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BEZEICHNUNG
capabilities - Überblick über Linux-Capabilities
BESCHREIBUNG
Für den Zweck der Durchführung von Rechteprüfungen unterscheiden traditionelle UNIX-Implementierungen
zwei Arten von Prozessen: Privilegierte Prozesse (deren effektive Benutzer-ID 0 ist, auch als Superuser
oder Root benannt) und unprivilegierte Prozesse (deren effektive UID von Null verschieden ist).
Privilegierte Prozesse übergehen alle Kernel-Rechteprüfungen, während unprivilegierte Prozesse der vollen
Rechteprüfung, basierend auf den Berechtigungsnachweisen des Prozesses (normalerweise: effektive UID,
effektive GID und ergänzende Gruppenliste), unterliegen.
Beginnend mit Kernel 2.2 unterteilt Linux die Privilegien, die traditionell mit dem Superuser assoziiert
sind, in getrennte Einheiten, die als Capabilities bekannt sind. Diese können unabhängig voneinander
aktiviert oder deaktiviert werden. Capabilities sind ein Attribut pro Thread.
Liste der Capabilities
Die folgende Liste zeigt die in Linux implementierten Capabilities und die Aktionen oder Verhalten, die
jede Capability erlaubt:
CAP_AUDIT_CONTROL (seit Linux 2.6.11)
Kernel-Auditierung aktivieren und deaktivieren; die Auditierung-Filterregel ändern; den
Auditstatus und Filterregel abfragen.
CAP_AUDIT_READ (seit Linux 3.16)
Erlaubt das Schreiben des Audit-Protokolls über einen Multicast-Netlink-Socket
CAP_AUDIT_WRITE (seit Linux 2.6.11)
Datensätze in das Audit-Protokoll des Kernels schreiben
CAP_BLOCK_SUSPEND (seit Linux 3.5)
Funktionalitäten einsetzen, die die System-Supsendierung blockieren können (epoll(7) EPOLLWAKEUP,
/proc/sys/wake_lock).
CAP_CHOWN
beliebige Änderungen an Datei-UIDs und GIDs vornehmen (siehe chown(2))
CAP_DAC_OVERRIDE
Lese-, Schreibe und Ausführrechteprüfungen umgehen. (DAC ist die Abkürzung für »discretionary
access control«, benutzerbestimmbare Zugriffskontrolle)
CAP_DAC_READ_SEARCH
* Dateileserechteprüfungen und Verzeichnislese- und -ausführrechteprüfungen umgehen.
* open_by_handle_at(2) aufrufen.
* Verwenden Sie den Schalter AT_EMPTY_PATH von linkat(2), um einen Link auf eine Datei, auf die
sich ein Dateideskriptor bezieht, zu erstellen.
CAP_FOWNER
* Rechteprüfungen umgehen, die normalerweise verlangen, dass die Dateisystem-UID des Prozesses mit
der UID der Datei übvereinstimmt (z.B. chmod(2), utime(2)), hierbei sind Aktionen, die durch
CAP_DAC_OVERRIDE und CAP_DAC_READ_SEARCH abgedeckt sind, ausgeschlossen;
* Inode-Schalter für beliebige Dateien setzen (siehe ioctl_iflags(2));
* Zugriffskontrolllisten (»Access Control Lists«, ACLs) auf beliebige Dateien setzen;
* »sticky«-Bit von Verzeichnissen beim Dateilöschen ignorieren;
* O_NOATIME für beliebige Dateien in open(2) und fcntl(2) setzen
CAP_FSETID
* Set-User-ID- und Set-Group-ID-Modus-Bits nicht zurücksetzen, wenn eine Datei verändert wird;
* das Set-Group-ID-Bit für eine Datei setzen, deren GID nicht auf das Dateisystem- oder eine der
ergänzenden GIDs des aufrufenden Prozesses passt.
CAP_IPC_LOCK
Speicher sperren (mlock(2), mlockall(2), mmap(2), shmctl(2)).
CAP_IPC_OWNER
Rechteprüfungen für Aktionen mit System-V-IPC-Objekten umgehen
CAP_KILL
Rechteprüfungen beim Senden von Signalen umgehen (siehe kill(2)). Dies schließt die
ioctl(2)-KDSIGACCEPT-Aktion mit ein.
CAP_LEASE (seit Linux 2.4)
Etabliert Ausleihen für beliebige Dateien (siehe fcntl(2)).
CAP_LINUX_IMMUTABLE
Setzt die Inode-Schalter FS_APPEND_FL und FS_IMMUTABLE_FL (siehe ioctl_iflags(2)).
CAP_MAC_ADMIN (seit Linux 2.6.25)
MAC-Konfiguration oder Statusänderungen erlauben. Implementiert für das Smack-Linux-Security-Modul
(LSM).
CAP_MAC_OVERRIDE (seit Linux 2.6.25)
Mandatory Access Control (MAC) außer Kraft setzen. Für das Smack-LSM implementiert.
CAP_MKNOD (seit Linux 2.4)
Spezielle Dateien mittels mknod(2) erstellen.
CAP_NET_ADMIN
Verschiedene Netz-bezogene Aktionen durchführen:
* Schnittstellenkonfiguration;
* Administration von IP-Firewall, Masquerading und Abrechnung;
* Routing-Tabellen verändern;
* an beliebige Adresse für eine transparente Proxyfunktion binden;
* type-of-service (TOS) setzen
* Treiberstatistiken bereinigen;
* den »promiscuous«-Modus einschalten;
* Multicasting aktivieren;
* setsockopt(2) verwenden, um die folgenden Socket-Optionen zu setzen: SO_DEBUG, SO_MARK,
SO_PRIORITY (für eine Priorität außerhalb des Bereichs 0 bis 6), SO_RCVBUFFORCE und
SO_SNDBUFFORCE.
