Provided by: manpages-de_4.15.0-9_all bug

BEZEICHNUNG

       sane-airscan - SANE-Backend für AirScan- (eSCL-) und WSD-Scanner und MFP

BESCHREIBUNG

       sane-airscan  ist  das  universelle Backend für »treiberloses« Dokumenten-Scannen. Derzeit
       werden zwei Protokolle unterstützt:

           1. eSCL, auch als AirScan oder AirPrint-Scan bekannt
           2. WSD, auch als WS-Scan bekannt

KONFIGURATION

       sane-airscan lädt seine Konfigurationsdatei aus den folgenden Orten:

           1. /etc/sane.d/airscan.conf
           2. /etc/sane.d/airscan.d/*

       Die Konfigurationsdateisyntax ist sehr  ähnlich  der  .INI-Dateisyntax.  Sie  besteht  aus
       Abschnitten; jeder Abschnitt enthält einige Variablen. Kommentare beginnen mit dem Zeichen
       »#« oder »;« und gehen bis zum Zeilenende.

           # Dies ist ein Kommentar
           [section 1]
           Variable 1 = Wert 1  ; und ein weiterer Kommentar
           Variable 2 = Wert 2

       Leerzeichen vor und nach  Variablennamen  und  -werten  werden  entfernt.  Falls  Sie  sie
       erhalten  möchten, stellen Sie den Namen oder den Wert in englische Anführungszeichen ("so
       wie hier").

GERÄTEKONFIGURATION

       Falls der Scanner und der Computer im gleichen LAN-Segment verbunden  sind,  sollte  alles
       Erwartete »einfach funktionieren«, ohne irgendwelche manuelle Konfiguration.

       Allerdings   kann   in   manchen   Fällen   eine  manuelle  Konfiguration  nützlich  sein,
       beispielsweise:

           1. Falls der Computer und Scanner über einen IP-Router verbunden sind
           2. Im Firmennetzwerk gibt es viele Geräte, aber nur ein paar davon sind
              von Interesse
           3. Die automatische Erkennung funktioniert unzuverlässig

       Um  ein  Gerät  manuell  zu  konfigurieren,  fügen  Sie  den   folgenden   Abschnitt   zur
       Konfigurationsdatei hinzu:

           [devices]
           "Kyocera eSCL" = http://192.168.1.102:9095/eSCL, eSCL
           "Kyocera WSD" = http://192.168.1.102:5358/WSDScanner, WSD
           "Geräte, die ich nicht sehen möchte" = disable

       Der  Abschnitt  [devices] enthält alle manuell konfigurierten Geräte, eine Zeile pro Gerät
       und jede Zeile enthält einen Gerätenamen auf der  linken  Seite  der  Gleichung  und  eine
       Geräte-URL  auf  der  rechten  Seite,  gefolgt  vom  Protokoll  (eSCL oder WSD). Falls das
       Protokoll nicht angegeben ist, wird eSCL angenommen. Sie können ein bestimmtes Gerät  auch
       mit dem Schlüsselwort disable an Stelle der URL deaktivieren.

       Zusätzlich  können  Sie  ein  Gerät  manuell  konfigurieren,  indem Sie seine URL in einem
       Gerätenamen übergeben, ohne sie zur Konfigurationsdatei hinzuzufügen. Das Format ist  hier
       Protokoll:Gerätename:URL.   Die   obigen   Beispiele   können   damit   als   escl:Kyocera
       eSCL:http://192.168.1.102:9095/eSCL                    und                     wsd:Kyocera
       WSD:http://192.168.1.102:5358/WSDScanner geschrieben werden.

       Um  die  URLs  der  verfügbaren Geräte herauszufinden, ist es am einfachsten, das Werkzeug
       airscan-discover(1) auf einem Computer auszuführen, der mit dem Scanner auf  dem  gleichen
       LAN-Segment  verbunden  ist.  Im  Erfolgsfall wird das Programm auf seiner Standardausgabe
       eine Liste von erkannten Geräten in einem Format rausschreiben, das für die Einbindung  in
       die Konfigurationsdatei geeignet ist.

