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BEZEICHNUNG

       setuid - Benutzeridentität setzen

ÜBERSICHT

       #include <sys/types.h>
       #include <unistd.h>

       int setuid(uid_t uid);

BESCHREIBUNG

       setuid()  setzt  die  effektive  Benutzer-ID  des  aufrufenden  Prozesses.  Falls  der aufrufende Prozess
       privilegiert ist (genauer: der Prozess verfügt über die Capability CAP_SETUID in seinem  Namensraum),  so
       wird die reale und die gesicherte ID auch gesetzt.

       Unter Linux ist setuid() wie die POSIX-Version mit dem Merkmal _POSIX_SAVED_IDS implementiert. Damit kann
       ein (von root verschiedenes) setuid-Programm  sämtliche  Privilegien  abgeben,  unprivilegierte  Arbeiten
       verrichten  und  anschließend  auf  sichere Art und Weise die ursprüngliche, effektive Benutzer-ID wieder
       erlangen.

       Wenn der Benutzer root oder das Programm setuid root ist,  ist  besondere  Sorgfalt  notwendig:  setuid()
       überprüft die effektive Benutzer-ID (UID) des Aufrufenden; falls es der Superuser ist, werden alle diesen
       Prozess betreffenden Benutzer-IDs auf uid  gesetzt.  Danach  ist  es  für  das  Programm  unmöglich,  die
       root-Privilegien wiederzuerlangen.

       Somit  kann ein »setuid-root«-Programm setuid() nicht nutzen, um vorübergehend Root-Rechte abzugeben, die
       Identität eines  unprivilegierten  Benutzers  anzunehmen  und  dann  wieder  erneut  Root-Privilegien  zu
       erlangen. Sie können dies mit seteuid(2) bewerkstelligen.

RÜCKGABEWERT

       Bei  Erfolg  wird  Null  zurückgegeben.  Bei  einem  Fehler  wird -1 zurückgegeben und errno entsprechend
       gesetzt.

       Hinweis: In manchen Fällen kann setuid() selbst dann fehlschlagen, wenn die Benutzer-ID des Aufrufenden 0
       ist;  es  ist  ein  gravierender Sicherheitsfehler, wenn der Test auf einen Fehlschlag von setuid() nicht
       ausgeführt wird.

FEHLER

       EAGAIN Der Aufruf würde die reale Benutzer-ID des Aufrufenden ändern (das heißt, sie würde nicht mit  der
              realen  Benutzer-ID  des Aufrufenden übereinstimmen), aber es gab einen temporären Fehlschlag beim
              Zuweisen der nötigen Datenstrukturen des Kernels.

       EAGAIN uid entspricht nicht der realen Benutzer-ID des Aufrufenden, und dieser Aufruf würde die  Prozesse
              mit  der  realen Benutzer-ID uid die Ressourcenbegrenzung RLIMIT_NPROC des Aufrufenden übersteigen
              lassen. Seit Linux 3.1 tritt dieser Fehler nicht mehr auf (aber robuste  Anwendungen  sollten  die
              Möglichkeit dieses Fehlers prüfen); siehe die Beschreibung von EAGAIN in execve(2).

       EINVAL Die in uid angegebene Benutzer-ID ist in diesem Benutzer-Namensraum unzulässig.

       EPERM  Der  Benutzer ist nicht privilegiert (Linux: verfügt nicht über die CAP_SETUID-Capability) und uid
              entspricht nicht der realen Benutzer-ID  oder  der  gespeicherten  »set-user«-ID  des  aufrufenden
              Prozesses.

KONFORM ZU

       POSIX.1-2001,  POSIX.1-2008,  SVr4.  Nicht  wirklich  zum 4.4BSD-Aufruf kompatibel, der sowohl die reale,
       gespeicherte als auch die effektive Benutzer-ID setzt.

ANMERKUNGEN

       Linux verfügt über  das  Konzept  der  Dateisystem-Benutzer-ID,  die  normalerweise  mit  der  effektiven
       Benutzer-ID identisch ist. Der Aufruf von setuid() setzt auch die Dateisystem-Benutzer-ID des aufrufenden
       Prozesses (siehe setfsuid(2)).

       Falls  sich  uid  von  der  alten  effektiven  Benutzer-ID  unterscheidet,  wird  dem  Prozess  verboten,
       Speicherauszüge (»core dumps«) zu erstellen.

       Der  ursprüngliche  Linux-Systemaufruf setuid() unterstützte nur 16-Bit-Benutzer-IDs. Danach führte Linux
       2.4 mit setuid32() die Unterstützung für 32-Bit-IDs hinzu. Die Glibc-Wrapperfunktion  setuid()  behandelt
       die Unterschiede zwischen den Kernel-Versionen transparent.

   Unterschiede C-Bibliothek/Kernel
       Auf  der  Kernelebene sind Benutzer- und Gruppenkennungen Attribute pro Thread. POSIX verlangt aber, dass
       sich   alle   Threads   in   einem   Prozess   die   gleichen    Berechtigungsnachweise    teilen.    Die
       NPTL-Threading-Implementierung    behandelt    die    POSIX-Anforderungen    durch   Bereitstellung   von
       Wrapper-Funktionen für die verschiedenen Systemaufrufe, die die UIDs und GIDs der Prozesse ändern.  Diese
       Wrapper-Funktionen (darunter die für setuid()) verwenden eine signalbasierte Technik, um sicherzustellen,
       dass bei der Änderung der Berechtigungsnachweise eines Threads auch alle anderen  Threads  des  Prozesses
       ihre Berechtigungsnachweise ändern. Für Details siehe nptl(7).

SIEHE AUCH

       getuid(2), seteuid(2), setfsuid(2), setreuid(2), capabilities(7), credentials(7), user_namespaces(7)

KOLOPHON

       Diese  Seite  ist  Teil  der  Veröffentlichung  4.15  des Projekts Linux-man-pages. Eine Beschreibung des
       Projekts, Informationen, wie Fehler gemeldet werden können sowie die aktuelle Version dieser Seite finden
       sich unter https://www.kernel.org/doc/man-pages/.

ÜBERSETZUNG

       Die   deutsche   Übersetzung  dieser  Handbuchseite  wurde  von  Stefan  Janke  <gonzo@burg.studfb.unibw-
       muenchen.de>, Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de>, Martin Eberhard Schauer  <Martin.E.Schauer@gmx.de>
       und Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com> erstellt.

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