Provided by: manpages-de_2.16-1_all bug

BEZEICHNUNG

       systemd, init - Systemd-System und Diensteverwalter

ÜBERSICHT


       /lib/systemd/systemd [OPTIONEN…]

       init [OPTIONEN…] {BEFEHL}

BESCHREIBUNG

       Systemd ist ein System- und Diensteverwalter für das Linux-Betriebssystem. Wird es beim Systemstart als
       erster Prozess (als PID 1) ausgeführt, agiert es als Init-System, das das System hochfährt und Dienste
       auf Anwendungsebene verwaltet.

       Für die Kompatibilität mit SysV wird Systemd, falls es als init und einer von 1 verschiedenen PID
       aufgerufen wird, telinit ausführen und alle Befehlszeilenargumente unverändert weitergeben. Das bedeutet,
       dass init und telinit beim Aufruf von normalen Anmeldesitzungen größtenteils äquivalent sind. Siehe
       telinit(8) für weitere Informationen.

       Systemd interpretiert die Konfigurationsdatei system.conf und die Dateien in Verzeichnissen
       system.conf.d, wenn es als Systeminstanz läuft. Wenn es als Benutzerinstanz läuft, interpretiert Systemd
       die Konfigurationsdatei user.conf und die Dateien in Verzeichnissen user.conf.d. Siehe
       systemd-system.conf(5) für weitere Informationen.

OPTIONEN

       Die folgenden Optionen werden verstanden:

       --test
           Bestimmt die anfängliche Hochfahrtransaktion (d.h. die Liste der beim Hochfahren in die Warteschlange
           eingereihten Aufträge), gibt sie aus und beendet sich, ohne tatsächlich irgend einen der bestimmten
           Aufträge auszuführen. Diese Option ist nur zur Fehlersuche nützlich. Beachten Sie, dass während des
           regulären Hochfahrens des Diensteverwalters Units, die von dieser Aktion nicht angezeigt werden,
           gestartet werden könnten, da Hardware, Sockets, Busse oder andere Arten von Aktivierungen zusätzliche
           Aufträge während der Ausführung der Transaktion hinzufügen könnnten. Verwenden Sie --system, um die
           anfängliche Transaktion des Systemdiensteverwalters zu erbitten (was die implizite Vorgabe ist).
           Kombinieren Sie mit --user, um stattdessen die anfängliche Transaktion für den benutzerbezogenen
           Diensteverwalter zu erbitten.

       --dump-configuration-items
           Gibt die verstandenen Unit-Konfigurationselemente aus. Diese Ausgabe ist eine knappe, aber komplette
           Liste aller Konfigurationselemente in Unit-Definitionsdateien.

       --dump-bus-properties
           Gibt offengelegte Buseigenschaften aus. Diese Ausgabe ist eine knappe, aber komplette Liste von
           Eigenschaften, die auf D-Bus offengelegt sind.

       --unit=
           Setzt die beim Starten zu aktivierende Vorgabe-Unit. Falls nicht angegeben, ist die Vorgabe
           default.target.

       --system, --user
           Wählt aus, ob die anfängliche Transaktion für die Systeminstanz oder für die benutzerbezogene Instanz
           berechnet werden soll, wenn zusammen mit --test verwandt. Diese Option hat keine Wirkung ohne --test,
           da während des regulären (d.h. ohne --test) Aufrufs der Diensteverwalter automatisch erkennen wird,
           ob er im System- oder benutzerbezogenen Modus agieren soll, indem er prüft, ob die PID, unter der er
           laufen soll, 1 ist oder nicht. Beachten Sie, dass das Starten und Betreiben eines Systems, bei dem
           der Systemverwalter im Modus --system aber mit einer von 1 verschiedenen PID läuft, nicht unterstützt
           wird.

       --dump-core
           Beim Absturz Kernspeicherabzüge aktivieren. Dieser Schalter hat beim Betrieb als Benutzerinstanz
           keinen Effekt. Diese Einstellung kann auch während des Systemstarts auf der Kernelbefehlszeile
           mittels der Option systemd.dump_core= aktiviert werden, siehe unten.

       --crash-vt=VT
           Beim Systemabsturz auf eine bestimmte virtuelle Konsole (VT) umschalten. Akzeptiert eine positive
           Ganzzahl im Bereich 1–63 oder ein logisches Argument. Falls eine Ganzzahl übergeben wird, wird das
           VT, auf das umgeschaltet wird, ausgewählt. Falls yes, wird das VT ausgewählt, auf das die
           Kernelmeldungen geschrieben werden. Bei no wird keine VT-Umschaltung versucht. Dieser Schalter hat
           beim Betrieb als Benutzerinstanz keinen Effekt. Diese Einstellung kann auch während des Systemstarts
           auf der Kernelbefehlszeile mittels der Option systemd.crash_vt= aktiviert werden, siehe unten.

       --crash-shell
           Führt beim Systemabsturz eine Shell aus. Dieser Schalter hat beim Betrieb als Benutzerinstanz keinen
           Effekt. Diese Einstellung kann auch während des Systemstarts auf der Kernelbefehlszeile mittels der
           Option systemd.crash_shell= aktiviert werden, siehe unten.

       --crash-reboot
           Beim Systemabsturz automatisch das System neustarten. Dieser Schalter hat beim Betrieb als
           Benutzerinstanz keinen Effekt. Diese Einstellung kann auch während des Systemstarts auf der
           Kernelbefehlszeile mittels der Option systemd.crash_reboot= aktiviert werden, siehe unten.

       --confirm-spawn
           Beim Öffnen von Prozessen um Bestätigung bitten. Dieser Schalter hat beim Betrieb als Benutzerinstanz
           keinen Effekt.

