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BEZEICHNUNG

       dpkg-buildflags - liefert Bauschalter zum Einsatz beim Paketbau

ÜBERSICHT

       dpkg-buildflags [Option …] [Befehl]

BESCHREIBUNG

       dpkg-buildflags ist ein Werkzeug, das zum Abfragen der zu verwendenden
       Kompilierungsschalter für den Bau von Debian-Paketen eingesetzt wird.

       Die Standardschalter werden vom Lieferanten definiert, sie können auf mehrere Arten
       erweitert/überschrieben werden:

       1.  systemweit mit /etc/dpkg/buildflags.conf

       2.  für den aktuellen Benutzer mit $XDG_CONFIG_HOME/dpkg/buildflags.conf, wobei
           $XDG_CONFIG_HOME standardmäßig auf $HOME/.config gesetzt ist

       3.  temporär durch den Benutzer mittels Umgebungsvariablen (siehe Abschnitt UMGEBUNG)

       4.  dynamisch durch den Paketverwalter mittels Umgebungsvariablen, die über debian/rules
           gesetzt wurden (siehe Abschnitt UMGEBUNG)

       Die Konfigurationsdateien können vier Arten von Direktiven enthalten:

       SET Schalter Wert
           Überschreibt den Schalter namens Schalter, um den Wert Wert zu erhalten.

       STRIP Schalter Wert
           Aus dem Schalter namens Schalter alle in Wert aufgeführten Bauschalter entfernen. Seit
           Dpkg 1.16.1.

       APPEND Schalter Wert
           Erweitert den Schalter namens Schalter durch Anhängen der in Wert angegebenen
           Optionen. Ein Leerzeichen wird dem angehängten Wert vorangestellt, falls der
           derzeitige Wert nicht leer ist.

       PREPEND Schalter Wert
           Erweitert den Schalter namens Schalter durch Voranstellen der in Wert angegebenen
           Optionen. Ein Leerzeichen wird dem vorangestellten Wert angehängt, falls der
           derzeitige Wert nicht leer ist. Seit Dpkg 1.16.1.

       Die Konfigurationsdateien können Kommentare in Zeilen enthalten, die mit einer Raute (#)
       beginnen. Leere Zeilen werden auch ignoriert.

       This program was introduced in dpkg 1.15.7.

BEFEHLE

       --dump
           Gibt auf der Standardausgabe alle Kompilierschalter und ihre Werte aus. Es wird ein
           Schalter pro Zeile ausgegeben, wobei die Werte durch ein Gleichheitszeichen
           („Schalter=Werte“) abgetrennt werden. Dies ist die Standardaktion.

       --list
           Gibt die Liste der vom aktuellen Lieferanten unterstützten Schalter (einen pro Zeile)
           aus. Lesen Sie den Abschnitt UNTERSTÜTZTE SCHALTER für weitere Informationen über sie.

       --status
           Zeigt alle Informationen an, die zum Verständnis des Verhaltens von dpkg-buildflags
           nützlich sein können (seit Dpkg 1.16.5): relevante Umgebungsvariablen, aktueller
           Lieferant, Zustand der Funktionsschalter. Auch die entstehenden Compiler-Schalter mit
           ihrem Ursprung werden ausgegeben.

           Dies ist zur Ausführung in debian/rules gedacht, so dass das Bauprotokoll einen klaren
           Nachweis der verwandten Bauschalter enthält. Dies kann zur Diagnose von Problemen in
           Zusammenhang mit diesen nützlich sein.

       --export=Format
           Gibt auf der Standardausgabe Befehle aus, die dazu verwandt werden können, alle
           Kompilierschalter für bestimmte Werkzeuge zu exportieren. Falls der Wert von Format
           nicht angegeben wird, wird sh angenommen. Nur Kompilierschalter, die mit einem
           Großbuchstaben beginnen, werden aufgenommen. Bei allen anderen wird angenommen, dass
           sie für die Umgebung nicht geeignet sind. Unterstützte Formate:

           sh  Shell-Befehle, um alle Kompilierungsschalter in der Umgebung zu setzen und zu
               exportieren. Die Schalterwerte werden maskiert, so dass die Ausgabe für Auswertung
               durch eine Shell bereit ist.

           cmdline
               Argumente, die an die Befehlszeile eines Bauprogrammes übergeben werden, um alle
               Übersetzungsschalter zu verwenden (seit Dpkg 1.17.0). Die Schalterwerte werden in
               Shell-Syntax maskiert.

           configure (konfiguriert)
               Dies ist ein historischer Alias für cmdline.

           make
               Make-Direktiven, um alle Kompilierungsschalter in der Umgebung zu setzen und zu
               exportieren. Die Ausgabe kann in ein Make-Steuerdateifragment geschrieben und mit
               einer include-Direktive ausgewertet werden.