CAP_NET_BIND_SERVICE
Einen Socket an einen privilegierten Internet-Domain-Port binden (Portnummern kleiner als 1024)
CAP_NET_BROADCAST
(Unbenutzt) Socket-Broadcasts durchführen und auf Multicasts warten
CAP_NET_RAW
* RAW- und PACKET-Sockets verwenden;
* an beliebige Adresse für eine transparente Proxyfunktion binden
CAP_SETGID
* Beliebige Manipulationen an den GIDs und der Liste der ergänzenden GIDs des Prozesses vornehmen;
* GID fälschen, wenn Socket-Berechtigungsnachweise via UNIX-Domain-Sockets weitergebeben werden;
* eine Gruppen-ID-Abbildung in einen Benutzernamensraum schreiben (siehe user_namespaces(7)).
CAP_SETFCAP (seit Linux 2.6.24)
Setzt beliebige Capabilities auf einer Datei.
CAP_SETPCAP
Falls Datei-Capabilites unterstützt werden (d.h. seit Linux 2.6.24): Füge alle Capabilities aus
der Begrenzungsmenge des Threads zu der vererbbaren Menge hinzu; entferne Capabilities aus der
Begrenzungsmenge (via prctl(2) PR_CAPBSET_DROP); nehme Änderungen an den securebits-Schaltern vor.
Falls Datei-Capabilites nicht unterstützt werden (d.h. Kernel vor Linux 2.6.24): eine Capability
in der erlaubten Capability-Menge oder von anderen Prozessen entfernen oder dafür bewilligen.
(Diese Eigenschaft von CAP_SETPCAP ist nicht verfügbar, falls der Kernel für die Unterstützung von
Datei-Capabilities konfiguriert ist, da CAP_SETPCAP für diese Kernel eine komplett andere Semantik
aufweist.)
CAP_SETUID
* beliebige Manipulationen der Prozess-UIDs vornehmen (setuid(2), setreuid(2), setresuid(2),
setfsuid(2));
* UID fälschen, wenn Socket-Berechtigungsnachweise via UNIX-Domain-Sockets weitergebeben werden;
* eine Benutzer-ID-Abbildung in einen Benutzernamensraum schreiben (siehe user_namespaces(7)).
CAP_SYS_ADMIN
Hinweis: Diese Capability ist überladen, siehe Hinweise für Kernel-Entwickler weiter unten.
* eine Reihe von Systemadministratoraktionen ausführen, darunter: quotactl(2), mount(2),
umount(2), swapon(2), swapoff(2), sethostname(2) und setdomainname(2);
* privilegierte syslog(2)-Aktion ausführen (seit Linux 2.6.37 sollte CAP_SYSLOG verwandt werden,
um diese Aktion zu erlauben);
* den VM86_REQUEST_IRQ-Befehl vm86(2) ausführen;
* IPC_SET- und IPC_RMID-Aktion auf beliebigen System-V-IPC-Objekten ausführen;
* RLIMIT_NPROC-Ressourcenbegrenzung außer Kraft setzen;
* Aktionen an den Erweiterten Attributen (»Extended Attributes«) trusted und security durchführen
(siehe attr(7));
* lookup_dcookie(2) verwenden;
* ioprio_set(2) verwenden, um IOPRIO_CLASS_RT und (vor Linux 2.6.25)
IOPRIO_CLASS_IDLE-E/A-Scheduling-Klassen zuzuweisen;
* PID fälschen, wenn Socket-Berechtigungsnachweise via UNIX-Domain-Sockets weitergebeben werden;
* die systemweite Grenze der Anzahl der offenen Dateien (/proc/sys/fs/file-max) in Systemaufrufen,
die Dateien öffnen (z.B. accept(2), execve(2), open(2), pipe(2)) überschreiben;
* Schalter CLONE_* einsetzen, der neue Namensräume mit clone(2) und unshare(2) erstellt (seit
Linux 3.8 benötigt die Erzeugung von Benutzernamensräumen allerdings keine Capability mehr);
* perf_event_open(2) aufrufen;
* auf privilegierte perf-Ereignisinformationen zugreifen;
* setns(2) aufrufen (benötigt CAP_SYS_ADMIN im Namensraum target);
* fanotify_init(2) aufrufen;
* bpf(2) aufrufen;
* privilegierte Aktionen KEYCTL_CHOWN und KEYCTL_SETPERM von keyctl(2) ausführen;
* ptrace(2) PTRACE_SECCOMP_GET_FILTER verwenden, um die Seccomp-Filter aller verfolgten Prozesse
auszugeben;
* madvise(2)-MADV_HWPOISON-Aktion ausführen;
* den TIOCSTI ioctl(2) verwenden, um Zeichen in die Eingabewarteschlange eines Terminals, dass
nicht das vom aufrufenden gesteuerte Terminal ist, einzufügen
* veralteten Systemaufruf nfsservctl(2) verwenden;
* veralteten Systemaufruf bdflush(2) verwenden;
* verschiedene privilegierte Blockgeräte-ioctl(2)-Aktion ausführen
* verschiedene privilegierte Dateisystem-ioctl(2)-Aktionen ausführen
* privilegierte ioctl(2)-Aktionen am Gerät /dev/random durchführen (siehe random(4));
* einen seccomp(2)-Filter installieren, ohne zuerst das no_new_privs Thread-Attribut setzen zu
müssen;
* Erlauben-/Verweigern-Regeln für Gerätesteuergruppen setzen;
* ptrace(2) PTRACE_SECCOMP_GET_FILTER Aktionen einsetzen, um die Seccomp-Filter verfolgter
Prozesse auszugeben;
* die Aktion PTRACE_SETOPTIONS von ptrace(2) einsetzen, um den Seccomp-Schutz des verfolgten
Prozesses vorübergehend außer Kraft zu setzen (d.h. der Schalter PTRACE_O_SUSPEND_SECCOMP).