       --show-status=
           Akzeptiert ein logisches Argument oder den besonderen Wert auto. Falls eingeschaltet, wird während
           des Hoch- und Runterfahrens des Systems eine knappe Unit-Start-Information angezeigt. Falls
           ausgeschaltet, werden keine solchen Statusinformationen angezeigt. Falls auf auto gesetzt ist, ist
           das Verhalten ähnlich des ausgeschalteten Zustands, außer dass sie automatisch eingeschaltet wird,
           sobald die erste Unit fehlschlägt oder eine deutliche Verzögerung beim Systemstart auftritt. Dieser
           Schalter hat beim Betrieb als Benutzerinstanz keinen Effekt. Falls angegeben, setzt sie sowohl die
           Kernelbefehlszeileneinstellung systemd.show_status= (siehe unten) als auch die
           Konfigurationsdateioption ShowStatus= außer Kraft, siehe systemd-system.conf(5).

       --log-target=
           Setzt das Protokollierziel. Argument muss entweder console, journal, kmsg, journal-or-kmsg oder null
           sein.

       --log-level=
           Setzt die Protokollierstufe. Als Argument wird eine numerische Protokollierstufe oder die gut
           bekannten symbolischen Namen von syslog(3) (in Kleinschreibung) akzeptiert: emerg, alert, crit, err,
           warning, notice, info, debug.

       --log-color=
           Wichtige Protokolliermeldungen hervorheben. Argument ist ein logischer Wert. Falls das Argument
           fehlt, ist die Vorgabe true.

       --log-location=
           Code-Stelle in Protokollnachrichten aufnehmen. Dies ist hauptsächlich für Fehlersuchzwecke relevant.
           Argument ist ein logischer Wert. Falls das Argument fehlt, ist die Vorgabe true.

       --default-standard-output=, --default-standard-error=
           Setzt die Standardausgabe oder Fehlerausgabe für alle Dienste bzw. Sockets. D.h. steuert die Vorgabe
           für StandardOutput= und StandardError= (siehe systemd.exec(5) für Details). Akzeptiert einen aus
           inherit, null, tty, journal, journal+console, kmsg, kmsg+console. Falls kein Argument angegeben wird,
           ist die Vorgabe für --default-standard-output= journal und für --default-standard-error= inherit.

       --machine-id=
           Setzt die Maschinenkenung auf der Festplatte außer Kraft. Dies ist für das Starten über Netz oder für
           Container nützlich. Kann nicht komplett auf Nullen gesetzt werden.

       --service-watchdogs=
           Global alle Dienste-Watchdog-Zeitüberschreitungen und Notfallaktionen aktivieren/deaktivieren. Diese
           Einstellung kann auch auf der Kernelbefehlszeile mit der Option systemd.service_watchdogs= während
           des Systemstarts festgelegt werden, siehe unten. Standardmäßig aktiviert.

       -h, --help
           Zeigt einen kurzen Hilfetext an und beendet das Programm.

       --version
           Zeigt eine kurze Versionszeichenkette an und beendet das Programm.

KONZEPTE

       Systemd stellt ein Abhängigkeitssystem zwischen verschiedenen Einheiten namens »Units« in 11
       verschiedenen Typen bereit. Units kapseln verschiedene Objekte, die für den Systemstart und -betrieb
       relevant sind. Der Großteil der Units wird in Unit-Konfigurationsdateien, deren Syntax und grundlegenden
       Menge an Optionen in systemd.unit(5) beschrieben ist, konfiguriert. Einige Units werden allerdings
       automatisch aus anderer Konfiguration, dynamisch aus Systemzuständen oder programmatisch zur Laufzeit
       erstellt. Units können »aktiv« (dies bedeutet gestartet, gebunden, eingesteckt, …, abhängig vom Unit-Typ,
       siehe unten) oder »inaktiv« (dies bedeutet gestoppt, nicht gebunden, ausgesteckt, … ) sowie im Prozess
       der Aktivierung oder Deaktivierung, d.h. zwischen den zwei Zuständen (diese Zustände werden »Aktivierung«
       und »Deaktivierung« genannt) sein. Ein besonderer Zustand »fehlgeschlagen« ist auch verfügbar, der sehr
       ähnlich zu »inaktiv« ist und der erreicht wird, wenn der Dienst auf irgendeine Art fehlgeschlagen ist
       (Prozess lieferte beim Beenden einen Fehlercode, ist abgestürzt, eine Aktion erlebte eine
       Zeitüberschreitung oder nach zu vielen Neustarts). Falls dieser Zustand erreicht wird, wird die Ursache
       für spätere Einsichtnahme protokolliert. Beachten Sie, dass die verschiedenen Unit-Typen eine Reihe von
       zusätzlichen Unterzuständen haben können, die auf die fünf hier beschriebenen generalisierten
       Unit-Zustände abgebildet werden.

       Die folgenden Unit-Typen sind verfügbar:

        1. Dienste-Units, die Daemons und die Prozesse, aus denen sie bestehen, starten und steuern. Für Details
           siehe systemd.service(5).

        2. Socket-Units, die lokale IPC- oder Netzwerk-Sockets in dem System kapseln, nützlich für
           Socket-basierte Aktivierung. Für Details über Socket-Units siehe systemd.socket(5), für Details über
           Socket-basierte Aktivierung und andere Formen der Aktivierung siehe daemon(7).

        3. Ziel-Units sind für die Gruppierung von Units nützlich. Sie stellen während des Systemstarts auch gut
           bekannte Synchronisationspunkte zur Verfügung, siehe systemd.target(5).

        4. Geräte-Units legen Kernel-Geräte in Systemd offen und können zur Implementierung Geräte-basierter
           Aktivierung verwandt werden. Für Details siehe systemd.device(5).

        5. Einhänge-Units steuern Einhängepunkte in dem Dateisystem, für Details siehe systemd.mount(5).

        6. Automount-Units stellen Selbsteinhänge-Fähigkeiten bereit, für bedarfsgesteuertes Einhängen von
           Dateisystemen sowie parallelisiertem Systemstart. Siehe systemd.automount(5).

        7. Zeitgeber-Units sind für das Auslösen der Aktivierung von anderen Units basierend auf Zeitgebern
           nützlich. Sie können Details in systemd.timer(5) finden.

        8. Auslagerungs-Units sind ähnlich zu Einhänge-Units und kapseln Speicherauslagerungspartitionen oder
           -dateien des Betriebssystems. Sie werden in systemd.swap(5) beschrieben.

