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BEZEICHNUNG
pam_systemd - Benutzersitzungen beim Systemd-Anmeldeverwalter registrieren
ÜBERSICHT
pam_systemd.so
BESCHREIBUNG
pam_systemd registriert Benutzersitzungen beim Systemd-Anmeldeverwalter systemd-logind.service(8) und
damit in der Systemd-Control-Gruppen-Hierarchie.
Das Modul wendet auch verschiedene Ressourcenverwaltungs- und Laufzeitparameter auf die neue Sitzung an,
wie dies in dem JSON-Benutzerdatensätze[1] des Benutzers, falls dieser definiert ist, konfiguriert wurde.
Bei der Anmeldung stellt dieses Modul in Zusammenarbeit mit systemd-logind.service Folgendes sicher:
1. Falls es noch nicht existiert, wird das Benutzerlaufzeitverzeichnis /run/user/$UID entweder erstellt
oder als neues »tmpfs«-Dateisystem mit Quota angewandt und dessen Eigentümerschaft auf den sich
anmeldenden Benutzer geändert.
2. Die Umgebungsvariable $XDG_SESSION_ID wird initialisiert. Falls Auditierung verfügbar ist und
pam_loginuid.so vor diesem Modul ausgeführt wurde (was nachdrücklich empfohlen wird), wird die
Variable aus der Auditierungssitzungskennung (/proc/self/sessionid) initialisiert. Andernfalls wird
ein unabhängiger Sitzungszähler verwandt.
3. Für die Sitzung wird eine neue Systemd-Bereichs-Unit erstellt. Falls dies die erste parallele Sitzung
des Benutzer ist, wird automatisch eine implizite benutzerbezogene Scheiben-Unit unterhalb user.slice
erstellt und die Bereichs-Unit dorthinein gelegt. Es wird eine Instanz des Systemdienstes
user@.service, der als Systemd-Benutzerverwalterinstanz läuft, gestartet.
4. Die Umgebungsvariablen »$TZ«, »$EMAIL« und »$LANG« werden für den Benutzer basierend auf den
entsprechenden Daten aus dem JSON-Benutzerdatensatz (falls dieser definiert ist), konfiguriert.
Desweiteren werden alle Umgebungsvariablen, die in dem Benutzerdatensatz explizit konfiguriert sind,
importiert und die Umask, die Nice-Stufe sowie die Ressourcenbegrenzungen initialisiert.
Bei der Abmeldung stellt dieses Modul Folgendes sicher:
1. Falls in logind.conf(5) (KillUserProcesses=) aktiviert, werden alle Prozesse der Sitzung beendet.
Falls die letzte parallele Sitzung eines Benutzers endet, wird auch die Systemd-Instanz sowie die
Scheiben-Unit des Benutzer beendet.
2. Falls die letzte parallele Benutzersitzung endet, wird auch das Benutzerlaufzeitverzeichnis und alle
seine Inhalte entfernt.
Falls das System nicht mit Systemd als Init-System hochgefahren wurde, wird dieses Modul nichts machen
und sofort PAM_SUCCESS zurückliefern.
OPTIONEN
Die folgenden Optionen werden verstanden:
class=
Akzeptiert ein Zeichenkettenargument, das die Sitzungsklasse setzt. Die Umgebungsvariable
XDG_SESSION_CLASS (siehe unten) hat Vorrang. Entweder »user«, »greeter«, »lock-screen« oder
»background«. Siehe sd_session_get_class(3) für Details über die Sitzungsklasse.
Hinzugefügt in Version 197.
type=
Akzeptiert ein Zeichenkettenargument, das den Sitzungstyp setzt. Die Umgebungsvariable
XDG_SESSION_TYPE (siehe unten) hat Vorrang. Entweder »unspecified«, »tty«, »x11«, »wayland« oder
»mir«. Siehe sd_session_get_type(3) für Details über den Sitzungstyp.
Hinzugefügt in Version 209.
desktop=
Akzeptiert eine einzelne, kurze Identifikationszeichenkette für die Desktop-Umgebung. Die
Umgebungsvariable XDG_SESSION_DESKTOP (siehe unten) hat Vorrang. Dies kann zum Hinweis auf die
eingesetzte Desktop-Sitzung verwandt werden, auf die dies zutrifft und falls die Information
verfügbar ist. Beispielsweise »GNOME« oder »KDE«. Es wird empfohlen, die gleichen Kennzeichner und
die gleiche Groß-/Kleinschreibung wie für $XDG_CURRENT_DESKTOP, wie dies durch die
Desktop-Eintragsspezifikation[2] festgelegt ist, zu verwenden. (Beachten Sie allerdings, dass die
Option nur einen einzelnen Eintrag und keine durch Doppelpunkt getrennte Liste wie
$XDG_CURRENT_DESKTOP akzeptiert.) Siehe sd_session_get_desktop(3) für weitere Details.
