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BEZEICHNUNG

       chrt - die Echtzeitattribute eines Prozesses manipulieren

ÜBERSICHT

       chrt [Optionen] Priorität Befehl Argument ...

       chrt [Optionen] -p [Priorität] PID

BESCHREIBUNG

       chrt setzt oder ermittelt die Echtzeit-Scheduling-Attribute eines existierenden Prozesses
       mit der Kennung PID oder führt einen Befehl mit den angegebenen Attributen aus.

SCHEDULING-REGELN

       -o, --other
           setzt die Scheduling-Regel auf SCHED_OTHER (zeitbasiertes Scheduling). Dies ist die
           Vorgabe unter Linux.

       -f, --fifo
           setzt die Scheduling-Regel auf SCHED_FIFO (zuerst hinein - zuerst hinaus).

       -r, --rr
           setzt die Scheduling-Regel auf SCHED_RR (Rundlauf-Scheduling, »round-robin«). Wenn
           keine Regel definiert ist, wird SCHED_RR als Vorgabe verwendet.

       -b, --batch
           setzt die Scheduling-Regel auf SCHED_BATCH (Stapelverarbeitungsprozess-Scheduling).
           Linux-spezifisch, unterstützt seit 2.6.16. Das Prioritäts-Argument muss auf Null
           gesetzt werden.

       -i, --idle
           setzt die Scheduling-Regel auf SCHED_IDLE (Scheduling von Prozessen niedriger
           Priorität). Linux-spezifisch, unterstützt seit 2.6.23. Das Prioritäts-Argument muss
           auf Null gesetzt werden.

       -d, --deadline
           legt die Scheduling-Regel auf SCHED_DEADLINE fest (»sporadic task model deadline
           scheduling«, Linux-spezifisch, seit 3.14 unterstützt). Das Prioritäts-Argument muss
           auf Null gesetzt werden. Siehe auch --sched-runtime, --sched-deadline und
           --sched-period. Der Zusammenhang zwischen den vom Kernel verlangten Optionen ist
           Laufzeit ⇐ deadline ⇐ Periode. chrt kopiert period nach deadline, falls
           --sched-deadline nicht angegeben ist und deadline nach runtime, falls --sched-runtime
           nicht angegeben ist. Das bedeutet, dass mindestens --sched-period angegeben sein muss.
           Siehe sched(7) für weitere Details.

SCHEDULING-OPTIONEN

       -T, --sched-runtime Nanosekunden
           gibt die Laufzeitparameter für die SCHED_DEADLINE-Regel an (Linux-spezifisch).

       -P, --sched-period Nanosekunden
           Specifies period parameter for SCHED_DEADLINE policy (Linux-specific). Note that the
           kernel’s lower limit is 100 milliseconds.

       -D, --sched-deadline Nanosekunden
           gibt den Deadline-Parameter für die SCHED_DEADLINE-Regel an (Linux-spezifisch).

       -R, --reset-on-fork
           fügt SCHED_RESET_ON_FORK oder SCHED_FLAG_RESET_ON_FORK hinzu (Linux-spezifisch,
           unterstützt seit 2.6.31).

           Jeder Thread hat einen Scheduling-Schalter reset-on-fork. Wenn dieser Schalter gesetzt
           ist, erben von fork(2) erzeugte Kindprozesse nicht die privilegierten
           Scheduling-Regeln. Nachdem der Schalter reset-on-fork aktivert wurde, kann er nur
           zurückgesetzt werden, wenn der der Thread über die Capability CAP_SYS_NICE verfügt.
           Dieser Schalter ist in von fork(2) erzeugten Kindprozessen deaktiviert.

           Genauer gesagt, falls der Schalter reset-on-fork gesetzt ist, werden die folgenden
           Regeln für nachfolgend erzeugte Kinder angewendet:

           •   Falls die Scheduling-Regel des aufrufenden Threads auf SCHED_FIFO oder SCHED_RR
               gesetzt ist, wird die Regel in Kindprozessen auf SCHED_OTHER zurückgesetzt.

           •   Falls der aufrufende Prozess einen negativen Nice-Wert hat, wird der Nice-Wert in
               Kindprozessen auf 0 zurückgesetzt.

OPTIONEN

       -a, --all-tasks
           setzt oder ermittelt die Scheduling-Attribute aller Prozesse (Threads) für eine
           gegebene Kennung (PID).

       -m, --max
           zeigt die minimal und maximal möglichen Prioritäten und beendet dann das Programm.

       -p, --pid
           verwendet eine vorhandene Prozesskennung (PID), anstatt einen neuen Prozess zu
           starten.

       -v, --verbose
           zeigt Statusinformationen an.

       -h, --help
           zeigt einen Hilfetext an und beendet das Programm.

       -V, --version
           zeigt Versionsinformationen an und beendet das Programm.

BEISPIELE

       Das Standardverhalten ist die Ausführung eines neuen Befehls:

          chrt Priorität Befehl [Argumente]

       Sie können auch die Echtzeitattribute eines existierenden Prozesses ermitteln:

          chrt -p PID

       Oder sie festlegen:

          chrt -r -p Priorität PID

       Folgendes setzt das Echtzeit-Scheduling auf die Priorität 30 für den Prozessmit der
       angegebenen PID mit der (Round-Robin-)Klasse SCHED_RR:

          chrt -r -p 30 PID

       Prioritäten für einen Prozess auf die Vorgabe setzen:

          chrt -o -p 0 PID

       In sched(7) finden Sie eine detaillierte Beschreibung der verschiedenen Scheduling-Klassen
       und Informationen darüber, wie diese miteinander interagieren.

ZUGRIFFSRECHTE

       Ein Benutzer muss über CAP_SYS_NICE verfügen, um die Scheduling-Attribute eines Prozesses
       zu ändern. Die Ermittlung der Scheduling-Attribute ist allen Benutzern erlaubt.

ANMERKUNGEN

       Nur SCHED_FIFO, SCHED_OTHER und SCHED_RR sind Teil des Prozess-Schedulings nach POSIX
       1003.1b. Die anderen Scheduling-Attribute können auf einigen Systemen ignoriert werden.

       Die unter Linux vorgegebene Scheduling-Regel ist SCHED_OTHER.

AUTOREN

       Robert Love <rml@tech9.net>, Karel Zak <kzak@redhat.com>

SIEHE AUCH

       nice(1), renice(1), taskset(1), sched(7)

       In sched_setscheduler(2) finden Sie eine Beschreibung des Scheduling-Schemas in Linux.

FEHLER MELDEN

       Nutzen Sie zum Melden von Fehlern das Fehlererfassungssystem auf
       https://github.com/util-linux/util-linux/issues.

VERFÜGBARKEIT

       Der Befehl chrt ist Teil des Pakets util-linux, welches aus dem Linux-Kernel-Archiv
       <https://www.kernel.org/pub/linux/utils/util-linux/> heruntergeladen werden kann.