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BEZEICHNUNG

       kernel-install - Fügt Kernel und Initramfs-Images zu /boot hinzu und entfernt sie von dort

ÜBERSICHT

       kernel-install BEFEHL [OPTIONEN…] KERNEL-VERSION KERNEL-ABBILD [INITRD-DATEI…]

BESCHREIBUNG

       kernel-install wird dazu verwandt, Kernel und Initramfs-Images in die Bootloader-Partition
       zu installieren und sie von dort wieder zu entfernen. Dies wird hier mit $BOOT
       referenziert. Normalerweise ist es entweder /boot/, /efi/ oder /boot/efi/, siehe unten.

       kernel-install führt die im Verzeichnis /usr/lib/kernel/install.d/ und dem lokalen
       Administratorverzeichnis /etc/kernel/install.d/ befindlichen ausführbaren Dateien
       (»Erweiterungen«) aus. Alle Dateien werden gemeinsam sortiert und in lexikalischer
       Reihenfolge ausgeführt, unabhängig davon, in welchem Verzeichnis sie sich befinden.
       Allerdings ersetzen Dateien mit gleichem Dateinamen einander. Dateien in
       /etc/kernel/install.d/ haben gegenüber Dateien mit dem gleichen Namen in
       /usr/lib/kernel/install.d/ Vorrang. Dies kann dazu benutzt werden, um bei Bedarf vom
       System bereitgestellte Programme mit einer lokalen Datei außer Kraft zu setzen. Ein
       symbolischer Link in /etc/kernel/install.d/ auf /dev/null mit dem gleichen Namen wie das
       Programm in /usr/lib/kernel/install.d/ deaktiviert das Programm komplett. Programme müssen
       die Erweiterung ».install« tragen, andere Erweiterungen werden ignoriert.

       Ein in diesen Verzeichnissen abgelegtes Programm sollte im Erfolgsfall 0 zurückliefern. Es
       darf auch 77 zurückliefern, womit die gesamte Aktion beendet wird (Programme später in der
       lexikalischen Reihenfolge werden übersprungen).

BEFEHLE

       Die folgenden Befehle werden verstanden:

       add KERNEL-VERSION KERNEL-ABBILD [INITRD-DATEI …]
           Dieser Befehl erwartet eine Kernelversionszeichenkette und einen Pfad zu einer
           Kernel-Abbild-Datei als Argument. Optional können auch eine oder mehrere
           RAM-Disk-Abbilder festgelegt werden (beachten Sie, dass Erweiterungen zusätzliche
           erstellen könnten). kernel-install führt die ausführbaren Dateien aus
           /usr/lib/kernel/install.d/*.install und /etc/kernel/install.d/*.install (d.h. die
           Erweiterungen) mit folgenden Argumenten aus:

               add KERNEL-VERSION $BOOT/ZUGANGSMERKMAL/KERNEL-VERSION/ KERNEL-ABBILD [INITRD-DATEI …]

           Das dritte Argument bezieht sich direkt auf den Pfad, unter dem Kernelabbilder,
           anfängliche RAM-Plattenabbilder und andere Ressourcen für Systemladerspezifikation[1]
           Typ-#1-Zugänge abgelegt werden (das »Zugangsverzeichnis«). Falls andere
           Systemstartprogramm-Schemata verwandt werden, könnte dieser Parameter ignoriert
           werden. Die Zeichenkette ZUGANGSMERKMAL ist typischerweise die Maschinenkennung und
           soll die lokale Installation auf dem System identifizieren. Details sind nachfolgend
           beschrieben.

           Die Vorgabeerweiterungen führen in diesem Fall die folgenden Aktionen aus:

           •   kernel-install erstellt $BOOT/ZUGANGSMERKMAL/KERNEL-VERSION, falls aktiviert
               (siehe $KERNEL_INSTALL_LAYOUT).

           •   50-depmod.install führt depmod(8) für die KERNEL-VERSION aus.

           •   90-loaderentry.install kopiert KERNEL-ABBILD nach
               $BOOT/ZUGANGSMERKMAL/KERNEL-VERSION/linux. Falls INITRD-DATEIen zur Verfügung
               gestellt werden, kopiert sie die Erweiterung auch nach
               $BOOT/ZUGANGSMERKMAL/KERNEL-VERSION/INITRD-DATEI. Sie erstellt auch laut der
               Systemstartladeprogramm-(Bootloader)-Spezifikation[1] (Typ #1) einen
               Systemstartladeprogrammeintrag in
               $BOOT/loader/entries/ZUGANGSMERKMAL-KERNEL-VERSION.conf. Der Titel des Eintrags
               ist der in /etc/os-release oder /usr/lib/os-release (falls erstere nicht
               existiert) im Parameter PRETTY_NAME festgelegte Name oder »Linux KERNEL-VERSION«,
               falls dieser nicht gesetzt ist.

