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BEZEICHNUNG

       systemd.timer - Zeitgeber-Unit-Konfiguration

ÜBERSICHT

       Zeitgeber.timer

BESCHREIBUNG

       Eine Unit-Konfigurationsdatei, deren Namen auf ».timer« endet, kodiert Informationen über einen durch
       Systemd gesteuerten und überwachten Zeitgeber für die Zeitgeber-basierte Aktivierung.

       Diese Handbuchseite führt die für diesen Unit-Typ spezifischen Konfigurationsoptionen auf. Siehe
       systemd.unit(5) für die gemeinsamen Optionen aller Unit-Konfigurationsdateien. Die gemeinsamen
       Konfigurationseinträge werden in den generischen Abschnitten »[Unit]« und »[Install]« konfiguriert. Die
       Zeitgeber-spezifischen Konfigurationsoptionen werden in dem Abschnitt »[Timer]« konfiguriert.

       Für jede Zeitgeberdatei muss eine passende Unit-Datei existieren, welche die zu aktivierende Unit, wenn
       der Zeitgeber abläuft, beschreibt. Beispiel: Eine Zeitgeberdatei foo.timer aktiviert einen passenden
       Dienst foo.service. Die zu aktivierende Unit kann mit Unit= (siehe unten) gesteuert werden.

       Beachten Sie, dass die Unit, die der Zeitgeber aktivieren soll, nicht neu gestartet wird, wenn sie beim
       Ablaufen des Zeitgebers bereits aktiv ist, sondern einfach weiterläuft. In diesem Fall gibt es kein
       Konzept des Startens neuer Dienste-Instanzen. Daher sind Dienste mit gesetztem RemainAfterExit= (die
       damit aktiv bleiben, selbst wenn sich der Hauptprozess des Dienstes beendet hat) in der Regel keine guten
       Kandidaten für die Aktivierung über wiederholende Zeitgeber, da sie nur einmal aktiviert werden und dann
       für immer verbleiben.

AUTOMATISCHE ABHÄNGIGKEITEN

   Implizite Abhängigkeiten
       Die folgenden Abhängigkeiten werden implizit hinzugefügt:

       •   Zeitgeber-Units erhalten automatisch eine Abhängigkeit Before= von dem Dienst, den sie aktivieren
           sollen.

   Standardabhängigkeiten
       Die folgenden Abhängigkeiten werden hinzugefügt, es sei denn, DefaultDependencies=no ist gesetzt:

       •   Zeitgeber-Units werden automatisch Abhängigkeiten vom Typ Requires= und After= von sysinit.target,
           eine Abhängigkeit vom Typ Before= von timers.target sowie Conflicts= und Before= von shutdown.target
           haben, um sicherzustellen, dass sie vor dem Herunterfahren des Systems sauber beendet werden. Nur
           Zeitgeber-Units, die in der frühen Systemstartphase oder spät beim Herunterfahren beteiligt sind,
           sollten die Option DefaultDependencies= deaktivieren.

       •   Zeitgeber-Units mit mindestens einer Anweisung OnCalendar= werden eine zusätzliche Abhängigkeit
           After= von time-sync.target haben, um zu vermeiden, dass sie gestartet werden, bevor die Systemuhr
           korrekt gestellt ist.

OPTIONEN

       Zeitgeberdateien müssen einen Abschnitt [Timer] enthalten, der Informationen über den durch sie
       definierten Zeitgeber transportiert. Die für den Abschnitt [Timer] von Zeitgeber-Units spezifischen
       Optionen sind die folgenden:

       OnActiveSec=, OnBootSec=, OnStartupSec=, OnUnitActiveSec=, OnUnitInactiveSec=
           Definiert monotone Zeitgeber relativ zu verschiedenen Startpunkten:

