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BEZEICHNUNG

       tzfile - Zeitzonen-Informationen

BESCHREIBUNG

       Die von tzset(3) verwandten Zeitzoneninformationsdateien werden typischerweise unter einem
       Verzeichnis mit Namen der Art /usr/share/zoneinfo gefunden. Diese Dateien fangen mit einem
       44-Byte-Vorspann an, der die folgenden Felder enthält:

       * Die    magische    Vierbyte-ASCII-Sequenz    “TZif”    identifiziert   die   Datei   als
         Zeitzoneninformationsdatei.

       * Ein Byte identifiziert die Version des Dateiformats (Stand 2017 entweder ein  ASCII  NUL
         oder “2”, oder “3”).

       * Fünfzehn Bytes, die Nullen enthalten, sind für zukünftige Nutzung reserviert.

       * Sechs   Vierbyte-Ganzzahlwerte,  geschrieben  in  einer  Standard-Byte-Reihenfolge  (das
         »high-order«-Byte des Wertes ist zuerst geschrieben). Diese Werte sind, in Reihenfolge:

         tzh_ttisgmtcnt
                Anzahl der in der Datei hinterlegten UT-/Lokal-Kennziffern

         tzh_ttisstdcnt
                Anzahl der in der Datei gespeicherten Standard-/Wall-Kennziffern

         tzh_leapcnt
                Anzahl der Schaltsekunden, für die Einträge in der Datei gespeichert sind

         tzh_timecnt
                Anzahl der Übergangszeiten, für die Einträge in der Datei gespeichert sind

         tzh_typecnt
                Anzahl der lokalen Zeit-Typen, für die Einträge in  der  Datei  gespeichert  sind
                (dürfen nicht Null sein)

         tzh_charcnt
                Anzahl der Bytes für in der Datei gespeicherte Zeitzonen-Abkürzungen

       Der  vorgenannte  Vorspann  wird  von  den folgenden Feldern, deren Länge abhängig von den
       Inhalten des Vorspanns ist, gefolgt:

       * tzh_timecnt:    In    absteigender     Reihenfolge     sortierte     vorzeichenbehaftete
         Vierbyte-Ganzzahlwerte.  Diese  Werte  werden  in Standard-Byte-Reihenfolge geschrieben.
         Jeder wird als Übergangszeit (wie von time(2) zurückgeliefert) verwandt, zu der sich die
         Regeln zur Berechnung der lokalen Zeit ändern.

       * tzh_timecnt:  1-Byte-Ganzzahlwerte.  Jeder  außer  dem  letzten  teilt  mit, welcher der
         verschiedenen  in  der  Datei  beschriebenen  Arten  lokaler   Zeittypen   mit   welcher
         Zeitperiode,  die  mit der identisch indizierten Übergangszeit beginnt und bis zur (aber
         ausschließlich) der  nächsten  Übergangszeit  fortläuft,  zugeordnet  ist.  (Der  letzte
         Zeittyp  ist  nur  zur Konsistenzprüfung mit der nachfolgend beschriebenen POSIX-artigen
         TZ-Zeichenkette vorhanden.) Diese Werte dienen als Index für das nächste Feld.

       * tzh_typecnt: ttinfo-Einträge, jeder wie folgt definiert:

              struct ttinfo {
                   int32_t        tt_gmtoff;
                   unsigned char  tt_isdst;
                   unsigned char  tt_abbrind;
              };

         Jede Struktur besteht aus einem vorzeichenbehafteten 4-Byte-Ganzzahlwert für  tt_gmtoff,
         geschrieben  in  einer  Standard-Byte-Reihenfolge,  gefolgt  von  den  1-Byte-Werten für
         tt_isdst und für tt_abbrind. In jeder Struktur legt tt_gmtoff die Anzahl Sekunden  fest,
         die zu UT addiert werden, tt_isdst bestimmt, ob tm_isdst von localtime(3) gesetzt werden
         soll und tt_abbrind entspricht dem Index im Feld der Abkürzungsbytes für Zeitzonen,  die
         den ttinfo-Strukturen in der Datei folgen.

       * tzh_leapcnt-Paare von 4-Byte-Werten, geschrieben in Standard-Byte-Reihenfolge. Der erste
         Wert jedes Paares bezeichnet den nicht negativen Zeitpunkt (Rückgabewert  von  time(2)),
         zu  dem  die  Schaltsekunden  auftreten.  Der  zweite  bestimmt  die  gesamte Anzahl der
         Schaltsekunden, die während der Zeitperiode, die zu dem angegebenen  Zeitpunkt  beginnt,
         eingelegt  werden  sollen.  Die  Wertepaare  sind  in  aufsteigender Folge nach der Zeit
         sortiert. Jeder Übergang ist für eine  Schaltsekunde,  entweder  positiv  oder  negativ.
         Übergänge sind immer durch mindestens 28 Tage minus einer Sekunde getrennt.

       * tzh_ttisstdcnt  Standard-/Wall-Kennziffern,  jede  wird als 1-Byte-Wert gespeichert. Sie
         geben an, ob die Übergangszeiten,  die  den  lokalen  Zeit-Typen  zugeordnet  sind,  als
         Standard-Zeit  oder  als  »wall clock time« angegeben wurden. Sie werden verwendet, wenn
         eine  Zonendatei  für  die   Verarbeitung   POSIX-artiger   Zeitzonen-Umgebungsvariablen
         eingesetzt wird.

