Provided by: manpages-de_4.23.1-1_all bug

BEZEICHNUNG

       timesyncd.conf, timesyncd.conf.d - Konfigurationsdateien für die
       Netzwerkzeitsynchronisierung

ÜBERSICHT

           /etc/systemd/timesyncd.conf
           /run/systemd/timesyncd.conf
           /usr/lib/systemd/timesyncd.conf
           /etc/systemd/timesyncd.conf.d/*.conf
           /run/systemd/timesyncd.conf.d/*.conf
           /usr/lib/systemd/timesyncd.conf.d/*.conf

BESCHREIBUNG

       Diese Konfigurationsdateien steuern die NTP-Netzwerkzeitsynchronisation. Siehe
       systemd.syntax(7) für eine allgemeine Beschreibung der Syntax.

KONFIGURATIONSVERZEICHNISSE UND RANGFOLGE

       Die Standardkonfiguration wird während der Kompilierung gesetzt. Daher wird eine
       Konfiguration nur benötigt, wenn von diesen Vorgaben abgewichen werden muss. Die
       Hauptkonfigurationsdatei wird aus einem der aufgeführten Verzeichnisse in der
       Prioritätsreihenfolge geladen, nur die zuerst gefundene Datei wird verwandt:
       /etc/systemd/, /run/systemd/, /usr/local/lib/systemd/, /usr/lib/systemd/. Die
       Lieferantenversion der Datei enthält die Vorgaben als auskommentierte Hinweise für den
       Administrator. Lokal können diese Einstellungen durch die Erstellung von Ergänzungen, wie
       nachfolgend beschrieben, außer Kraft gesetzt werden. Zu diesem Zweck kann die
       Hauptkonfigurationsdatei (oder eine Kopie in /etc/, falls sie in /usr/ ausgeliefert wird)
       auch bearbeitet werden, allerdings wird empfohlen, Ergänzungen für lokale Konfiguration zu
       verwenden, statt die Hauptkonfigurationsdatei zu verändern.

       Zusätzlich zu der Hauptkonfigurationsdatei, werden Ergänzungs-Konfigurationsschnipsel aus
       /usr/lib/systemd/*.conf.d/, /usr/local/lib/systemd/*.conf.d/ und /etc/systemd/*.conf.d/
       gelesen. Diese Ergänzungen haben Vorrang vor der Hauptkonfigurationsdatei und setzen diese
       außer Kraft. Dateien in den Konfigurationsunterverzeichnissen *.conf.d/ werden in
       lexikographischer Reihenfolge nach ihrem Dateinamen sortiert, unabhängig davon, in welchem
       Unterverzeichnis sie sich befinden. Bei Optionen, die nur einen einzelnen Wert
       akzeptieren, hat der Eintrag in der Datei, die als letztes in der Sortierung folgt,
       Vorrang, falls mehrere Dateien die gleiche Option angeben. Bei Optionen, die eine Liste
       von Werten akzeptieren, werden Einträge gesammelt, wie sie in den sortierten Dateien
       auftauchen.

       Wenn Pakete die Konfiguration anpassen müssen, können sie Ergänzungen unter /usr/
       installieren. Dateien in /etc/ sind für den lokalen Administrator reserviert, der diese
       Logik verwenden kann, um die durch die Lieferantenpakete bereitgestellten
       Konfigurationsdateien außer Kraft zu setzen. Um Ergänzungen der Pakete außer Kraft zu
       setzen, müssen Ergänzungen verwandt werden, da die Hauptkonfigurationsdatei die niedrigste
       Priorität hat. Es wird empfohlen, allen Dateinamen in diesen Unterverzeichnissen eine
       zweistellige Zahl und einen Bindestrich voranzustellen, um die Sortierung der Dateien zu
       vereinfachen. Dies definiert auch ein Konzept von Ergänzungsprioritäten, um es
       Betriebssystemlieferanten zu ermöglichen, Ergänzungen in einem bestimmten Bereich
       auszuliefern, der unterhalb des von Benutzern verwandten Bereichs liegt. Dies sollte das
       Risiko reduzieren, dass eine Paketergänzung versehentlich durch Benutzer definierte
       Ergänzungen außer Kraft setzt. Es wird empfohlen, den Bereich 10-40 für Ergänzungen in
       /usr/ und den Bereich 60-90 für Ergänzungen in /etc/ und /run/ zu verwenden um
       sicherzustellen, dass lokale und flüchtige Ergänzungen Priorität gegenüber Ergänzungen
       haben, die vom Betriebssystemlieferanten geliefert werden.

       Um eine vom Lieferanten bereitgestellte Konfigurationsdatei zu deaktivieren, wird
       empfohlen, einen Symlink nach /dev/null in dem Konfigurationsverzeichnis in /etc/ mit dem
       gleichen Dateinamen wie die Konfigurationsdatei des Lieferanten abzulegen.

