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BEZEICHNUNG

       systemd-dissect - Betriebssystem-Dateisystemabbilder analysieren

ÜBERSICHT

       systemd-dissect [OPTIONEN…] ABBILD

       systemd-dissect [OPTIONEN…] --mount ABBILD PFAD

       systemd-dissect [OPTIONEN…] --copy-from ABBILD PFAD [ZIEL]

       systemd-dissect [OPTIONEN…] --copy-to ABBILD [QUELLE] PFAD

BESCHREIBUNG

       systemd-dissect ist ein Werkzeug zur Untersuchung und zum Umgang mit
       Dateisystem-Betriebssystemabbildern. Es unterstützt vier verschiedene Aktionen:

        1. Die Anzeige allgemeiner Betriebssystemabbildinformationen, einschließliche der Daten
           aus os-release(5) des Abbildes, der Maschinenkennung, der Partitionsinformationen und
           weitere.

        2. Das Einhängen eines Betriebssystemabbildes in ein lokales Verzeichnis. In diesem Modus
           wird es das Betriebssystemabbild zerlegen und die enthaltenen Partitionen entsprechend
           ihrer Bestimmung in ein Verzeichnis und möglicherweise Unterverzeichnisse einhängen.

        3. Das Kopieren von Dateien in und aus dem Betriebssystemabbild.

       Das Werkzeug kann auf drei Arten von Betriebssystemabbildern arbeiten:

        1. Betriebssystemplattenabbilder, die eine GPT-Partitionstabellen-Einhüllende enthalten,
           wobei die Partitionen entsprechend der Spezifikation für auffindbare Partitionen[1]
           markiert sind.

        2. Betriebssystemplattenabbilder, die nur ein einfaches Dateisystem ohne umhüllende
           Partitionstabelle enthalten. (Dieses Dateisystem wird als Wurzeldateisystem des
           Betriebssystems angenommen.)

        3. Betriebssystemabbilder, die eine GPT- oder MBR-Partitionstabelle mit nur einer
           einzigen Partition enthalten. (Dieses Dateisystem wird als Wurzeldateisystem des
           Betriebssystems angenommen.)

       Betriebssystemabbilder können jede Art von Linux unterstützter Dateisysteme verwenden.
       Zusätzlich können sie LUKS-Plattenverschlüsselung verwenden und
       Verity-Integritätsinformationen enthalten. Beachten Sie, dass so geeignete
       Betriebssystemabbilder mit dem Schalter --image= von systemd-nspawn(1) gestartet und als
       Wurzeldateisystem für Dienste, die die Unit-Dateieinstellung RootImage= verwenden,
       eingesetzt werden können, siehe systemd.exec(5).

       Beachten Sie, dass die beim Aufruf ohne Befehlszeilenschalter dargestellte
       Partitionstabelle (wie nachfolgend angezeigt) nicht notwendigerweise alle im Abbild
       enthaltenen Partitionen anzeigt, sondern nur die Partitionen, die interpretiert und als
       Teil des Betriebssystemabbilds betrachtet werden. Insbesondere werden Partitionen mit
       unbekanntem Typ ignoriert, sowie doppelte Partitionen (d.h. mehr als eine Partition pro
       Partitionstyp), sowie Wurzel und /usr/-Partitionen von Architekturen, die mit dem lokalen
       System nicht kompatibel sind. Mit anderen Worten: dieses Werkzeug zeigt das an, womit es
       beim Einhängen des Abbilds umgehen wird. Um die vollständige Liste der Partitionen
       anzuzeigen, verwenden Sie ein Werkzeug wie fdisk(8).

BEFEHLE

       Falls keiner der nachfolgend aufgeführten Befehlszeilenschalter übergeben wird, dann wird
       das angegebene Plattenabbild geöffnet und allgemeine Informationen über das Abbild und die
       darin enthaltenen Partitionen und ihre Verwendung werden ausgegeben.

       --mount, -m
           Hängt das angegebene Betriebssystemabbild in das angegebene Verzeichnis ein. Dies wird
           das Abbild analysieren, das Wurzeldateisystem des Betriebssystems ermitteln — sowie
           alle möglichen weiteren Partitionen – und diese in das angegebene Verzeichnis
           einhängen. Falls das Betriebssystem mehrere gemäß der Spezifikation für auffindbare
           Partitionen[1] markierte Partitionen enthält, werden mehrere, verschachtelte
           Einhängungen etabliert. Dieser Befehl erwartet zwei Argumente: einen Pfad zu einer
           Abbilddatei und einen Pfad zu einem Verzeichnis, in dem das Abbild eingehängt werden
           soll.

           Um ein Betriebssystemabbild dieser Art auszuhängen, verwenden Sie den Schalter -R (für
           rekursive Aktionen) von umount(8), so dass das Betriebssystemabbild und alle
           verschachtelten Partitionseinhängungen ausgehängt werden.