       * tzh_ttisgmtcnt  UT-/Lokal-Kennziffern, jede als 1-Byte-Wert gespeichert. Sie besagen, ob
         die den lokalen Zeit-Typen zugeordneten Übergangszeiten als  UT  oder  als  lokale  Zeit
         angegeben  wurden.  Sie  werden  verwendet,  wenn  eine  Zonendatei für die Verarbeitung
         POSIX-artiger Zeitzonen-Umgebungsvariablen eingesetzt wird.

       Die Funktion localtime(3) verwendet den ersten  ttinfo-Eintrag  für  Standardzeit  in  der
       Datei  (oder einfach den ersten ttinfo-Eintrag, wenn kein Standardzeit-Eintrag existiert),
       wenn entweder tzh_timecnt Null ist oder das Zeit-Argument kleiner ist als der erste in der
       Datei abgelegte Übergangszeitpunkt.

ANMERKUNGEN

       Diese    Handbuchseite    beschreibt    <tzfile.h>    aus   dem   Glibc-Quelltext   (siehe
       timezone/tzfile.h).

       Es  scheint,  dass  timezone  tzfile  intern  verwendet,  aber  Glibc  das  nicht  in  der
       Anwendungsebene   verfügbar   macht.   Der   Grund   ist  höchstwahrscheinlich,  dass  die
       standardisierten Funktionen  sinnvoller,  besser  portierbar  und  tatsächlich  von  Glibc
       dokumentiert  sind.  Vermutlich  ist  es  nur  in  Glibc enthalten, um die nicht von Glibc
       (sondern einer anderen Organisation) gepflegten Zeitzonendaten zu unterstützen.

   Version-2-Format
       Für Zeitzonen-Dateien im Version-2-Format folgen  dem  oben  Beschriebenen  (Vorspann  und
       Daten)  ein  zweiter Vorspann und Daten in einem ähnlichen Format. Der Unterschied besteht
       darin, dass die Übergangszeiten und Schaltsekundenzeiten jeweils  mit  jeweils  acht  Byte
       kodiert  werden  (Schaltsekundenzahlen  bleiben vier Bytes). Nach dem zweiten Vorspann und
       den Daten folgt  eine  durch  Zeilenumbrüche  eingeschlossene  Zeichenkette  im  Stil  von
       POSIX-Zeitzonen-Umgebungsvariablen.  Sie  ist  für  die  Behandlung  der  Momente nach der
       letzten in der Datei gespeicherten Übergangszeit oder für alle Momente,  falls  die  Datei
       keine  Übergänge  enthält, gedacht. Die POSIX-artige TZ-Zeichenkette ist leer (d.h. nichts
       zwischen den Zeilenumbrüchen), falls es keine POSIX-Darstellung für solche  Momente  gibt.
       Falls  nicht  leer,  muss  die  POSIX-artige Zeichenkette mit dem lokalen Zeittyp nach der
       letzten Übergangszeit, falls diese in den Acht-Byte-Daten vorhanden  ist,  übereinstimmen.
       Falls     die     letzte     Übergangszeit    bei    der    beispielhaften    Zeichenkette
       “WET0WEST,M3.5.0,M10.5.0/3” im Juli gewesen ist, dann muss der lokale Übergangszeittyp die
       Sommerzeit  festlegen,  die  mit  “WEST” d.h. eine Stunde östlich von UT, festgelegt wird.
       Falls es auch mindestens einen Übergang gibt, wird der Zeittyp 0 der Zeitperiode  von  der
       unendlichen  Vergangenheit  bis  zu,  aber  nicht  einschließlich der ersten Übergangszeit
       zugeordnet.

   Version-3-Format
       Für Zeitzonendateien  im  Version-3-Format  darf  die  POSIX-TZ-artige  Zeichenkette  zwei
       kleinere  Erweiterungen  gegenüber dem POSIX-TZ-Format verwenden, wie diese in newtzset(3)
       beschrieben sind. Zuerst darf der Stundenanteil seiner Übergangszeiten  vorzeichenbehaftet
       und  im  Bereich  von  -167  bis  167  sein, statt wie von POSIX verlangt vorzeichenlos im
       Bereich 0 bis 24. Zweitens ist die Sommerzeit das ganze Jahr über effektiv, falls  sie  am
       1.  Januar  um  00:00  anfängt  und  am  31. Dezember um 24:00 endet, plus dem Unterschied
       zwischen der Sommerzeit und der Standardzeit.

       In zukünftigen Änderungen des Formats können weitere Daten angehängt werden.

SIEHE AUCH

       time(2), localtime(3), tzset(3), tzselect(8), zdump(8), zic(8)

KOLOPHON

       Diese Seite  ist  Teil  der  Veröffentlichung  5.03  des  Projekts  Linux-man-pages.  Eine
       Beschreibung  des  Projekts,  Informationen,  wie  Fehler gemeldet werden können sowie die
       aktuelle Version dieser Seite finden sich unter https://www.kernel.org/doc/man-pages/.

ÜBERSETZUNG

       Die  deutsche  Übersetzung  dieser  Handbuchseite  wurde  von  Martin   Eberhard   Schauer
       <Martin.E.Schauer@gmx.de> und Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese  Übersetzung  ist  Freie  Dokumentation;  lesen  Sie  die GNU General Public License
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       übernommen.

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                                           6. März 2019                                 TZFILE(5)