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BEZEICHNUNG

       getitimer, setitimer - Zeit eines Intervall-Timers abfragen oder setzen

BIBLIOTHEK

       Standard-C-Bibliothek (libc, -lc)

ÜBERSICHT

       #include <sys/time.h>

       int getitimer(int welcher, struct itimerval *aktueller_wert);
       int setitimer(int welcher, const struct itimerval *restrict neuer_wert,
                     struct itimerval *_Nullable restrict alter_wert);

BESCHREIBUNG

       Diese  Systemaufrufe  ermöglichen den Zugriff auf Intervall-Timer, das sind Timer (Zeitgeber), die zuerst
       zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft  ablaufen  und  (optional)  anschließend  nach  regelmäßigen
       Intervallen.  Wenn  ein  Timer abläuft, wird ein Signal für den aufrufenden Prozess erzeugt und der Timer
       wird auf das angegebene Intervall zurückgesetzt (falls verschieden von Null).

       Es werden drei Arten von Timern – durch das Argument welcher spezifiziert – zur Verfügung  gestellt,  von
       denen jeder gegen eine andere Uhr läuft und ein anderes Signal bei Ablauf erzeugt:

       ITIMER_REAL
              Dieser Timer zählt in Echtzeit (im Sinne der tatsächlich vergangenen Zeit, »wall clock«) herunter.
              Bei jedem Ablauf wird ein Signal SIGALRM erzeugt.

       ITIMER_VIRTUAL
              Dieser Timer zählt gegen die Usermodus-Prozessorzeit herunter, die vom  Prozess  verbraucht  wird.
              (Die  Messung beinhaltet die Prozessorzeit, die von allen Threads im Prozess verbraucht wird.) Bei
              jedem Ablauf wird ein Signal SIGVTALRM erzeugt.

       ITIMER_PROF
              Dieser Timer zählt gegen die Gesamt-Prozessorzeit (d.h. sowohl  Usermodus  als  auch  Systemmodus)
              herunter,  die  vom  Prozess  verbraucht  wird. (Die Messung beinhaltet die Prozessorzeit, die von
              allen Threads im Prozess verbraucht wird.) Bei jedem Ablauf wird ein Signal SIGPROF erzeugt.

              In Verbindung mit ITIMER_VIRTUAL kann  dieser  Timer  verwendet  werden,  um  die  Usermodus-  und
              Systemmodus-Prozessorzeit zu messen, die vom Prozess verbraucht wird.

       Ein Prozess hat nur jeweils einen dieser drei Arten von Timern.

       Timerwerte sind durch folgende Strukturen definiert:

           struct itimerval {
               struct timeval it_interval; /* Intervall für periodische Timer */
               struct timeval it_value;    /* Zeit bis zum nächsten Ablauf */
           };

           struct timeval {
               time_t      tv_sec;         /* Sekunden */
               suseconds_t tv_usec;        /* Mikrosekunden */
           };

   getitimer()
       Die  Funktion  getitimer()  platziert  den  aktuellen  Wert  des  Timers  welcher  in den Puffer, auf den
       aktueller_wert zeigt.

       Die Unterstruktur it_value wird mit der Restzeit gefüllt, die noch verbleibt, bevor der angegebene  Timer
       das  nächste  Mal  abläuft.  Dieser  Wert  verändert  sich,  während der Timer herunterzählt und wird auf
       it_interval zurückgesetzt, wenn der Timer abläuft. Wenn beide Felder von it_value  Null  sind,  dann  ist
       dieser Timer gerade nicht scharfgeschaltet (inaktiv).

       Die Unterstruktur it_interval wird mit dem Timerintervall gefüllt. Wenn beide Felder von it_interval Null
       sind, dann ist dies ein einmaliger Timer (d.h. er läuft nur einmal ab).

   setitimer()
       Die Funktion setitimer() aktiviert oder deaktiviert den durch welcher angegebenen Timer, indem der  Timer
       auf  den  Wert gesetzt wird, der durch neuer_wert festgelegt wurde. Falls alter_wert nicht NULL ist, wird
       der Puffer, auf den gezeigt wird, zur Rückgabe des vorherigen  Wertes  des  Timers  verwendet  (also  die
       gleiche Information, die von getitimer() zurückgegeben wird).

       Wenn  eines  der Felder in neuer_wert.it_value nicht Null ist, dann ist dieser Timer scharfgeschaltet, um
       initial zur angegebenen Zeit abzulaufen. Wenn beide Felder in neuer_wert.it_value Null sind,  ist  dieser
       Timer nicht scharfgeschaltet.

       Das  Feld  neuer_wert.it_interval legt das neue Intervall für den Timer fest; wenn beide Unterfelder Null
       sind, ist es ein einmaliger Timer.

RÜCKGABEWERT

       Bei Erfolg wird Null zurückgegeben. Bei einem Fehler wird -1 zurückgegeben  und  errno  gesetzt,  um  den
       Fehler anzuzeigen.

FEHLER

       EFAULT neuer_wert, alter_wert oder aktueller_wert sind keine gültigen Zeiger.