           Wenn das Betriebssystemabbild LUKS-verschlüsselte oder Verity-Integritätsgeschützte
           Dateisysteme enthält, dann werden geeignete Datenträger automatisch eingerichtet und
           für die automatische Zerlegung markiert, wenn das Abbild ausgehängt wird.

           Das Betriebssystemabbild kann entweder als Pfad zu einem in einer regulären Datei
           gespeicherten Betriebssystemabbild angegeben sein oder sich auf einen
           Blockgeräteknoten beziehen (in diesem Fall muss das Blockgerät das »gesamte« Gerät
           sein, d.h. kein Partitionsgerät). (Die weiteren hier beschriebenen unterstützten
           Befehle unterstützen das auch.)

           Alle eingehängten Dateisysteme werden mit der geeigneten fsck(8)-Implementierung im
           automatischen Korrekturmodus überprüft, außer dies wird explizit mit (--fsck=no)
           ausgeschaltet oder eine schreibgeschützte Aktion wird erbeten (--read-only).

       -M
           Dies ist ein Kürzel für --mount --mkdir.

       --copy-from, -x
           Kopiert eine Datei oder ein Verzeichnis von dem angegebenen Betriebssystemabbild an
           den angegebenen Ort auf dem Dateisystem des Rechners. Erwartet drei Argumente: einen
           Pfad zu einer Abbilddatei, einem Quellpfad (relativ zu dem Wurzelverzeichnis des
           Abbilds) und einen Zielpfad (relativ zum aktuellen Arbeitsverzeichnis oder einen
           absoluten Pfad, beide außerhalb des Abbilds). Falls der Zielpfad nicht oder als
           Bindestrich (»-«) angegeben wird, wird die angegebene Datei in die Standardausgabe
           kopiert. Falls sich der Quellpfad in dem Abbild-Dateisystem auf eine reguläre Datei
           bezieht, dann wird diese an den Zielpfad kopiert. In diesem Fall wird auch der
           Zugriffsmodus, erweiterte Attribute und der Zeitstempel kopiert, aber die
           Dateieigentümerschaft nicht. Falls sich der Quellpfad in dem Abbild auf ein
           Verzeichnis bezieht, wird dies rekursiv mit allen enthaltenen Dateien und
           Verzeichnissen an den Zielpfad kopiert. In diesem Fall werden auch die
           Dateieigentümerschaften mit kopiert.

       --copy-to, -a
           Kopiert eine Datei oder ein Verzeichnis von dem angegebenen Ort im Dateisystem des
           Rechners in das angegebene Betriebssystemabbild. Erwartet drei Argumente: einen Pfad
           zu einer Abbilddatei, einem Quellpfad (relativ zum aktuellen Arbeitsverzeichnis oder
           ein absoluter Pfad, beide außerhalb des Abbilds) und Zielpfad (relativ zu dem
           Wurzelverzeichnis des Abbilds). Falls der Quellpfad nicht oder als Bindestrich (»-«)
           angegeben wird, werden die zu schreibenden Daten aus der Standardeingabe gelesen.
           Falls sich der Quellpfad in dem Dateisystem des Rechners auf eine reguläre Datei
           bezieht, dann wird diese an den Zielpfad kopiert. In diesem Fall wird auch der
           Zugriffsmodus, erweiterte Attribute und der Zeitstempel kopiert, aber die
           Dateieigentümerschaft nicht. Falls sich der Quellpfad im Dateisystem des Rechners auf
           ein Verzeichnis bezieht, wird dies rekursiv mit allen enthaltenen Dateien und
           Verzeichnissen an den Zielpfad kopiert. In diesem Fall werden auch die
           Dateieigentümerschaften mit kopiert.

           Wie bei --mount werden Dateisystemüberprüfungen implizit ausgeführt, bevor die
           Kopieraktion beginnt.

       -h, --help
           Zeigt einen kurzen Hilfetext an und beendet das Programm.

       --version
           Zeigt eine kurze Versionszeichenkette an und beendet das Programm.

OPTIONEN

       Die folgenden Optionen werden verstanden:

       --read-only, -r
           Agiert im schreibgeschützten Modus. Standardmäßig wird --mount schreibbare
           Einhängepunkte etablieren. Wird diese Option angegeben, dann werden sie stattdessen
           schreibgeschützt etabliert.

       --fsck=no
           Schaltet automatische Dateisystemüberprüfung aus. Standardmäßig wird das Dateisystem
           innerhalb eines Betriebssystemabbildes automatisch mit dem geeigneten fsck(8)-Befehl
           (im Modus mit automatischer Korrektur) überprüft, wenn auf das Abbild zum Schreiben
           (mittels --mount oder --copy-to) zugegriffen wird. Dieses Verhalten kann mittels
           --fsck=no ausgeschaltet werden.

