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BEZEICHNUNG

       capget, capset - Setzt/ermittelt die Capabilities von Thread(s)

ÜBERSICHT

       #include <linux/capability.h> /* Definition der Konstanten CAP_*
                                          und _LINUX_CAPABILITY_* */
       #include <sys/syscall.h>      /* Definition der Konstanten SYS_* */
       #include <unistd.h>

       int syscall(SYS_capget, cap_user_header_t hdrp,
                   cap_user_data_t dataz);
       int syscall(SYS_capset, cap_user_header_t hdrp,
                   const cap_user_data_t dataz);

       Hinweis:  Glibc stellt keine Wrapper für diese Systemaufrufe bereit; rufen Sie sie mittels
       syscall(2) auf.

BESCHREIBUNG

       Diese zwei Systemaufrufe sind die rohe Kernelschnittstelle zum Ermitteln  und  Setzen  der
       Thread-Capabilities.   Die   Systemaufrufe  sind  nicht  nur  Linux-spezifisch,  auch  die
       Kernel-API wird  sich  wahrscheinlich  ändern  und  die  Verwendung  dieser  Systemaufrufe
       (insbesondere  das  Format  der  cap_user_*_t-Typen)  unterliegt  in jeder Kernel-Revision
       Erweiterungen, aber alte Programme werden weiterhin funktionieren.

       Die portablen Schnittstellen sind  cap_set_proc(3)  und  cap_get_proc(3);  falls  möglich,
       sollten Sie diese Schnittstellen in Anwendungen benutzen, siehe ANMERKUNGEN.

   Aktuelle Details
       Nachdem  Sie  gewarnt wurden, hier einige aktuelle Kernel-Datails. Die Strukturen sind wie
       folgt definiert:

           #define _LINUX_CAPABILITY_VERSION_1  0x19980330
           #define _LINUX_CAPABILITY_U32S_1     1

                   /* V2 hinzugefügt in Linux 2.6.25; veraltet */
           #define _LINUX_CAPABILITY_VERSION_2  0x20071026
           #define _LINUX_CAPABILITY_U32S_2     2

                   /* V3 in Linux 2.6.26 hinzugefügt */
           #define _LINUX_CAPABILITY_VERSION_3  0x20080522
           #define _LINUX_CAPABILITY_U32S_3     2

           typedef struct __user_cap_header_struct {
              __u32 version;
              int pid;
           } *cap_user_header_t;

           typedef struct __user_cap_data_struct {
              __u32 effective;
              __u32 permitted;
              __u32 inheritable;
           } *cap_user_data_t;

       Die Felder effective, permitted und inheritable  sind  Bitmasken  der  in  capabilities(7)
       definierten  Capabilities.  Beachten  Sie,  dass  CAP_*-Werte Bitindizes sind und bitweise
       verschoben werden müssen, bevor per ODER  auf  die  Bitfelder  zugegriffen  wird.  Um  die
       Strukturen  zu definieren, die an den Systemaufruf übergeben werden sollen, müssen Sie die
       Namen struct __user_cap_header_struct und struct __user_cap_data_struct verwenden, da  die
       Typedefs nur Zeiger sind.

       Kernel  vor 2.6.25 bevorzugen 32-bit-Capabilities mit Version _LINUX_CAPABILITY_VERSION_1.
       In   Linux    2.6.25    wurden    64-bit-Capability-Sets    hinzugefügt,    mit    Version
       _LINUX_CAPABILITY_VERSION_2.  Allerdings  gab  es einen API-Glitch, und Linux 2.6.26 fügte
       _LINUX_CAPABILITY_VERSION_3 hinzu, um das Problem zu beheben.

       Beachten  Sie,  dass  64-Bit-Capabilities  dataz[0]  und   dataz[1]   verwenden,   während
       32-Bit-Capabilities nur dataz[0] verwenden.

       In   Kerneln,   die   Datei-Capabilities   unterstützen  (VFS-Capabilities-Unterstützung),
       verhalten sich diese Systemaufrufe etwas anders. Diese Unterstützung wurde in Linux 2.6.24
       hinzugefügt und wurde später in Linux 2.6.33 korrigiert (nicht-optional).

       Für  capget()-Aufrufe  können  die  Capabilities  eines  Prozesses  über  die  Angabe  der
       Prozesskennung mit dem Feldwert hdrp->pid ermittelt werden.

       Für Details der Daten siehe capabilities(7).

   Mit VFS-Capabilities-Unterstützung
       VFS-Capabilities setzen  ein  erweitertes  Dateiattribut  ein  (siehe  xattr(7)),  um  das
       Anhängen  von  Capabilities  an  Dateien zu erlauben. Dieses Privilegienmodell ersetzt die
       Kernel-Unterstützung dafür, dass ein Prozess  asynchron  die  Capabilities  eines  anderen
       setzt.  Das  heißt,  das  auf  Kerneln  mit  VFS-Capability-Unterstützung  beim Aufruf von
       capset() der einzige für hdrp->pid erlaubte Wert 0,  oder  äquivalent  der  von  gettid(2)
       zurückgelieferte Wert, ist.