               Falls $KERNEL_INSTALL_LAYOUT nicht »bls« ist, macht diese Erweiterung nichts.

       remove KERNEL-VERSION
           Dieser Befehl erwartet eine Kernelversionszeichenkette als einzelnes Argument. Er ruft
           Programme aus /usr/lib/kernel/install.d/*.install und /etc/kernel/install.d/*.install
           mit den folgenden Argumenten auf:

               remove KERNEL-VERSION $BOOT/ZUGANGSMERKMAL/KERNEL-VERSION/

           Anschließend entfernt kernel-install das Zugangsverzeichnis
           $BOOT/ZUGANGSMERKMAL/KERNEL-VERSION/ und seine Inhalte, falls es existiert.

           Die Vorgabeerweiterungen führen in diesem Fall die folgenden Aktionen aus:

           •   50-depmod.install entfernt die durch depmod für diesen Kernel erstellten Dateien
               wieder.

           •   90-loaderentry.install entfernt die Datei
               $BOOT/loader/entries/ZUGANGSMERKMAL-KERNEL-VERSION.conf.

       inspect
           Zeigt die verschiedenen konfigurierten oder automatisch erkannten Pfade. Insbesondere
           zeigt dies die Werte der verschiedenen, nachfolgend aufgeführten Umgebungsvariablen
           $KERNEL_INSTALL_*.

DIE PARTITION »$BOOT«

       Die Partition, in der die Kernel und die Schnipsel der Bootloader-Spezifikation[1] liegen,
       wird $BOOT genannt. kernel-install bestimmt den Ort dieser Partition durch Überprüfung von
       nacheinander /efi/, /boot/ und /boot/efi/. Der erste Ort, an dem $BOOT/loader/entries/
       oder $BOOT/ZUGANGSMERKMAL/ existiert, wird verwandt.

OPTIONEN

       Die folgenden Optionen werden verstanden:

       -v, --verbose
           gibt zusätzliche Informationen über durchgeführte Aktionen aus.

       -h, --help
           Zeigt einen kurzen Hilfetext an und beendet das Programm.

       --version
           Zeigt eine kurze Versionszeichenkette an und beendet das Programm.

UMGEBUNGSVARIABLEN

       Es wird $KERNEL_INSTALL_VERBOSE=1 für die Erweiterungen gesetzt, falls --verbose verwandt
       wird. Sie können in diesem Fall zusätzliche Protokollmeldungen ausgeben.

       Falls beim Aufruf von kernel-install MACHINE_ID gesetzt und nicht leer ist, wird sie als
       MASCHINENKENNUNG verwandt und damit werden alle automatischen Erkennungsversuche außer
       Kraft gesetzt. Der Wert muss eine gültige Maschinenkennung sein (32 hexadezimale Zeichen).

       $KERNEL_INSTALL_MACHINE_ID wird für die Erweiterungen auf die gewünschte zu verwendende
       MASCHINENKENNUNG gesetzt. Es ist immer eine 128-bit-Kennung und typischerweise die Kennung
       aus /etc/machine-id oder eine, die mittels $MACHINE_ID übergeben wurde. (Falls über diese
       Methoden keine Maschinenkennung festgelegt wurde, dann kann sie von kernel-install
       zufällig erstellt werden, sie gilt dann nur für diesen Aufruf.)

       $KERNEL_INSTALL_ENTRY_TOKEN wird für Erweiterungen auf das gewünschte, zu verwendene
       Zugangs-»Merkmal« gesetzt. Es ist ein Kennzeichner, der zur Identifizierung der lokalen
       Installation verwandt wird und oft die Maschinenkennung ist, dh. identisch zu
       $KERNEL_INSTALL_MACHINE_ID. Es kann aber auch eine andere Art von Kennzeichner sein,
       beispielsweise eine feste Zeichenkette oder die Werte ID=, IMAGE_ID= aus /etc/os-release.
       Die hier übergebene Zeichenkette wird dazu verwandt, die
       Systemlader-Spezifikationseinträge zu benennen oder die Verzeichnisse, in die das
       Kernelabbild und die anfänglichen RAM-Plattenabbilder abgelegt werden. Beachten Sie, dass
       oft $KERNEL_INSTALL_ENTRY_TOKEN und $KERNEL_INSTALL_MACHINE_ID auf die gleichen Werte
       gesetzt werden, aber der erste Wert eine beliebige kurze Zeichenkette sein kann, während
       letzterer garantiert eine gültige 32-Zeichen-Kennung in kleingeschriebener hexadezimaler
       Form ist. Das zu verwendende Zugangsmerkmal wird aus /etc/kernel/entry-token gelesen,
       falls diese existiert. Andernfalls werden einige mögliche Kandidaten unterhalb von $BOOT
       nach Systemlader-Spezifikation-Typ-1-Zugangsverzeichnissen durchsucht und, falls diese
       gefunden werden, wird daraus das Zugangsmerkmal abgeleitet. Falls das nicht erfolgreich
       ist, wird die Maschinenkennung als Rückfalloption verwandt.