Hinzugefügt in Version 240.
default-capability-bounding-set=, default-capability-ambient-set=
Akzeptiert eine Kommata-getrennte Liste von Prozess-Capabilitys (z.B. CAP_WAKE_ALARM,
CAP_BLOCK_SUSPEND, …), die für aufgerufen Sitzungen des Prozesses gesetzt werden sollen, falls der
Benutzerdatensatz nicht direkt angemessene Gruppen von Capabilitys setzt. Siehe capabilities(7) für
Details zum Capabilitys-Konzept. Falls nicht angegeben, verbleibt die standardmäßige Begrenzungsmenge
unverändert (d.h. sie enthält die vollständige Menge der Capabilitys). Die Standard-Umgebungsmenge
wird auf CAP_WAKE_ALARM für reguläre Benutzer gesetzt, falls die PAM-Sitzung einem lokalen Sitz
zugeordnet ist oder falls sie für den Dienst »systemd-user« aufgerufen wird. Andernfalls ist die
Vorgabe die leere Menge.
Hinzugefügt in Version 254.
debug[=]
Akzeptiert ein optionales logisches Argument. Falls »yes« oder ohne Argument, wird das Modul
Fehlersuchinformationen beim Betrieb protokollieren.
BEREITGESTELLTE MODULTYPEN
Es wird nur session bereitgestellt.
UMGEBUNGSVARIABLEN
Die folgenden Umgebungsvariablen werden durch das Modul initialisiert und stehen den Prozessen der
Sitzung des Benutzers zur Verfügung:
$XDG_SESSION_ID
Ein kurzer, zur Verwendung in Dateinamen geeigneter Sitzungskennzeichner. Die Zeichenkette selbst
sollte als opak betrachtet werden, obwohl es oft nur die durch /proc/self/sessionid gemeldete
Auditsitzungskennung ist. Jede Kennung wird während der Maschinenlaufzeit nur einmal vergeben. Sie
kann daher zur eindeutigen Kennzeichnung von Dateien oder anderer Ressourcen während dieser Sitzung
verwandt werden. Kombinieren Sie diese Kennzeichnung mit der durch sd_id128_get_boot(3)
zurückgelieferten Systemstartkennzeichnung, um eine global eindeutige Kennzeichnung zu erhalten.
$XDG_RUNTIME_DIR
Pfad zu einem für den Benutzer privaten und beschreibbaren Verzeichnis, das nur während der
Anmeldezeit des Benutzers an der Maschine existiert. Es wird beim erstmaligen Anmelden eines
Benutzers an der Maschine automatisch erstellt und bei der letzten Abmeldung entfernt. Falls der
Benutzer sich zweimal zur gleichen Zeit anmeldet, werden beide Sitzungen die gleiche $XDG_RUNTIME_DIR
und die gleichen Inhalte sehen. Falls sich ein Benutzer einmal anmeldet und dann wieder abmeldet und
wieder anmeldet, werden die Inhalte des Verzeichnisses dazwischen verloren gehen; Anwendungen sollten
sich aber nicht auf dieses Verhalten verlassen und müssen mit verbliebenen alten Dateien umgehen
können. Um sitzungsbezogene Daten in diesem Verzeichnis zu speichern, sollte der Benutzer den Wert
von $XDG_SESSION_ID im Dateinamen einschließen. Dieses Verzeichnis muss für Laufzeitsystemobjekte wie
AF_UNIX-Sockets, FIFOs, PID-Dateien und Ähnliches verwandt werden. Es wird garantiert, dass dieses
Verzeichnis lokal ist und die größtmögliche Menge an Dateisystemfunktionalitäten bereitstellt, die
das Betriebssystem anbietet. Für weitere Details siehe die XDG-Basisverzeichnisspezifikation[3].
$XDG_RUNTIME_DIR wird nicht gesetzt, falls der aktuelle Benutzer nicht der ursprüngliche Benutzer der
Sitzung ist.
$TZ, $EMAIL, $LANG
Falls für den anmeldenden Benutzer ein JSON-Benutzerdatensatz bekannt ist, werden diese Variablen aus
den entsprechenden Einträgen in dem Datensatz initialisiert.
Hinzugefügt in Version 245.
Die folgenden Umgebungsvariablen werden vom Modul gelesen und können vom PAM-Dienst verwandt werden, um
Metadaten an das Modul zu übergeben. Falls diese Variablen nicht beim Aufruf des PAM-Moduls gesetzt sind,
aber anderweitig bestimmt werden können, werden sie vom Modul gesetzt, so dass diese Variablen für die
Sitzung und Anwendungen initialisiert sind, falls sie überhaupt bekannt sind.
$XDG_SESSION_TYPE
Der Sitzungstyp. Dies kann anstelle von type= auf der Modulparameterzeile verwandt werden und wird
normalerweise bevorzugt.