       --growfs=no
           Schaltet das automatische Anwachsen der Dateisysteme, auf die zugegriffen wird, auf
           die Partitionsgröße aus, falls das so in der GPT-Partitionstablle markiert ist.
           Standardmäßig wachsen die in den Betriebssystemabbildern enthaltenen Dateisysteme
           automatisch auf ihre Partitionsgröße an, falls Bit 59 in den GPT-Partitionsschaltern
           für Partitionstypen, die in der Spezifikation für auffindbare Partitionen[1] definiert
           sind, gesetzt ist, wenn auf ein Abbild schreibend (durch --mount oder --copy-to)
           zugegriffen wird. Dieses Verhalten kann mittels --growfs=no ausgeschaltet werden.
           Dateisysteme wachsen beim Zugriff automatisch, falls alle der folgenden Bedingungen
           erfüllt sind:

            1. Das Dateisystem ist schreibbar eingehängt.

            2. Das Dateisystem ist derzeit kleiner als die Partition, in der es enthalten ist
               (und kann daher anwachsen).

            3. Das Abbild enthält eine GPT-Partitionstabelle.

            4. Das Dateisystem ist auf einer Partitions gespeichert, die in der Spezifikation für
               auffindbare Partitionen definiert ist.

            5. Bit 59 der GPT-Partitionsschalter für diese Partition ist spezifikationsgemäß
               gesetzt.

            6. Die Option --growfs=no wurde nicht übergeben.

       --mkdir
           Bei Kombination mit --mount wird das Verzeichnis, in das das Betriebssystemabbild
           eingehängt werden soll, erstellt, falls es fehlt. Beachten Sie, dass dieses
           Verzeichnis nicht automatisch entfernt wird, wenn das Plattenabbild ausgehängt wird.

       --discard=
           Akzeptiert entweder »disabled«, »loop«, »all« oder »crypto«. Bei »disabled« wird auf
           das Abbild zugegriffen, ohne leere Blöcke zu verwerfen. Bei »loop« ist das Verwerfen
           aktiviert, falls auf einer regulären Datei agiert wird. Bei »crypt« ist Verwerfen
           aktiviert, selbst wenn auf verschlüsselten Dateisystemen agiert wird. Bei »all« wird
           das Verwerfen ohne weitere Bedingungen aktiviert.

       --root-hash=, --root-hash-sig=, --verity-data=
           Konfiguriert verschiedene Aspekte der Verity-Datenintegrität für das
           Betriebssystemabbild. Option --root-hash= gibt einen hexadezimal kodierten Verity-Hash
           der obersten Stufe an, für die Einrichtung des Verity-Integritätsschutzes. Option
           --root-hash-sig= gibt den Pfad zu einer Datei an, die eine PKCS#7-Signatur für den
           Hash enthält. Diese Signatur wird während der Aktivierung an den Kernel übergeben, der
           diese dann mit den Signaturschlüsseln vergleicht, die im Kernel-Schlüsselbund
           enthalten sind. Option --verity-data= gibt einen Pfad zu einer Datei mit den
           Verity-Daten an, die für das Betriebssystem-Abbild verwandt werden sollen, falls diese
           in einer abgetrennten (separaten) Datei gespeichert sind. Es wird empfohlen, die
           Verity-Daten direkt in das Abbild einzubetten und hierfür den Verity-Mechanismus in
           der Spezifikation für auffindbare Partitionen[1] zu verwenden.

       --no-pager
           Leitet die Ausgabe nicht an ein Textanzeigeprogramm weiter.

       --no-legend
           Gibt die Legende nicht aus, d.h. die Spaltenköpfe und die Fußzeile mit Hinweisen.

       --json=MODUS
           Zeigt die Ausgabe als JSON formatiert. Erwartet entweder »short« (für die kürzest
           mögliche Ausgabe ohne unnötigen Leerraum oder Zeilenumbrüche), »pretty« (für eine
           schönere Version der gleichen Ausgabe, mit Einzügen und Zeilenumbrüchen) oder »off«
           (um die standardmäßig aktivierte JSON-Ausgabe auszuschalten).

EXIT-STATUS

       Bei Erfolg wird 0 zurückgegeben, anderenfalls ein Fehlercode ungleich Null.

SIEHE AUCH

       systemd(1), systemd-nspawn(1), systemd.exec(5), Spezifikation für auffindbare
       Partitionen[1], umount(8), fdisk(8)

ANMERKUNGEN

        1. Spezifikation für auffindbare Partitionen
           https://systemd.io/DISCOVERABLE_PARTITIONS

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann
       <debian@helgefjell.de> erstellt.

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