* administrative Aktionen auf vielen Gerätetreibern ausführen
CAP_SYS_BOOT
reboot(2) und kexec_load(2) verwenden
CAP_SYS_CHROOT
chroot(2) verwenden
CAP_SYS_MODULE
* Kernelmodule laden und entladen (siehe init_module(2) und delete_module(2));
* in Kerneln vor 2.6.25: Capabilities aus der systemweiten Capability-Begrenzungsmenge entfernen
CAP_SYS_NICE
* den Nice-Wert von Prozessen erhöhen (nice(2), setpriority(2)) und den Nice-Wert von beliebigen
Prozessen ändern;
* Echtzeit-Scheduling-Richtlinien zum Prozessaufruf und Scheduling-Richtlinien und -Prioritäten
für beliebige Prozesse setzen (sched_setscheduler(2), sched_setparam(2), shed_setattr(2));
* CPU-Affinität für beliebige Prozesse setzen (sched_setaffinity(2));
* E/A-Scheduling-Klassen und -Prioritäten für beliebige Prozesse setzen (ioprio_set(2));
* migrate_pages(2) auf beliebige Prozesse anwenden und Prozessen erlauben, auf beliebige Knoten zu
migrieren;
* move_pages(2) auf beliebige Prozesse anwenden;
* den Schalter MPOL_MF_MOVE_ALL mit mbind(2) und move_pages(2) verwenden
CAP_SYS_PACCT
acct(2) verwenden
CAP_SYS_PTRACE
* Nachverfolgen beliebiger Prozesse mittels ptrace(2)
* get_robust_list(2) auf beliebige Prozesse anwenden
* Daten vom oder zum Speicher beliebiger Prozesse mittels process_vm_readv(2) und
process_vm_writev(2) übertragen;
* Prozesse mittels kcmp(2) inspezieren
CAP_SYS_RAWIO
* E/A-Port-Aktionen ausführen (iopl(2) und ioperm(2));
* auf /proc/kcore zugreifen;
* die FIBMAP-Aktion ioctl(2) einsetzen;
* Geräte für den Zugriff auf x86-modellspezifische Register (MSRs, siehe msr(4)) öffnen;
* /proc/sys/vm/mmap_min_addr aktualisieren;
* Speichereinblendungen an Adressen unterhalb des durch /proc/sys/vm/mmap_min_addr angegebenen
Wertes erstellen;
* Dateien in /proc/bus/pci einblenden;
* /dev/mem und /dev/kmem öffnen;
* verschiedene SCSI-Geräte-Befehle ausführen;
* bestimmte Aktionen auf hpsa(4)- und cciss(4)-Geräten ausführen;
* eine Reihe von Geräte-spezifischen Aktionen auf anderen Geräten ausführen
CAP_SYS_RESOURCE
* reservierten Platz auf Ext2-Dateisystemen verwenden;
* ioctl(2)-Aufrufe ausführen, die das Journaling von Ext3 steuern;
* Platten-Quota-Begrenzungen außer Kraft setzen;
* Ressourcenbegrenzungen erhöhen (siehe setrlimit(2));
* RLIMIT_NPROC-Ressourcenbegrenzung außer Kraft setzen;
* maximale Anzahl von Konsolen bei der Konsolenzuteilung außer Kraft setzen;
* maximale Anzahl an Tastaturdefinitionen außer Kraft setzen;
* mehr als 64 Hz-Unterbrechungen von der Echtzeituhr erlauben;
* die msg_qbytes-Begrenzung für eine System-V-Nachrichtenwarteschlange über die Grenze in
/proc/sys/kernel/msgmnb anheben (siehe msgop(2) und msgctl(2));
* erlauben, die Ressourcenbegrenzung RLIMIT_NOFILE bezüglich der Anzahl der »laufenden«
Dateideskriptoren zu umgehen, wenn Dateideskriptoren an andere Prozesse mittels
UNIX-Domain-Sockets übergeben werden (siehe unix(7));
* die /proc/sys/fs/pipe-size-max-Begrenzung beim Setzen der Kapazität einer Pipe mittels des
F_SETPIPE_SZ-Befehls fcntl(2) außer Kraft setzen
* F_SETPIPE_SZ verwenden, um die Kapazität einer Pipe über die in /proc/sys/fs/pipe-max-size
angegebene Grenze erhöhen;
* die /proc/sys/fs/mqueue/queues_max-Begrenzung beim Erstellen von POSIX-Nachrichtenwarteschlangen
(siehe mq_overview(7)) außer Kraft setzen;
* die prctl(2)-Aktion PR_SET_MM einsetzen;
* /proc/[PID]/oom_score_adj auf einen Wert niedriger als den zuletzt durch einen Prozess mit
CAP_SYS_RESOURCE gesetzten Wert setzen
CAP_SYS_TIME
Systemuhr setzen (settimeofday(2), stime(2), adjtimex(2)); Echtzeit- (Hardware-)Uhr setzen
CAP_SYS_TTY_CONFIG
vhangup(2) einsetzen; verschiedene privilegierte ioctl(2)-Aktionen auf virtuelle Terminals
einsetzen
CAP_SYSLOG (seit Linux 2.6.37)
* Privilegierte syslog(2)-Aktionen ausführen. Siehe syslog(2) für Informationen, welche Aktionen
Privilegien benötigen.
* Über /proc bereitgestellte Kernel-Adressen und andere Schnittstellen anschauen, wenn
/proc/sys/kernel/kptr_restrict den Wert 1 hat. (Lesen Sie die Diskussion über kptr_restrict in
proc(5).)
CAP_WAKE_ALARM (seit Linux 3.0)
Etwas auslösen, dass das System aufwecken wird (siehe die Zeitgeber CLOCK_REALTIME_ALARM und
CLOCK_BOOTTIME_ALARM)
Frühere und heutige Implementierungen
Eine komplette Implementierung von Capabilities verlangt folgendes:
1. Für alle privilegierten Aktionen muss der Kernel prüfen, ob der Thread die benötigten Capabilities in
seiner effektiven Menge hat.
2. Der Kernel muss Systemaufrufe bereitstellen, die es erlauben, dass die Capability-Menge des Threads
geändert und ermittelt wird.
3. Das Dateisystem muss das Anhängen von Capabilities an ausführbare Dateien erlauben, so dass ein
Prozess solche Capabilities erhält, wenn die Datei ausgeführt wird.
Vor Kernel 2.6.24 waren nur die ersten zwei dieser Anforderungen erfüllt, seit Kernel 2.6.24 sind alle
drei Anforderungen erfüllt.
Hinweise für Kernel-Entwickler
Wenn Sie eine neue Kernel-Funktionalität hinzufügen, die über eine Capability geregelt werden soll,
beachten Sie die nachfolgenden Punkte.
