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BEZEICHNUNG

       system - einen Shell-Befehl ausführen

BIBLIOTHEK

       Standard-C-Bibliothek (libc, -lc)

ÜBERSICHT

       #include <stdlib.h>

       int system(const char *Befehl);

BESCHREIBUNG

       Die  Bibliotheksfunktion  system()  verhält  sich,  als ob sie fork(2) verwenden würde, um
       einen Kindprozess zu erzeugen, der den in Befehl angegebenen Shell-Befehl mittels execl(3)
       wie folgt ausführte:

           execl("/bin/sh", "sh", "-c", Befehl, (char *) NULL);

       system() kehrt nach der Ausführung zurück.

       Während  der Ausführung des Befehls wird SIGCHLD blockiert und SIGINT sowie SIGQUIT werden
       in  den   system()-Prozessaufrufen   ignoriert   (diese   Signale   werden   gemäß   ihrer
       Voreinstellungen innerhalb des Kindprozesses behandelt, der Befehl ausführt).

       Falls  Befehl  NULL  ist, gibt system() einen Status zurück, der angibt, ob auf dem System
       eine Shell verfügbar ist.

RÜCKGABEWERT

       Der Rückgabewert von system() ist einer der folgenden:

       •  Falls Befehl NULL ist, ein Wert ungleich Null, wenn die Shell verfügbar ist oder  Null,
          wenn nicht.

       •  Falls ein Kindprozess nicht erstellt werden konnte oder sein Status nicht erneut geholt
          werden kann, ist der Rückgabewert -1 und errno wird gesetzt, um den Fehler anzuzeigen.

       •  Falls in dem Kindprozess keine Shell ausgeführt werden kann, ist der  Rückgabewert  so,
          als  ob  die  Shell  im  Kindprozess  durch  den Aufruf von _exit(2) mit dem Status 127
          beendet worden wäre.

       •  Falls alle Systemaufrufe erfolgreich waren, dann wird der Rückgabewert der Status  beim
          Beenden  der  Kind-Shell  sein, die zum Ausführen von Befehl benutzt wurde. (Der Status
          beim Beenden einer Shell ist der Status beim Beenden des letzten von  ihr  ausgeführten
          Befehls.)

       In  den  letzten  beiden Fällen ist der Rückgabewert ein »Wartestatus«, der mittels der in
       waitpid(2) beschriebenen Makros untersucht werden kann  (d.h.  WIFEXITED(),  WEXITSTATUS()
       und so weiter).

       system() beeinflusst nicht den Wartestatus anderer Kindprozesse.

FEHLER

       system() kann mit den gleichen Fehlern wie fork(2) fehlschlagen.

ATTRIBUTE

       Siehe attributes(7) für eine Erläuterung der in diesem Abschnitt verwandten Ausdrücke.

       ┌───────────────────────────────────────────────────────┬───────────────────────┬─────────┐
       │SchnittstelleAttributWert    │
       ├───────────────────────────────────────────────────────┼───────────────────────┼─────────┤
       │system()                                               │ Multithread-Fähigkeit │ MT-Safe │
       └───────────────────────────────────────────────────────┴───────────────────────┴─────────┘

STANDARDS

       POSIX.1-2001, POSIX.1-2008, C99.

ANMERKUNGEN

       system()  stellt  Einfachheit  und  Komfort  bereit.  Es  behandelt alle Einzelheiten beim
       Aufrufen von fork(2),  execl(3)  und  waitpid(2)  sowie  die  nötigen  Manipulationen  von
       Signalen.  Zusätzlich  führt  die  Shell  die üblichen Ersetzungen von E/A-Umleitungen für
       Befehl durch. Am stärksten geht dies zu Lasten der Leistungsfähigkeit:  Zum  Erzeugen  des
       Prozesses,  der  die  Shell  startet,  sowie  zum  Ausführen  der Shell werden zusätzliche
       Systemaufrufe benötigt.

       Falls  das  Feature-Test-Makro  _XOPEN_SOURCE   definiert   wurde   (vor   dem   Einbinden
       irgendwelcher   Header-Dateien),  dann  werden  die  in  waitpid(2)  beschriebenen  Makros
       (WEXITSTATUS(), etc.) durch das Einbinden von <stdlib.h> zur Verfügung gestellt.