           Tabelle 1. Einstellungen und ihre Startpunkte
           ┌────────────────────┬───────────────────────────────────────┐
           │ EinstellungBedeutung                             │
           ├────────────────────┼───────────────────────────────────────┤
           │ OnActiveSec=       │ Definiert einen Zeitgeber relativ zu  │
           │                    │ dem Moment, zu dem die Zeitgeber-Unit │
           │                    │ selbst aktiviert wurde.               │
           ├────────────────────┼───────────────────────────────────────┤
           │ OnBootSec=         │ Definiert einen Zeitgeber relativ zum │
           │                    │ Zeitpunkt des Systemstarts. Für die   │
           │                    │ Systemverwalterinstanz wird dies in   │
           │                    │ Containern auf OnStartupSec=          │
           │                    │ abgebildet, wodurch beide äquivalent  │
           │                    │ werden.                               │
           ├────────────────────┼───────────────────────────────────────┤
           │ OnStartupSec=      │ Definiert einen Zeitgeber relativ zum │
           │                    │ erstmaligen Start des                 │
           │                    │ Diensteverwalters. Für                │
           │                    │ System-Zeitgeber-Units ist dies sehr  │
           │                    │ ähnlich zu OnBootSec=, da der         │
           │                    │ Systemdiensteverwalter im Allgemeinen │
           │                    │ sehr früh im Systemstartprozess       │
           │                    │ gestartet wird. Es ist hauptsächlich  │
           │                    │ nützlich, wenn dies in Units          │
           │                    │ konfiguriert wird, die im             │
           │                    │ benutzerbezogenen Diensteverwalter    │
           │                    │ laufen, da der                        │
           │                    │ Benutzerdiensteverwalter im           │
           │                    │ Allgemeinen nur beim erstmaligen      │
           │                    │ Anmelden und nicht bereits während    │
           │                    │ des Systemstarts gestartet wird.      │
           ├────────────────────┼───────────────────────────────────────┤
           │ OnUnitActiveSec=   │ Definiert einen Zeitgeber relativ zu  │
           │                    │ dem Zeitpunkt, zu dem die Unit, die   │
           │                    │ der Zeitgeber aktiviert, letztmalig   │
           │                    │ aktiviert wurde.                      │
           ├────────────────────┼───────────────────────────────────────┤
           │ OnUnitInactiveSec= │ Definiert einen Zeitgeber relativ zu  │
           │                    │ dem Zeitpunkt, zu dem die Unit, die   │
           │                    │ der Zeitgeber aktiviert, letztmalig   │
           │                    │ deaktiviert wurde.                    │
           └────────────────────┴───────────────────────────────────────┘

           Mehrere Anweisungen vom gleichen oder von verschiedenen Typen können kombiniert werden. In diesem
           Fall werden die Zeitgeber-Units auslösen, wannimmer einer der festgelegten Zeitgeber-Ausdrücke
           abläuft. Beispielsweise ist es durch Kombination von OnBootSec= und OnUnitActiveSec= möglich, einen
           Zeitgeber zu definieren, der in regelmäßigen Abständen abläuft und jedes Mal einen bestimmten Dienst
           aktiviert. Desweiteren können sowohl monotone Zeit- als auch kalendarische OnCalendar=-Ausdrücke in
           der gleichen Zeitgeber-Unit kombiniert werden.

           Die Argumente für die Anweisung sind in Sekunden konfigurierte Zeitspannen. Beispiel: »OnBootSec=50«
           bedeutet 50 s nach Systemstart. Das Argument kann auch Zeiteinheiten enthalten. Beispiel:
           »OnBootSec=5h 30min« bedeutet 5 Stunden und 30 Minuten nach Systemstart. Für Details über die Syntax
           von Zeitspannen, siehe systemd.time(7).

           Falls ein mit OnBootSec= oder OnStartupSec= konfigurierter Zeitgeber bereits in der Vergangenheit
           liegt, wenn die Zeitgeber-Unit aktiviert wird, wird er sofort ablaufen und die konfigurierte Unit
           wird gestartet. Dies ist bei Zeitgebern, die in anderen Anweisungen definiert sind, nicht der Fall.

           Dies sind monotone Zeitgeber, unabhängig von der allgemeinen Uhrzeit und Zeitzonen. Falls der
           Computer temporär suspendiert ist, pausiert auch die monotone Uhr.

           Falls einer dieser Optionen die leere Zeichenkette zugewiesen wird, wird die Liste der Zeitgeber
           zurückgesetzt (sowohl monotoner Zeitgeber als auch OnCalendar=-Zeitgeber, siehe unten) und alle
           vorhergehenden Zuweisungen haben keine Auswirkung.

           Beachten Sie, dass Zeitgeber nicht notwendigerweise zu dem exakten Zeitpunkt, der mit diesen
           Einstellungen konfiguriert ist, auslaufen. Sie unterliegen der Einstellung AccuracySec= (siehe weiter
           unten).

