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BEZEICHNUNG
setpriv - ein Programm mit anderen Linux-Berechtigungseinstellungen ausführen
ÜBERSICHT
setpriv [Optionen] Programm [Argumente]
BESCHREIBUNG
Legt die verschiedenen über execve(2) vererbten Linux-Berechtigungseinstellungen fest oder fragt diese
ab.
Im Vergleich zu su(1) und runuser(1) verwendet setpriv weder PAM, noch bittet es um die Eingabe eines
Passworts. Es ist ein einfacher Wrapper für execve(2), der keine Benutzerkennung setzt und zum Abgeben
von Privilegien auf die gleiche Art wie setuidgid(8) aus daemontools, chpst(8) aus runit oder ähnlichen
Werkzeugen, die von anderen Diensteverwaltern ausgeliefert werden, verwendet werden kann.
OPTIONEN
--clear-groups
löscht zusätzliche Gruppen.
-d, --dump
gibt den aktuellen Status der Berechtigungen aus. Diese Option kann mehrfach angegeben werden, um
zusätzliche, aber weitestgehend nutzlose Informationen anzuzeigen. Dies ist zu allen anderen Optionen
inkompatibel.
--groups Gruppe...
setzt zusätzliche Gruppen. Das Argument ist eine durch Kommata getrennte Liste von Gruppenkennungen
oder Namen.
--inh-caps (+|-)Cap..., --ambient-caps (+|-)Cap..., --bounding-set (+|-)Cap...
setzt die vererbbaren Capabilities, Umgebungs−Capabilities oder die Capabilities−Begrenzungsmenge.
Siehe capabilities(7). Das Argument ist eine durch Kommata getrennte Liste von +cap- beziehungsweise
-cap-Einträgen, die jeweils einen entsprechenden Eintrag hinzufügen oder entfernen. cap kann entweder
ein menschenlesbarer Name wie in capabilities(7) sein (ohne das Präfix cap_) oder als cap_N
formatiert sein, wobei N der von Linux intern verwendete Capability−Index ist. +all und -all können
Sie zum Hinzufügen oder Entfernen aller Capabilities verwenden.
Die Gruppe der Capabilities ist anfänglich der als der aktuell vererbbare Satz für --inh-caps, der
aktuelle Umgebungs-Satz für --ambient-caps und die aktuelle Begrenzungsmenge für --bounding-set.
Beachten Sie die folgenden Einschränkungen (detailliert in capabilities(7) beschrieben) hinsichtlich
der Änderungen an diesen Capability-Gruppen:
• Eine Capability kann nur zu einem vererbbaren Satz hinzugefügt werden, wenn sie in der
Begrenzungsmenge vorhanden ist.
• Eine Capability kann nur zum Umgebungssatz hinzugefügt werden, wenn sie sowohl in den erlaubten
als auch vererbbaren Sätzen vorhanden ist.
• Trotz der von setpriv bereitgestellten Syntax erlaubt es der Kernel nicht, Capabilities zum
Umgebungssatz hinzuzufügen.
Falls Sie eine Capability aus dem Umgebungssatz entfernen, ohne sie auch aus dem vererbbaren Satz zu
entfernen, kommen Sie wahrscheinlich durcheinander. Tun Sie das besser nicht.
--keep-groups
behält zusätzliche Gruppen bei. Dies ist nur zusammen mit --rgid, --egid oder --regid nützlich.
--init-groups
initialisiert zusätzliche Gruppen mittels initgroups(3). Dies ist nur zusammen mit --ruid oder
--reuid nützlich.
--list-caps
listet alle bekannten Capabilities auf. Diese Option muss allein angegeben werden.
--no-new-privs
setzt das no_new_privs-Bit. Wenn dieses gesetzt ist, gewährt execve(2) keine neuen Privilegien. Zum
Beispiel werden sowohl die Bits »set-user-ID« und »set-group-ID« als auch die Datei-Capabilities
deaktiviert. Die Ausführung von Programmen wird mit diesen gesetzten Bits noch möglich sein, aber sie
werden keine Privilegien erlangen können. Bestimmte Linux Security Modules (LSMs), vor allem
AppArmor, könnten das Ausführen bestimmter Programme verhindern. Dieses Bit wird an Kindprozesse
vererbt und kann nicht zurückgesetzt werden. Siehe prctl(2) und Documentation/prctl/no_new_privs.txt
in den Linux-Kernelquellen.
Das Bit no_new_privs wird seit Linux 3.5 unterstützt.
--rgid GID, --egid GID, --regid GID
setzt die reale, effektive oder beide Gruppenkennungen. Das Argument Gruppenkennung kann als
Gruppenname in Textform angegeben werden.
Aus Sicherheitsgründen müssen Sie eine der Optionen --clear-groups, --groups, --keep-groups oder
--init-groups angeben, wenn Sie eine primäre Gruppenkennung setzen.