       --get Schalter
           Gibt den Wert des Schalters auf der Standardausgabe aus. Beendet sich mit 0, falls der
           Schalter bekannt ist, andernfalls mit 1.

       --origin Schalter
           Gibt den Ursprung des von --get gelieferten Werts aus. Beendet sich mit 0, falls der
           Schalter bekannt ist, andernfalls mit 1. Der Ursprung kann einer der folgenden Werte
           sein:

           vendor
               der ursprünglich vom Lieferanten gesetzte Schalter wird zurückgeliefert

           system
               der Schalter wurde durch eine systemweite Konfiguration gesetzt/verändert

           user
               der Schalter wurde durch eine benutzerspezifische Konfiguration gesetzt/verändert

           env der Schalter wurde durch eine umgebungsspezifische Konfiguration gesetzt/verändert

       --query
           Alle Informationen anzeigen, die zur Erklärung des Verhaltens des Programms hilfreich
           sein könnten: aktueller Lieferant, relevante Umgebungsvariablen,
           Funktionalitätsbereiche, Zustand der Funktionsschalter, ob eine Funktionalität als
           eingebaute Vorgabe durch den Compiler behandelt wird (seit Dpkg 1.21.14) und die
           Compiler-Schalter mit ihrem Ursprung (seit Dpkg 1.19.0).

           Zum Beispiel:

            Vendor: Debian
            Environment:
             DEB_CFLAGS_SET=-O0 -Wall

            Area: qa
            Features:
             bug=no
             canary=no
            Builtins:

            Area: hardening
            Features:
             pie=no
            Builtins:
             pie=yes

            Area: reproducible
            Features:
             timeless=no
            Builtins:

            Flag: CFLAGS
            Value: -O0 -Wall
            Origin: env

            Flag: CPPFLAGS
            Value: -D_FORTIFY_SOURCE=2
            Origin: vendor

       --query-features Bereich
           Gibt die Funktionalitäten, die für den übergebenen Bereich aktiviert sind, aus (seit
           Dpkg 1.16.2). Falls die Funktionalität als eingebaute Vorgabe durch den Compiler
           gehandhabt wird (selbst wenn nur für einige Architekturen), dann wird das Feld Builtin
           ausgegeben (seit Dpkg 1.21.14). Die einzigen unter Debian und abgeleiteten
           Distributionen derzeit erkannten Bereiche sind future, qa, reproducible, sanitize und
           hardening. Lesen Sie den Abschnitt FUNKTIONALITÄTSBEREICHE für weitere Details.
           Beendet sich mit 0, falls der Bereich bekannt ist, andernfalls mit 1.

           Die Ausgabe ist im RFC822-Format, mit einem Abschnitt pro Funktionalität. Beispiel:

            Feature: pie
            Enabled: yes
            Builtin: yes

            Feature: stackprotector
            Enabled: yes

       --help
           Zeigt einen Hinweis zum Aufruf und beendet das Programm.

       --version
           Gibt die Version aus und beendet das Programm.

UNTERSTÜTZTE SCHALTER

       ASFLAGS
           Optionen für den Assembler. Standardwert: leer. Seit Dpkg 1.21.0.

       CFLAGS
           Optionen für den C-Compiler. Der vom Lieferanten gesetzte Standardwert enthält -g und
           die Standard-Optimierungsstufe (normalerweise -O2 oder -O0, falls die
           Umgebungsvariable DEB_BUILD_OPTIONS noopt definiert).

       CPPFLAGS
           Optionen für den C-Präprozessor. Standardwert: leer.

       CXXFLAGS
           Optionen für den C++-Compiler. Identisch zu CFLAGS.

       OBJCFLAGS
           Optionen für den Objective-C-Compiler. Identisch zu CFLAGS. Seit Dpkg 1.17.7.

       OBJCXXFLAGS
           Optionen für den Objective-C++-Compiler. Identisch zu CXXFLAGS. Seit Dpkg 1.17.7.

       GCJFLAGS
           Optionen für den GNU-Java-Compiler (gcj). Eine Untermenge von CFLAGS.

       DFLAGS
           Optionen für den D-Compiler (ldc oder gdc). Seit Dpkg 1.20.6.

       FFLAGS
           Optionen für den Fortran-77-Compiler. Eine Untermenge von CFLAGS.

       FCFLAGS
           Optionen für den Fortran-9x-Compiler. Identisch zu FFLAGS. Seit Dpkg 1.17.7.

       LDFLAGS
           Optionen, die beim Linken von Programmen oder Laufzeitbibliotheken an den Compiler
           weitergegeben werden (falls der Linker direkt aufgerufen wird, müssen -Wl und , aus
           diesen Optionen entfernt werden). Standardmäßig leer.