* Das Ziel von Capabilitys besteht darin, die Macht des Systembenutzers in Teile zu zerlegen. Wird dann
ein Programm, das eine oder mehrere Capabilitys hat, kompromittiert, dann kann weniger Schaden
angerichtet werden, als wenn das Programm mit Root-Rechten liefe.
* Sie haben die Wahl, entweder ein neues Capability für Ihre neue Funktionalität hinzuzufügen, oder die
Funktionalität einer bereits bestehenden Capability zuzuordnen. Um die Menge der Capabilitys auf eine
verwaltbare Größe zu begrenzen, wird die zweite Variante bevorzugt, außer es gibt überzeugende Gründe,
die erste Variante zu wählen. (Es gibt auch eine technische Grenze: Die Größe der Capability-Menge ist
derzeit auf 64 bit beschränkt.)
* Um zu bestimmen, zu welcher bestehenden Capability Ihre neue Funktionalität am besten zugeordnet
werden könnte, prüfen Sie die obige Liste der Capabilitys, um ein »Silo« zu finden, in das Ihre neue
Funktionalität am besten passt. Ein Vorgehen besteht darin, zu bestimmen, ob es andere
Funktionalitäten gibt, die Capabilitys benötigen, die immer zusammen mit Ihrer neuen Funktionalität
benötigt werden. Falls Ihre neue Funktionalität ohne diese andere Funktionalität nutzlos ist, dann
sollten Sie die gleiche Capability wie die andere Funktionalität verwenden.
* Verwenden Sie nicht CAP_SYS_ADMIN, falls Sie es irgendwie vermeiden können. Ein riesiger Anteil an
bestehenden Capability-Überprüfungen ist dieser Capability zugeordnet (siehe die Teilliste weiter
oben). Sie kann glaubhaft als »der neue Root« bezeichnet werden, da sie eine große Bandbreite an
Rechten verleiht, und andererseits bedeutet ihr großer Geltungsbereich, dass es eine Capability ist,
die von vielen privilegierten Programmen benötigt wird. Verschlimmern Sie das Problem nicht. Die
einzigen neuen Funktionalitäten, die CAP_SYS_ADMIN zugeordnet werden sollten, sind diejenigen, die eng
zu bestehenden Anwendungsfällen in diesem Silo passen.
* Falls Sie ermittelt haben, dass Sie wirklich eine neue Capability für Ihre Funktionalität benötigen,
führen Sie sie nicht als »Einzelverwendung«-Capability ein (oder benennen Sie es so). Daher war
beispielsweise die Ergänzung der hochspezifischen CAP_SYS_PACCT wahrscheinlich ein Fehler. Versuchen
Sie stattdessen, Ihre neue Capability als ein breiteres Silo zu identifizieren und zu benennen, in das
andere, damit im Zusammenhang stehende zukünftige Anwendungsfälle passen könnten.
Capability-Mengen von Threads
Jeder Thread hat drei Capability-Mengen, die null oder mehr der oben aufgeführten Capabilities enthalten:
Permitted (erlaubt):
Dies ist die begrenzende Übermenge für die effektiven Capabilities, die ein Thread annehmen kann.
Es ist auch die begrenzende Übermenge für die Capabilites, die zu der vererbbaren Menge durch
einen Thread hinzugefügt werden dürfen, der nicht die Capability CAP_SETPCAP in seiner effektiven
Menge hat.
Falls ein Thread eine Capability aus seiner erlaubten Menge entfernt, kann es diese Capability
niemals wiedererlangen (außer es führt ein Set-User-ID-Root-Programm mit execve(2) aus oder ein
Programm, dessen zugeordnete Datei-Capabilities diese Capability wieder bewilligen).
Inheritable (vererbbar):
Dies ist eine Menge von Capabilities, die über execve(2) hinweg erhalten bleiben. Vererbbare
Capabilities bleiben bei der Ausführung jedes Programms vererbbar und vererbbare Capbabilities
werden zu der erlaubten Menge bei der Ausführung eines Programms, das die entsprechenden Bits in
der Datei-Vererbbaren-Menge gesetzt hat, hinzugefügt.
Da vererbbare Capabilities im allgemeinen nicht über execve(2)-Aufrufe erhalten werden, wenn dies
nicht als Benutzer root erfolgt, sollten Anwendungen, die Hilfsprogramme mit erhöhten Capabilities
ausführen wollen, die Verwendung der unten beschriebenen Umgebungs-Capabilities in Betracht
ziehen.
Effective (effektiv):
Dies ist die Menge an Capabilities, der vom Kernel zur Durchführung von Rechteprüfungen für den
Thread verwandt wird.
Ambient (Umgebung) (seit Linux 4.3):
Dies ist eine Menge von Capabilities, die über execve(2) eines nicht privilegierten Programms
hinweg erhalten bleiben. Die Umgebungs-Capability-Menge folgt der Invarianz, dass keine Capability
jemals eine Umgebungs-Capability sein kann, falls sie nicht sowohl erlaubt als auch vererbbar ist.
Die Umgebungs-Capability-Menge kann direkt mit prctl(2) verändert werden. Umgebungs-Capabilities
werden automatisch abgesenkt, falls entweder die entsprechende erlaubte oder vererbbare Capability
abgesenkt wird.
Wird ein Programm ausgeführt, das die UID oder GID aufgrund von set-user-ID- oder
set-group-ID-Bits ändert oder das über eine Menge an Datei-Capabilities verfügt, dann wird die
Umgebungsmenge geleert. Umgebungs-Capabilities werden zu der erlaubten Menge hinzugefügt und der
effektiven Menge zugewiesen, wenn execve(2) aufgerufen wird.
Ein mittels fork(2) erstelltes Kind erbt Kopien der Eltern-Capability-Menge. Lesen Sie weiter unten eine
Diskussion der Behandlung von Capabilities während execve(2).
Mittels capset(2) kann ein Thread seine eigenen Capability-Mengen bearbeiten (siehe unten).