       KERNEL_INSTALL_BOOT_ROOT= wird für die Erweiterungen auf den absoluten Pfad des
       Wurzelverzeichnisses (normalerweise den Einhängepunkt) der Hierarchie gesetzt, in der
       Systemstartprogramm-Einträge, Kernel-Abbilder und zugehörige Ressourcen abgelegt werden
       sollen. Dies ist normalerweise der Pfad, auf dem die XBOOTLDR-Partition oder die ESP
       (EFI-Systempartition) eingehängt sind. Dieser kann konzeptionell auch mittels $BOOT
       referenziert werden. Kann mit BOOT_ROOT außer Kraft gesetzt werden.

       KERNEL_INSTALL_LAYOUT=bls|other|… wird für die Erweiterungen zur Angabe des
       Installationslayouts festgelegt. Standardmäßig bls, falls $BOOT/ZUGANGSMERKMAL existiert
       oder ansonsten other. Per Konvention können zusätzliche Layoutnamen definiert sein. Falls
       eine Erweiterung ein bestimmtes Layout verwendet, wird empfohlen, dass ein eigener
       Layoutname erklärt und layout= während der Installation in install.conf konfiguriert wird.
       Die folgenden Werte werden derzeit verstanden:

       bls
           Standard Systemladerspezifikation[1]-Typ-#1-Layout, kompatibel mit systemd-boot(7):
           Einträge in $BOOT/loader/entries/ZUGANGSMERKMAL-KERNELVERSION[+VERSUCHEN].conf, Kernel
           und Initrds unter $BOOT/ZUGANGSMERKMAL/KERNELVERSION/

           Implementiert durch 90-loaderentry.install.

       other
           Anderes, von kernel-install nicht nativ verstandenes Layout.

       $KERNEL_INSTALL_INITRD_GENERATOR ist für Erweiterungen gesetzt, um den Initrd-Generator
       auszuwählen. Dies kann über initrd_generator= in install.conf konfiguriert werden. Siehe
       unten.

       $KERNEL_INSTALL_STAGING_AREA ist für Erweiterungen auf einen Pfad zu einem Verzeichnis
       gesetzt. Erweiterungen können Ergänzungsdateien in diesem Verzeichnis sein und sie werden
       als Teil des Lader-Zugangs installiert, basierend auf dem Dateinamen und der Erweiterung.

EXIT-STATUS

       Falls alle Programme 0 oder 77 zurückliefern, wird 0 zurückgeliefert, andernfalls ein von
       Null verschiedener Fehlercode.

DATEIEN

       /usr/lib/kernel/install.d/*.install /etc/kernel/install.d/*.install
           Ergänzungsdateien, die durch kernel-install ausgeführt werden.

       /usr/lib/kernel/cmdline /etc/kernel/cmdline /proc/cmdline
           Wird von 90-loaderentry.install gelesen. Der Inhalt der Datei /etc/kernel/cmdline legt
           die zu verwendende Kernelbefehlszeile fest. Falls die Datei nicht existiert, wird
           /usr/lib/kernel/cmdline verwandt. Falls auch diese Datei nicht existiert, wird
           /proc/cmdline verwandt.

       /etc/kernel/tries
           Wird von 90-loaderentry.install gelesen. Falls diese Datei existiert, wird aus ihr ein
           numerischer Wert gelesen und die Benennung der erstellten Eintragsdatei wird leicht
           geändert, um ihn als
           $BOOT/loader/entries/MASCHINENKENNUNG-KERNEL-VERSION+VERSUCHE.conf aufzunehmen. Dies
           ist für Systemstartprogramme wie systemd-boot(7) nützlich, die
           Systemstartversuchezähler implementieren, bei der der Zähler in den Eintragsdateinamen
           eingebettet ist.

       /etc/kernel/entry-token
           Falls diese Datei existiert, wird sie gelesen und als »Zugangsmerkmal« für dieses
           System verwandt, d.h. sie wird für die Benennung von
           Systemlader-Spezifikationseinträge verwandt, siehe vorstehenden
           $KERNEL_INSTALL_ENTRY_TOKEN für Details.

       /etc/machine-id
           Der Inhalt dieser Datei legt die Maschinenkennung MASCHINENKENNUNG fest.

       /etc/os-release /usr/lib/os-release
           Wird von 90-loaderentry.install gelesen. Falls verfügbar, wird PRETTY_NAME= aus diesen
           Dateien gelesen und als den Titel für den Systemstarteintrag verwandt. Andernfalls
           wird »Linux KERNELVERSION« verwandt.

       /usr/lib/kernel/install.conf /etc/kernel/install.conf
           Konfigurationsoptionen für kernel-install als Serie von SCHLÜSSEL=WERT-Zuweisungen,
           kompatibel zur Shell-Syntax. Derzeit unterstützt dies zwei Schlüssel: layout= und
           initrd_generator=. Details hierzu finden Sie in vorstehendem Abschnitt
           Umgebungsvariablen.

SIEHE AUCH

       machine-id(5), os-release(5), depmod(8), systemd-boot(7),
       Systemstartladeprogrammspezifikation[1]

ANMERKUNGEN

        1. Systemladerspezifikation
           https://systemd.io/BOOT_LOADER_SPECIFICATION

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann
       <debian@helgefjell.de> erstellt.

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