       Neue Schalter können in Zukunft hinzugefügt werden, falls die Notwendigkeit aufkommt
       (beispielsweise, um weitere Sprachen zu unterstützen).

FUNKTIONALITÄTSBEREICHE

       Jede Bereichsfunktionalität kann durch den entsprechenden Bereichswert in den
       Umgebungsvariablen DEB_BUILD_OPTIONS und DEB_BUILD_MAINT_OPTIONS mit den ‚+’- und
       ‚-’-Schaltern aktiviert und deaktiviert werden. Soll beispielsweise für hardening die
       „pie“-Funktionalität aktiviert und die „fortify“-Funktionalität deaktiviert werden, können
       Sie Folgendes in debian/rules verwenden:

           export DEB_BUILD_MAINT_OPTIONS=hardening=+pie,-fortify

       Die spezielle Funktionalität all (in allen Bereichen gültig) kann dazu verwandt werden,
       alle Bereichsfunktionalitäten auf einmal zu aktivieren oder zu deaktivieren. Um daher
       alles im Bereich hardening zu deaktivieren und nur „format“ und „fortify“ zu aktiveren,
       kann Folgendes eingesetzt werden:

           export DEB_BUILD_MAINT_OPTIONS=hardening=-all,+format,+fortify

   abi
       Several compile-time options (detailed below) can be used to enable features that can
       change the ABI of a package, but cannot be enabled by default due to backwards
       compatibility reasons unless coordinated or checked individually.

       lfs This setting (since dpkg 1.22.0; disabled by default) enables Large File Support on
           32-bit architectures where their ABI does not include LFS by default, by adding
           -D_LARGEFILE_SOURCE -D_FILE_OFFSET_BITS=64 to CPPFLAGS.

           When this feature is enabled it will override the value from the same feature in the
           future feature area.

       time64
           Diese Einstellung (seit Dpkg 1.22.0; standardmäßig deaktiviert) aktiviert die
           Unterstützung von 64-bit time_t auf 32-bit-Architekturen bei denen das ABI dies nicht
           standardmäßig enthält, indem -D_TIME_BITS=64 zu CPPFLAGS hinzugefügt wird. Diese
           Einstellung aktiviert automatisch die Funktionalität lfs, da sie diese benötigt.

   future (Zukunft)
       Mehrere Optionen zur Kompilierung (Details weiter unten) können verwandt werden, um
       Funktionen zu aktivieren, die standardmäßig aktiviert sein sollten, dies aber aus
       Rückwärtskompatibilitätsgründen nicht sein können.

       lfs This setting (since dpkg 1.19.0; disabled by default) is now an alias for the lfs
           feature in the abi area, use that instead. The feature from the abi area overrides
           this setting.

   qa (QS)
       Mehrere Optionen zur Kompilierung (Details weiter unten) können verwandt werden, um
       Probleme im Quellcode oder im Bausystem zu erkennen.

       bug Diese Einstellung (seit Dpkg 1.17.4; standardmäßig deaktiviert) fügt Warnoptionen
           hinzu, die zuverlässig problematischen Quellcode erkennen. Diese Warnungen sind fatal.
           Die einzigen derzeit unterstützten Schalter sind CFLAGS und CXXFLAGS, wobei die
           Schalter auf -Werror=array-bounds, -Werror=clobbered,
           -Werror=implicit-function-declaration und -Werror=volatile-register-var gesetzt
           werden.

       canary
           Diese Einstellung (seit Dpkg 1.17.14; standardmäßig deaktiviert) fügt Pseudo-
           Zufallsbarrieren-Optionen zu den Bauschaltern hinzu, so dass die Bauprotokolle
           überprüft werden können, wie die Bauschalter weitergereicht werden. Dies erlaubt,
           Auslassungen in den normalen Bauschaltereinstellungen zu finden. Derzeit werden nur
           die Schalter CPPFLAGS, CFLAGS, OBJCFLAGS, CXXFLAGS und OBJCXXFLAGS unterstützt, wobei
           die Schalter auf -D__DEB_CANARY_Schalter_Zufallskennung__ gesetzt werden, und LDFLAGS,
           das auf -Wl,-z,deb-canary-Zufallskennung gesetzt wird.

   optimize (Optimierung)
       Mehrere Optionen zur Kompilierung (Details weiter unten) können verwandt werden, um bei
       der Optimierung des entstehenden Programms zu helfen (seit Dpkg 1.21.0). Hinweis: durch
       Aktivieren aller dieser Optionen kann es zu nicht reproduzierbaren Programmartefakten
       kommen.