Seit Linux 3.2 legt die Datei /proc/sys/kernel/cap_last_cap den numerischen Wert der höchsten vom
laufenden Kernel unterstützten Capability offen. Dies kann zur Bestimmung des höchsten Bits, das in einer
Capability-Gruppe gesetzt werden kann, genutzt werden.
Datei-Capabilities
Seit Kernel 2.6.24 unterstützt der Kernel die Zuordnung von Capability-Mengen zu einer ausführbaren Datei
mittels setcap(8). Die Datei-Capability-Mengen werden in erweiterten Attributen namens
security.capability gespeichert (siehe setxattr(2) und xattr(7)). Das Schreiben in diese erweiterten
Attribute benötigt die Capability CAP_SETFCAP. Die Datei-Capability-Mengen bestimmen zusammen mit den
Capability-Mengen des Threads die Capabilities nach einem execve(2).
Die drei Datei-Capabilities-Mengen sind:
Permitted (erlaubt, früher als forced (erzwungen) bekannt):
Diese Capabilities werden dem Thread automatisch erlaubt, unabhängig von den geerbten Capabilities
des Threads.
Inheritable (vererbbar, früher als allowed (erlaubt) bekannt):
Diese Menge wird mittels AND mit der vererbbaren Menge des Threads verknüpft, um zu bestimmen,
welche vererbbaren Capabilities in der erlaubten Menge des Threads nach einem execve(2) aktiviert
werden.
Effective (effektiv):
Dies ist keine Menge, sondern eher ein einziges Bit. Falls dieses Bit gesetzt ist, dann werden
während eines execve(2) die gesamten erlaubten Capabilties für den Thread in die effektive Menge
hochgezogen. Falls dieses Bit nicht gesetzt ist, dann wird nach einem execve(2) keine der
erlaubten Capabilities in der neuen effektiven Menge sein.
Aktivieren des effektiven Datei-Capability-Bits impliziert, dass jede erlaubte oder vererbte
Datei-Capability, die dazu führt, dass ein Thread die entsprechende erlaubte Capability während
eines execve(2) erlangt (siehe die oben beschriebenen Transformationsregeln), auch dazu führt,
dass er die Capability in seiner effektiven Menge erlangt. Werden daher Capabilities zu einer
Datei zugeweisen ((setcap(8), cap_set_file(3), cap_set_fd(3)), falls der effektive Schalter für
irgendeine Capability aktiviert ist, dann muss der effektive Schalter auch als aktiviert für alle
anderen Capabilities, für die die entsprechenden erlaubten oder vererbbaren Schalter aktiviert
sind, spezifiziert werden.
Umwandlungen von Capabilities während execve()
Während eines execve(2) berechnet der Kernel die neuen Capabilities eines Prozesses mit dem folgenden
Algorithmus:
P'(ambient) = (Datei ist privilegiert) ? 0 : P(ambient)
P'(permitted) = (P(inheritable) & F(inheritable)) |
(F(permitted) & cap_bset) | P'(ambient)
P'(effective) = F(effective) ? P'(permitted) : P'(ambient)
P'(inheritable) = P(inheritable) [d.h. unverändert]
wobei:
P bezeichnet den Wert einer Capability-Menge des Threads vor dem execve(2)
P' bezeichnet den Wert einer Capability-Menge des Threads nach dem execve(2)
F bezeichnet eine Datei-Capability-Menge
cap_bset ist der Wert der Capability-Begrenzungsmenge (weiter unten beschrieben)
Eine privilegierte Datei verfügt über Capabilities oder hat das set-user-ID- oder set-group-ID-Bit
gesetzt.
Hinweis: Die oben beschriebenen Capability-Übergänge könnten aus den gleichen Gründen, aus denen auch die
Bits set-user-ID and set-group-ID ignorieert werden, nicht durchgeführt werden (d.h. Datei-Capabilities
könnten ignoriert werden); siehe execve(2).
Hinweis: Entsprechend den obigen Regeln werden alle Capabilities, die in der erlaubten und effektiven
Menge vorhanden sind, zurückgesetzt, falls ein Prozess mit einer von Null verschiedenen Benutzerkennung
ein execve(2) durchführt. Für die Behandlung der Capabilities, wenn ein Prozess mit der Benutzerkennung
Null ein execve(2) durchführt, siehe unten unter Capabilities und Ausführung von Programmen durch root.
Sicherheitsprüfungen für Capability-unfähige Programme
Ein Capability-unfähiges Programm ist eine Anwendung, die für Datei-Capabilities markiert ist, aber noch
nicht für die Verwendung des libcap(3)-APIs zur Bearbeitung seiner Capabilities konvertiert wurde. (Mit
anderen Worten, dies ist ein traditionelles »set-user-ID-root«-Programm, das auf Datei-Capabilities
umgestellt wurde, aber dessen Code nicht angepasst wurde, um mit Capabilities umzugehen.) Für solche
Anwendungen wird das effektive Capability-Bit auf die Datei gesetzt, so dass die erlaubten Capabilities
automatisch beim Ausführen der Datei in der effektiven Menge aktiviert werden. Der Kernel erkennt für den
hier beschriebenen Zweck eine Datei, die das effektive Capability-Bit gesetzt hat, als
Capability-unfähig.
Beim Ausführen eines Capability-unfähigen Programms prüft der Kernel nach den oben beschriebenen
Umwandlungen, ob der Prozess alle erlaubten Capabilities, die in der Datei-erlaubten Menge angegeben
wurden, erlangt hat. (Ein typischer Grund, warum dies nicht passieren könnte, liegt darin, dass die
Capability-Begrenzungsmenge einige der Capabilities in der Datei-erlaubten Menge ausblenden könnte.)
Falls der Prozess nicht die komplette Menge der Datei-erlaubten Capabilities erlangte, schlägt execve(2)
mit dem Fehler EPERM fehl. Dies verhindert mögliche Sicherheitsrisiken, die daraus resultieren, dass ein
Capability-unfähiges Programm mit weniger als den benötigten Privilegien ausgeführt wird. Beachten Sie,
dass definitionsgemäß die Anwendung das Problem nicht selbst erkennen könnte, da sie nicht das
libcap(3)-API einsetzt.