Hinzugefügt in Version 209.
$XDG_SESSION_CLASS
Die Sitzungsklasse. Dies kann anstelle von class= auf der Modulparameterzeile verwandt werden und
wird normalerweise bevorzugt.
Hinzugefügt in Version 209.
$XDG_SESSION_DESKTOP
Der Desktop-Kennzeichner. Dieser kann statt desktop= auf der Modulparameterzeile verwandt werden und
wird normalerweise bevorzugt.
Hinzugefügt in Version 209.
$XDG_SEAT
Der Name des Sitzes, für den die Sitzung registriert werden soll, falls vorhanden.
Hinzugefügt in Version 209.
$XDG_VTNR
Die Nummer des VTs, für das die Sitzung registriert werden soll, falls vorhanden. (Gilt nur für Sitze
mit einem verfügbaren VT, wie »seat0«.)
Hinzugefügt in Version 209.
pam_systemd wird $XDG_SEAT und $XDG_VTNR basierend auf der Variablen $DISPLAY (falls letztere gesetzt
ist) initialisieren, falls sie nicht gesetzt sind.
SITZUNGSBEGRENZUNGEN
PAM-Module, die früher im Stapel, d.h. vor pam_systemd.so kommen, können mittels PAM-Kontextobjekten
Sitzungsbereichsbegrenzungen setzen. Die Daten für diese Objekte werden als NUL-begrenzte C-Zeichenketten
bereitgestellt und direkt in die zugehörigen Unit-Ressourcensteuerungsdirektiven eingeblendet. Beachten
Sie, dass diese Begrenzungen für individuelle Sitzungen des Benutzers gelten, sie gelten nicht für alle
Benutzerprozesse zusammengenommen. Insbesondere wird die benutzerbezogene user@.service-Unit-Instanz, die
innerhalb des systemd --user-Verwalterprozesses und seiner Kinder läuft, außerhalb jeglicher Sitzung
nachverfolgt, von allen Benutzersitzungen gemeinsam benutzt und ist nicht von diesen Begrenzungen
betroffen.
Siehe systemd.resource-control(5) für weitere Informationen über die Ressourcen. Siehe auch
pam_set_data(3) für zusätzliche Informationen über die Arten, Kontextobjekte zu setzen.
systemd.memory_max=
Setzt Unit MemoryMax=.
Hinzugefügt in Version 239.
systemd.tasks_max=
Setzt Unit TasksMax=.
Hinzugefügt in Version 239.
systemd.cpu_weight=
Setzt Unit CPUWeight=.
Hinzugefügt in Version 239.
systemd.io_weight=
Setzt Unit IOWeight=.
Hinzugefügt in Version 239.
systemd.runtime_max_sec=
Setzt Unit RuntimeMaxSec=.
Hinzugefügt in Version 244.
Beispieldaten können von einem anderen PAM-Modul bereitgestellt werden:
pam_set_data(handle, "systemd.memory_max", (void *)"200M", cleanup);
pam_set_data(handle, "systemd.tasks_max", (void *)"50", cleanup);
pam_set_data(handle, "systemd.cpu_weight", (void *)"100", cleanup);
pam_set_data(handle, "systemd.io_weight", (void *)"340", cleanup);
pam_set_data(handle, "systemd.runtime_max_sec", (void *)"3600", cleanup);
BEISPIEL
Hier ist ein Beispiel-PAM-Konfigurationsfragment, das die Verwaltung von Benutzersitzungen durch
systemd-logind.service erlaubt:
#%PAM-1.0
auth sufficient pam_unix.so
-auth sufficient pam_systemd_home.so
auth required pam_deny.so
account required pam_nologin.so
-account sufficient pam_systemd_home.so
account sufficient pam_unix.so
account required pam_permit.so
-password sufficient pam_systemd_home.so
password sufficient pam_unix.so sha512 shadow try_first_pass use_authtok
password required pam_deny.so
-session optional pam_keyinit.so revoke
-session optional pam_loginuid.so
-session optional pam_systemd_home.so
-session optional pam_systemd.so
session required pam_unix.so
SIEHE AUCH
systemd(1), systemd-logind.service(8), logind.conf(5), loginctl(1), pam_systemd_home(8), pam.conf(5),
pam.d(5), pam(8), pam_loginuid(8), systemd.scope(5), systemd.slice(5), systemd.service(5)
ANMERKUNGEN
1. JSON-Benutzerdatensätze
https://systemd.io/USER_RECORD
2. Desktop-Eintragsspezifikation
https://standards.freedesktop.org/desktop-entry-spec/latest/
3. XDG-Basisverzeichnisspezifikation
https://standards.freedesktop.org/basedir-spec/basedir-spec-latest.html
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.
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systemd 255 PAM_SYSTEMD(8)