       lto Diese Einstellung (seit Dpkg 1.21.0; standardmäßig deaktiviert) aktiviert Link Time
           Optimization (Optimierung zum Link-Zeitpunkt), indem -flto=auto -ffat-lto-objects zu
           CFLAGS, CXXFLAGS, OBJCFLAGS, OBJCXXFLAGS, GCJFLAGS, FFLAGS, FCFLAGS und LDFLAGS
           hinzugefügt wird.

   sanitize (Bereinigung)
       Mehrere Kompilierzeit-Optionen (nachfolgend beschrieben) können dazu verwandt werden, ein
       erstelltes Programm vor Speicherverfälschungsangriffen Speicherlecks, Verwendung nach
       Freigabe, Daten-Zugriffswettläufen („races“) in Threads und Fehlern durch undefiniertes
       Verhalten zu bereinigen. Hinweis: Diese Optionen sollten nicht beim Bauen im
       Produktivbetrieb benutzt werden, da sie die Zuverlässigkeit von spezifikationsgetreuem
       Code, die Sicherheit oder sogar die Funktionalität reduzieren bzw. negativ beeinflussen
       können.

       address
           Diese Einstellung (seit Dpkg 1.18.0; standardmäßig deaktiviert) fügt
           -fsanitize=address zu LDFLAGS und -fsanitize=address -fno-omit-frame-pointer zu CFLAGS
           und CXXFLAGS hinzu.

       thread
           Diese Einstellung (seit Dpkg 1.18.0; standardmäßig deaktiviert) fügt -fsanitize=thread
           zu CFLAGS, CXXFLAGS und LDFLAGS hinzu.

       leak
           Diese Einstellung (seit Dpkg 1.18.0; standardmäßig deaktiviert) fügt -fsanitize=leak
           zu LDFLAGS hinzu. Sie wird automatisch deaktiviert, falls entweder die
           Funktionalitäten address oder thread aktiviert werden, da diese sie einschließen.

       undefined
           Diese Einstellung (seit Dpkg 1.18.0; standardmäßig deaktiviert) fügt
           -fsanitize=undefined zu CFLAGS, CXXFLAGS und LDFLAGS hinzu.

   hardening (Härtung)
       Mehrere Kompilierzeit-Optionen (nachfolgend beschrieben) können dazu verwandt werden, ein
       erstelltes Programm gegen Speicherverfälschungsangriffe zu härten, oder zusätzliche
       Warnungsmeldungen während der Übersetzung auszugeben. Sie werden für Architekturen, die
       diese unterstützen, standardmäßig aktiviert; die Ausnahmen sind unten angegeben.

       format
           Diese Einstellung (seit Dpkg 1.16.1; standardmäßig aktiviert) fügt -Wformat
           -Werror=format-security zu CFLAGS, CXXFLAGS CXXFLAGS, OBJCFLAGS und OBJCXXFLAGS hinzu.
           Damit erhalten Sie Warnungen bei inkorrekter Verwendung von Formatzeichenketten. Es
           wird zu einem Fehler führen, wenn Formatfunktionen deart verwandt werden, dass daraus
           ein mögliches Sicherheitsproblem werden könnte. Derzeit warnt dies bei Aufrufen von
           printf- und scanf-Funktionen, bei denen die Formatzeichenkette nicht eine reine
           Zeichenkette ist und es keine Formatargumente gibt, wie in printf(foo); statt
           printf("%s", foo);. Dies könnte ein Sicherheitsproblem sein, falls die
           Formatzeichenkette aus einer nicht vertrauenswürdigen Eingabe stammt und „%n“ enthält.

       fortify
           Diese Einstellung (seit Dpkg 1.16.1; standardmäßig aktiviert) fügt -D_FORTIFY_SOURCE=2
           zu CPPFLAGS hinzu. Während der Code-Erstellung hat der Compiler umfangreiche
           Informationen über Puffergrößen (wo möglich) und versucht, unsichere unbegrenzte
           Pufferfunktionsaufrufe durch längenbegrenzte zu ersetzen. Das ist besonders für alten,
           verkramten Code nützlich. Zusätzlich werden Formatzeichenketten in schreibbarem
           Speicher, die ‚%n’ enthalten, blockiert. Falls eine Anwendung von solchen
           Formatzeichenketten abhängt, müssen dafür andere Lösungsmöglichkeiten gefunden werden.

