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BEZEICHNUNG

       MMDF - Das Mailboxformat »Multi-channel Memorandum Distribution Facility«

BESCHREIBUNG

       Dieses  Dokument  beschreibt  das  Mailboxformat MMDF, das von einigen MTAs und MUAs (z.B.
       scomail(1)) verwendet wird, um E-Mails lokal zu speichern.

       Eine MMDF-Mailbox  ist  eine  Textdatei,  die  eine  beliebige  Anzahl  E-Mail-Nachrichten
       enthält.  Jede  Nachricht  besteht  aus  einem Stempel, gefolgt von einer E-Mail-Nachricht
       entsprechend RFC822/RFC2822, wiederum gefolgt  von  einem  Stempel.  Das  Dateiformat  ist
       zeilenorientiert.  Die  Zeilen  werden  durch  Zeilenvorschübe  getrennt  (ASCII 10). Eine
       Stempelzeile besteht aus den vier Zeichen »^A^A^A^A« (Strg-A; ASCII 1).

       Beispiel für eine MMDF-Mailbox, die zwei Nachrichten enthält:

              ^A^A^A^A
              From: example@example.com
              To: example@example.org
              Subject: test

              >Was ich über das MMDF-Format gelernt habe:
              ^A^A^A^A
              ^A^A^A^A
              From: example@example.com
              To: example@example.org
              Subject: test 2

              bar
              ^A^A^A^A

       Im Gegensatz zu den meisten anderen auf einer Einzeldatei basierenden Mailboxformaten  wie
       MBOXO  und  MBOXRD (siehe mbox(5)) ist es in MMDF-Mailboxen nicht nötig, die »From«-Zeilen
       in Anführungszeichen zu  setzen,  da  solche  Zeilen  in  diesem  Format  keine  besondere
       Bedeutung haben.

       Wenn die (üblicherweise durch stat(2) ermittelte) Änderungszeit einer nicht leeren Mailbox
       größer beziehungsweise neuer als die Zugriffszeit der Datei ist, dann  enthält  die  Datei
       neue  E-Mails.  Viele  MUAs  setzen  eine  »Status:«-Kopfzeile  in  jede  Nachricht, um zu
       bezeichnen, welche Nachrichten bereits gelesen wurden.

SPERREN

       Da auf MMDF-Dateien häufig von mehreren Programmen parallel zugegriffen wird,  sollte  der
       Zugriff auf diese Dateien generell nicht ohne Sperrung erfolgen.

       Allgemein werden drei Sperrmechanismen (und Kombinationen davon) verwendet:

       •      Das  Sperren  mit  fcntl(2)  wird  zumeist  auf aktuellen, POSIX-konformen Systemen
              verwendet. Die  Nutzung  dieser  Sperrmethode  ist  insbesondere  bei  MMDF-Dateien
              ratsam,  auf  die  über  das  Network File System (NFS) zugegriffen wird, da es die
              einzige  Möglichkeit  zu  sein  scheint,  die  Zwischenspeicher   von   NFS-Clients
              zuverlässig für ungültig zu erklären.

       •      Das Sperren mit flock(2) wird meist auf BSD-basierten Systemen verwendet.

       •      »Dotlocking«   wird   auf  allen  Systemtypen  verwendet.  Um  beispielsweise  eine
              MMDF-Datei namens  Mail-Ordner  zu  sperren,  legt  eine  Anwendung  zunächst  eine
              temporäre  Datei  mit einem eindeutigen Namen in dem Verzeichnis an, indem sich die
              Datei Mail-Ordner befindet. Die  Anwendung  versucht  dann,  mit  dem  Systemaufruf
              link(2)  einen  harten  Link  namens  Mail-Ordner.lock  zu  erstellen,  der auf die
              temporäre Datei zeigt. Der Erfolg des Systemaufrufs link(2) sollte  zusätzlich  mit
              stat(2)-Systemaufrufen  verifiziert  werden.  Falls  der  Link erfolgreich erstellt
              wurde, wird der Mail-Ordner als »dotlocked« betrachtet.  Der  Link  zur  temporären
              Datei kann daraufhin sicher entfernt werden.

              Um   die   Sperre   aufzuheben,   entfernt   eine   Anwendung   einfach  die  Datei
              Mail-Ordner.lock.

       Wenn mehrere Methoden kombiniert werden, sollte  bei  der  Implementierung  sichergestellt
       werden,  dass  die  nicht  blockierenden Varianten der Systemaufrufe fcntl(2) und flock(2)
       verwendet werden, um tote Verklemmungen zu vermeiden.

       Wenn mehrere Methoden kombiniert  werden,  darf  eine  MMDF-Datei  nicht  als  erfolgreich
       gesperrt betrachtet werden, bevor nicht alle einzelnen Sperren wirksam sind. Wenn eine der
       einzelnen Sperrmethoden scheitert, sollte eine Anwendung alle Sperren  aufheben,  die  sie
       erfolgreich  angewendet  hat  und  mit  dem  gesamten Sperrvorgang nach einer angemessenen
       Wartezeit von vorn beginnen.

       Der Sperrmechanismus auf einem bestimmten System ist eine Sache  der  lokalen  Regeln  und
       sollte  konsistent  von allen auf dem System installierten Anwendungen genutzt werden, die
       auf MMDF zugreifen.  Erfolgt  dies  nicht,  kann  es  zum  Verlust  von  E-Mail-Daten  und
       beschädigten MMDF-Dateien kommen.

KONFORM ZU

       MMDF ist kein Teil irgendeines gegenwärtig unterstützten Standards.

GESCHICHTE

       MMDF wurde von Dave Crocker an der University of Delaware entwickelt.

SIEHE AUCH

       scomail(1), fcntl(2), flock(2), link(2), stat(2), mbox(5), RFC822, RFC2822

AUTOR

       Urs Janssen ⟨urs@tin.org

ÜBERSETZUNG

       Die    deutsche   Übersetzung   dieser   Handbuchseite   wurde   von   Mario   Blättermann
       <mario.blaettermann@gmail.com> erstellt.

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