        9. Pfad-Units können zur Aktivierung andere Dienste, wenn sich Dateisystemobjekte ändern oder verändert
           werden, verwandt werden. Siehe systemd.path(5).

       10. Scheiben-Units können zur Gruppierung von Units, die Systemprozesse (wie Dienste- und Bereichs-Units)
           in einem hierarchischen Baum aus Ressourcenverwaltungsgründen verwalten, verwandt werden. Siehe
           systemd.slice(5).

       11. Bereichs-Units sind ähnlich zu Dienste-Units, verwalten aber fremde Prozesse, statt sie auch zu
           starten. Siehe systemd.scope(5).

       Units werden wie ihre Konfigurationsdateien benannt. Einige Units habe besondere Semantiken. Eine
       detaillierte Liste ist in systemd.special(7) verfügbar.

       Systemd kennt verschiedene Arten von Abhängigkeiten, einschließlich positiven und negativen
       Bedingungsabhängigkeiten (d.h. Requires= und Conflicts=) sowie Ordnungsabhängigkeiten (After= und
       Before=). Wohlgemerkt: Ordnungs- und Bedingungsabhängigkeiten sind orthogonal. Falls zwischen zwei Units
       nur eine Bedingungsabhängigkeit (z.B. foo.service bedingt bar.service) aber keine Ordnungsabhängigkeit
       (z.B. foo.service nach bar.service) existiert und beide zum Start angefragt werden, werden sie parallel
       gestartet. Es ist ein häufiges Muster, dass sowohl Bedingungs- als auch Ordnungsabhängigkeiten zwischen
       zwei Units angelegt werden. Beachten Sie auch, dass die Mehrzahl der Abhängigkeiten von Systemd implizit
       erstellt und verwaltet werden. In den meisten Fällen sollte es unnötig sein, zusätzliche Abhängigkeiten
       manuell zu deklarieren, allerdings ist dies möglich.

       Anwendungsprogramme und Units (über Abhängigkeiten) können Statusänderungen von Units erbitten. In
       Systemd werden diese Anfragen als »Aufträge« gekapselt und in einer Aufträgewarteschlange verwaltet.
       Aufträge können erfolgreich sein und fehlschlagen, ihre Ausführungsreihenfolge basiert auf den
       Ordnungsabhängigkeiten der Units, für die sie eingeplant wurden.

       Beim Systemstart aktiviert Systemd die Ziel-Unit default.target, deren Aufgabe es ist, die
       bei-Systemstart-Dienste und andere bei-Systemstart-Units zu aktivieren, indem sie sie mittels
       Abhängigkeiten hereinzieht. Normalerweise ist der Unit-Name nur ein Alias (Symlink) für entweder
       graphical.target (für vollfunktionale Systemstarts in die UI) oder multi-user.target (für begrenzte, rein
       konsolenbasierte Systemstarts zur Verwendung in eingebetteten oder Server-Umgebungen oder ähnlichen, eine
       Untermenge von graphical.target). Es obliegt aber dem Administrator, sie als Alias zu jeder anderen
       Ziel-Unit zu konfigurieren. Siehe systemd.special(7) für Details über diese Ziel-Units.

       Systemd behält nur eine minimale Gruppe an Units im Speicher geladen. Konkret werden nur die Units im
       Speicher geladen gehalten, für die mindestens eine der nachfolgenden Bedingungen zutrifft:

        1. Sie ist in einem aktiven, aktivierenden, deaktivierenden oder fehlgeschlagenen Zustand (d.h. in jedem
           Zustand außer »inactive«)

        2. Für sie ist ein Auftrag in der Warteschlange

        3. Sie ist in irgendeiner Art eine Abhängigkeit von mindestens einer anderen im Speicher geladenen Unit

        4. Ihr ist noch irgendeine Form von Ressourcen zugewiesen (z.B. eine inaktive Dienste-Unit, für die aber
           ein Prozess noch herumlungert, der die Aufforderung zum Beenden ignorierte)

        5. Sie wurde durch einen D-Bus-Aufruf programmatisch im Speicher festgepinnt

       Systemd wird automatisch und implizit Units von der Platte laden — falls sie noch nicht geladen sind —
       sobald eine Aktion für sie angefordert wird. Daher ist in vielerlei Hinsicht die Tatsache, ob eine Unit
       geladen ist oder nicht, für Clients unsichtbar. Verwenden Sie systemctl list-units --all, um eine
       vollumfängliche Liste aller derzeit geladenen Units zu erhalten. Jede Unit, für die eine der oben
       aufgeführten Bedingungen zutrifft, wird sofort entladen. Beachten Sie, dass beim Entladen einer Unit aus
       dem Speicher die Buchführungsdaten auch entfernt werden. Allerdings sind diese Daten im Allgemeinen nicht
       verloren, da ein Journal-Protokolleintrag erstellt wird, der die verbrauchten Ressourcen deklariert, wann
       immer eine Unit herunterfährt.

       Prozesse, die Systemd startet, werden in einer privaten Systemd-Hierarchie in individuellen
       Control-Gruppen von Linux, die nach der Unit, zu der sie gehören, benannt sind, gelegt (siehe
       cgroups.txt[1] für weitere Informationen über Control-Gruppen oder kurz »cgroups«). Systemd verwendend
       dies, um Prozesse effektiv nachzuverfolgen. Control-Gruppen-Informationen werden im Kernel verwaltet und
       sind über die Dateisystemhierarchie (unterhalb von /sys/fs/cgroup/systemd/) oder über Werkzeuge wie
       systemd-cgls(1) oder ps(1) verfügbar. (ps xawf -eo pid,user,cgroup,args ist besonders nützlich, um alle
       Prozesse und die Systemd-Units, zu denen sie gehören, aufzulisten.)