           Beachten Sie, dass die Quellen auch mit -O1 oder höher übersetzt werden müssen, damit
           diese Option einen Effekt hat. Falls die Umgebungsvariable DEB_BUILD_OPTIONS noopt
           enthält, dann wird die Unterstützung von fortify aufgrund neuer Warnungen von Glibc
           2.16 und neuer deaktiviert.

       stackprotector
           Diese Einstellung (seit Dpkg 1.16.1; standardmäßig aktiviert falls
           „stackprotectorstrong“ nicht verwandt wird) fügt -fstack-protector
           --param=ssp-buffer-size=4 zu CFLAGS, CXXFLAGS, OBJCFLAGS, OBJCXXFLAGS, GCJFLAGS,
           FFLAGS und FCFLAGS hinzu. Dies fügt Sicherheitsprüfungen gegen die Überschreibung des
           Stapelspeichers (Stacks) hinzu. Damit werden viele mögliche Code-Einfügeangriffe zu
           Abbruchsituationen. Im besten Fall werden damit Code-Einfügungsangriffe zu
           Diensteverweigerungsangriffen oder zu keinen Problemen (abhängig von der Anwendung).

           Diese Funktionalität benötigt das Linken mit Glibc (oder einem anderen Anbieter von
           __stack_chk_fail). Sie muss daher deaktiviert werden, wenn mit -nostdlib oder
           -ffreestanding oder Ähnlichem gebaut wird.

       stackprotectorstrong
           Diese Einstellung (seit Dpkg 1.17.11; standardmäßig aktiviert) fügt
           -fstack-protector-strong zu CFLAGS, CXXFLAGS, OBJCFLAGS, OBJCXXFLAGS, GCJFLAGS, FFLAGS
           und FCFLAGS hinzu. Dies ist eine stärkere Variante von stackprotector, allerdings ohne
           signifikante Einbußen bei der Leistung.

           Deaktivierung von stackprotector deaktiviert auch diese Einstellung.

           Diese Funktionalität stellt die gleichen Anforderungen wie stackprotector und benötigt
           zusätzlich GCC 4.9 oder neuer.

       stackclask
           This setting (since dpkg 1.22.0; enabled by default) adds -fstack-clash-protection on
           amd64, arm64, armhf and armel to CFLAGS, CXXFLAGS, OBJCFLAGS, OBJCXXFLAGS, GCJFLAGS,
           FFLAGS and FCFLAGS. This adds code to prevent stack clash style attacks.

       branch
           This setting (since dpkg 1.22.0; enabled by default) adds -fcf-protection on amd64 and
           -mbranch-protection=standard on arm64 to CFLAGS, CXXFLAGS, OBJCFLAGS, OBJCXXFLAGS,
           GCJFLAGS, FFLAGS and FCFLAGS. This adds branch protection to indirect calls, jumps and
           returns to check whether these are valid at run-time.

       relro
           Diese Einstellung (seit Dpkg 1.16.1; standardmäßig aktiviert) fügt -Wl,-z,relro zu
           LDFLAGS hinzu. Während des Ladens des Programms müssen mehrere ELF-Speicherabschnitte
           vom Binder (Linker) geschrieben werden. Diese Einstellung signalisiert dem
           Ladeprogramm, diese Abschnitte in nur-Lese-Zugriff zu ändern, bevor die Steuerung an
           das Programm übergeben wird. Insbesondere verhindert dies GOT-Überschreibeangriffe.
           Falls diese Option deaktiviert ist, wird auch bindnow deaktiviert.

       bindnow
           Diese Einstellung (seit Dpkg 1.16.1; standardmäßig deaktiviert) fügt -Wl,-z,now zu
           LDFLAGS hinzu. Während des Ladens des Programms werden alle dynamischen Symbole
           aufgelöst, womit das gesamte PLT nur-lesend markiert werden kann (aufgrund von relro
           oben). Diese Option kann nicht aktiviert werden, falls relro nicht aktiviert ist.

       pie Diese Einstellung (seit Dpkg 1.16.1; seit Dpkg 1.18.23 ohne globale Vorgabe, da sie
           jetzt standardmäßig durch GCC auf den Debian-Architekturen Amd64, Arm64, Armel, Armhf,
           Hurd-i386, I386, Kfreebsd-amd64, Kfreebsd-i386, Mips, Mipsel, Mips64el, Powerpc,
           PPC64, PPC64el, Riscv64, S390x, Sparc und Sparc64 aktiviert ist) fügt, falls benötigt,
           die benötigten Optionen, um PIE zu aktivieren oder zu deaktivieren, über GCC-
           Spezifikationsdateien hinzu, abhängig davon, ob GCC auf diesen Architekturen die
           Schalter selbst einspeist oder nicht. Wenn die Einstellung aktiviert ist und GCC den
           Schalter einspeist, fügt dies nichts hinzu. Wenn die Einstellung aktiviert ist und GCC
           den Schalter nicht einspeist, dann fügt es -fPIE (mittels
           /usr/share/dpkg/pie-compiler.specs) zu CFLAGS, CXXFLAGS, OBJCFLAGS, OBJCXXFLAGS,
           GCJFLAGS, FFLAGS und FCFLAGS und -fPIE -pie (mittels /usr/share/dpkg/pie-link.specs)
           zu LDFLAGS hinzu. Wenn die Einstellung deaktiviert ist und GCC den Schalter einspeist,
           dann fügt es -fno-PIE (mittels /usr/share/dpkg/no-pie-compile.specs) zu CFLAGS,
           CXXFLAGS, OBJCFLAGS, OBJCXXFLAGS, GCJFLAGS, FFLAGS und FCFLAGS und -fno-PIE -no-pie
           (mittels /usr/share/dpkg/no-pie-link.specs) zu LDFLAGS hinzu.

