname ein symbolischer Link ist, wird er nicht dereferenziert: stattdessen
              wird eine Information zum Link selbst zurückgegeben.

       Lesen Sie openat(2) für eine Beschreibung der Notwendigkeit von faccessat().

   faccessat2()
       Die oben dargestellte Beschreibung von faccessat() entspricht POSIX.1 und  der  von  Glibc
       bereitgestellten  Implementierung.  Allerdings  war  die  Glibc-Implementierung eine nicht
       perfekte  Nachbildung  (siehe  FEHLER),  die  die  Tatsache  kaschierte,  dass  der   rohe
       Linux-Systemaufruf  faccessat()  über  kein  Argument  Schalter  verfügt. Um eine korrekte
       Implementierung zu erlauben, fügte Linux 5.8 den Systemaufruf faccessat2() hinzu, der  das
       Argument  Schalter  unterstützt  und  eine  korrekte  Implementierung der Wrapper-Funktion
       faccessat() erlaubt.

RÜCKGABEWERT

       Bei Erfolg (alle abgefragten Zugriffsrechte sind gegeben oder Modus ist F_OK und die Datei
       existiert)  wird Null zurückgegeben. Bei einem Fehler (mindestens eine in Modus abgefragte
       Zugriffsart fehlt oder Modus ist F_OK und die  Datei  existiert  nicht  oder  ein  anderer
       Fehler trat auf) wird -1 zurückgegeben und errno gesetzt, um den Fehler anzuzeigen.

FEHLER

       EACCES Die  abgefragte  Zugriffsart  auf  die Datei würde verwehrt oder das Suchen wird in
              einem der Verzeichnisse  des  Pfadpräfixes  von  Pfadname  verweigert  (siehe  auch
              path_resolution(7)).

       EBADF  (faccessat())   Der   Pfadname   ist   relativ,  aber  Verzdd  ist  weder  AT_FDCWD
              (faccessat()) noch ein gültiger Dateideskriptor.

       EFAULT Pfadname zeigt aus dem für Sie zugänglichen Adressraum heraus.

       EINVAL Modus wurde falsch angegeben.

       EINVAL (faccessat()) Unzulässiger Schalter in Schalter angegeben.

       EIO    Es ist ein E/A-Fehler (engl. I/O) aufgetreten.

       ELOOP  Bei der Auflösung von Pfadname wurden zu viele symbolische Links gefunden.

       ENAMETOOLONG
              Pfadname ist zu lang.

       ENOENT Eine Komponente von Pfadname existiert nicht oder ist ein toter symbolischer Link.

       ENOMEM Es war nicht genügend Kernelspeicher verfügbar.

       ENOTDIR
              Eine als Verzeichnis benutzte Komponente von Pfadname ist kein Verzeichnis.

       ENOTDIR
              (faccessat()) Pfadname ist relativ und Verzdd ist ein Dateideskriptor, der sich auf
              eine Datei bezieht, die kein Verzeichnis ist.

       EROFS  Es  wurde  Schreibberechtigung  für  eine  Datei auf einem nur lesbaren Dateisystem
              abgefragt.

       ETXTBSY
              Es wurde  Schreibzugriff  für  ein  ausführbares  Programm  abgefragt,  das  gerade
              ausgeführt wird.

VERSIONEN

       faccessat() wurde zu Linux in Kernel 2.6.16 hinzugefügt; Bibliotheksunterstützung wurde in
       Glibc in Version 2.4 hinzugefügt.

       faccessat2() wurde zu Linux in Version 5.8 hinzugefügt.

KONFORM ZU

       access(): SVr4, 4.3BSD, POSIX.1-2001, POSIX.1-2008.

       faccessat(): POSIX.1-2008.

       faccessat2(): Linux-spezifisch.

ANMERKUNGEN

       Warnung: Werden diese Aufrufe dazu verwandt, mittels open(2) zu prüfen, ob einem  Benutzer
       beispielsweise  erlaubt  ist,  eine Datei zu öffnen, bevor dies tatsächlich erfolgt, führt
       dies zu einem Sicherheitsloch. Der Benutzer könnte diesen  kurzen  Zeitraum  zwischen  der
       Überprüfung  und  dem  Öffnen  der  Datei  benutzen, um sie zu verändern. Darum sollte die
       Verwendung dieses Systemaufrufs vermieden werden. (Im gerade beschriebenen  Beispiel  wäre
       eine  sicherere Alternative, vorübergehend die effektive Benutzerkennung des Prozesses auf
       die reale Benutzerkennung zu setzen und dann open(2) aufzurufen.)

       access() löst immer symbolische Links auf. Wenn Sie Rechte eines symbolischen Links prüfen
       müssen, verwenden Sie faccessat() mit dem Schalter AT_SYMLINK_NOFOLLOW.

       Diese  Aufrufe  geben  einen  Fehler  zurück,  wenn  irgendeine der Zugriffsarten in Modus
       verwehrt wird, sogar wenn einige der anderen Zugriffsarten in Modus gestattet sind.

       Falls der aufrufende Prozess über entsprechende Privilegien verfügt (d. h. Superuser ist),
       gestattet POSIX.1-2001 einer Implementierung, für eine X_OK-Prüfung Erfolg zu melden, auch
       wenn keines der Datei-Ausführungsbits gesetzt ist. Linux tut das nicht.