       OnCalendar=
           Definiert Echtzeit- (d.h. Wanduhr-)Zeitgeber mit Kalenderereignisausdrücken. Siehe systemd.time(7)
           für weitere Informationen über die Syntax von Kalenderereignisausdrücken. Abgesehen davon ist die
           Semantik ähnlich zu der von OnActiveSec= und verwandten Einstellungen.

           Beachten Sie, dass Zeitgeber nicht notwendigerweise zu dem exakten Zeitpunkt, der mit dieser
           Einstellung konfiguriert ist, auslaufen. Sie unterliegen der Einstellung AccuracySec= (siehe weiter
           unten).

           Kann mehr als einmal angegeben werden, wodurch die Zeitgeber-Unit ausgelöst wird, wannimmer einer der
           festgelegten Ausdrücke abläuft. Desweiteren können Kalender-Zeitgeber und monotone Zeitgeber (siehe
           oben) in der gleichen Zeitgeber-Unit kombiniert werden.

           Falls einer dieser Optionen die leere Zeichenkette zugewiesen wird, wird die Liste der Zeitgeber
           zurückgesetzt (sowohl OnCalendar=-Zeitgeber als auch monotone Zeitgeber, siehe oben) und alle
           vorhergehenden Zuweisungen haben keine Auswirkung.

       AccuracySec=
           Legt die Genauigkeit fest, mit der der Zeitgeber ablaufen soll. Standardmäßig 1min. Der Zeitgeber
           wird so eingeplant, dass er innerhalb eines Zeitfensters abläuft, das mit der in OnCalendar=,
           OnActiveSec=, OnBootSec=, OnStartupSec=, OnUnitActiveSec= oder OnUnitInactiveSec= festgelegten Zeit
           beginnt und zu der mit AccuracySec= konfigurierten Zeit später endet. Innerhalb dieses Zeitfensters
           wird die Ablaufzeit auf eine Rechner-spezifische, zufällige aber stabile Position gelegt, die unter
           allen lokalen Zeitgeber-Units synchronisiert ist. Dies erfolgt, um den Stromverbrauch zu optimieren,
           um unnötiges Aufwachen der CPU zu vermeiden. Um die größte Genauigkeit zu erhalten, setzen Sie diese
           Option auf 1us. Beachten Sie, dass der Zeitgeber weiterhin dem mit der Einstellung TimerSlackNSec=
           von systemd-system.conf(5) konfigurierten Zeitgeberspielraum unterliegt. Siehe prctl(2) für Details.
           Um den Stromverbrauch zu optimieren, wählen Sie diesen Wert so hoch wie möglich und so niedrig wie
           notwendig.

       RandomizedDelaySec=
           Verzögert den Zeitgeber um eine zufällig gewählte, gleichmäßig verteilte Zeitspannen zwischen 0 und
           dem festgelegten Zeitwert. Standardmäßig 0, wodurch angezeigt wird, dass keine zufällige Verzögerung
           angewandt werden soll. Jede Zeitgeber-Unit wird diese Verzögerung zufällig vor jeder Iteration
           bestimmen und die Verzögerung wird einfach auf die nächste ablaufende Zeit addiert. Dies ist
           nützlich, um die Abfertigung von ähnlich konfigurierten Zeitgeberereignissen über eine bestimmte
           Zeitspanne auszudehnen, damit sie nicht alle gleichzeitig feuern und möglicherweise Ressourcen
           überlasten. Beachten Sie die Beziehung zu AccuracySec= (weiter oben): Letzteres erlaubt dem
           Diensteverwalter, Zeitgeberereignisse innerhalb einer bestimmten Zeitspanne zusammenzuführen, um das
           Aufwachen zu minimieren während erstere das Gegenteil macht: sie verteilt Zeitgeberereignisse über
           eine Zeitspanne, damit gleichzeitiges Feuern unwahrscheinlich wird. Falls RandomizedDelaySec= und
           AccuracySec= zusammen verwandt werden, wird zuerst die zufällige Verzögerung addiert und dann wird
           das Ergebnis möglicherweise weiter verschoben, um es mit anderen, auf dem System stattfindenden
           Zeitgeberereignissen zusammenzuführen. Wie oben erwähnt, ist die Vorgabe für AccuracySec= 1min und
           für RandomizedDelaySec= 0, wodurch das Zusammenführen von Zeitgeberereignissen ermutigt wird. Um
           Zeitgeberereignisse optimal über eine bestimmte Zeitspanne zu verteilen, setzen Sie
           RandomizedDelaySec= auf einen höheren Wert und AccuracySec=1us.