           „Position Independent Executable“ (positionsunabhängige Programme) (PIE) ist benötigt,
           um „Address Space Layout Randomization“ (Bereitstellung eines zufälligen
           Adressbereichlayouts) (ASLR) auszunutzen, der von einigen Kernelversionen
           bereitgestellt wird. Während ASLR bereits für Datenbereiche auf dem Stapel (Stack) und
           Heap erzwungen werden kann (brk und mmap), müssen die Codebereiche positionsunabhängig
           übersetzt werden. Laufzeitbibliotheken machen dies bereits (-fPIC), so dass sie ASLR
           automatisch erhalten, aber Programm-.text-Regionen müssen als PIE gebaut werden, um
           ASLR zu erhalten. Wenn dies passiert, sind ROP- (Return Oriented Programming) Angriffe
           sehr viel schwerer durchzuführen, da es keine statischen Orte mehr gibt, zu denen
           während eines Speicherverfälschungsangriffs hingesprungen werden könnte.

           PIE ist nicht zu -fPIC kompatibel, daher müssen Sie beim Bau von
           Laufzeitbibliotheksobjekten im Allgemeinen Vorsicht walten lassen. Da aber der
           ausgegebene PIE-Schalter mittels GCC-Spezifikationsdateien hinzugefügt wird, sollte es
           immer sicher sein, sie bedingungslos zu setzen, unabhängig von dem Objekttyp, der
           übersetzt oder gelinkt wird.

           Statische Bibliotheken können von jedem Programm und anderen statischen Bibliotheken
           benutzt werden. Abhängig von den zum Kompilieren aller Objekte innerhalb einer
           statischen Bibliothek verwandten Schaltern können diese Bibliotheken von verschiedenen
           Gruppen von Objekten verwandt werden:

           keine
               Kann weder in ein PIE-Programm noch in eine Laufzeitbibliothek gelinkt werden.

           -fPIE
               Kann in jedes Programm, aber nicht in eine Laufzeitbibliothek gelinkt werden
               (empfohlen).

           -fPIC
               Kann in jedes Programm und jede Laufzeitbibliothek gelinkt werden.

           Falls es notwendig ist, diese Schalter manuell zu setzen und die
           GCC-Spezifikations-Hinzufügung zu umgehen, müssen mehrere Dinge beachtet werden. Die
           bedingungslose und explizite Übergabe von -fPIE, -fpie oder -pie an das Bausystem mit
           Libtool ist sicher, da diese Schalter entfernt werden, wenn Laufzeit-Bibliotheken
           gebaut werden. Andernfalls könnte es bei Projekten, die sowohl Programme wie auch
           Laufzeit-Bibliotheken bauen, notwendig sein, dass Sie beim Bau der Laufzeit-
           Bibliotheken sicherstellen, dass -fPIC immer als Letztes an die Kompilierungsschalter
           wie CFLAGS übergeben wird (so dass es jedes frühere -PIE außer Kraft setzen kann) und
           -shared als Letztes an Link-Schalter wie LDFLAGS übergeben wird (so dass es jedes
           frühere -pie außer Kraft setzen kann). Hinweis: Das sollte mit der Vorgabe-GCC-
           Spezifikationsmaschinerie nicht notwendig sein.

           Zusätzlich können auf einigen Architekturen mit sehr wenigen Registern (dazu gehört
           aber i386 nicht mehr, seitdem in GCC >= 5 Optimierungen erfolgten) Leistungsverluste
           von bis zu 15% in sehr text-Segment-lastigen Anwendungsfällen auftreten, da PIE über
           allgemeine Register implementiert ist; in den meisten Anwendungsfällen sind dies
           weniger als 1%. Architekturen mit mehr allgemeinen Registern (z.B. Amd64) erfahren
           nicht diese Schlimmstfall-Strafe.

   reproducible (Reproduzierbarkeit)
       Die Kompilierzeit-Optionen (nachfolgend beschrieben) können dazu verwandt werden, die
       Reproduzierbarkeit zu verbessern oder zusätzliche Warnungsmeldungen während der
       Übersetzung auszugeben. Sie werden für Architekturen, die diese unterstützen,
       standardmäßig aktiviert; die Ausnahmen sind unten angegeben.

