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BEZEICHNUNG

       nfsd - Spezialdateisystem zum Steuern eines Linux-NFS-Servers

ZUSAMMENFASSUNG

       mount -t nfsd nfsd /proc/fs/nfsd

BESCHREIBUNG

       Das   nfsd-Dateisystem   ist  ein  spezielles  Dateisystem,  das  den  Zugriff  auf  einen
       Linux-NFS-Server ermöglicht. In dieses Dateisystem zu schreiben kann sich auf  den  Server
       auswirken. Lesen aus diesen Dateien kann Informationen über den Server bereitstellen.

       Neben  diesem  Dateisystem  gibt  es  eine Sammlung von Dateien im procfs-Dateisystem (das
       normalerweise in /proc eingehängt ist), die zum Steuern des NFS-Servers verwendet  werden.
       Diese Handbuchseite beschreibt alle dieser Dateien.

       Die  Programme  exportfs  und  mountd  (die Teil des Pakets nfs-utils sind) erwarten, dass
       dieses Dateisystem in /proc/fs/nfsd oder /proc/fs/nfs eingehängt ist.

DETAILS

       Die Dateien im nfsd-Dateisystem sind unter anderem:

       exports
              Diese Datei enthält eine Liste der Dateisysteme, die aktuell  exportiert  sind  und
              der  Clients,  an  die  jedes der Dateisysteme exportiert ist, sowie eine Liste der
              Exportoptionen  für  jedes   Client/Dateisystem-Paar.   Dies   ähnelt   der   Datei
              /proc/fs/nfs/exports  in  2.4. Ein Unterschied ist, dass ein Client nicht unbedingt
              genau einem Rechner entsprechen muss. Er kann auf eine große  Auswahl  an  Rechnern
              reagieren, die identisch behandelt werden.

              Jede  Zeile der Datei enthält einen Pfadnamen, einen Clientnamen und eine Reihe von
              Optionen in Klammern.  Jedes  Leerzeichen,  jeder  Tabulator,  Zeilenvorschub  oder
              Rückschrägstrich  im  Pfad-  oder  Clientnamen  wird  durch  einen Rückschrägstrich
              ersetzt, dem der oktale ASCII-Code für das jeweilige Zeichen folgt.

       threads
              Diese Datei stellt die Anzahl der Threads dar, in denen nfsd aktuell  läuft.  Durch
              Lesen  der  Datei  wird  die  Anzahl der Threads dargestellt. Durch Schreiben einer
              ASCII-Dezimalzahl wird die Anzahl der Threads geändert (erhöht oder verringert, wie
              erforderlich), um diese Anzahl zu erreichen.

       filehandle
              Diese  Datei  ist etwas unüblich, im Hinblick darauf, dass was daraus gelesen wird,
              davon   abhängt,   was   hineingeschrieben   worden   ist.    Sie    bietet    eine
              Transaktionsschnittstelle, über die ein Programm die Datei öffnen, eine Anforderung
              schreiben und eine Antwort lesen kann. Falls zwei separate  Programme  gleichzeitig
              öffnen, schreiben und lesen, werden deren Anfragen nicht miteinander vermischt.

              Die  an  filehandle  gestellte Anfrage sollte ein Clientname, ein Pfadname und eine
              Anzahl Bytes sein. Darauf sollte ein  Zeilenvorschub  folgen,  die  Felder  sollten
              durch Leerraum getrennt sein und spezielle Zeichen sollten oktal maskiert werden.

              Nachdem  dies  geschrieben  wurde, ist das Programm in der Lage, einen Datei-Handle
              für diesen Pfad zu lesen, wie er an den angegebenen Client  exportiert  wurde.  Die
              Länge des Datei-Handles wird höchstens die Anzahl der angegebenen Bytes sein.

              Der Datei-Handle wird mit einem vorangestellten »\x« hexadezimal dargestellt.

       clients/
              Dieses  Verzeichnis enthält ein Unterverzeichnis für jeden NFSv4-Client. Jede Datei
              in diesem Unterverzeichnis  enthält  einige  Details  zum  Client  im  YAML-Format.
              Außerdem  zwingt  »expire\n«  in  der  ctl-Datei  den  Server, jeglichen Status des
              Clients unmittelbar zu widerrufen.

       Das Verzeichnis /proc/net/rpc im procfs-Dateisystem enthält eine  Reihe  von  Dateien  und
       Verzeichnissen.  Die Dateien enthalten Statistiken, die mit dem Programm nfsstat angezeigt
       werden   können.   Die   Verzeichnisse   enthalten   Informationen    über    verschiedene
       Zwischenspeicher, die der NFS-Server verwaltet, um die Zugriffsrechte verfolgen zu können,
       die verschiedene Clients auf verschiedenen Dateisystemen haben. Die Zwischenspeicher sind:

       auth.unix.ip
              Dieser  Zwischenspeicher  enthält  die  Zuweisung  der  IP-Adresse  zum  Namen  der
              Authentifizierungsdomain, der die IP-Adresse als Teil zugeordnet werden soll.

       nfsd.export
              Dieser  Zwischenspeicher  enthält  die  Zuweisung  von  Verzeichnis  und  Domain zu
              Exportoptionen.

       nfsd.fh
              Dieser  Zwischenspeicher  enthält   eine   Zuweisung   einer   Domain   und   eines
              Dateisystembezeichners  zu einem Verzeichnis. Der Dateisystembezeichner wird in den
              Datei-Handles gespeichert und besteht aus einer Zahl, die den Typ  des  Bezeichners
              angibt sowie einer Hexadezimalzahl, die den Inhalt des Bezeichners angibt.

