Provided by: manpages-de_4.27.0-1_all 

BEZEICHNUNG
timesyncd.conf, timesyncd.conf.d - Konfigurationsdateien für die Netzwerkzeitsynchronisierung
ÜBERSICHT
/etc/systemd/timesyncd.conf
/run/systemd/timesyncd.conf
/usr/local/lib/systemd/timesyncd.conf
/usr/lib/systemd/timesyncd.conf
/etc/systemd/timesyncd.conf.d/*.conf
/run/systemd/timesyncd.conf.d/*.conf
/usr/local/lib/systemd/timesyncd.conf.d/*.conf
/usr/lib/systemd/timesyncd.conf.d/*.conf
BESCHREIBUNG
Diese Konfigurationsdateien steuern die NTP-Netzwerkzeitsynchronisation. Siehe systemd.syntax(7) für eine
allgemeine Beschreibung der Syntax.
KONFIGURATIONSVERZEICHNISSE UND RANGFOLGE
Die Standardkonfiguration wird während der Kompilierung gesetzt. Daher wird eine Konfiguration nur
benötigt, wenn von diesen Vorgaben abgewichen werden muss. Die Hauptkonfigurationsdatei wird aus einem
der aufgeführten Verzeichnisse in der Prioritätsreihenfolge geladen, nur die zuerst gefundene Datei wird
verwandt: /etc/systemd/, /run/systemd/, /usr/local/lib/systemd/ [1], /usr/lib/systemd/. Die
Lieferantenversion der Datei enthält die Vorgaben als auskommentierte Hinweise für den Administrator.
Lokal können diese Einstellungen durch die Erstellung von Ergänzungen, wie nachfolgend beschrieben, außer
Kraft gesetzt werden. Zu diesem Zweck kann die Hauptkonfigurationsdatei (oder eine Kopie in /etc/, falls
sie in /usr/ ausgeliefert wird) auch bearbeitet werden, allerdings wird empfohlen, Ergänzungen für lokale
Konfiguration zu verwenden, statt die Hauptkonfigurationsdatei zu verändern.
Zusätzlich zu der Hauptkonfigurationsdatei, werden Ergänzungs-Konfigurationsschnipsel aus
/usr/lib/systemd/*.conf.d/, /usr/local/lib/systemd/*.conf.d/ und /etc/systemd/*.conf.d/ gelesen. Diese
Ergänzungen haben Vorrang vor der Hauptkonfigurationsdatei und setzen diese außer Kraft. Dateien in den
Konfigurationsunterverzeichnissen *.conf.d/ werden in lexikographischer Reihenfolge nach ihrem Dateinamen
sortiert, unabhängig davon, in welchem Unterverzeichnis sie sich befinden. Bei Optionen, die nur einen
einzelnen Wert akzeptieren, hat der Eintrag in der Datei, die als letztes in der Sortierung folgt,
Vorrang, falls mehrere Dateien die gleiche Option angeben. Bei Optionen, die eine Liste von Werten
akzeptieren, werden Einträge gesammelt, wie sie in den sortierten Dateien auftauchen.
Wenn Pakete die Konfiguration anpassen müssen, können sie Ergänzungen unter /usr/ installieren. Dateien
in /etc/ sind für den lokalen Administrator reserviert, der diese Logik verwenden kann, um die durch die
Lieferantenpakete bereitgestellten Konfigurationsdateien außer Kraft zu setzen. Um Ergänzungen der Pakete
außer Kraft zu setzen, müssen Ergänzungen verwandt werden, da die Hauptkonfigurationsdatei die niedrigste
Priorität hat. Es wird empfohlen, allen Dateinamen in diesen Unterverzeichnissen eine zweistellige Zahl
und einen Bindestrich voranzustellen, um die Sortierung zu vereinfachen. Dies definiert auch ein Konzept
von Ergänzungsprioritäten, um es Betriebssystemlieferanten zu ermöglichen, Ergänzungen in einem
bestimmten Bereich auszuliefern, der unterhalb des von Benutzern verwandten Bereichs liegt. Dies sollte
das Risiko reduzieren, dass eine Paketergänzung versehentlich durch Benutzer definierte Ergänzungen außer
Kraft setzt. Es wird empfohlen, den Bereich 10-40 für Ergänzungen in /usr/ und den Bereich 60-90 für
Ergänzungen in /etc/ und /run/ zu verwenden um sicherzustellen, dass lokale und flüchtige Ergänzungen
Priorität gegenüber Ergänzungen haben, die vom Betriebssystemlieferanten geliefert werden.
Um eine vom Lieferanten bereitgestellte Konfigurationsdatei zu deaktivieren, wird empfohlen, einen
Symlink nach /dev/null in dem Konfigurationsverzeichnis in /etc/ mit dem gleichen Dateinamen wie die
Konfigurationsdatei des Lieferanten abzulegen.