       Systemd ist zu einem großen Teil zu SysV kompatibel: SysV-Init-Skripte werden unterstützt und werden
       einfach als ein alternatives (wenn auch begrenztes) Konfigurationsdateiformat verstanden. Die
       SysV-Schnittstelle /dev/initctl wird bereitgestellt und Kompatibilitätsimplementierungen der
       verschiedenen SysV-Client-Werkzeuge sind verfügbar. Zusätzlich werden verschiedene etablierte
       Unix-Funktionalitäten wie /etc/fstab oder die Utmp-Datenbank unterstützt.

       Systemd hat ein minimales Transaktionssystem: Falls eine Unit zum Start oder Herunterfahren aufgefordert
       wird, wird sie sich und alle Abhängigkeiten zu einer temporären Transaktion hinzufügen. Es wird dann
       nachweisen, dass die Transaktion konsistent ist (d.h. ob die Ordnung aller Units frei von Zyklen ist).
       Sollte dies nicht der Fall sein, wird Systemd versuchen, sie zu korrigieren und entfernt alle
       unwesentlichen Aufträge aus der Transaktion, die die Schleife entfernen könnten. Auch versucht Systemd,
       nicht wesentliche Aufträge in der Transaktion zu unterdrücken, die einen laufenden Dienst stoppen würden.
       Schließlich wird überprüft, ob die Aufträge der Transaktion Aufträgen widersprechen, die bereits in die
       Warteschlange eingereiht wurden, optional wird dann die Transaktion abgebrochen. Falls alles passt und
       die Transaktion konsistent in ihren Auswirkungen minimiert ist, wird sie mit bereits wartenden Aufträgen
       zusammengeführt und zu der Ausführungswarteschlange hinzugefügt. Effektiv bedeutet dies, dass Systemd vor
       der Ausführung einer angefragten Aktion überprüft, dass sie Sinn ergibt, sie falls möglich korrigiert und
       nur fehlschlägt, falls es wirklich nicht funktionieren kann.

       Beachten Sie, dass Transaktionen unabhängig vom Zustand einer Unit zur Laufzeit erstellt werden. Wird
       daher beispielsweise ein Startauftrag für eine bereits gestartete Unit angefordert, wird er dennoch eine
       Transaktion erstellen und alle inaktiven Abhängigkeiten aufwecken (und gemäß der definierten
       Abhängigkeiten eine Weiterleitung zu anderen Aufträgen verursachen). Dies erfolgt, da der in die
       Warteschlange eingereihte Auftrag zum Zeitpunkt der Ausführung mit dem Zustand der Ziel-Unit verglichen
       und als erfolgreich und abgeschlossen markiert wird, wenn beide zutreffen. Allerdings zieht dieser
       Auftrag auch andere Abhängigkeiten aufgrund der definierten Beziehungen herein und führt daher in unserem
       Beispiel dazu, dass Start-Aufträge für jede dieser inaktiven Units auch in die Warteschlange eingereiht
       werden.

       Systemd enthält native Implementierungen verschiedener Programme, die als Teil des Systemstartprozesses
       ausgeführt werden müssen. Beispielsweise setzt es den Rechnernamen und konfiguriert das
       Loopback-Netzwerkgerät. Es richtet auch die verschiedenen API-Dateisysteme, wie /sys oder /proc, ein und
       hängt sie ein.

       Für weitere Informationen über die Konzepte und Ideen hinter Systemd wird auf das Ursprüngliches
       Designdokument[2] verwiesen.

       Beachten Sie, dass einige, aber nicht alle, durch Systemd bereitgestellte Schnittstellen von der
       Schnittstellenstabilitätszusage[3] abgedeckt sind.

       Units können dynamisch zum Systemstartzeitpunkt und zum Systemverwalter-Neuladezeitpunkt erstellt werden,
       beispielsweise basierend auf anderen Konfigurationsdateien oder auf von der Kernelbefehlszeile
       übergebenen Parametern. Für Details siehe systemd.generator(7).

       Systeme, die Systemd in einem Container oder in einer Initrd-Umgebung aufrufen, sollten die Spezifikation
       Container-Schnittstelle[4] bzw. initrd-Schnittstelle[5] implementieren.

VERZEICHNISSE

       System-Unit-Verzeichnisse
           Der Systemd-Systemverwalter liest Unit-Konfigurationen aus verschiedenen Verzeichnissen. Pakete, die
           Unit-Dateien installieren möchten, sollten sie in dem durch pkg-config systemd
           --variable=systemdsystemunitdir zurückgelieferten Verzeichnis ablegen. Weitere geprüfte Verzeichnisse
           sind /usr/local/lib/systemd/system und /lib/systemd/system. Benutzerkonfiguration hat immer Vorrang.
           pkg-config systemd --variable=systemdsystemconfdir liefert den Pfad zu dem
           Systemkonfigurationsverzeichnis. Pakete sollten den Inhalt dieser Verzeichnisse mit den Befehlen
           enable und disable des Werkzeugs systemctl(1) verändern. Eine vollständige Auflistung von
           Verzeichnissen wird in systemd.unit(5) bereitgestellt.

       Benutzer-Unit-Verzeichnisse
           Ähnliche Regeln gelten für die Benutzer-Unit-Verzeichnisse. Allerdings wird hier der
           XDG-Basisverzeichnisspezifikation[6] zum Finden von Units gefolgt. Anwendungen sollten ihre
           Unit-Dateien in dem durch pkg-config systemd --variable=systemduserunitdir zurückgelieferten
           Verzeichnis ablegen. Globale Konfiguration erfolgt in dem durch pkg-config systemd
           --variable=systemduserconfdir gemeldeten Verzeichnis. Die Befehle enable und disable des Werkzeugs
           systemctl(1) können sowohl mit globaler (d.h. für alle Benutzer) als auch privater (für einen
           Benutzer) Freigabe/Ausschaltung von Units umgehen. Eine vollständige Auflistung von Verzeichnissen
           wird in systemd.unit(5) bereitgestellt.

       SysV-Init-Skripte-Verzeichnis
           Der Ort der SysV-Init-Skript-Verzeichnisse unterscheidet sich zwischen Distributionen. Falls Systemd
           für den angefragten Dienst keine native Unit-Datei finden kann, wird es nach einem SysV-Init-Skript
           des gleichen Namens (ohne die Endung .service) schauen.