       Jedes Zwischenspeicherverzeichnis kann eine bis drei Dateien enthalten. Dies sind:

       flush  Wenn  eine  Anzahl  der  Sekunden seit dem Beginn der Unix-Zeitrechnung (Epoche, 1.
              Januar  1970)  in  diese  Datei  geschrieben  wird,   werden   alle   Einträge   im
              Zwischenspeicher,  die  zuletzt  vor dieser Datei aktualisiert wurden, ungültig und
              werden entfernt. Durch Schreiben eines Zeitpunkts, der in  der  Zukunft  liegt  (in
              Sekunden  seit  der  Epoche),  wird alles entfernt. Dies ist die einzige Datei, die
              immer vorhanden sein wird.

       content
              Diese Datei enthält, falls vorhanden, eine textuelle Darstellung jedes Eintrags  im
              Zwischenspeicher,  einen  pro  Zeile. Falls ein Eintrag abgelaufen oder aus anderen
              Gründen ungültig ist, sich aber noch im Zwischenspeicher  befindet  (beispielsweise
              weil  er  aktiv  genutzt  wird),  wird  er  als  Kommentar  dargestellt  (mit einem
              vorangestellten Rautezeichen).

       channel
              Diese Datei agiert, falls vorhanden, als Kanal für die Übergabe  von  Anfragen  vom
              Kernel-basierten  NFS-Server  zu  einem  Programm  auf Anwendungsebene zur weiteren
              Verarbeitung.

              Wenn der Kernel Informationen benötigt, die  im  Zwischenspeicher  nicht  vorhanden
              sind,  erscheint  eine  Zeile  in  der  channel-Datei,  die  den  Schlüssel für die
              Information darstellt. Ein Programm auf  Anwendungsebene  sollte  dies  lesen,  die
              Antwort  finden und eine Zeile schreiben, die den Schlüssel, die Ablaufzeit und den
              Inhalt enthält. Zum Beispiel könnte der Kernel
                   nfsd 127.0.0.1
              in  der  Datei   auth.unix.ip/content   erscheinen   lassen.   Das   Programm   auf
              Anwendungsebene könnte dann
                   nfsd 127.0.0.1 1057206953 localhost
              schreiben,  um  anzuzeigen,  dass  127.0.0.1  an  localhost zugewiesen werden soll,
              zumindest für den jetzigen Zeitpunkt.

              Falls das Programm select(2) oder poll(2) verwendet, um herauszufinden, ob  es  aus
              dem  channel  lesen  kann, dann wird es niemals ein Dateiende sehen, aber wenn alle
              Anfragen beantwortet wurden, wird es blockieren, bis eine neue Anfrage erscheint.

       Im /proc-Dateisystem gibt es vier Dateien, die zum Aktivieren zusätzlicher Verfolgung  von
       Nfsd und darauf bezogenem Code verwendet werden können. Diese sind:
            /proc/sys/sunrpc/nfs_debug
            /proc/sys/sunrpc/nfsd_debug
            /proc/sys/sunrpc/nlm_debug
            /proc/sys/sunrpc/rpc_debug
       Sie   steuern  die  Verfolgung  des  NFS-Clients,  des  NFS-Servers,  der  Verwaltung  der
       Netzwerksperren (lockd) beziehungsweise der zugrunde liegenden RPC-Ebene. Aus dieser Datei
       können  Dezimalzahlen  gelesen  oder  in  diese  geschrieben  werden. Jede Zahl stellt ein
       Bitmuster dar,  wobei  gesetzte  Bits  bestimmte  Verfolgungsklassen  aktivieren.  In  den
       Header-Dateien   des   Kernels   finden   Sie  Informationen  dazu,  welche  Zahl  welcher
       Verfolgungsklasse entspricht.

ANMERKUNGEN

       Dieses Dateisystem ist ist nur für Linux-Kernel  der  Version  2.6  und  neuer  verfügbar.
       Außerdem  steht es in den späteren Teilen der Entwicklungsreihe 2.5 zur Verfügung, die zur
       Version 2.6 führte. Diese Handbuchseite bezieht sich nicht auf 2.4 und frühere Versionen.

       Früher  wurde  der  nfsctl()-Systemaufruf  zur  Kommunikation  zwischen   Nfsd   und   den
       Benutzerwerkzeugen  eingesetzt.  Dieser  Systemaufruf  wurde  im  Kernel  der  Version 3.1
       entfernt. Ältere Versionen der Nfs-utils waren  in  der  Lage,  sofern  erforderlich,  auf
       Nfsctl zurückzufallen; dies wurde ab Nfs-utils 1.3.5 entfernt.

SIEHE AUCH

       nfsd(8), rpc.nfsd(8), exports(5), nfsstat(8), mountd(8) exportfs(8).

AUTOR

       NeilBrown

ÜBERSETZUNG

       Die    deutsche   Übersetzung   dieser   Handbuchseite   wurde   von   Mario   Blättermann
       <mario.blaettermann@gmail.com> erstellt.

       Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation;  lesen  Sie  die  GNU  General  Public  License
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                                           3. Juli 2003                                   nfsd(7)