OPTIONEN
Die folgenden Einstellungen werden im Abschnitt »[Time]« konfiguriert:
NTP=
Eine durch Leerzeichen getrennte Liste von NTP-Server-Rechnernamen oder IP-Adressen. Während der
Laufzeit wird diese Liste mit allen schnittstellenbezogenen NTP-Servern, die von
systemd-networkd.service(8) erlangt wurden, kombiniert. systemd-timesyncd wird alle konfigurierten
System- oder schnittstellenbezogenen Server der Reihe nach kontaktieren, bis eine antwortet. Wird die
leere Zeichenkette zugewiesen, wird die Liste der NTP-Server zurückgesetzt und alle vorherigen
Zuweisungen haben keinen Effekt. Diese Einstellung ist standardmäßig die leere Liste.
Hinzugefügt in Version 216.
FallbackNTP=
Eine durch Leerzeichen getrennte Liste von NTP-Server-Rechnernamen oder IP-Adressen, die als
Ausweich-NTP-Server verwandt werden sollen. Alle schnittstellenbezogenen NTP-Server, die von
systemd-networkd.service(8) besorgt wurden, haben vor dieser Einstellung Vorrang, sowie auch die oben
mittels NTP= gesetzten Server. Diese Einstellung ist daher nur relevant, wenn keine anderen
NTP-Serverinformationen bekannt sind. Wird die leere Zeichenkette zugewiesen, wird die Liste der
NTP-Server zurückgesetzt und alle vorherigen Zuweisungen haben keinen Effekt. Falls diese Option
nicht angegeben ist, wird eine einkompilierte Liste von NTP-Servern verwandt.
Hinzugefügt in Version 216.
RootDistanceMaxSec=
Maximal akzeptierbare Wurzeldistanz, d.h. die maximale geschätzte Zeit, die für ein Paket benötigt
wird, um von dem mit uns verbundenen Server zum dem Server mit der Referenzuhr zu reisen. Falls der
aktuelle Server diese Beschränkung nicht erfüllt, wird systemd-timesyncd auf einen anderen Server
umschalten.
Akzeptiert einen Wert für eine Zeitdauer. Die Vorgabeeinheit ist Sekunden, aber andere Einheiten
dürfen angegeben werden, siehe systemd.time(7). Standardmäßig 5 Sekunden.
Hinzugefügt in Version 236.
PollIntervalMinSec=, PollIntervalMaxSec=
Die minimale und maximale Abfrageintervalle für NTP-Nachrichten. Abfragen beginnen bei dem minimalen
Abfrageintervall und werden innerhalb der festgelegten Begrenzungen, abhängig von den empfangenen
Paketen, angepasst.
Jede Einstellung akzeptiert einen Wert für eine Zeitdauer. Die Vorgabeeinheit ist Sekunden, aber
andere Einheiten dürfen angegeben werden, siehe systemd.time(7). PollIntervalMinSec= ist
standardmäßig 32 Sekunden, darf aber nicht kleiner als 16 Sekunden sein. PollIntervalMaxSec= ist
standardmäßig 34 min 8s (2048 Sekunden) und muss größer als PollIntervalMinSec= sein.
Hinzugefügt in Version 236.
ConnectionRetrySec=
Legt die minimale Verzögerung vor nachfolgenden Versuchen, einen neuen NTP-Server zu kontaktieren,
fest.
Akzeptiert einen Wert für eine Zeitdauer. Die Vorgabeeinheit ist Sekunden, aber andere Einheiten
dürfen angegeben werden, siehe systemd.time(7). Standardmäßig 30 Sekunden und darf nicht kleiner als
1 Sekunde sein.
Hinzugefügt in Version 248.
SaveIntervalSec=
Das Intervall, zu dem die aktuelle Zeit periodisch auf Platte gespeichert wird, sofern keine
Synchronisation mit einem NTP-Server kürzlich erfolgte. Dies ist insbesondere für offline-Systeme
ohne lokale RTC nützlich, da es garantiert, dass die Systemuhr über Neustarts hinweg grob monoton
bleibt.
Akzeptiert einen Wert für ein Zeitintervall. Die Vorgabeeinheit ist Sekunden, aber andere Einheiten
dürfen angegeben werden, siehe systemd.time(7). Standardmäßig 60 Sekunden.
Hinzugefügt in Version 250.
SIEHE AUCH
systemd(1), systemd-timesyncd.service(8), systemd-networkd.service(8)
ANMERKUNGEN
1. 💣💥🧨💥💥💣 Bitte beachten Sie, dass diese Konfigurationsdateien zu allen Zeiten verfügbar sein
müssen. Falls /usr/local/ eine separate Partition ist, könnte diese während des frühen Systemstarts
nicht verfügbar sein und darf dann nicht für Konfiguration verwandt werden.
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.
Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.
Wenn Sie Fehler in der Übersetzung dieser Handbuchseite finden, schicken Sie bitte eine E-Mail an die
Mailingliste der Übersetzer: debian-l10n-german@lists.debian.org.
systemd 257.6 TIMESYNCD.CONF(5)