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BEZEICHNUNG

       systemd.offline-updates - Implementierung von Offline-Aktualisierungen in Systemd

OFFLINE SYSTEM-AKTUALISIERUNGEN IMPLEMENTIEREN

       Diese Handbuchseite beschreibt, wie die »offline« Systemaktualisierungen mit Systemd
       realisiert werden. Unter dem Begriff »offline« Betriebssystemaktualisierungen verstehen
       wir Paketinstallationen und -aktualisierungen, die ausgeführt werden, ohne dass das System
       in einen besonderen Systemaktualisierungsmodus gestartet wurde, um Probleme in Bezug auf
       Konflikte bei Bibliotheken und Diensten, die derzeit laufen, mit denen auf der Platte zu
       vermeiden. Dieses Dokument wurde vom GNOME Design-Whiteboard[1] inspiriert.

       Die Logik:

        1. Der Paketverwalter bereitet Systemaktualisierungen vor, indem er alle offline zu
           aktualisierenden (.rpm- oder .deb- oder was auch immer) Pakete in ein spezielles
           Verzeichnis /var/lib/system-update (oder ein anderes Verzeichnis nach Wahl des
           Paket-/Upgrade-Verwalters) herunterlädt.

        2. Wenn der Benutzer die Aktualisierung bestätigt hat, wird der Symlink /system-update,
           der auf /var/lib/system-update (oder wo auch immer das Verzeichnis mit den
           Upgrade-Dateien sich befindet) zeigt, erstellt, und das System wird neu gestartet.
           Dieser Symlink ist im Wurzelverzeichnis, da er sehr früh im Systemstartprozess geprüft
           werden muss, zu einem Zeitpunkt, an dem /var/ noch nicht verfügbar ist.

        3. Sehr früh im Systemstartprozess prüft systemd-system-update-generator(8) ob
           /system-update existiert. Falls das der Fall ist, wird (temporär und nur für diesen
           Systemstart) default.target auf system-update.target umgelenkt (d.h. ein Symlink
           angelegt). Letzteres ist ein besonderes Ziel, das das Basissystem (d.h.
           sysinit.target, so dass alle Dateisysteme eingehängt sind, aber nicht viel mehr) und
           die Systemaktualisierungs-Units hereinzieht.

        4. Das System fährt jetzt fort, in default.target und damit in system-update.target zu
           starten. Dieses Ziel zieht alle Systemaktualisierungs-Units herein. Nur ein Dienst
           sollte Aktualisierungen durchführen (siehe den nächsten Punkt) und alle anderen
           sollten sich sauber mit einem Rückgabecode »success« und ohne etwas weiteres
           durchzuführen beenden. Aktualisierungsdienste sollten nach sysinit.target angeordnet
           sein, so dass die Aktualisierung beginnt, nachdem alle Dateisysteme eingehängt wurden.

        5. Im ersten Schritt sollte ein Aktualisierungsdienst prüfen, ob der Symlink
           /system-update auf dem vom Aktualisierungsdienst verwandten Ort zeigt. Falls er nicht
           existiert oder an einen anderen Ort zeigt, muss sich der Dienst fehlerfrei beenden. Es
           ist möglich, dass mehrere Aktualisierungsdienste installiert sind und mehrere
           Aktualisierungsdienste parallel gestartet sind und nur derjenige, der dem Werkzeug
           entspricht, das den Symlink vor dem Neustart erstellte, sollte irgendwelche Aktionen
           durchführen. Es ist nicht sicher, mehrere Aktualisierungen parallel durchzuführen.

        6. Der Aktualisierungsdienst sollte jetzt seine Aufgabe erledigen. Falls zutreffend und
           möglich, sollte er einen Dateisystemschnappschuss erstellen, dann alle Pakete
           installieren. Nach dem Abschluss (unabhängig davon, ob die Aktualisierung gelungen
           oder fehlgeschlagen ist) muss die Maschine neu gestartet werden, beispielsweise durch
           Aufruf von systemctl reboot. Im Fehlerfall sollte das Skript zusätzlich auf den alten
           Dateisystemschnappschuss (ohne den Symlink) zurückkehren.

        7. Das Upgrade-Skript sollte sich nur beenden, wenn die Aktualisierung abgeschlossen ist.
           Es wird erwartet, dass der Dienst, der das Upgrade durchführt, einen Systemneustart
           auslöst, nachdem er fertig ist. Falls das system-update.target erfolgreich erreicht
           wurde, d.h. alle Aktualisierungsdienste ausgeführt wurden und der Symlink
           /system-update immer noch existiert, wird dieser entfernt und als Sicherheitsmaßnahme
           die Maschine neu gestartet.

        8. Nach einem Neustart, nun dass der Symlink /system-update verschwunden ist, wird der
           Generator default.target nicht mehr umleiten und das System nun wieder in das
           Standardziel starten.

EMPFEHLUNGEN

        1. Um für mehr Robustheit zu sorgen, empfehlen wir, das Aktualisierungsskript mittels
           eines Symlinks .wants/ in dem Distributionspaket in system-update.target einzuhängen,
           statt in Postinst-Skriptstücken im Paket von systemctl enable abzuhängen. Für Ihre
           Aktualisierungsskripte sollten Sie konkreter eine Datei .service ohne Abschnitt
           »[Install]« erstellen und dann einen Symlink der Art
           /lib/systemd/system/system-update.target.wants/foobar.service → ../foobar.service zu
           Ihrem Paket hinzufügen.

        2. Stellen Sie sicher, dass der Symlink /system-update in Ihrem Aktualisierungsskript so
           früh wie möglich entfernt wird, um im Fehlerfall Neustartschleifen zu vermeiden.

        3. Verwenden Sie FailureAction=reboot in der Dienstedatei Ihres Aktualisierungsskriptes,
           um sicherzustellen, dass automatisch ein Neustart ausgelöst wird, falls die
           Aktualisierung fehlschlägt. FailureAction= stellt sicher, dass die festgelegte Unit
           aktiviert ist, falls Ihr Skript sich unsauber beendet (mit einem von Null
           verschiedenen Fehler-Code oder einem Signal/Speicherauszug). Falls Ihr Skript sich
           erfolgreich beendet, sollten Sie den Systemneustart in Ihrem Code auslösen,
           beispielsweise durch den Aufruf Reboot() von logind oder dem Aufruf von systemctl
           reboot. Siehe org.freedesktop.login1(5) für Details über das Logind-D-Bus-API.

        4. Der Aktualisierungsdienst sollte DefaultDependencies=no, Requires=sysinit.target,
           After=sysinit.target, After=system-update-pre.target, Before=system-update.target und
           explizit alle benötigten Dienste hereinziehen.

        5. Es kann wünschenswert sein, immer eine Hilfs-Unit beim Starten in den
           offline-updates-Modus zu betreiben, die selbst keine Aktualisierungen installiert. Um
           dies zu erledigen, erstellen Sie eine .service-Datei mit
           Wants=system-update-pre.target und Before=system-update-pre.target und fügen Sie einen
           Symlink auf diese Datei unter /lib/systemd/system-update.target.wants hinzu..

SIEHE AUCH

       systemd(1), systemd.generator(7), systemd-system-update-generator(8),
       dnf.plugin.system-upgrade(8)

ANMERKUNGEN

        1. GNOME Design-Whiteboard
           https://wiki.gnome.org/Design/OS/SoftwareUpdates

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann
       <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License
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