       Falls  es  nicht  möglich  ist,  airscan-discover(1)  in  dem gleichen LAN-Segment wie der
       Scanner auszuführen, müssen Sie die aufwändige Methode wählen. Ihr Administrator muss  die
       Geräte-IP-Adressen  kennen,  lesen  Sie  das  Gerätehandbuch  für  den  eSCL-Port  und die
       URL-Pfadkomponente ist höchstwahrscheinlich  »/eSCL«  (allerdings  kann  sie  auf  einigen
       Geräten  auch  anders  lauten).  Die  Ermittlung  von  WSD-URLs  auf  diese Weise ist viel
       aufwändiger, da es sehr schwer ist, den TCP-Port und den URL-Pfad zu raten (als  im  Falle
       von eSCL).

       Für   eSCL-Geräte   kann   die   URL   auch   dem   Schema   unix://   folgen,   wie   bei
       unix://Scanner.Socket/eSCL. Der Rechneranteil aus der URL ist ein Dateiname, nach  dem  in
       dem  durch  socket_dir  festgelegten  Verzeichnis  gesucht  wird  (siehe  unten).  Bei der
       Verbindung mit dem Scanner wird sämtlicher Datenverkehr  zu  dem  angegebenen  UNIX-Socket
       statt zu einer TCP-Verbindung gesandt.

KONFIGURATIONSOPTIONEN

       In  den  Abschnitt  [options]  gehen  verschiedene  Optionen. Derzeit werden die folgenden
       Optionen unterstützt:

           [options]
           ; Falls es viele Scanner gibt und Sie nur an einigen davon interessiert
           ; sind, schalten Sie die automatische Erkennung aus und konfigurieren Sie
           ; die Scanner manuell
           discovery = enable | disable

           ; Wählen Sie aus, welche SANE-Apps in einer Geräteliste auftauchen:
           ; Scanner-Netzwerkname (die Vorgabe) oder den Hardware-Modellnamen
           model = network | hardware

           ; Falls Geräte sowohl eSCL- als auch das WSD-Protokoll unterstützen, kann
           ; Sane-airscan entweder das »beste« Protokoll automatisch auswählen oder
           ; dem Benutzer alle Varianten offenlegen und ihm eine manuelle
           ; Protokollauswahl ermöglichen.
           ; Die Vorgabe ist »auto«
           protocol = auto | manual

           ; Die Ermittlung von WSD-Geräten kann »fast« (schnell) oder »full«
           ; (vollständig) erfolgen. Der Modus »fast« arbeitet so schnell wie die
           ; DNS-SD-Ermittlung, kann aber in einigen Fällen unzuverlässig sein. Der
           ; Modus »full« ist langsam und zuverlässig. Es ist auch möglich, die
           ; automatische Ermittlung von WSD-Geräten zu deaktivieren.
           ; Die Vorgabe ist »fast«.
           ws-discovery = fast | full | off

           ; Scanner, die das Schema unix:// in ihrer URL verwenden, können nur einen
           ; Socket-Namen (keinen vollständigen Pfad) festlegen. In dem hier
           ; festgelegten Verzeichnis wird nach dem Namen gesucht.
           ; Die Vorgabe ist /var/run.
           socket_dir = /Pfad/zum/Verzeichnis

GERÄTE-AUSSCHLUSSLISTE

       Diese Funktionalität kann nützlich sein, wenn Sie an einem sehr großen Netzwerk hängen und
       es um Sie herum viele Geräte gibt, von denen Sie aber nur wenige interessieren.