       SysV-Runlevel-Linksammelverzeichnis
           Der Ort der SysV-Runlevel-Linksammelverzeichnisse unterscheidet sich zwischen Distributionen. Systemd
           wird die Linksammlung berücksichtigen, wenn es bestimmt, ob ein Dienst freigegeben werden soll.
           Beachten Sie, dass eine Dienste-Unit mit einer nativen Unit-Konfigurationsdatei nicht durch
           Aktivierung in der SysV-Runlevel-Linksammlung gestartet werden kann.

SIGNALE

       SIGTERM
           Nach Empfang dieses Signals serialisiert der Systemd-Systemverwalter seinen Zustand, führt sich
           selbst erneut aus und deseriealisiert den gespeicherten Zustand wieder. Dies ist größtenteils
           äquivalent zu systemctl daemon-reexec.

           Systemd-Benutzerverwalter werden die Unit exit.target starten, wenn dieses Signal empfangen wird.
           Dies ist größtenteils äquivalent zu systemctl --user start exit.target
           --job-mode=replace-irreversibly.

       SIGINT
           Nach Empfang dieses Signals wird der Systemverwalter die Unit ctrl-alt-del.target starten. Dies ist
           größtenteils äquivalent zu systemctl start ctrl-alt-del.target --job-mode=replace-irreversibly. Falls
           dieses Signal mehr als sieben Mal in zwei Sekunden empfangen wird, wird ein sofortiger Systemneustart
           ausgelöst. Beachten Sie, dass Drücken von Strg+Alt+Entf auf der Konsole dieses Signal auslösen wird.
           Hängt daher ein Neustart, ist das siebenmalige Drücken von Strg+Alt+Entf in zwei Sekunden eine
           relativ sichere Art, einen sofortigen Neustart auszulösen.

           Systemd-Benutzerverwalter behandeln dieses Signal auf die gleiche Art wie SIGTERM.

       SIGWINCH
           Wenn dieses Signal empfangen wird, startet der Systemd-Systemverwalter die Unit kbrequest.target.
           Dies ist größtenteils äquivalent zu systemctl start kbrequest.target.

           Dieses Signal wird von Systemd-Benutzerverwaltern ignoriert.

       SIGPWR
           Wenn dieses Signal empfangen wird, startet der Systemd-Systemverwalter die Unit sigpwr.target. Dies
           ist größtenteils äquivalent zu systemctl start sigpwr.target.

       SIGUSR1
           Wenn dieses Signal empfangen wird, versucht der Systemd-Systemverwalter, sich erneut mit dem
           D-Bus-Bus zu verbinden.

       SIGUSR2
           Wenn dieses Signal empfangen wird, protokolliert der Systemd-Systemverwalter seinen kompletten
           Zustand in menschenlesbarer Form. Die protokollierten Daten sind identisch zu den von systemd-analyze
           dump ausgegebenen.

       SIGHUP
           Lädt die komplette Daemon-Konfiguration neu. Dies ist größtenteils äquivalent zu systemctl
           daemon-reload.

       SIGRTMIN+0
           Betritt den Standardmodus, startet die Unit default.target. Dies ist größtenteils äquivalent zu
           systemctl isolate default.target.

       SIGRTMIN+1
           Betritt den Rettungsmodus, startet die Unit rescue.target. Dies ist größtenteils äquivalent zu
           systemctl isolate rescue.target.

       SIGRTMIN+2
           Betritt den Notfallmodus, startet die Unit emergency.service. Dies ist größtenteils äquivalent zu
           systemctl isolate emergency.service.

       SIGRTMIN+3
           Hält die Maschine an, startet die Unit halt.target. Dies ist größtenteils äquivalent zu systemctl
           start halt.target --job-mode=replace-irreversibly.

       SIGRTMIN+4
           Schaltet die Maschine aus, startet die Unit poweroff.target. Dies ist größtenteils äquivalent zu
           systemctl start poweroff.target --job-mode=replace-irreversibly.

       SIGRTMIN+5
           Startet die Maschine neu, startet die Unit reboot.target. Dies ist größtenteils äquivalent zu
           systemctl start reboot.target --job-mode=replace-irreversibly.

       SIGRTMIN+6
           Startet die Maschine mittels kexec neu, startet die Unit kexec.target. Dies ist größtenteils
           äquivalent zu systemctl start kexec.target --job-mode=replace-irreversibly.

       SIGRTMIN+13
           Hält die Maschine sofort an.

       SIGRTMIN+14
           Schaltet die Maschine sofort aus.

       SIGRTMIN+15
           Startet die Maschine sofort neu.

       SIGRTMIN+16
           Startet die Maschine sofort mit kexec neu.

       SIGRTMIN+20
           Aktiviert die Anzeige von Statusmeldungen auf der Konsole, wie dies mit systemd.show_status=1 auf der
           Kernelbefehlszeile gesteuert wird.

       SIGRTMIN+21
           Deaktiviert die Anzeige von Statusmeldungen auf der Konsole, wie dies mit systemd.show_status=0 auf
           der Kernelbefehlszeile gesteuert wird.

       SIGRTMIN+22
           Setzt die Protokollierstufe des Diensteverwalters auf »debug«, in einer Art, die äquivalent zu
           systemd.log_level=debug auf der Kernelbefehlszeile ist.

       SIGRTMIN+23
           Stellt die Protokollierstufe wieder auf ihren konfigurierten Wert her. Der konfigurierte Wert wird,
           in dieser Prioritätsreihenfolge, von dem mit systemd.log-level= auf der Kernelbefehlszeile
           festgelegten Wert oder dem mit LogLevel= in der Konfigurationsdatei festgelegten Wert oder dem
           eingebauten Wert »info« abgeleitet.

       SIGRTMIN+24
           Verlässt den Verwalter sofort (nur für --user-Instanzen verfügbar).