       OnClockChange=, OnTimezoneChange=
           Diese Optionen akzeptieren logische Argumente. Falls wahr, wird die Dienste-Unit ausgelöst, wenn die
           Systemuhr (CLOCK_REALTIME) relativ zu der monotonen Uhr (CLOCK_MONOTONIC) springt oder wenn die
           lokale Systemzeitzone verändert wird. Diese Optionen können alleine oder in Kombination mit anderen
           Zeitgeber-Ausdrücken (siehe oben) innerhalb der gleichen Zeitgeber-Unit verwandt werden. Diese
           Optionen sind standardmäßig falsch.

       Unit=
           Die Unit, die beim Ablaufen des Zeitgebers aktiviert werden soll. Das Argument ist ein Unit-Name,
           dessen Endung nicht ».timer« ist. Falls dieser Wert nicht festgelegt ist, ist die Vorgabe ein Dienst,
           der den gleichen Namen (bis auf die Endung) wie die Zeitgeber-Unit hat. (Siehe oben.) Es wird
           empfohlen, dass der Unit-Name, der aktiviert wird, und der Unit-Name der Zeitgeber-Unit bis auf die
           Endung identisch sind.

       Persistent=
           Akzeptiert ein logisches Argument. Falls wahr, wird der Zeitpunkt, zu dem die Dienste-Unit das letzte
           Mal ausgelöst wurde, auf Platte gespeichert. Wenn der Zeitgeber aktiviert wird, wird die Dienste-Unit
           sofort ausgelöst, falls sie mindestens einmal in der Zeit, zu der der Zeitgeber inaktiv war,
           ausgelöst worden wäre. Dies ist nützlich, um verpasste Läufe, als die Maschine ausgeschaltet gewesen
           ist, nachzuholen. Beachten Sie, dass diese Einstellung nur für mit OnCalendar= konfigurierte
           Zeitgeber Wirkung entfaltet. Standardmäßig false.

           Verwenden Sie systemctl clean --what=state  auf der Zeitgeber-Unit, um den durch diese Option
           verwalteten Zeitstempel auf der Platte zu entfernen. Verwenden Sie diesen Befehl insbesondere bevor
           Sie eine Zeitgeber-Unit deinstallieren. Siehe systemctl(1) für Details.

       WakeSystem=
           Akzeptiert ein logisches Argument. Falls wahr, wird ein ablaufender Zeitgeber dazu führen, dass das
           System aus dem Suspend aufwacht, falls das System suspendiert war und das System dieses unterstützt.
           Beachten Sie, dass dies nur sicherstellt, dass das System zu einer geeigneten Zeit aufwacht. Die
           Option wird nicht dafür sorgen, dass das System nach Abschluss der zu erledigenden Arbeiten wieder
           suspendiert wird. Standardmäßig false.

           Beachten Sie, dass diese Funktionalität Privilegien benötigt und daher im Allgemeinen nur im
           Systemdiensteverwalter verfügbar ist.

       RemainAfterElapse=
           Akzeptiert ein logisches Argument. Falls wahr, wird ein abgelaufener Zeitgeber geladen bleiben und
           sein Zustand kann weiter abgefragt werden. Falls falsch, wird ein abgelaufener Zeitgeber, der nicht
           mehr ablaufen kann, entladen. Insbesondere für flüchtige Zeitgeber-Units, die nach ihrem ersten
           Ablaufen verschwinden sollen, ist es besonders nützlich, dies abzuschalten. Beachten Sie, dass diese
           Einstellung Auswirkungen auf wiederholtes Starten einer Zeitgeber-Unit, die nur einmal abläuft, hat:
           Falls RemainAfterElapse= eingeschaltet ist, wird sie nicht wieder gestartet und es wird zugesichert,
           dass sie nur einmal abläuft. Falls allerdings RemainAfterElapse= augeschaltet ist, könnte sie wieder
           gestartet werden, falls sie bereits abgelaufen ist, und daher mehrfach ausgelöst werden.
           Standardmäßig yes.

SIEHE AUCH

       systemd(1), systemctl(1), systemd.unit(5), systemd.service(5), systemd.time(7), systemd.directives(7),
       systemd-system.conf(5), prctl(2)

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

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