OPTIONEN

       Die folgenden Einstellungen werden im Abschnitt »[Time]« konfiguriert:

       NTP=
           Eine durch Leerzeichen getrennte Liste von NTP-Server-Rechnernamen oder IP-Adressen.
           Während der Laufzeit wird diese Liste mit allen schnittstellenbezogenen NTP-Servern,
           die von systemd-networkd.service(8) erlangt wurden, kombiniert. systemd-timesyncd wird
           alle konfigurierten System- oder schnittstellenbezogenen Server der Reihe nach
           kontaktieren, bis eine antwortet. Wird die leere Zeichenkette zugewiesen, wird die
           Liste der NTP-Server zurückgesetzt und alle vorherigen Zuweisungen haben keinen
           Effekt. Diese Einstellung ist standardmäßig die leere Liste.

           Hinzugefügt in Version 216.

       FallbackNTP=
           Eine durch Leerzeichen getrennte Liste von NTP-Server-Rechnernamen oder IP-Adressen,
           die als Ausweich-NTP-Server verwandt werden sollen. Alle schnittstellenbezogenen
           NTP-Server, die von systemd-networkd.service(8) besorgt wurden, haben vor dieser
           Einstellung Vorrang, sowie auch die oben mittels NTP= gesetzten Server. Diese
           Einstellung ist daher nur relevant, wenn keine anderen NTP-Serverinformationen bekannt
           sind. Wird die leere Zeichenkette zugewiesen, wird die Liste der NTP-Server
           zurückgesetzt und alle vorherigen Zuweisungen haben keinen Effekt. Falls diese Option
           nicht angegeben ist, wird eine einkompilierte Liste von NTP-Servern verwandt.

           Hinzugefügt in Version 216.

       RootDistanceMaxSec=
           Maximal akzeptierbare Wurzeldistanz, d.h. die maximale geschätzte Zeit, die für ein
           Paket benötigt wird, um von dem mit uns verbundenen Server zum dem Server mit der
           Referenzuhr zu reisen. Falls der aktuelle Server diese Beschränkung nicht erfüllt,
           wird systemd-timesyncd auf einen anderen Server umschalten.

           Akzeptiert einen Wert für eine Zeitdauer. Die Vorgabeeinheit ist Sekunden, aber andere
           Einheiten dürfen angegeben werden, siehe systemd.time(5). Standardmäßig 5 Sekunden.

           Hinzugefügt in Version 236.

       PollIntervalMinSec=, PollIntervalMaxSec=
           Die minimale und maximale Abfrageintervalle für NTP-Nachrichten. Abfragen beginnen bei
           dem minimalen Abfrageintervall und werden innerhalb der festgelegten Begrenzungen,
           abhängig von den empfangenen Paketen, angepasst.

           Jede Einstellung akzeptiert einen Wert für eine Zeitdauer. Die Vorgabeeinheit ist
           Sekunden, aber andere Einheiten dürfen angegeben werden, siehe systemd.time(5).
           PollIntervalMinSec= ist standardmäßig 32 Sekunden, darf aber nicht kleiner als
           16 Sekunden sein. PollIntervalMaxSec= ist standardmäßig 34 min 8s (2048 Sekunden) und
           muss größer als PollIntervalMinSec= sein.

           Hinzugefügt in Version 236.

       ConnectionRetrySec=
           Legt die minimale Verzögerung vor nachfolgenden Versuchen, einen neuen NTP-Server zu
           kontaktieren, fest.

           Akzeptiert einen Wert für eine Zeitdauer. Die Vorgabeeinheit ist Sekunden, aber andere
           Einheiten dürfen angegeben werden, siehe systemd.time(5). Standardmäßig 30 Sekunden
           und darf nicht kleiner als 1 Sekunde sein.

           Hinzugefügt in Version 248.

       SaveIntervalSec=
           Das Intervall, zu dem die aktuelle Zeit periodisch auf Platte gespeichert wird, sofern
           keine Synchronisation mit einem NTP-Server kürzlich erfolgte. Dies ist insbesondere
           für offline-Systeme ohne lokale RTC nützlich, da es garantiert, dass die Systemuhr
           über Neustarts hinweg grob monoton bleibt.

           Akzeptiert einen Wert für ein Zeitintervall. Die Vorgabeeinheit ist Sekunden, aber
           andere Einheiten dürfen angegeben werden, siehe systemd.time(5). Standardmäßig 60
           Sekunden.

           Hinzugefügt in Version 250.

SIEHE AUCH

       systemd(1), systemd-timesyncd.service(8), systemd-networkd.service(8)

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann
       <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License
       Version 3 ⟨https://www.gnu.org/licenses/gpl-3.0.html⟩ oder neuer bezüglich der Copyright-
       Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

       Wenn Sie Fehler in der Übersetzung dieser Handbuchseite finden, schicken Sie bitte eine E-
       Mail an die Mailingliste der Übersetzer ⟨debian-l10n-german@lists.debian.org⟩.