           [blacklist]
           model = "Xerox*"       ; Ausschluss über Modellname
           name  = "HP*"          ; Ausschluss über Netzwerkname
           ip    = 192.168.0.1    ; Ausschluss über Adresse
           ip    = 192.168.0.0/24 ; Ausschluss des gesamten Subnetzes

       Netzwerknamen   kommen  von  DNS-SD,  WS-Discovery  stellt  diese  Information  nicht  zur
       Verfügung. Damit das Filtern nach Netzwerknamen funktioniert, muss  Avahi  aktiviert  sein
       und  die  Geräte müssen mittels DNS-SD erkennbar sein (nicht notwendigerweise als Scanner,
       es reicht, wenn WSD-Scanner als Drucker über DNS-SD erkannt werden können).

       Ausschlusslisten betreffen nur die automatische Erkennung und betreffen nicht die  manuell
       konfigurierten Geräte.

DEBUGGING

       Sane-airscan  stellt  eine  sehr gute Instrumentierung für die Fehlersuche ohne physischen
       Zugriff auf das problematische Gerät bereit.

       Die Debugging-Einrichtungen können über  den  Abschnitt  [debug]  der  Konfigurationsdatei
       gesteuert werden.

           [debug]
           ; Protokollieren auf der Konsole aktivieren oder deaktivieren
           enable = false | true

           : Protokoll-Nachverfolgung aktivieren und Ausgabeverzeichnis für
           ; Nachverfolgungsdateien konfigurieren. Um einen Pfad relativ zum Home-
           ; Verzeichnis festzulegen, starten Sie ihn wie in der Shell mit einer
           ; Tilde, gefolgt von einem Schrägstrich, d.h. »~/airscan/trace«. Das
           ; Verzeichnis wird automatisch erstellt.
           trace = Pfad

           ; Sämtlichen Verkehr zur Nachverfolgungsdatei hexadezimal rausschreiben
           ; (sehr ausführlich!)
           hexdump = false | true

DATEIEN

       /etc/sane.d/airscan.conf, /etc/sane.d/airscan.d/*
              Die Konfigurationsdatei des Backends.

       /usr/LIBDIR/sane/libsane-airscan.so
              Die dynamische Bibliothek, die dieses Backend implementiert.

UMGEBUNGSVARIABLEN

       SANE_DEBUG_AIRSCAN
              Falls  diese  Variable  auf true oder einen von Null verschiedenen numerischen Wert
              gesetzt wird, dann werden Debug-Meldungen aktiviert, die  auf  die  Standardausgabe
              geschrieben werden.

       SANE_CONFIG_DIR
              Diese  Variable  ändert  den  Suchpfad  für  Konfigurationsdateien.  Dies  ist eine
              Doppelpunkt-getrennte Liste von Verzeichnissen. In diesen Verzeichnissen wird  nach
              der  Konfigurationsdatei  airscan.conf  und dem Unterverzeichnis airscan.d gesucht,
              bevor der Standardpfad (/etc/sane.d) durchsucht wird.

FEHLER UND UNTERSTÜTZUNG

       Falls Sie einen Fehler gefunden haben, reichen Sie auf der GitHub-Projektseite bitte  eine
       Meldung (»issue«) auf Englisch ein: https://github.com/alexpevzner/sane-airscan.

SIEHE AUCH

       sane(7), scanimage(1), xsane(1), airscan-discover(1)

AUTOR

       Alexander Pevzner <pzz@apevzner.com>

ÜBERSETZUNG

       Die    deutsche    Übersetzung   dieser   Handbuchseite   wurde   von   Helge   Kreutzmann
       <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation;  lesen  Sie  die  GNU  General  Public  License
       Version  3 ⟨https://www.gnu.org/licenses/gpl-3.0.html⟩ oder neuer bezüglich der Copyright-
       Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

       Wenn Sie Fehler in der Übersetzung dieser Handbuchseite finden, schicken Sie bitte eine E-
       Mail an die Mailingliste der Übersetzer ⟨debian-l10n-german@lists.debian.org⟩.

                                             Mai 2021                             SANE-AIRSCAN(5)