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BEZEICHNUNG
systemd.image-policy - Plattenabbilder-Analyserichtlinie
BESCHREIBUNG
In Systemd kann immer, wenn ein Plattenabbild (DDI) aktiviert wird, das die Spezifikation für auffindbare
Partitionen[1] implementiert, eine Richtlinie festgelegt werden, die festlegt, welche Partitionen
eingehängt werden und welche Art von kryptographischer Schutz benötigt wird. Eine solche
Plattenabbild-Analyserichtlinie ist eine Zeichenkette, die durch Doppelpunkt (»:«) getrennte Regeln pro
Partitionstyp enthält. Die einzelnen Regeln bestehen aus einer Partitionskennzeichnung, einem
Gleichheitszeichen (»=«) und einem oder mehreren Schaltern, die pro Partition gesetzt werden können.
Falls pro Partition mehrere Schalter festgelegt werden, werden diese durch ein Pluszeichen (»+«)
getrennt.
Die derzeit definierten Partitionskennzeichnungen sind: root, usr, home, srv, esp, xbootldr, swap,
root-verity, root-verity-sig, usr-verity, usr-verity-sig, tmp, var. Diese Kennzeichnungen passen auf die
entsprechenden Partitionstypen in der Spezifikation der auffindbaren Partitionen, sind aber unabhängig
bezüglich der CPU-Architektur. Falls die Partitionskennzeichnung leer gelassen wird, definiert sie die
Richtlinie default für Partitionen, die in der Spezifikation der auffindbaren Partitionen definiert sind
und für die keine Richtlinienschalter explizit in der Richtlinienzeichenkette aufgeführt sind.
Die folgenden Partitionsrichtlinienschalter sind definiert, die die Existenz/Abwesenheit, die Verwendung
und das Schutzniveau von Partitionen bestimmen:
• unprotected für Partitionen, die existieren und verwandt werden, aber ohne kryptographisches
Schutzniveau vorkommen müssen; ihnen fehlt sowohl die Verity-Authentifizierung als auch die
LUKS-Verschlüsselung.
• verity für Partitionen, die existieren und verwandt werden müssen, mit Verity-Authentifizierung.
(Beachten Sie: Falls ein DDI-Abbild eine Datenpartition zusammen mit einer Verity-Partition und einer
zugehörigen Signatur-Partition enthält und nur der Schalter verity (und nicht signed) gesetzt ist,
dann wird das Abbild mit Verity eingerichtet, aber die Signaturdaten werden nicht verwandt. Oder in
anderen Worten: Jedes DDI mit einer Reihe von Partitionen, die für signature und implizit für verity
geeignet sind, und tatsächlich auch für unprotected).
• signed für Partitionen, die existieren und verwandt werden müssen, mit Verity-Authentifizierung, die
von einer PKCS#7-Signatur des Verity-Wurzel-Hashes begleitet wird.
• encrypted für Partitionen, die existieren und verwandt werden müssen und die mit LUKS verschlüsselt
sind.
• unused für Partitionen, die existieren müssen, aber nicht verwandt werden dürfen.
• absent für Partitionen, die im Abbild nicht existieren dürfen.
Durch Setzen einer Kombination der obigen Schalter können Alternativen erklärt werden. Die Kombination
»unused+absent« bedeutet beispielsweise: Die Partition darf existieren (dann darf sie aber nicht benutzt
werden) oder kann abwesend sein. Die Kombination »unprotected+verity+signed+encrypted+unused+absent« kann
über die besondere Abkürzung »open« festgelegt werden und zeigt an, dass die Partition existieren oder
abwesend sein darf, aber falls sie existiert, wird sie unabhängig von dem Schutzniveau verwandt.
Und die besondere Regel: Falls keine der obigen Schalter für eine aufgelistete Partitionskennzeichnung
gesetzt ist, ist die Standardrichtlinie open impliziert, d.h. wird keine dieser oben dargestellten
Schalter gesetzt werden effektiv alle oben aufgeführten Schalter gesetzt.
Die folgenden Partitionsrichtlinienschalter sind definiert, die den Zustand konkreter
GPT-Partitionsschalter bestimmen:
• read-only-off, read-only-on um zu verlangen, dass bei den Partitionen der
Partitions-Schreibschutzschalter aus oder an ist.
• growfs-off, growfs-on um zu verlangen, dass bei den Partitionen der Partitions-Wachstumsschalter aus
oder an ist.
Wenn für eine Partition sowohl read-only-off als auch read-only-on gesetzt sind, dann wird der Zustand
des Schreibschutzschalters für die Partition nicht durch die Richtlinie bestimmt. Wird keiner der
Schalter gesetzt ist dies äquivalent zum Setzen von beiden, d.h. Setzen keiner dieser Schalter bedeutet
effektiv das Setzen beider. Eine ähnliche Logik gilt für growfs-off/growfs-on.
