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BEZEICHNUNG

       malloc, free, calloc, realloc, reallocarray - dynamischen Speicher belegen und freigeben

BIBLIOTHEK

       Standard-C-Bibliothek (libc, -lc)

ÜBERSICHT

       #include <stdlib.h>

       void *malloc(size_t Größe);
       void free(void *ptr);
       void *calloc(size_t nmemb, size_t Größe);
       void *realloc(void *ptr, size_t Größe);
       void *reallocarray(void *ptr, size_t nmemb, size_t Größe);

   Mit Glibc erforderliche Feature-Test-Makros (siehe feature_test_macros(7)):

       reallocarray():
           Seit Glibc 2.29:
               _DEFAULT_SOURCE
           Glibc 2.28 und älter:
               _GNU_SOURCE

BESCHREIBUNG

   malloc()
       Die  Funktion  malloc()  belegt  Größe  Byte  und  gibt  einen  Zeiger  auf  den  belegten
       Speicherbereich zurück. Der Speicher wird nicht initialisiert. Falls  Größe  0  ist,  wird
       malloc()  einen  eindeutigen  Zeigerwert  zurückgeben,  der  später  erfolgreich an free()
       übergeben werden kann. (Siehe »Nichtportables Verhalten« für Portabilitäts-Probleme.)

   free()
       free() gibt den Speicher frei, auf den ptr zeigt, welcher von einem  früheren  Aufruf  von
       malloc()  oder  verwandten  Funktionen  belegt worden sein muss. Andernfalls oder wenn ptr
       bereits freigegeben wurde, ist das Verhalten nicht definiert.  Wenn  ptr  NULL  ist,  wird
       keine Operation ausgeführt.

   calloc()
       Die  Funktion  calloc()  belegt  Speicher  für ein Feld von nmemb Elementen der jeweiligen
       Größe Größe und liefert einen Zeiger auf den belegten Speicher zurück. Der  Speicher  wird
       auf  0  gesetzt.  Falls nmemb oder Größe 0 ist, wird calloc() einen eindeutigen Zeigerwert
       zurückgeben, der später erfolgreich an free() übergeben werden kann.

       Falls die Multiplikation von nmemb und Größe zu einem Ganzzahlüberlauf führen würde,  dann
       liefert  calloc() einen Fehler zurück. Im Gegensatz dazu würde ein Ganzzahlüberlauf in dem
       nachfolgenden Aufruf von malloc() nicht erkannt  werden,  was  zu  einer  Zuweisung  eines
       Speicherblocks mit falscher Größe führen würde:

           malloc(nmemb * Größe);

   realloc()
       realloc()  ändert  die  Größe  des  Speicherblocks, auf den ptr zeigt, auf Größe Byte. Der
       Inhalt des Speichers bleibt im Bereich vom Anfang des Speicherbereichs bis zum Minimum von
       alter  und  neuer Größe unverändert. Falls die neue Größe die alte überschreitet, wird der
       zusätzliche Speicher nicht initialisiert.

       Falls ptr gleich NULL ist, ist der Aufruf äquivalent zu malloc(Größe).

       falls die Größe gleich Null und ptr von NULL verschieden ist, ist der Aufruf äquivalent zu
       free(ptr) (siehe aber »Nichtportables Verhalten« für Portabilitäts-Probleme.)

       Wenn  ptr  nicht  NULL ist, muss er von einem früheren Aufruf von malloc() oder verwandten
       Funktionen zurückgegeben  worden  sein.  Falls  der  Bereich,  auf  den  verwiesen  wurde,
       verschoben wurde, wird free(ptr) aufgerufen.

   reallocarray()
       Die  Funktion  reallocarray() ändert die Größe des Speicherblocks, auf den ptr zeigt, (und
       verschiebt ihn möglicherweise,) damit er groß genug für ein Feld von nmemb  Elementen  mit
       jeweils Größe Byte ist. Sie ist äquivalent zu dem Aufruf:

           realloc(ptr, nmemb * Größe);

       Allerdings  schlägt  reallocarray(),  anders als obiger Aufruf von realloc(), sicher fehl,
       wenn  die  Multiplikation  überliefe.  Falls  solch   ein   Überlauf   auftritt,   liefert
       reallocarray() einen Fehler zurück.