--ruid Benutzerkennung, --euid Benutzerkennung, --reuid Benutzerkennung
setzt die reale, effektive oder beide Benutzerkennungen. Das Argument Benutzerkennung kann als
Anmeldename in Textform angegeben werden.
Das Setzen einer Benutzerkennung oder Gruppenkennung ändert keine Capabilities, obwohl der
Exec-Aufruf doch Capabilities ändern könnte. Das bedeutet, dass Sie mit Root-Rechten vielleicht
Folgendes tun wollen:
setpriv --reuid=1000 --regid=1000 --inh-caps=-all
--securebits (+|-)Sicherheitsbit...
setzt Sicherheitsbits oder setzt sie zurück. Das Argument ist eine durch Kommata getrennte Liste.
Zulässige Sicherheitsbits sind noroot, noroot_locked, no_setuid_fixup, no_setuid_fixup_locked und
keep_caps_locked. keep_caps wird von execve(2) zurückgesetzt und ist daher nicht erlaubt.
--pdeathsig keep|clear|<Signal>
erhält oder setzt das Eltern-Tötungssignal oder setzt es zurück. Einige LSMs, vor allem SELinux und
AppArmor, setzen das Signal zurück, wenn sich die Anmeldedaten des Prozesses ändern. Mit --pdeathsig
keep können Sie, um die Situation zu verbessern, das Eltern-Tötungssignal wiederherstellen, nachdem
die Anmeldedaten des Prozesses geändert wurden.
--selinux-label Label
fordert eine bestimmte SELinux-Transition (Übergang) an (mit einer Transition auf exec, nicht
dyntrans). Dies wird fehlschlagen und einen Abbruch von setpriv verursachen, falls SELinux nicht
verwendet wird, und die Transition könnte ignoriert werden oder execve(2) wegen SELinux fehlschlagen
lassen (insbesondere wird dies wahrscheinlich mit no_new_privs nicht funktionieren). Dies ist ähnlich
zu runcon(1).
--apparmor-profile Profil
fordert ein bestimmtes AppArmor-Profil an (mit einer Transition auf exec). Dies wird fehlschlagen und
einen Abbruch von setpriv verursachen, falls AppArmor nicht verwendet wird, und die Transition könnte
ignoriert werden oder execve(2) wegen AppArmor fehlschlagen lassen.
--reset-env
setzt alle Umgebungsvariablen außer TERM zurück; initialisiert die Umgebungsvariablen HOME, SHELL,
USER, LOGNAME entsprechend dem Passworteintrag des Benutzers; setzt PATH für einen normalen Benutzer
auf /usr/local/bin:/bin:/usr/bin und für den Root-Benutzer auf
/usr/local/sbin:/usr/local/bin:/sbin:/bin:/usr/sbin:/usr/bin.
Die Umgebungsvariable PATH kann auf Systemen anders sein, auf denen /bin und /sbin in /usr
zusammengeführt sind. Die Umgebungsvariable SHELL ist standardmäßig /bin/sh, sofern im
Passworteintrag des Benutzers nichts angegeben ist.
-h, --help
zeigt einen Hilfetext an und beendet das Programm.
-V, --version
zeigt Versionsinformationen an und beendet das Programm.
ANMERKUNGEN
Falls irgendeine der angegeben Optionen fehlschlägt, wird das Programm nicht ausgeführt und setpriv gibt
den Exit-Status 127 zurück.
Seien Sie vorsichtig mit diesem Werkzeug – es könnte unerwartete Folgen für die Sicherheit haben. Wenn
Sie beispielsweise no_new_privs setzen und dann ein Programm ausführen, das durch SELinux eingeschränkt
wird (wie es dieses Werkzeug machen würde), könnte das die SELinux-Einschränkungen wirkungslos machen.
BEISPIELE
Wenn Sie ein Verhalten wünschen, das ähnlich zu su(1)/runuser(1) oder sudo(8) (ohne die Option -g) ist,
versuchen Sie Folgendes:
setpriv --reuid=1000 --regid=1000 --init-groups
Wenn Sie das Verhalten von setuid(8) aus Daemontools nachbilden wollen, versuchen Sie:
setpriv --reuid=1000 --regid=1000 --clear-groups
AUTOREN
Andy Lutomirski <luto@amacapital.net>
SIEHE AUCH
runuser(1), su(1), prctl(2), capabilities(7)
FEHLER MELDEN
Nutzen Sie zum Melden von Fehlern das Fehlererfassungssystem auf
https://github.com/util-linux/util-linux/issues.
VERFÜGBARKEIT
Der Befehl setpriv ist Teil des Pakets util-linux, welches aus dem Linux-Kernel-Archiv
<https://www.kernel.org/pub/linux/utils/util-linux/> heruntergeladen werden kann.
util-linux 2.39.3 2025-06-05 SETPRIV(1)