Capabilities und Ausführung von Programmen durch root
Um während eines execve(2) ein allmächtigen root mit Capability-Mengen bereitzustellen:
1. Falls ein Set-User-ID-Root-Programm ausgeführt wird oder die reale oder effektive Benutzer-ID des
Prozesses 0 (root) ist sind die vererbbaren und erlaubten Dateimengen komplett auf nur Einsen
definiert (d.h. alle Capabilities aktiviert).
2. Falls ein Set-User-ID-Root-Programm ausgeführt wird oder die effektive Benutzer-ID des Prozesses 0 ist
(root), dann ist das effektive Datei-Bit als Eins (aktiviert) definiert.
Das Fazit der obigen Regeln, kombiniert mit den oben beschriebenen Capability-Umwandlungen, ist
folgendes:
* Wenn ein Prozess ein Set-User-ID-Root-Programm mit execve(2) ausführt oder wenn ein Prozess mit einer
effektiven UID von 0 ein Programm mit execve ausführt, er alle Capabilities in seinen erlaubten und
effektiven Mengen erhält, außer denen, die durch die Capability-Begrenzungsmenge maskiert sind.
* Wenn ein Prozess mit einer echten UID von 0 ein Programm mit execve(2) ausführt, erhält es alle
Capabilities in seiner erlaubten Capability-Menge, außer denen, die durch die
Capability-Begrenzungsmenge maskiert sind.
Die obigen Schritte ergeben eine Semantik, die identisch zu der von traditionellen UNIX-Systemen ist.
Set-user-ID-root-Programme die Datei-Capabilities haben
Wird ein Programm ausgeführt, das sowohl set-user-ID-Root ist als auch über Datei-Capabilities verfügt,
führt dies dazu, dass der Prozess nur die durch das Programm eingeräumten Capabilities erlangt (d.h.
nicht alle Capabilities, was passierte, wenn ein set-user-ID-Root-Programm ausgeführt würde, das keine
zugeordneten Datei-Capabilities hat). Beachten Sie, dass einem Programm eine leere Capability-Menge
zugeordnet werden kann und es daher möglich ist, ein set-user-ID-root-Programm zu erstellen, das die
effektive und die gespeicherte set-user-ID des Progresses, der das Programm ausführt, auf 0 setzt, aber
dem Prozess keine Capabilities gewährt.
Capability-Begrenzungsmenge
Die Capability-Begrenzungsmenge ist ein Sicherheitsmechanismus, der zur Begrenzung der Capabilities, die
während eines execve(2) erlangt werden können, dienen kann. Die Begrenzungsmenge wird auf die folgende
Art und Weise benutzt:
* Während eines execve(2) wird die Capability-Begrenzungsmenge mittels AND mit der erlaubten
Datei-Capability-Menge verknüpft und das Ergebnis dieser Aktion wird der erlaubten Capability-Menge des
Threads zugewiesen. Die Capability-Begrenzungsmenge stellt daher eine Grenze für die erlaubten
Capabilities dar, die einer ausführbaren Datei erlaubt werden dürfen.
* (Seit Linux 2.6.25) Die Capability-Begrenzungsmenge agiert als begrenzende Übermenge für die
Capabilities, die ein Thread zu seiner vererbbaren Menge mittels capset(2) hinzufügen kann. Das
bedeutet, dass ein Thread eine Capability nicht zu seiner vererbbaren Menge hinzufügen kann, falls es
nicht in der Begrenzungsmenge enthalten ist, selbst falls es in seinen erlaubten Capabilities vorhanden
ist, wenn er eine Datei mit execve(2) ausführt, die diese Capability in seiner vererbbaren Menge hat.
Beachten Sie, dass die Begrenzungsmenge die erlaubten Datei-Capabilities maskiert, aber nicht die
vererbbaren Capabilities. Falls ein Thread eine Capability in seiner vererbbaren Menge betreut, die nicht
in seiner Begrenzungsmenge ist, dann kann er weiterhin die Capability in seiner erlaubten Menge erlangen,
indem er eine Datei ausführt, die diese Capability in seiner vererbbaren Menge enthält.
Abhängig von der Kernelversion ist die Capability-Begrenzungsmenge entweder ein systemweites Attribut
oder ein prozessweises Attribut.
Capability-Begrenzungsmenge vor Linux 2.6.25
In Kerneln vor 2.6.25 ist die Capability-Begrenzungsmenge ein systemweites Attribut, das alle Threads auf
dem System betrifft. Auf die Begrenzungsmenge kann über die Datei /proc/sys/kernel/cap-bound zugegriffen
werden. (Zur Erhöhung der Konfusion wird dieser Bitmaskenparameter als vorzeichenbehaftete Dezimalzahl in
/proc/sys/kernel/cap-bound ausgedrückt.)
Nur der init-Prozess darf Capabilities in der Capability-Begrenzungsmenge setzen; abgesehen davon kann
der Superuser (oder genauer: ein Prozess mit der Capability CAP_SYS_MODULE) nur Capabilities aus dieser
Menge entfernen.
Auf einem Standardsystem maskiert die Capability-Begrenzungsmenge immer die Capability CAP_SETPCAP. Um
diese Einschränkung zu entfernen (gefährlich!), verändern Sie die Definition von CAP_INIT_EFF_SET in
include/linux/capability.h und bauen Ihren Kernel neu.
Die systemweite Capability-Begrenzungsmengenfunktion wurde Linux in Version 2.2.11 hinzugefügt.
Capability-Begrenzungsmenge seit Linux 2.6.25
Seit Linux 2.6.25 ist die Capability-Begrenzungsmenge ein pro-Thread-Attribut. (Es gibt keine systemweite
Capability-Begrenzungsmenge mehr.)
Die Begrenzungsmenge wird bei fork(2) von dem Elternprozess des Threads vererbt und bleibt über ein
execve(2) erhalten.
Ein Thread kann mittels der Aktion prctl(2) PR_CAPBSET_DROP Capabilities aus seiner Begrenzungsmenge
entfernen, vorausgesetzt er verfügt über die Capability CAP_SETPCAP. Sobald eine Capability aus der
Begrenzungsmenge entfernt wurde, kann sie nicht mehr zu der Menge wieder hinzugefügt werden. Ein Thread
kann mittels der Aktion prctl(2) PR_CAPBSET_READ herausfinden, ob eine Capability in seiner
Begrenzungsmenge liegt.