RÜCKGABEWERT

       Die  Funktionen  malloc(), calloc(), realloc() und reallocarray() liefern einen Zeiger auf
       den reservierten Speicher, der geeignet für jeden Typ, der in die angeforderte Größe  oder
       weniger  passt, ausgerichtet ist. Tritt ein Fehler auf, geben diese Funktionen NULL zurück
       und setzen errno. Versuche, mehr als PTRDIFF_MAX byte zu  belegen,  wird  als  ein  Fehler
       betrachtet,  da  ein  Objekt dieser Größe bei späterer Zeigersubtraktion zu einem Überlauf
       führen könnte.

       Die Funktion free() gibt keinen Wert zurück und erhält errno.

       Die Funktionen realloc() und reallocarray() liefern NULL zurück, falls ptr nicht NULL  ist
       und  die  angeforderte  Größe  Null  ist;  dies  wird  nicht als Fehler betrachtet. (Siehe
       »Nichtportables   Verhalten«   für   Portabilitäts-Probleme.)   Andernfalls    kann    der
       zurückgelieferte  Zeiger  zu ptr identisch sein, falls die Belegung nicht verschoben wurde
       (z.B. weil genug Platz vorhanden war, um die Belegung am Ort selbst  zu  vergrößern)  oder
       sich von ptr unterscheiden, falls die Belegung an eine neue Adresse verschoben wurde. Wenn
       diese Funktionen scheitern, bleibt der ursprüngliche Block unverändert  -  er  wird  nicht
       freigegeben oder verschoben.

FEHLER

       calloc(),  malloc(),  realloc()  und  reallocarray()  können  mit  den  folgenden  Fehlern
       fehlschlagen:

       ENOMEM Speicher erschöpft. Möglicherweise erreichte  die  Anwendung  die  in  getrlimit(2)
              beschriebene Grenze RLIMIT_AS oder RLIMIT_DATA.

VERSIONEN

       reallocarray() wurde in Glibc 2.26 hinzugefügt.

       malloc() und verwandte Funktionen lehnen seit Glibc 2.30 Größen größer als PTRDIFF_MAX ab.

       Seit Glibc 2.33 erhält free() errno.

ATTRIBUTE

       Siehe attributes(7) für eine Erläuterung der in diesem Abschnitt verwandten Ausdrücke.

       ┌───────────────────────────────────────────────────────┬───────────────────────┬─────────┐
       │SchnittstelleAttributWert    │
       ├───────────────────────────────────────────────────────┼───────────────────────┼─────────┤
       │malloc(), free(), calloc(), realloc()                  │ Multithread-Fähigkeit │ MT-Safe │
       └───────────────────────────────────────────────────────┴───────────────────────┴─────────┘

STANDARDS

       malloc(), free(), calloc(), realloc(): POSIX.1-2001, POSIX.1-2008, C99.

       reallocarray() ist eine nicht standardisierte Erweiterung, die erstmals in OpenBSD 5.6 und
       FreeBSD 11.0 erschien.

ANMERKUNGEN

       Standardmäßig verfolgt Linux eine optimistische Strategie bei der  Speicherzuweisung.  Das
       bedeutet  nicht,  dass der Speicher garantiert verfügbar ist, wenn malloc() einen von NULL
       verschiedenen Zeiger zurück gibt. Falls es sich herausstellt, dass das System über  keinen
       freien  Speicher  verfügt,  werden  ein  oder mehrere Prozesse vom OOM-Killer getötet. Für
       weitere  Informationen  siehe  die  Beschreibung  von  /proc/sys/vm/overcommit_memory  und
       /proc/sys/vm/oom_adj      in      proc(5)      sowie      die      Linux-Kernel-Quelldatei
       Documentation/vm/overcommit-accounting.rst.

