focal (2) setuid.2.gz

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BEZEICHNUNG

       setuid - Benutzeridentität setzen

ÜBERSICHT

       #include <sys/types.h>
       #include <unistd.h>

       int setuid(uid_t uid);

BESCHREIBUNG

       setuid()  setzt  die  effektive  Benutzer-ID  des  aufrufenden  Prozesses.  Falls  der aufrufende Prozess
       privilegiert ist (genauer: der Prozess verfügt über die Capability CAP_SETUID in seinem  Namensraum),  so
       wird die reale und die gespeichert set-user-ID auch gesetzt.

       Unter Linux ist setuid() wie die POSIX-Version mit dem Merkmal _POSIX_SAVED_IDS implementiert. Damit kann
       ein (von root verschiedenes) set-user-ID-Programm sämtliche Privilegien abgeben, unprivilegierte Arbeiten
       verrichten und anschließend auf sichere Art und Weise die ursprüngliche, effektive Benutzerkennung wieder
       erlangen.

       Wenn der Benutzer root oder das Programm set-user-ID-root ist, ist besondere Sorgfalt notwendig: setuid()
       überprüft  die  effektive  Benutzerkennung (UID) des Aufrufenden; falls es der Superuser ist, werden alle
       diesen Prozess betreffenden Benutzerkennungen auf uid gesetzt. Danach ist es für das Programm  unmöglich,
       die root-Privilegien wiederzuerlangen.

       Somit kann ein »set-user-ID-root«-Programm setuid() nicht nutzen, um vorübergehend Root-Rechte abzugeben,
       die Identität eines unprivilegierten Benutzers anzunehmen und  dann  wieder  erneut  Root-Privilegien  zu
       erlangen. Sie können dies mit seteuid(2) bewerkstelligen.

RÜCKGABEWERT

       Bei  Erfolg  wird  Null  zurückgegeben.  Bei  einem  Fehler  wird -1 zurückgegeben und errno entsprechend
       gesetzt.

       Hinweis: In manchen Fällen kann setuid() selbst dann fehlschlagen, wenn die UID des Aufrufenden 0 ist; es
       ist  ein gravierender Sicherheitsfehler, wenn der Test auf einen Fehlschlag von setuid() nicht ausgeführt
       wird.

FEHLER

       EAGAIN Der Aufruf würde die reale UID des Aufrufenden ändern (das heißt, sie würde nicht mit  der  realen
              UID  des  Aufrufenden  übereinstimmen),  aber es gab einen temporären Fehlschlag beim Zuweisen der
              nötigen Datenstrukturen des Kernels.

       EAGAIN uid entspricht nicht der realen Benutzerkennung des  Aufrufenden,  und  dieser  Aufruf  würde  die
              Prozesse  mit der realen Benutzerkennung uid die Ressourcenbegrenzung RLIMIT_NPROC des Aufrufenden
              übersteigen lassen. Seit Linux 3.1 tritt dieser Fehler nicht mehr auf  (aber  robuste  Anwendungen
              sollten die Möglichkeit dieses Fehlers prüfen); siehe die Beschreibung von EAGAIN in execve(2).

       EINVAL Die in uid angegebene Benutzerkennung ist in diesem Benutzer-Namensraum unzulässig.

       EPERM  Der Benutzer ist nicht privilegiert (Linux: verfügt nicht über die CAP_SETUID-Capability in seinem
              Benutzernamensraum) und uid entspricht nicht der realen UID oder der gespeicherten set-user-ID des
              aufrufenden Prozesses.

KONFORM ZU

       POSIX.1-2001,  POSIX.1-2008,  SVr4.  Nicht  wirklich  zum 4.4BSD-Aufruf kompatibel, der sowohl die reale,
       gespeicherte als auch die effektive Benutzerkennung setzt.

ANMERKUNGEN

       Linux verfügt über das Konzept der Dateisystem-Benutzerkennung,  die  normalerweise  mit  der  effektiven
       Benutzerkennung  identisch  ist.  Der  Aufruf von setuid() setzt auch die Dateisystem-Benutzerkennung des
       aufrufenden Prozesses (siehe setfsuid(2)).

       Falls sich uid von der alten effektiven UID unterscheidet, wird  dem  Prozess  verboten,  Speicherauszüge
       (»core dumps«) zu erstellen.

       Der  ursprüngliche  Linux-Systemaufruf  setuid() unterstützte nur 16-Bit-Benutzerkennungen. Danach führte
       Linux 2.4 mit setuid32() die Unterstützung für 32-Bit-Kennungen hinzu. Die Glibc-Wrapperfunktion setuid()
       behandelt die Unterschiede zwischen den Kernel-Versionen transparent.

   Unterschiede C-Bibliothek/Kernel
       Auf  der  Kernelebene sind Benutzer- und Gruppenkennungen Attribute pro Thread. POSIX verlangt aber, dass
       sich   alle   Threads   in   einem   Prozess   die   gleichen    Berechtigungsnachweise    teilen.    Die
       NPTL-Threading-Implementierung    behandelt    die    POSIX-Anforderungen    durch   Bereitstellung   von
       Wrapper-Funktionen für die verschiedenen Systemaufrufe, die die UIDs und GIDs der Prozesse ändern.  Diese
       Wrapper-Funktionen (darunter die für setuid()) verwenden eine signalbasierte Technik, um sicherzustellen,
       dass bei der Änderung der Berechtigungsnachweise eines Threads auch alle anderen  Threads  des  Prozesses
       ihre Berechtigungsnachweise ändern. Für Details siehe nptl(7).

SIEHE AUCH

       getuid(2), seteuid(2), setfsuid(2), setreuid(2), capabilities(7), credentials(7), user_namespaces(7)

KOLOPHON

       Diese  Seite  ist  Teil  der  Veröffentlichung  5.03  des Projekts Linux-man-pages. Eine Beschreibung des
       Projekts, Informationen, wie Fehler gemeldet werden können sowie die aktuelle Version dieser Seite finden
       sich unter https://www.kernel.org/doc/man-pages/.

ÜBERSETZUNG

       Die   deutsche   Übersetzung  dieser  Handbuchseite  wurde  von  Stefan  Janke  <gonzo@burg.studfb.unibw-
       muenchen.de>, Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de>, Martin Eberhard Schauer  <Martin.E.Schauer@gmx.de>
       und Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com> erstellt.

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