Falls Partitionen nicht innerhalb einer Abbild-Richtlinien-Zeichenkette aufgeführt sind, dann werden die
Standard-Richtlinienschalter angewandt (konfigurierbar über eine leere Partitionskennzeichnung, siehe
oben). Falls keine Standard-Richtlinien-Schalter in der Richtlinienzeichenkette konfiguriert sind, wird
sie als »absent+unused« impliziert, außer für die Verity-Partition und ihre Signatur-Partitionen, wo die
Richtlinie automatisch vom minimalen Schutzniveau der Daten-Partition, die sie schützt und dies in deren
Richtlinie kodiert ist, abgeleitet wird.
BESONDERE RICHTLINIEN
Die besondere Abbild-Richtlinienzeichenkette »*« ist kurz für »alles verwenden«, d.h. sie ist äquivalent
zu:
=verity+signed+encrypted+unprotected+unused+absent
Die besondere Abbild-Richtlinienzeichenkette »-« ist kurz für »nichts verwenden«, d.h. sie ist äquivalent
zu:
=unused+absent
Die besondere Abbild-Richtlinienzeichenkette »~« ist kurz für »alles muss abwesend sein«, d.h. sie ist
äquivalent zu:
=absent
USE
Die meisten Systemd-Komponenten, die den Betrieb mit Plattenabbildern unterstützen, unterstützen auch die
Befehlszeilenoption --image-policy=, um die zu verwendende Abbildrichtlinie festzulegen. Dabei ist die
Vorgabe eine recht offene Richtlinie (typischerweise die oben beschriebene Richtlinie »*«) unter der
Annahme, dass das Vertrauen in Plattenabbilder etabliert wird, bevor die Abbilder an das entsprechende
Programm übergeben werden.
Für das Hauptbetriebssystemabbild selbst ist systemd-gpt-auto-generator(8) für die Verarbeitung der
GPT-Partitionstabelle verantwortlich. Es verwendet dabei die enthaltenen, auffindbaren Partitionen. Es
akzeptiert eine Abbildrichtlinie über die Kernelbefehlszeilenoption systemd.image_policy=.
Beachten Sie, dass Plattenabbildrichtlinien nicht vorgeben, wie die Komponenten die Plattenabbilder
einhängen und verwenden – sie geben nur vor, welche Teile vermieden werden sollen und welches
Schutzniveau und -Arrangement benötigt wird, während sie sie einhängen. Beispielsweise kümmert sich
systemd-sysext(8) nur um die Bäume /usr/ und /opt/ innerhalb eines Plattenabbildes und ignoriert in allen
Fällen sämtliche /home/-Partitionen (und ähnliche), die im Abbild enthalten sein könnten, unabhängig
davon, ob die konfigurierte Abbildrichtlinie den Zugriff darauf erlauben würde oder nicht. In gleicher
Weise wird systemd-nspawn(1) keinerlei erkannte Auslagerungsgeräte verwenden, unabhängig davon, ob die
Richtlinie es erlauben würde oder nicht.
Verwenden Sie den Befehl image-policy des Werkzeugs systemd-analyze(1), um Abbildrichtlinienzeichenketten
zu untersuchen und zu bestimmen, was eine bestimmte Richtlinienzeichenkette für eine bestimmte Partition
bedeutet.
BEISPIELE
Die folgende Abbildrichtlinienzeichenkette bestimmt, dass nur eine schreibgeschützte Verity-aktivierte
usr/-Partition existieren darf, sowie verschlüsselte Wurzel- und Auslagerungspartitionen. Alle anderen
Partitionen müssen ignoriert werden:
usr=verity+read-only-on:root=encrypted:swap=encrypted
Die folgende Abbildrichtlinienzeichenkette bestimmt, dass ein verschlüsseltes, schreibbares
Wurzeldateisystem und optional /srv/-Dateisystem, dass bei Existenz verschlüsselt sein muss, existieren
dürfen und keine Auslagerungspartition existieren darf:
root=encrypted+read-only-off:srv=encrypted+absent:swap=absent
Die folgende Abbildrichtlinienzeichenkette bestimmt, dass eine einzelne, möglicherweise verschlüsselte
Wurzelpartion existiert und Auslagerungspartitionen ignoriert werden und alle anderen Paritionen verwandt
werden, falls sie (möglicherweise verschlüsselt) verfügbar sind.
root=unprotected+encrypted:swap=absent+unused:=unprotected+encrypted+absent
SIEHE AUCH
systemd(1), systemd-dissect(1), systemd-gpt-auto-generator(8), systemd-sysext(8), systemd-analyze(1)
ANMERKUNGEN
1. Spezifikation für auffindbare Partitionen
https://uapi-group.org/specifications/specs/discoverable_partitions_specification
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.
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systemd 257.6 SYSTEMD.IMAGE-POLICY(7)