   Ohne VFS-Capabilities-Unterstützung
       Auf  älteren  Kerneln, die keine Unterstützung für VFS-Capabilities bieten, kann capset(),
       falls der Aufrufende über die Capability CAP_SETPCAP verfügt, nicht  nur  zum  Ändern  der
       Capabilities  des  Aufrufenden  sondern  auch  der  Capabilities  anderer Threads verwandt
       werden. Dieser Aufruf greift  auf  die  Capabilities  des  durch  das  pid-Feld  von  hdrp
       beschriebenen  Threads  zu, wenn das Feld von Null verschieden ist; wenn pid gleich 0 ist,
       wird auf die Capabilities des aufrufenden Threads zugegriffen. Falls sich  pid  auf  einen
       single-threaded  Prozess  bezieht, kann pid auch als herkömmliche Prozesskennung angegeben
       werden.  Der  Zugriff  auf  einen  Thread  eines  Multithread-Prozesses   erfordert   eine
       Thread-Kennung vom Typ, den gettid(2) zurückgibt. Für capset() kann pid auch -1 sein, d.h.
       die Änderung wird für alle Threads außer dem Aufrufenden  und  init(1)  durchgeführt;  ein
       Wert  kleiner  als  -1  bewirkt  die Änderung für alle Mitglieder der Prozessgruppe, deren
       Kennung gleich -pid ist.

RÜCKGABEWERT

       Bei Erfolg wird Null zurückgegeben. Bei einem  Fehler  wird  -1  zurückgegeben  und  errno
       gesetzt, um den Fehler anzuzeigen.

       Die Aufrufe schlagen mit dem Fehler EINVAL fehl und das Feld version von hdrp wird auf den
       vom Kernel bevorzugten  Wert  von  _LINUX_CAPABILITY_VERSION_?  gesetzt,  wenn  ein  nicht
       unterstützter version-Wert angegeben wird. Auf diese Weise kann herausgefunden werden, wie
       die derzeit bevorzugte Capability-Revision lautet.

FEHLER

       EFAULT Ungültige Speicheradresse. hdrp darf nicht NULL sein. dataz  darf  NULL  nur  sein,
              wenn    der   Benutzer   versucht,   das   vom   Kernel   unterstützte   bevorzugte
              Capability-Versionsformat zu ermitteln.

       EINVAL Eines der Argumente war ungültig.

       EPERM  Es wurde versucht, eine Capability zu der erlaubten Menge  hinzuzufügen  oder  eine
              Capability  in  der  effektiven  oder vererbbaren Menge zu setzen, die nicht in der
              erlaubten Menge enthalten ist.

       EPERM  Es wurde versucht, eine  Capability  zu  der  vererbbaren  Menge  hinzuzufügen  und
              entweder:

              *  diese Capability war nicht in der Begrenzungsmenge des Aufrufenden; oder

              *  die  Capability  war  nicht  in  der  erlaubten  Menge  des  Aufrufenden und dem
                 Aufrufenden fehlte die Capability CAP_SETPCAP in seiner effektiven Menge.

       EPERM  Der Aufrufende versuchte, capset() zu verwenden, um die Capabilities eines von  ihm
              selbst  verschiedenen  Threads  zu  verändern, hatte dazu aber nicht die benötigten
              Privilegien. Für Kernel, die VFS-Capabilities unterstützen, ist dies  nie  erlaubt.
              Für  Kernel  ohne  VFS-Unterstützung wird die Capability CAP_SETPCAP benötigt. (Ein
              Fehler in Kerneln vor 2.6.11 führte dazu, dass dieser Fehler auch auftreten konnte,
              falls  ein  Thread  ohne  diese Capability versuchte, seine eigenen Capabilities zu
              ändern, indem er das Feld pid auf einen von numerisch Null verschiedenen Wert (d.h.
              den von getpid(2) zurückgelieferten Wert) anstatt 0 wählte.)

       ESRCH  Kein solcher Thread.

KONFORM ZU

       Diese Systemaufrufe sind Linux-spezifisch.

ANMERKUNGEN

       Die  portable  Schnittstelle  der  Capability-Abfrage-  und -Setzfunktionen wird durch die
       Bibliothek libcap bereitgestellt, die unter folgender Adresse erhältlich ist:
       ⟨http://git.kernel.org/cgit/linux/kernel/git/morgan/libcap.git

SIEHE AUCH

       clone(2), gettid(2), capabilities(7)

KOLOPHON

       Diese Seite  ist  Teil  der  Veröffentlichung  5.13  des  Projekts  Linux-man-pages.  Eine
       Beschreibung  des  Projekts,  Informationen,  wie  Fehler gemeldet werden können sowie die
       aktuelle Version dieser Seite finden sich unter https://www.kernel.org/doc/man-pages/.

ÜBERSETZUNG

       Die  deutsche  Übersetzung  dieser  Handbuchseite  wurde  von  Martin   Eberhard   Schauer
       <Martin.E.Schauer@gmx.de>,  Mario  Blättermann  <mario.blaettermann@gmail.com>, Dr. Tobias
       Quathamer <toddy@debian.org> und Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation;  lesen  Sie  die  GNU  General  Public  License
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