Entfernen von Capabilities aus der Begrenzungsmenge ist nur möglich, falls Datei-Capabilities in den
Kernel kompiliert wurden. In Kerneln vor Linux 2.6.33 waren Datei-Capabilities eine optionale
Funktionalität, die mittels der Option CONFIG_SECURITY_FILE_CAPABILITIES konfigurierbar war. Seit Linux
2.6.33 ist die Konfigurationsoption entfernt und Datei-Capabilities sind immer Teil des Kernels. Wenn
Datei-Capabilities in den Kernel kompiliert sind, beginnt der init-Prozess (der Urahn aller Prozesse) mit
einer kompletten Begrenzungsmenge. Falls Datei-Capabilities nicht in den Kernel kompiliert sind, dann
beginnt init mit einer vollständigen Begrenzungsmenge ohne CAP_SETPCAP, da diese Capability eine andere
Bedeutung hat, wenn es keine Datei-Capabilities gibt.
Die Entfernung einer Capability aus der Begrenzungsmenge entfernt sie nicht aus der vererbbaren Menge des
Threads. Allerdings verhindert es das Zurückfügen in die vererbbare Menge des Threads in der Zukunft.
Effekt von Benutzer-ID-Änderungen auf Capabilities
Um die traditionellen Semantiken für Übergänge zwischen 0 und von 0 verschiedenen IDs zu erhalten, führt
der Kernel folgende Änderungen an den Capability-Mengen eines Threads bei Änderung der echten,
effektiven, gespeicherten und Dateisystem-Benutzer-ID (unter Verwendung von setuid(2), setresuid(2) oder
ähnlich) durch:
1. Falls einer der realen, effektiven oder gespeicherten Set-User-IDs vorher 0 war und als Ergebnis der
UID-Änderung alle dieser IDs eine von 0 verschiedenen Wert haben, dann werden alle Capabilities aus
den erlaubten, effektiven und Umgebungs-Capability-Mengen gelöscht.
2. Falls die effektive Benutzer-ID von 0 auf einen von 0 verschiedenen Wert geändert wird, werden alle
Capabilities aus der effektiven Menge gelöscht.
3. Falls die effektive Benutzer-ID von einem von 0 verschiedenen Wert auf 0 geändert wird, dann wird die
erlaubte Menge in die effektive Menge kopiert.
4. Falls die Dateisystem-Benutzer-ID von 0 auf einen anderen Wert geändert wird (siehe setfsuid(2)), dann
werden die folgenden Capabilities aus der effektiven Menge entfernt: CAP_CHOWN, CAP_DAC_OVERRIDE,
CAP_DAC_READ_SEARCH, CAP_FOWNER, CAP_FSETID, CAP_LINUX_IMMUTABLE (seit Linux 2.6.30), CAP_MAC_OVERRIDE
und CAP_MKNOD (seit Linux 2.6.30). Falls die Dateisystem-UID von einem von 0 verschiedenen Wert auf 0
geändert wird, dann werden alle dieser Capabilities, die in der erlaubten Menge aktiviert waren, in
der effektiven Menge aktiviert.
Falls ein Thread, der einen Wert 0 für mindestens eine seiner Benutzer-IDs hat, verhindern möchte, dass
seine erlaubte Capability-Menge bereinigt wird, wenn er alle seine Benutzer-IDs auf einen von 0
verschiedenen Wert setzt, kann er dies mittels der unten beschriebenen
SECBIT_KEEP_CAPS-Securebits-Schaltern erreichen.
Programmatische Anpassung von Capability-Mengen
Ein Thread kann seine Capability-Mengen mittels der Systemaufrufe capget(2) und capset(2) ermitteln und
ändern. Allerdings werden für diesen Zweck die Verwendung von cap_get_proc(3) und cap_set_proc(3), beide
im Paket libcap bereitgestellt, empfohlen. Die folgenden Regeln bestimmen die Änderungen an den
Capability-Mengen des Threads:
1. Falls der Aufrufende nicht über die Capability CAP_SETPCAP verfügt, dann muss die neue vererbbare
Menge eine Teilmenge der Kombination der bestehenden vererbbaren und erlaubten Menge sein.
2. (Seit Linux 2.6.25) Die neue vererbbare Menge muss eine Teilmenge der Kombination der bestehenden
vererbbaren Menge und der Capability-Begrenzungsmenge sein.
3. Die neue erlaubte Menge muss eine Teilmenge der bestehenden erlaubten Menge sein (d.h. es ist nicht
möglich, erlaubte Capabilities zu erlangen, die der Thread derzeit nicht hat).
4. Die neue effektive Menge muss eine Teilmenge der neuen erlaubten Menge sein.
Der Schalter securebits: eine reine Capability-Umgebung einrichten
Beginnend mit Kernel 2.6.26 und mit einem Kernel, in dem Datei-Capabilities aktiviert sind, implementiert
Linux eine Menge von pro-Thread-securebits-Schaltern, die zur Deaktivierung von spezieller Handhabung von
Capabilities für UID 0 (root) verwandt werden können. Dies sind die folgenden Schalter:
SECBIT_KEEP_CAPS
Durch Setzen dieses Schalters darf ein Thread, der mindestens eine 0 UID hat, Capabilities in
seiner erlaubten und effektiven Menge behalten, wenn er alle UIDs auf von 0 verschiedene Werte
umschaltet. Falls dieser Schalter nicht gesetzt ist, dann führt das Umschalten der UIDs dazu, dass
er alle Capabilities in diesen Mengen verliert. Dieser Schalter wird bei execve(2) immer
bereinigt.
Die Einstellung des Schalters SECBIT_KEEP_CAPS wird ignoriert, falls der Schalter
SECBIT_NO_SETUID_FIXUP gesetzt ist. (Letzterer Schalter stellt eine Übermenge des Effekts des
ersteren Schalters bereit.)
Dieser Schalter stellt die gleiche Funktionalität wie die ältere Aktion prctl(2) PR_SET_KEEPCAPS
bereit.