       SIGRTMIN+26
           Stellt das Protokollierziel wieder auf seinen konfigurierten Wert her. Der konfigurierte Wert wird,
           in dieser Prioritätsreihenfolge, von dem mit systemd.log-target= auf der Kernelbefehlszeile
           festgelegten Wert oder dem mit LogTarget= in der Konfigurationsdatei festgelegten Wert oder dem
           eingebauten Wert abgeleitet.

       SIGRTMIN+27, SIGRTMIN+28
           Setzt das Protokollierziel auf »console« bei SIGRTMIN+27 (oder »kmsg« bei SIGRTMIN+28), in einer Art
           äquivalent zu systemd.log_target=console (oder systemd.log_target=kmsg bei SIGRTMIN+28) auf der
           Kernelbefehlszeile.

UMGEBUNGSVARIABLEN

       $SYSTEMD_LOG_LEVEL
           Systemd liest die Protokollierstufe aus dieser Umgebungsvariablen. Dies kann mit --log-level= außer
           Kraft gesetzt werden.

       $SYSTEMD_LOG_TARGET
           Systemd liest das Protokollierziel aus dieser Umgebungsvariablen. Dies kann mit --log-target= außer
           Kraft gesetzt werden.

       $SYSTEMD_LOG_COLOR
           Steuert, ob Systemd wichtige Protokollnachrichten hervorhebt. Dies kann mit --log-color= außer Kraft
           gesetzt werden.

       $SYSTEMD_LOG_LOCATION
           Steuert, ob Systemd den Code-Ort zusammen mit der Protokollnachricht ausgibt. Dies kann mit
           --log-location= außer Kraft gesetzt werden.

       $XDG_CONFIG_HOME, $XDG_CONFIG_DIRS, $XDG_DATA_HOME, $XDG_DATA_DIRS
           Der Systemd-Benutzerverwalter verwendet diese Variablen in Übereinstimmung mit der
           XDG-Basisverzeichnisspezifikation[6], um seine Konfiguration zu finden.

       $SYSTEMD_UNIT_PATH
           Steuert, wo Systemd nach Unit-Dateien schaut.

       $SYSTEMD_SYSVINIT_PATH
           Steuert, wo Systemd nach SysV-Init-Skripten schaut.

       $SYSTEMD_SYSVRCND_PATH
           Steuert, wo Systemd nach SysV-Init-Skript-Runlevel-Linksammlungen schaut.

       $SYSTEMD_COLORS
           Dies muss ein logischer Wert sein. Steuert, ob gefärbte Ausgabe erstellt werden soll. Dies kann
           festgelegt werden, um die Entscheidung, die systemd basierend auf $TERM und mit welcher Konsole es
           verbunden ist, trifft, außer Kraft zu setzen.

       $SYSTEMD_URLIFY
           Dies muss ein logischer Wert sein. Steuert, ob anklickbare Links in der Ausgabe für
           Terminalemulatoren, die dies unterstützen, erstellt werden sollen. Dies kann festgelegt werden, um
           die Entscheidung, die systemd basierend auf $TERM und weiteren Bedingungen trifft, außer Kraft zu
           setzen.

       $LISTEN_PID, $LISTEN_FDS, $LISTEN_FDNAMES
           Wird durch Systemd für überwachte Prozesse während Socket-basierter Aktivierung gesetzt. Siehe
           sd_listen_fds(3) für weitere Informationen.

       $NOTIFY_SOCKET
           Wird durch Systemd für überwachte Prozesse für Status- und Hochfahrabschlussbenachrichtigungen
           gesetzt. Siehe sd_notify(3) für weitere Informationen.

       Für weitere Umgebungsvariablen, die von Systemd und seinen verschiedenen Komponenten verstanden werden,
       siehe Bekannte Umgebungsvariablen[7].

KERNEL-BEFEHLSZEILE

       Beim Betrieb als Systeminstanz wertet Systemd eine Reihe von Kernelbefehlszeilenargumenten aus[8]:

       systemd.unit=, rd.systemd.unit=
           Setzt die beim Systemstart zu aktivierende Unit außer Kraft. Standardmäßig default.target. Dies kann
           temporär zum Starten in eine andere Systemstart-Unit verwandt werden, beispielsweise rescue.target
           oder emergency.service. Siehe systemd.special(7) für Details über diese Units. Wird der Option »rd.«
           vorangestellt, dann wird sie nur in der anfänglichen RAM-Platte (Initrd) berücksichtigt, während die
           Option ohne diese Zeichenkette am Anfang nur im Hauptsystem berücksichtigt wird.

       systemd.dump_core
           Akzeptiert ein logisches Argument oder aktiviert die Option, falls ohne Argument festgelegt. Falls
           aktiviert, wird der Systemverwalter (PID 1) einen Speicherauszug schreiben, wenn er abstürzt.
           Andernfalls wird kein Speicherauszug erstellt. Standardmäßig aktiviert.

       systemd.crash_chvt
           Akzeptiert eine positive Ganzzahl oder ein logisches Argument. Kann auch ohne Argument festgelegt
           werden; dies hat den gleichen Effekt wie ein positiver logischer Wert. Falls eine positive Ganzzahl
           (im Bereich 1…63) festgelegt ist, wird der Systemverwalter (PID 1) die festgelegte Anzahl an
           virtuellen Terminals (VTs) erstellen, wenn er abstürzt. Standardmäßig deaktiviert, was bedeutet, dass
           dies nicht versucht wird. Falls auf aktiviert gesetzt, wird der VT, auf den die Kernelnachrichten
           geschrieben werden, ausgewählt.

       systemd.crash_shell
           Akzeptiert ein logisches Argument oder aktiviert die Option, falls ohne Argument festgelegt. Falls
           aktiviert, wird der Systemverwalter (PID 1) nach einer Verzögerung von 10 Sekunden eine Shell
           starten, wenn er abstürzt. Andernfalls wird keine Shell gestartet. Aus Sicherheitsgründen
           standardmäßig deaktiviert, da die Shell nicht durch Passwortauthentifizierung geschützt ist.