       Normalerweise stellt malloc() Speicher auf dem Heap bereit und passt je  nach  Bedarf  die
       Größe  des  Heaps  mittels  sbrk(2)  an.  Bei der Zuweisung von Speicherblöcken größer als
       MMAP_THRESHOLD Bytes  reserviert  die  Glibc-Implementierung  von  malloc()  mithilfe  von
       mmap(2)  den  Speicher als ein privates anonymes Mapping. MMAP_THRESHOLD ist standardmäßig
       128 kB, kann aber mittels mallopt(3) angepasst werden. Vor Linux 4.7 waren  Reservierungen
       unter  Verwendung  von mmap(2) von der Ressourcenbeschränkung RLIMIT_DATA nicht betroffen;
       seit  Linux  4.7  wird  diese  Beschränkung  auch  bei  Reservierungen   mittels   mmap(2)
       durchgesetzt.

       Um Verfälschungen in Multithread-Anwendungen zu vermeiden, werden intern Mutexe zum Schutz
       der Speicherverwaltungs-Datenstrukturen eingesetzt,  die  von  diesen  Funktionen  genutzt
       werden.  In  einer  Multithread-Anwendung, in denen Threads gleichzeitig Speicher zuweisen
       und freigeben, könnte es Zugangskonflikte für diese Mutexe geben. Um die Speicherzuweisung
       in  Multithread-Anwendungen  skalierbar  zu  bewältigen,  erzeugt Glibc zusätzliche memory
       allocation  arenas,  wenn  Mutex-Konflikte  entdeckt  wird.  Jede  Arena  ist  eine  große
       Speicherregion, die intern vom System (mit brk(2) oder mmap(2)) zugeordnet und mit eigenen
       Mutexen verwaltet wird.

       Falls Ihr Programm einen privaten Speicher-Zuordner verwendet, sollte  dies  so  erfolgen,
       dass  malloc(), free(), calloc() und realloc() ersetzt werden. Die Ersatzfunktionen müssen
       das dokumentierte Glibc-Verhalten implementieren, einschließlich der Handhabung von errno,
       Belegungen  der  Größe  Null  und  der  Prüfungen auf Überlauf; andernfalls könnten andere
       Bibliotheksroutinen abstürzen oder falsch  funktionieren.  Falls  der  Ersatz  für  free()
       beispielsweise  errno  nicht  erhält,  dann  könnten  Bibliotheksfunktionen, die scheinbar
       keinen Bezug dazu haben, fehlschlagen, ohne  einen  gültigen  Grund  in  errno  anzugeben.
       Private  Speicher-Zuordner  könnten  es  auch notwendig machen, andere Glibc-Funktionen zu
       ersetzen; siehe »Replacing malloc« im Handbuch der Glibc für Details.

       Abstürze in Speicher-Zuordner haben nahezu immer einen Bezug zu einem  beschädigten  Heap,
       wie  z.B.  eine  Nutzung  von  mehr  als  dem  zugeordneten Bereich (overflowing) oder die
       doppelte Freigabe eines Zeigers.

       Die malloc()-Implementierung kann über Umgebungsvariablen eingestellt werden. Für  Details
       siehe mallopt(3).

   Nichtportierbares Verhalten
       Das   Verhalten   dieser   Funktionen,   wenn   die   angeforderte  Größe  Null  ist,  ist
       Glibc-spezifisch; andere  Implementierungen  könnten  NULL  zurückliefern  ohne  errno  zu
       setzen. Portierbare POSIX-Programme sollten solches Verhalten zulassen. Siehe realloc(3p).

       POSIX  verlangt von Speicher-Zuordnern, dass sie beim Fehlschlag errno setzten. Allerdings
       verlangt der C-Standard  dies  nicht  und  Anwendungen,  die  auf  nicht-POSIX-Plattformen
       portierbar sein sollen, sollten dies nicht voraussetzen.

       Portierbare Programme sollten keine privaten Speicher-Zuordner verwenden, da POSIX und der
       C-Standard keinen Ersatz für malloc(), free(), calloc() und realloc() erlauben.

SIEHE AUCH

       valgrind(1), brk(2), mmap(2), alloca(3), malloc_get_state(3), malloc_info(3),
       malloc_trim(3), malloc_usable_size(3), mallopt(3), mcheck(3), mtrace(3), posix_memalign(3)

       Für Details über die GNU-C-Bibliotheksimplementierung, siehe
       ⟨https://sourceware.org/glibc/wiki/MallocInternals⟩.

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Martin Eberhard Schauer
       <Martin.E.Schauer@gmx.de>, Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com> und Helge
       Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License
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