       timeless
           Diese (seit Dpkg 1.17.14; standardmäßig aktivierte) Einstellung fügt -Wdate-time zu
           CPPFLAGS hinzu. Dies führt zu Warnungen, wenn die Makros __TIME__, __DATE__ und
           __TIMESTAMP__ verwandt werden.

       fixfilepath
           Diese Einstellung (seit Dpkg 1.19.1; standardmäßig aktiviert) fügt
           -ffile-prefix-map=BUILDPATH=. zu CFLAGS, CXXFLAGS, OBJCFLAGS, OBJCXXFLAGS, GCJFLAGS,
           FFLAGS und FCFLAGS hinzu, wobei BUILDPATH auf das oberste Verzeichnis des bauenden
           Pakets gesetzt wird. Dies führt dazu, dass der Baupfad aus allen erstellten Dateien
           entfernt wird.

           Falls sowohl fixdebugpath als auch fixfilepath gesetzt sind, hat diese Option Vorrang,
           da sie eine Obermenge erster ist.

           Hinweis: Falls der Bauprozess die Bauschalter in die resultierenden gebauten Objekte
           erfasst, dann wird das Paket nicht mehr reproduzierbar. Die Deaktivierung dieser
           Option könnte einige der Objekte wieder reproduzierbar machen, würde dafür aber auch
           die Deaktivierung von fixdebugpath benötigen, wodurch sämtliche erstellten
           Fehlersuchsymbole nicht mehr reproduzierbar wären. Die beste Korrektur besteht darin,
           die Bauschalter nicht mehr zu erfassen.

       fixdebugpath
           Diese Einstellung (seit Dpkg 1.18.5; standardmäßig aktiviert) fügt
           -fdebug-prefix-map=BUILDPATH=. zu CFLAGS, CXXFLAGS, OBJCFLAGS, OBJCXXFLAGS, GCJFLAGS,
           FFLAGS und FCFLAGS hinzu, wobei BUILDPATH auf das oberste Verzeichnis des bauenden
           Pakets gesetzt wird. Dies führt dazu, dass der Baupfad aus allen erstellten Debug-
           Symbolen entfernt wird.

           Hinweis: Dies Funktion hat ähnliche Reproduzierbarkeitseigenschaften wie fixfilepath.

UMGEBUNG

       Es gibt zwei Gruppen von Umgebungsvariablen, die den gleichen Vorgang durchführen. Der
       erste (DEB_Schalter_Vorg) sollte niemals innerhalb von debian/rules verwandt werden. Er
       ist für Benutzer gedacht, die das Quellpaket mit anderen Bauschaltern erneut bauen
       möchten. Der zweite Satz (DEB_Schalter_MAINT_Vorg) sollte nur durch Paketbetreuer in
       debian/rules verwandt werden, um die entstehenden Bauschalter zu ändern.

       DEB_Schalter_SET
       DEB_Schalter_MAINT_SET (seit Dpkg 1.16.1)
           Diese Variable kann zum Erzwingen des für Schalter zurückgegebenen Werts verwandt
           werden.

       DEB_Schalter_STRIP (seit Dpkg 1.16.1)
       DEB_Schalter_MAINT_STRIP (seit Dpkg 1.16.1)
           Diese Variable kann zum Bereitstellen einer durch Leerzeichen getrennten Liste von
           Optionen verwandt werden, die aus dem Satz von Schalter zurückgelieferten Schaltern
           entfernt werden.

       DEB_Schalter_APPEND
       DEB_Schalter_MAINT_APPEND (seit Dpkg 1.16.1)
           Diese Variable kann zum Anhängen ergänzender Optionen zum Wert, der von Schalter
           zurückgegeben wird, verwandt werden.

       DEB_Schalter_PREPEND (seit Dpkg 1.16.1)
       DEB_Schalter_MAINT_PREPEND (seit Dpkg 1.16.1)
           Diese Variable kann zum Voranstellen ergänzender Optionen zum Wert, der von Schalter
           zurückgegeben wird, verwandt werden.

       DEB_BUILD_OPTIONS
       DEB_BUILD_MAINT_OPTIONS (seit Dpkg 1.16.1)
           Diese Variablen können von Benutzern oder Betreuern zum Deaktivieren oder Aktivieren
           verschiedener Bereichsfunktionalitäten benutzt werden, die Bauschalter beeinflussen.
           Die Variable DEB_BUILD_MAINT_OPTIONS setzt jede Einstellung in den
           Funktionalitätsbereichen DEB_BUILD_OPTIONS außer Kraft. Lesen Sie den Abschnitt
           FUNKTIONALITÄTSBEREICHE für weitere Details.

