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BEZEICHNUNG

       sysctl - Systemparameter lesen/schreiben

ÜBERSICHT

       #include <unistd.h>
       #include <linux/sysctl.h>

       int _sysctl(struct __sysctl_args *args);

BESCHREIBUNG

       Dieser Systemaufruf existiert auf aktuellen Kerneln nicht mehr! Siehe ANMERKUNGEN.

       Der   Aufruf   _sysctl()  liest  und/oder  schreibt  Kernel-Parameter,  zum  Beispiel  den
       Rechnernamen oder die maximale Anzahl geöffneter Dateien. Das Argument hat die Form

           struct __sysctl_args {
               int    *name;    /* Variable beschreibender Vektor aus Ganzzahlen */
               int    nlen;     /* Länge dieses Vektors */
               void   *oldval;  /* 0 oder Adresse, an der der alte Wert gespeichert
                                   werden soll */
               size_t *oldlenp; /* verfügbarer Platz für den alten Wert, überschrieben
                                   durch die tatsächliche Größe des alten Wertes */
               void   *newval;  /* 0 oder Adresse des neuen Wertes */
               size_t  newlen;  /* Größe des neuen Wertes */
           };

       Dieser Aufruf sucht in einer Baumstruktur, die  möglicherweise  einer  Verzeichnisstruktur
       unter  /proc/sys  ähnelt,  und  ruft,  wenn  das  gewünschte  Element  gefunden wird, eine
       entsprechende Routine auf, um den Wert zu lesen oder zu verändern.

RÜCKGABEWERT

       Bei erfolgreichem Abschluss gibt _sysctl() 0 zurück. Andernfalls  wird  ein  Wert  von  -1
       zurückgegeben und errno entsprechend gesetzt.

FEHLER

       EACCES, EPERM
              keine  Suchrechte  für  eines  der vorgefundenen »Verzeichnisse«, keine Leserechte,
              wenn oldval nicht null war oder keine Schreibrechte, wenn newval nicht null war.

       EFAULT Der Aufruf fragte nach dem vorherigen Wert durch Setzen von oldval auf  einen  Wert
              ungleich NULL, stellte dafür aber keinen Platz in oldlenp zur Verfügung.

       ENOTDIR
              name wurde nicht gefunden.

VERSIONEN

       Dieser  Systemaufruf  erschien  erstmalig  in  Linux Version 1.3.57. Er wurde in Linux 5.5
       entfernt; die Glibc-Unterstützung wurde in Version 2.32 entfernt.

KONFORM ZU

       Dieser Aufruf ist Linux-spezifisch und sollte nicht  in  portierbaren  Programmen  benutzt
       werden.  Er  entstammt  BSD-4.4.  Ausschließlich  Linux  hat  das Abbild /proc/sys und die
       Schemata der Objektbenennung unterscheiden sich in Linux und 4.4BSD, aber die  Deklaration
       der Funktion sysctl() ist in beiden gleich.

ANMERKUNGEN

       Die  Verwendung  dieses Systemaufrufs war seit langem misbilligt: seit Linux 2.6.24 führte
       die Verwendung dieses Systemaufrufs zu Warnungen im Kernelprotokoll und in Linux 5.5 wurde
       der  Systemaufruf  schließlich  entfernt.  Verwenden  Sie  stattdessen  die  Schnittstelle
       /proc/sys.

       Beachten Sie, dass auf älteren Kerneln, auf denen dieser Systemaufruf noch  existiert,  er
       nur  verfügbar  ist,  wenn  der  Kernel  mit der Option CONFIG_SYSCTL_SYSCALL konfiguriert
       wurde. Desweiteren stellt Glibc keinen  Wrapper-Aufruf  für  diesen  Systemaufruf  bereit,
       daher muss syscall(2) verwandt werden.

FEHLER

       Die  Objektnamen  verändern  sich  zwischen  Kernel-Versionen, was diesen Systemaufruf für
       Anwendungen wertlos macht.

       Nicht alle verfügbaren Objekte sind richtig dokumentiert.

       Es ist noch nicht möglich, das Betriebssystem durch Schreiben nach /proc/sys/kernel/ostype
       zu ändern.

BEISPIELE

       #define _GNU_SOURCE
       #include <unistd.h>
       #include <sys/syscall.h>
       #include <string.h>
       #include <stdio.h>
       #include <stdlib.h>
       #include <linux/sysctl.h>

       int _sysctl(struct __sysctl_args *args );

       #define OSNAMESZ 100

       int
       main(void)
       {
           struct __sysctl_args args;
           char osname[OSNAMESZ];
           size_t osnamelth;
           int name[] = { CTL_KERN, KERN_OSTYPE };

           memset(&args, 0, sizeof(args));
           args.name = name;
           args.nlen = sizeof(name)/sizeof(name[0]);
           args.oldval = osname;
           args.oldlenp = &osnamelth;

           osnamelth = sizeof(osname);

           if (syscall(SYS__sysctl, &args) == -1) {
               perror("_sysctl");
               exit(EXIT_FAILURE);
           }
           printf("Auf dieser Maschine läuft %*s\n", osnamelth, osname);
           exit(EXIT_SUCCESS);
       }

SIEHE AUCH

       proc(5)

KOLOPHON

       Diese  Seite  ist  Teil  der  Veröffentlichung  5.13  des  Projekts  Linux-man-pages. Eine
       Beschreibung des Projekts, Informationen, wie Fehler  gemeldet  werden  können  sowie  die
       aktuelle Version dieser Seite finden sich unter https://www.kernel.org/doc/man-pages/.

ÜBERSETZUNG

       Die  deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Chris Leick <c.leick@vollbio.de>,
       Helge      Kreutzmann       <debian@helgefjell.de>       und       Mario       Blättermann
       <mario.blaettermann@gmail.com> erstellt.

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