       systemd.crash_reboot
           Akzeptiert ein logisches Argument oder aktiviert die Option, falls ohne Argument festgelegt. Falls
           aktiviert, wird der Systemverwalter (PID 1) nach einer Verzögerung von 10 Sekunden die Maschine
           neustarten, wenn er abstürzt. Andernfalls wird das System unbegrenzt hängen. Standardmäßig
           deaktiviert, um eine Neustartschleife zu verhindern. Falls mit systemd.crash_shell kombiniert, wird
           das System neu gestartet, nachdem die Shell sich beendet.

       systemd.confirm_spawn
           Akzeptiert ein logisches Argument oder einen Pfad zu einer virtuellen Konsole, auf der
           Bestätigungsmeldungen ausgegeben werden sollen. Kann auch ohne Argument festgelegt werden; dies hat
           den gleichen Effekt wie ein positiver logischer Wert. Falls aktiviert, wird der Systemverwalter (PID
           1) um Bestätigung bitten, wenn er einen Prozess mittels /dev/console startet. Falls ein Pfad oder
           Konsolename (wie »ttyS0«) bereitgestellt wird, wird stattdessen die durch diesen Pfad angezeigte
           virtuelle Konsole oder durch den übergebenen Namen beschriebene stattdessen verwandt. Standardmäßig
           deaktiviert.

       systemd.service_watchdogs=
           Akzeptiert ein logisches Argument. Falls deaktiviert, werden alle Laufzeit-Watchdogs für Dienste
           (WatchdogSec=) und Notfallaktionen (z.B. OnFailure= oder StartLimitAction=) durch den Systemverwalter
           (PID 1) ignoriert, siehe systemd.service(5). Standardmäßig deaktiviert, d.h. Watchdogs und
           Fehlschlagaktionen werden normal verarbeitet. Der Hardware-Watchdog ist durch diese Option nicht
           betroffen.

       systemd.show_status
           Akzeptiert ein logisches Argument oder die Konstante auto. Kann auch ohne Argument festgelegt werden;
           dies hat den gleichen Effekt wie ein positiver logischer Wert. Falls aktiviert, wird der
           Systemverwalter (PID 1) auf der Konsole beim Systemstart knappe Dienstestatusaktualisierungen
           anzeigen. auto verhält sich wie false, bis eine Unit fehlschlägt oder es beim Systemstart zu
           signifikanten Verzögerungen kommt. Standardmäßig aktiviert, außer quiet wird als
           Kernelbefehlszeilenoption angegeben. In letzterem Fall ist die Vorgabe auto. Ist dies festgelegt,
           setzt es die Konfigurationsdateioption ShowStatus= des Systemverwalters außer Kraft, siehe
           systemd-system.conf(5). Allerdings hat die Prozessbefehlszeilenoption --show-status= Vorrang vor
           sowohl dieser Kernelbefehlszeilenoption als auch der Konfigurationsdateioption.

       systemd.status_unit_format=
           Akzeptiert entweder name oder description als Wert. Falls name, wird der Diensteverwalter Unit-Namen
           in Statusmeldungen verwenden. Falls festgelegt, setzt dies die Konfigurationsoption StatusUnitFormat=
           des Systemverwalters außer Kraft, siehe systemd-system.conf(5).

       systemd.log_target=, systemd.log_level=, systemd.log_location=, systemd.log_color
           Steuert die Protokollausgabe, mit dem gleichen Effekt wie die oben beschriebenen Umgebungsvariablen
           $SYSTEMD_LOG_TARGET, $SYSTEMD_LOG_LEVEL, $SYSTEMD_LOG_LOCATION, $SYSTEMD_LOG_COLOR. systemd.log_color
           kann ohne Argumente festgelegt werden; dies hat den gleichen Effekt wie ein positiver logischer Wert.

       systemd.default_standard_output=, systemd.default_standard_error=
           Steuert die Vorgabe-Standardausgabe und -Fehlerausgabe für Dienste, mit dem gleichen Effekt wie die
           oben beschriebenen Befehlszeilenargumente --default-standard-output= bzw. --default-standard-error=.

       systemd.setenv=
           Akzeptiert ein Zeichenkettenargument in der Form VARIABLE=WERT. Kann zum Setzen der
           Standardumgebungsvariablen, die mit Fork erstellten Kindern hinzugefügt werden sollen, verwandt
           werden. Kann mehr als einmal verwandt werden, um mehrere Variablen zu setzen.

       systemd.machine_id=
           Akzeptiert einen 32-Zeichen-Hexadezimalwert zum Setzen der Maschinenkennung. Hauptsächlich für den
           Systemstart über das Netzwerk gedacht, bei dem die gleiche Maschinenkennung für jeden Systemstart
           erwünscht ist.

       systemd.unified_cgroup_hierarchy
           Wird das ohne Argument oder mit einem wahren Argument festgelegt, aktiviert dies die Verwendung der
           vereinigten Cgroup-Hierarchie[9] (auch als cgroups-v2 bekannt). Wird es mit einem falschen Argument
           festgelegt, wird es auf hybride oder die komplette veraltete Cgroup-Hierarchie zurückfallen.

           Falls diese Option nicht festgelegt ist, wird das Standardverhalten während der Kompilierung (mit der
           Meson-Option -Ddefault-hierarchy=) bestimmt. Falls der Kernel die vereinigte Cgroup-Hierarchie nicht
           unterstützt, wird die alte Hierarchie verwandt, selbst wenn diese Option festgelegt ist.

       systemd.legacy_systemd_cgroup_controller
           Wird wirksam, falls die komplette vereinigte Cgroup-Hierarchie nicht verwandt wird (siehe vorherige
           Option). Deaktiviert die »hybride« Cgroup-Hierarchie (d.h. eines von Systemd verwandten
           cgroups-v2-Baumes und der alten Cgroup-Hierarchie[10], für andere Controller auch als cgroups-v1
           bekannt), falls ohne oder mit einem wahren Argument festgelegt und erzwingt den vollständigen »alten«
           Modus. Aktiviert die Verwendung der »hybriden« Hierarchie, falls mit einem falschen Argument
           festgelegt.