       Auf eine Datei kann nur zugegriffen werden, wenn jedes der Verzeichnisse im Pfadpräfix von
       Pfadname  suchenden  (d. h.  ausführenden) Zugriff zulässt. Wenn auf irgendein Verzeichnis
       nicht zugegriffen werden kann, schlägt unabhängig von den Zugriffsrechten  für  die  Datei
       selbst der Aufruf von access() fehl.

       Nur  die  Zugriffs-Bits  werden geprüft, nicht der Dateityp oder -inhalt. Deshalb bedeutet
       ein als beschreibbar erkanntes Verzeichnis wahrscheinlich, dass in  ihm  Dateien  erstellt
       werden  können  und  nicht, dass das Verzeichnis als Datei geschrieben werden kann. Ebenso
       kann eine DOS-Datei als ausführbar gemeldet werden, aber ein  Aufruf  von  execve(2)  kann
       immer noch fehlschlagen.

       Diese  Aufrufe  arbeiten  wahrscheinlich  nicht  korrekt  mit  NFS-Dateisystemen,  für die
       UID-Mapping aktiviert ist, weil das UID-Mapping auf dem Server erfolgt und dem Client, der
       die  Berechtigungen prüft, verborgen bleibt (NFS-Versionen ab 3 führen die Überprüfung auf
       dem Server aus). Ähnliche Probleme können mit FUSE-Einhängungen auftreten.

   Unterschiede C-Bibliothek/Kernel
       Der reine faccessat()-Systemaufruf akzeptiert nur die ersten drei Argumente. Die  Schalter
       AT_EACCESS  und  AT_SYMLINK_NOFOLLOW  sind  eigentlich  in  der Glibc-Wrapper-Funktion für
       faccessat() implementiert. Falls einer dieser  Schalter  angegeben  ist,  dann  nutzt  die
       Wrapper-Funktion fstatat(2), um die Zugriffsrechte zu ermitteln; siehe aber auch FEHLER.

   Anmerkungen zur Glibc
       Wenn  in  älteren Kerneln faccessat() nicht verfügbar sind und die Schalter AT_EACCESS und
       AT_SYMLINK_NOFOLLOW nicht angegeben  sind,  dann  weicht  die  Glibc-Wrapper-Funktion  auf
       access()  aus.  Wenn  Pfadname  ein  relativer  Pfadname  ist, konstruiert die Glibc einen
       Pfadnamen, der auf dem symbolischen Link in /proc/self/fd basiert, der dem Verzdd-Argument
       entspricht.

FEHLER

       Da  der  Linux-Kernel-Systemaufruf  faccessat()  das  Argument Schalter nicht unterstützt,
       stellte die Glibc-Wrapperfunktion faccessat() in Glibc  2.32  und  älter  eine  Nachahmung
       bereit,   die   ACLs  nicht  berücksichtigt.  Beginnend  mit  Glibc  2.33,  vermeidet  die
       Wrapper-Funktion diesen Fehler, indem sie den Systemaufruf faccessat2() verwendet,  sofern
       er vom zugrundeliegenden Kernel unterstützt wird.

       Im  Kernel  2.4  (und  früher) ist das Verhalten bei der Handhabung von X_OK-Prüfungen für
       Superuser etwas seltsam. Falls alle Kategorien der Ausführungsberechtigung für eine Datei,
       die  kein  Verzeichnis  ist, deaktiviert sind, gibt nur die Zugriffsprüfung -1 zurück, für
       die Modus lediglich als X_OK angegeben ist; falls auch R_OK oder W_OK in  Modus  angegeben
       ist,  gibt  access()  für  solche  Dateien  0 zurück. Frühe 2.6-Kernel (bis einschließlich
       2.6.3) verhielten sich in der gleichen Weise wie 2.4-Kernel.

       In Kerneln vor 2.6.20 ignorierten diese Aufrufe den Effekt des Schalters  MS_NOEXEC,  wenn
       dieser  für  das Einhängen (den Aufruf von mount(2)) für das zugrunde liegende Dateisystem
       verwendet wurde. Seit Kernel 2.6.20 wird der Schalter MS_NOEXEC beachtet.

SIEHE AUCH

       chmod(2), chown(2), open(2), setgid(2), setuid(2), stat(2), euidaccess(3), credentials(7),
       path_resolution(7), symlink(7)

KOLOPHON

       Diese  Seite  ist  Teil  der  Veröffentlichung  5.13  des  Projekts  Linux-man-pages. Eine
       Beschreibung des Projekts, Informationen, wie Fehler  gemeldet  werden  können  sowie  die
       aktuelle Version dieser Seite finden sich unter https://www.kernel.org/doc/man-pages/.

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Elmar Jansen <ej@pumuckel.gun.de>,
       Martin Schulze <joey@infodrom.org>,  Martin  Eberhard  Schauer  <Martin.E.Schauer@gmx.de>,
       Mario  Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com>, Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de>
       und Dr. Tobias Quathamer <toddy@debian.org> erstellt.

       Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation;  lesen  Sie  die  GNU  General  Public  License
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