SECBIT_NO_SETUID_FIXUP
Setzen dieses Schalters hindert den Kernel daran, die erlaubten, effektiven und
Umgebungs-Capability-Mengen des Prozesses anzupassen, wenn die effektive und die Dateisystem-UID
eines Threads zwischen null und von null verschiedenen Werten umgeschaltet werden. (Lesen Sie den
Abschnitt Effekt von Benutzer-ID-Änderungen auf Capabilities)
SECBIT_NOROOT
Falls dieses Bit gesetzt ist, dann verleiht der Kernel keine Capabilities, wenn ein
Set-User-ID-Root-Programm ausgeführt wird oder wenn ein Prozess mit einer effektiven oder realen
UID von 0 execve(2) aufruft. (Lesen Sie den Abschnitt Capabilities und Ausführung von Programmen
durch root)
SECBIT_NO_CAP_AMBIENT_RAISE
Durch Setzen dieses Schalters dürfen keine Umgebungs-Capabilities mit der prctl(2)-Aktion
PR_CAP_AMBIENT_RAISE gehoben werden.
Jeder der obigen »basis«-Schalter hat einen begleitenden »gesperrten« Schalter. Das Setzen eines
»gesperrten« Schalters ist unumkehrbar und hat den Effekt, dass weitere Änderungen an dem entsprechenden
Basisschalter nicht mehr möglich sind. Die gesperrten Schalter sind: SECBIT_KEEP_CAPS_LOCKED,
SECBIT_NO_SETUID_FIXUP_LOCKED, SECBIT_NOROOT_LOCKED und SECBIT_NO_CAP_AMBIENT_RAISE_LOCKED.
Die Schalter securebits können mit den Aktionen prctl(2) PR_SET_SECUREBITS und PR_GET_SECUREBITS geändert
und abgefragt werden. Die Capability CAP_SETPCAP wird für die Veränderung der Schalter benötigt.
Die Schalter securebits werden von Kindprozessen vererbt. Während eines execve(2) werden alle Schalter
beibehalten, außer SECBIT_KEEP_CAPS, das immer bereinigt wird.
Eine Anwendung kann den folgenden Aufruf verwenden, um sich selbst und alle seine Abkömmlinge in eine
Umgebung zu sperren, in der die einzige Möglichkeit, Capabilities zu erlangen, darin besteht, ein
Programm auzuführen, das über die zugeordneten Datei-Capabilities verfügt:
prctl(PR_SET_SECUREBITS,
/* SECBIT_KEEP_CAPS off */
SECBIT_KEEP_CAPS_LOCKED |
SECBIT_NO_SETUID_FIXUP |
SECBIT_NO_SETUID_FIXUP_LOCKED |
SECBIT_NOROOT |
SECBIT_NOROOT_LOCKED);
/* Setzen/Sperren von SECBIT_NO_CAP_AMBIENT_RAISE
ist nicht erforderlich */
Interaktion mit Benutzer-Namensräumen
Für eine Diskussion der Interaktion von Capabilities und Benutzer-Namensräumen lesen Sie
user_namespaces(7).
KONFORM ZU
Keine Standards regeln Capabilities; die Linux-Capability-Implementierung basiert aber auf dem
zurückgezogenen POSIX.1e-Entwurfsstandard; siehe http://wt.tuxomania.net/publications/posix.1e/
ANMERKUNGEN
Von Kernel 2.5.27 bis Kernel 2.6.26 waren Capabilities eine optionale Kernelkomponente, die über die
Kernelkonfigurationsoption CONFIG_SECURITY_CAPABILITIES aktiviert/deaktiviert werden könnte.
Die Datei /proc/[PID]/task/TID/status kann zum Betrachten der Capability-Mengen eines Threads verwandt
werden. Die Datei /proc/[PID]/status zeigt die Capability-Mengen des Haupt-Threads eines Prozesses. Vor
Linux 3.8 wurden nicht existierende Capabilities in diesen Mengen als aktiviert (1) angezeigt. Seit Linux
3.8 werden alle nicht existierenden Capabilities (über CAP_LAST_CAP) als deaktiviert (0) angezeigt.
Das Paket libcap stellt eine Suite von Routinen zum Setzen und Abfragen von Capabilities bereit, die
komfortablere und änderungsstabilere Schnittstellen als die von capset(2) und capget(2) bereitstellen.
Dieses Paket stellt auch die Programme setcap(8) und getcap(8) zur Verfügung. Es kann unter folgender
Adresse gefunden werden:
http://www.kernel.org/pub/linux/libs/security/linux-privs
Vor Kernel 2.6.24 und von Kernel 2.6.24 bis Kernel 2.6.32, falls Datei-Capabilities nicht aktiviert sind,
kann ein Thread mit der Capability CAP_SETPCAP die Capabilities von anderen Threads manipulieren.
Allerdings ist dies nur theoretisch möglich, da kein Thread jemals über CAP_SETPCAP in einem der
folgenden Fälle verfügt:
* In der pre-2.6.25-Implementierung maskiert die systemweite Capability-Begrenzungsmenge
/proc/sys/kernel/cap-bound diese Capability immer und dies kann ohne Veränderung der Kernelquellen und
dessen Neubau nicht geändert werden.
* Falls Datei-Capabilities in der aktuellen Implementierung deaktiviert sind, dann startet init derart,
dass diese Capability aus seiner prozessweisen Begrenzungsmenge entfernt ist und dass die
Begrenzungsmenge von allen anderen im System erstellten Prozessen vererbt wird.
SIEHE AUCH
capsh(1), setpriv(1), prctl(2), setfsuid(2), cap_clear(3), cap_copy_ext(3), cap_from_text(3),
cap_get_file(3), cap_get_proc(3), cap_init(3), capgetp(3), capsetp(3), libcap(3), proc(5),
credentials(7), pthreads(7), user_namespaces(7), captest(8), filecap(8), getcap(8), netcap(8), pscap(8),
setcap(8)
include/linux/capability.h in dem Linux-Kernelquellbaum
KOLOPHON
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Linux 2. Februar 2018 CAPABILITIES(7)