       Wie erwähnt, ignoriert system() SIGINT und SIGQUIT. Dies kann dazu führen, dass Programme,
       die es in einer Schleife aufrufen, nicht mehr unterbrochen werden können, sofern sie nicht
       aufpassen, dass sie selbst den Exit-Status des Kindprozesses prüfen. Zum Beispiel:

           while (etwas) {
               int ret = system("foo");

               if (WIFSIGNALED(ret) &&
                   (WTERMSIG(ret) == SIGINT || WTERMSIG(ret) == SIGQUIT))
                       break;
           }

       Laut POSIX.1 ist nicht spezifiziert, ob  mittels  pthread_atfork(3)  registrierte  Handler
       während der Ausführung von system() aufgerufen werden. In der Glibc-Implementierung werden
       solche Handler nicht aufgerufen.

       Vor Glibc 2.1.3 wurde die Verfügbarkeit von /bin/sh genaugenommen  nicht  überprüft,  wenn
       Befehl NULL war. Stattdessen wurde angenommen, es sei verfügbar und system() gab in diesem
       Fall immer 1 zurück. Seit Glibc 2.1.3 wird  diese  Überprüfung  durchgeführt,  da,  obwohl
       POSIX.1-2001  eine  entsprechende Implementierung benötigt, um eine Shell zur Verfügung zu
       stellen, diese Shell nicht verfügbar oder ausführbar  sein  könnte,  wenn  das  aufrufende
       Programm vorher chroot(2) aufrief (was nicht durch POSIX.1-2001 spezifiziert ist).

       Es  ist  möglich, dass ein Shell-Befehl mit dem Status 127 beendet wird. Dies ergibt einen
       Rückgabewert von system(), der nicht von dem Fall zu unterscheiden ist, in dem eine  Shell
       nicht im Kindprozess ausgeführt werden kann.

   Warnungen
       Benutzen  Sie  system()  nicht  aus einem privilegierten Programm (einem Set-User-ID- oder
       Set-Group-ID-Programm oder einem  mit  Capabilities),  da  merkwürdige  Werte  für  einige
       Umgebungsvariablen   benutzt  werden  könnten,  die  möglicherweise  die  Systemintegrität
       untergraben. Beispielsweise könnte PATH so verändert sein, dass  ein  beliebiges  Programm
       mit   Privilegien   ausgeführt   wird.   Benutzen   Sie  stattdessen  die  Funktionen  der
       exec(3)-Familie, jedoch nicht execlp(3) oder execvp(3)  (die  auch  die  Umgebungsvariable
       PATH zur Suche nach Programmen verwenden).

       Genaugenommen  wird  system() aus Programmen mit SUID- oder SGID-Rechten nicht richtig auf
       Systemen funktionieren, auf denen /bin/sh Bash in der Version 2 vorliegt, da  Bash  2  als
       Sicherheitsmaßnahme  beim  Start  Privilegien verwirft. (Debian benutzt eine andere Shell,
       dash(1), die dies unterlässt, wenn sie als sh aufgerufen wird.

       Sämtliche Benutzereingaben, die als Teil von command eingesetzt werden, sollten sorgfältig
       bereinigt  werden, um sicherzustellen, dass unerwartete Shell-Befehle oder Befehlsoptionen
       nicht ausgeführt werden. Solche Risiken sind besonders schwerwiegend,  wenn  system()  aus
       einem privilegierten Programm verwandt wird.

FEHLER

       Falls der Befehlsname mit einem Minuszeichen beginnt, interpretiert sh(1) den Befehlsnamen
       als Option, was in einem nicht definierten Verhalten resultiert (siehe die  Option  -c  zu
       sh(1)). Um dieses Problem zu umgehen, stellen Sie dem Befehl ein Leerzeichen voran, wie im
       folgenden aufruf:

               system(" -ungünstiger-Befehlsname");

SIEHE AUCH

       sh(1), execve(2), fork(2), sigaction(2), sigprocmask(2), wait(2), exec(3), signal(7)

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde  von  Patrick  Rother  <krd@gulu.net>,
       Chris   Leick   <c.leick@vollbio.de>,   Dr.  Tobias  Quathamer  <toddy@debian.org>,  Helge
       Kreutzmann <debian@helgefjell.de>  und  Mario  Blättermann  <mario.blaettermann@gmail.com>
       erstellt.

       Diese  Übersetzung  ist  Freie  Dokumentation;  lesen  Sie  die GNU General Public License
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