       DEB_VENDOR
           Diese Einstellung definiert den aktuellen Lieferanten. Falls nicht gesetzt, wird er
           aus /etc/dpkg/origins/default ermittelt.

       DEB_BUILD_PATH
           Diese Variable setzt den Baupfad (seit Dpkg 1.18.8), der in Funktionalitäten wie
           fixdebugpath verwandt wird, so dass sie durch den Aufrufenden gesteuert werden können.
           Diese Variable ist derzeit spezifisch für Debian und Derivative.

       DPKG_COLORS
           Setzt den Farbmodus (seit Dpkg 1.18.5). Die derzeit unterstützten Werte sind: auto
           (Vorgabe), always und never.

       DPKG_NLS
           Falls dies gesetzt ist, wird es zur Entscheidung, ob Native Language Support, auch als
           Unterstützung für Internationalisierung (oder i18n) bekannt, aktiviert wird (seit Dpkg
           1.19.0). Die akzeptierten Werte sind: 0 und 1 (Vorgabe).

DATEIEN

   Konfigurationsdateien
       /etc/dpkg/buildflags.conf
           Systemweite Konfigurationsdatei

       $XDG_CONFIG_HOME/dpkg/buildflags.conf oder
       $HOME/.config/dpkg/buildflags.conf
           Benutzerkonfigurationsdatei

   Paketierungsunterstützung
       /usr/share/dpkg/buildflags.mk
           Make-Steuerdateischnipsel, das alle von dpkg-buildflags unterstützten Schalter in
           Variablen laden (und optional exportieren) wird. (seit Dpkg 1.16.1)

BEISPIELE

       Um Bauschalter an einen Baubefehl in einer Make-Steuerdatei zu übergeben:

        $(MAKE) $(shell dpkg-buildflags --export=cmdline)

        ./configure $(shell dpkg-buildflags --export=cmdline)

       Um Bauschalter in einem Shell-Skript oder Shell-Fragement zu setzen, kann eval verwendet
       werden, um die Ausgabe zu interpretieren und die Schalter in die Umgebung zu exportieren:

        eval "$(dpkg-buildflags --export=sh)" && make

       Oder die Positionsparameter zu setzen, die an einen Befehl übergeben werden sollen:

        eval "set -- $(dpkg-buildflags --export=cmdline)"
        for dir in a b c; do (cd $dir && ./configure "$@" && make); done

   Verwendung in debian/rules
       Sie sollten dpkg-buildflags aufrufen oder buildflags.mk in die Datei debian/rules
       einbinden, um die benötigten Bauschalter, die an das Bausystem weitergegeben werden
       sollen, abzufragen. Beachten Sie, dass ältere Versionen von dpkg-buildpackage (vor Dpkg
       1.16.1) diese Variablen automatisch exportierten. Allerdings sollten Sie sich nicht darauf
       verlassen, da dies den manuellen Aufruf von debian/rules nicht korrekt ermöglicht.

       Für Pakete mit Autoconf-artigen Bausystemen können Sie die relevanten Optionen direkt wie
       oben gezeigt an Configure oder make(1) übergeben.

       Für andere Bausysteme oder wenn Sie feiner granulierte Steuerung benötigen (welcher
       Schalter wo weitergegeben wird), können Sie --get verwenden. Oder Sie können stattdessen
       buildflags.mk einbinden, das sich um den Aufruf von dpkg-buildflags kümmert und die
       Bauschalter in Make-Variablen speichert.

       Falls Sie alle Bauschalter in die Umgebung exportieren möchten (wo sie dann vom Bausystem
       eingelesen werden können):

        DPKG_EXPORT_BUILDFLAGS = 1
        include /usr/share/dpkg/buildflags.mk

       Für zusätzliche Steuerung, was exportiert wird, können Sie die Variablen manuell
       exportieren (da keine standardmäßig exportiert werden):

        include /usr/share/dpkg/buildflags.mk
        export CPPFLAGS CFLAGS LDFLAGS

       Und natürlich können Sie die Schalter manuell an Befehle weitergeben:

        include /usr/share/dpkg/buildflags.mk
        build-arch:
               $(CC) -o hello hello.c $(CPPFLAGS) $(CFLAGS) $(LDFLAGS)

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung wurde 2004, 2006-2023 von Helge Kreutzmann
       <debian@helgefjell.de>, 2007 von Florian Rehnisch <eixman@gmx.de> und 2008 von Sven
       Joachim <svenjoac@gmx.de> angefertigt. Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen
       Sie die GNU General Public License Version 2 oder neuer für die Kopierbedingungen. Es gibt
       KEINE HAFTUNG.