       EINVAL welcher  ist weder ITIMER_REAL, ITIMER_VIRTUAL noch ITIMER_PROF oder (seit Linux 2.6.22) eines der
              tv_usec-Felder in der Struktur, auf die neuer_wert zeigt, enthält einen Wert,  der  außerhalb  des
              Bereichs [0, 999999] liegt.

STANDARDS

       POSIX.1-2001,  SVr4,  4.4BSD  (dieser  Aufruf  erschien  erstmalig  in 4.2BSD). POSIX.1-2008 kennzeichnet
       getitimer() und setitimer() als veraltet  und  empfiehlt  stattdessen  die  POSIX-Timer-API  zu  benutzen
       (timer_gettime(2), timer_settime(2), etc.).

ANMERKUNGEN

       Timer  laufen  nie  vor  der  angeforderten Zeit ab, könnten aber eine (kurze) Zeit danach ablaufen. Dies
       hängt von der Timerauflösung des Systems und der Systemauslastung  ab;  siehe  time(7).  (Siehe  aber  im
       Folgenden  den  Abschnitt  FEHLER.)  Falls  ein  Timer abläuft, während der Prozess aktiv ist (trifft für
       ITIMER_VIRTUAL immer zu), wird das Signal sofort gesandt, wenn es generiert ist.

       Ein  Kindprozess,  der  mittels  fork(2)  erzeugt  wurde,   erbt   nicht   die   Intervall-Timer   seines
       Elternprozesses. Intervall-Timer bleiben über ein execve(2) erhalten.

       POSIX.1  beschreibt das Zusammenspiel zwischen setitimer() und den drei Schnittstellen alarm(2), sleep(3)
       und usleep(3) nicht näher.

       Die Standards schweigen zu der Bedeutung des folgenden Aufrufs:

           setitimer(which, NULL, &alter_wert);

       Viele Systeme (Solaris, die BSDs und vielleicht andere) behandeln dies äquivalent zu Folgendem:

           getitimer(which, &alter_wert);

       Unter Linux wird dies als äquivalent zu einem Aufruf betrachtet, bei dem die Felder neuer_wert Null sind,
       das  heißt,  der  Timer  deaktiviert  ist. Benutzen Sie nicht diese ungünstige Linux-Eigenschaft: Sie ist
       nicht portierbar und unnötig.

FEHLER

       Das Generieren und Senden eines Signals sind eigenständig  und  nur  eine  Instanz  von  jedem  der  oben
       aufgelisteten   Signale   kann  für  einen  Prozess  anstehen.  Unter  sehr  hoher  Systemlast  kann  ein
       ITIMER_REAL-Timer ablaufen, bevor das Signal von einem vorherigen  Ablauf  geliefert  wurde.  Das  zweite
       Signal geht bei einem solchen Ereignis verloren.

       Vor  Linux  2.6.16  wurden  Timerwerte  in  Jiffies dargestellt. Falls eine Anfrage zum Setzen des Timers
       gemacht wurde, dessen  Jiffies-Entsprechung  MAX_SEC_IN_JIFFIES  übersteigt  (in  include/linux/jiffies.h
       definiert), dann wurde der Timer stillschweigend auf diese Obergrenze gekürzt. Auf Linux/i386 (wobei seit
       Linux 2.6.13 der Standard-Jiffy 0,004 Sekunden entspricht), bedeutet dies, dass die Obergrenze für  einen
       Timer zirka 99,42 Tagen entspricht. Seit Linux 2.6.16 benutzt der Kernel eine andere interne Entsprechung
       für Zeiten und diese Obergrenze wurde entfernt.

       Auf bestimmten Systemen (einschließlich i386) haben Linux-Kernel  vor  2.6.12  einen  Fehler,  der  unter
       Umständen  vorzeitige Timerabläufe von bis zu einem Jiffy produziert. Dieser Fehler wurde in Linux 2.6.12
       behoben.

       Laut POSIX.1-2001 sollte setitimer() fehlschlagen, wenn ein tv_usec-Wert angegeben wurde,  der  außerhalb
       des  Bereichs  [0,  999999]  liegt. Unter Linux bis einschließlich 2.6.21 gibt Linux jedoch keinen Fehler
       zurück, sondern passt stattdessen stillschweigend den Sekundenwert für den  Timer  an.  Ab  Linux  2.6.22
       aufwärts wurde dieser Fehler behoben: Ein unpassender tv_usec-Wert führt zu einem EINVAL-Fehler.

SIEHE AUCH

       gettimeofday(2), sigaction(2), signal(2), timer_create(2), timerfd_create(2), time(7)

ÜBERSETZUNG

       Die  deutsche  Übersetzung  dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de>, Chris
       Leick <c.leick@vollbio.de>, Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com>  und  Dr.  Tobias  Quathamer
       <toddy@debian.org> erstellt.

       Diese  Übersetzung  ist  Freie  Dokumentation;  lesen  Sie  die  GNU  General  Public  License  Version 3
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