           Falls diese Option nicht festgelegt ist, wird das Standardverhalten während der Kompilierung (mit der
           Meson-Option -Ddefault-hierarchy=) bestimmt. Falls der Kernel die vereinigte Cgroup-Hierarchie nicht
           unterstützt, wird die alte Hierarchie verwandt, selbst wenn diese Option festgelegt ist.

       quiet
           Schaltet Statusausgaben beim Systemstart aus, ähnlich wie dies systemd.show_status=no täte. Beachten
           Sie, dass diese Option auch vom Kernel selbst gelesen wird und Kernelprotokollierungsausgaben
           deaktiviert. Die Übergabe dieser Option schaltet daher die normale Ausgabe sowohl vom Systemverwalter
           als auch dem Kernel aus.

       debug
           Schaltet den Fehlersuchmodus ein. Dies ist äquivalent zu systemd.log_level=debug. Beachten Sie, dass
           diese Option auch vom Kernel selbst gelesen wird und die Kernel-Fehlersuchausgabe aktiviert. Die
           Übergabe dieser Option schaltet daher die Fehlersuchausgabe sowohl vom Systemverwalter als auch des
           Kernels ein.

       emergency, rd.emergency, -b
           Systemstart in den Notfallmodus. Dies ist zu systemd.unit=emergency.target bzw.
           rd.systemd.unit=emergency.target äquivalent und wird aus Kompatibilitätsgründen und da es leichter zu
           tippen ist, bereitgestellt.

       rescue, rd.rescue, single, s, S, 1
           Systemstart in den Rettungsmodus. Dies ist zu systemd.unit=rescue.target bzw.
           rd.systemd.unit=rescue.target äquivalent und wird aus Kompatibilitätsgründen und da es leichter zu
           tippen ist, bereitgestellt.

       2, 3, 4, 5
           Systemstart in den festgelegten veralteten SysV-Runlevel. Dies ist zu systemd.unit=runlevel2.target,
           systemd.unit=runlevel3.target, systemd.unit=runlevel4.target bzw. systemd.unit=runlevel5.target
           äquivalent und wird aus Kompatibilitätsgründen und da es leichter zu tippen ist, bereitgestellt.

       locale.LANG=, locale.LANGUAGE=, locale.LC_CTYPE=, locale.LC_NUMERIC=, locale.LC_TIME=,
       locale.LC_COLLATE=, locale.LC_MONETARY=, locale.LC_MESSAGES=, locale.LC_PAPER=, locale.LC_NAME=,
       locale.LC_ADDRESS=, locale.LC_TELEPHONE=, locale.LC_MEASUREMENT=, locale.LC_IDENTIFICATION=
           Setzt die zu verwendende System-Locale. Dies setzt die Einstellungen in /etc/locale.conf außer Kraft.
           Für weitere Informationen siehe locale.conf(5) und locale(7).

       Für weitere von Komponenten des Kernbetriebssystems verstandene Kernelbefehlszeilenparameter siehe
       kernel-command-line(7).

SOCKETS UND FIFOS

       /run/systemd/notify
           Daemon-Statusbenachrichtigungs-Socket. Dies ist ein AF_UNIX-Datagram-Socket, das zur Implementierung
           der Benachrichtigungslogik des Daemons mit sd_notify(3) verwandt wird.

       /run/systemd/private
           Wird intern als Kommunikationskanal zwischen systemctl(1) und dem Systemd-Prozess verwandt. Dies ist
           ein AF_UNIX-Stream-Socket. Diese Schnittstelle ist für Systemd privat und sollte in externen
           Projekten nicht verwandt werden.

       /dev/initctl
           Eingeschränkte Kompatibilitätsunterstützung für SysV-Client-Schnittstellen, wie sie von der Unit
           systemd-initctl.service implementiert wird. Dies ist eine benannte Pipe im Dateisystem. Diese
           Schnittstelle ist veraltet und sollte in neuen Anwendungen nicht verwandt werden.

SIEHE AUCH

       Die Systemd-Homepage[11], systemd-system.conf(5), locale.conf(5), systemctl(1), journalctl(1),
       systemd-notify(1), daemon(7), sd-daemon(3), systemd.unit(5), systemd.special(5), pkg-config(1),
       kernel-command-line(7), bootup(7), systemd.directives(7)

ANMERKUNGEN

        1. cgroups.txt
           https://www.kernel.org/doc/Documentation/cgroup-v1/cgroups.txt

        2. Ursprüngliches Designdokument
           http://0pointer.de/blog/projects/systemd.html

        3. Schnittstellenstabilitätszusage
           https://www.freedesktop.org/wiki/Software/systemd/InterfaceStabilityPromise

        4. Container-Schnittstelle
           https://www.freedesktop.org/wiki/Software/systemd/ContainerInterface

        5. Initrd-Schnittstelle
           https://www.freedesktop.org/wiki/Software/systemd/InitrdInterface

        6. XDG-Basisverzeichnisspezifikation
           http://standards.freedesktop.org/basedir-spec/basedir-spec-latest.html

        7. Bekannte Umgebungsvariablen
           https://systemd.io/ENVIRONMENT

        8. Falls  innerhalb eines Linux-Containers ausgeführt, können diese Argumente als Befehlszeilenargumente
           an Systemd selbst übergeben werden, neben allen anderen  Befehlszeilenoptionen,  die  in  dem  obigen
           Abschnitt  »Optionen«  aufgeführt sind. Falls außerhalb von Linux-Containern ausgeführt, werden diese
           Argumente stattdessen aus /proc/cmdline ausgewertet.

        9. Vereinigte Cgroup-Hierarchie
           https://www.kernel.org/doc/Documentation/cgroup-v2.txt

       10. Alte Cgroup-Hierarchie
           https://www.kernel.org/doc/Documentation/cgroup-v1/

       11. Systemd-Homepage
           https://www.freedesktop.org/wiki/Software/systemd/

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder  neuer
       bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

       Wenn  Sie  Fehler  in  der  Übersetzung  dieser  Handbuchseite  finden, schicken Sie bitte eine E-Mail an
       <debian-l10n-german@lists.debian.org>.

systemd 243                                                                                           SYSTEMD(1)