Provided by: manpages-de-dev_4.23.1-1_all bug

BEZEICHNUNG

       stdarg, va_start, va_arg, va_end, va_copy - variable Argument-Listen

BIBLIOTHEK

       Standard-C-Bibliothek (libc, -lc)

ÜBERSICHT

       #include <stdarg.h>

       void va_start(va_list ap, letztes);
       Typ va_arg(va_list ap, Typ);
       void va_end(va_list ap);
       void va_copy(va_list Ziel, va_list Quelle);

BESCHREIBUNG

       Eine  Funktion  kann  mit einer unterschiedlichen Anzahl von Argumenten verschiedenen Typs
       aufgerufen werden. Die Include-Datei stdarg.h deklariert einen Typ va_list  und  definiert
       drei  Makros,  um  eine  Liste  von  Argumenten  durchzugehen,  deren Anzahl und Typen der
       aufgerufenen Funktion unbekannt sind.

       Die aufgerufene Funktion muss ein Objekt des Typs va_list  deklarieren,  welches  von  den
       Makros va_start(), va_arg() und va_end() benutzt wird.

   va_start()
       Das  Makro  va_start()  initialisiert  ap  zur  nachfolgenden Benutzung durch va_arg() und
       va_end() und muss zuerst aufgerufen werden.

       Das Argument letztes ist der Name des letzten Arguments vor der Liste  der  veränderlichen
       Argumente, das heisst, das letzt Argument, dessen Typ die aufrufende Funktion kennt.

       Da  die  Adresse  dieses  Parameters im Makro va_start() benutzt wird, sollte er nicht als
       eine Registervariable, als Funktion oder als ein Feldtyp deklariert werden.

   va_arg()
       Das Makro va_arg() expandiert zu einem  Ausdruck,  der  den  Typ  und  Wert  des  nächsten
       aufzurufenden  Argumentes  hat.  Das  Argument  ap ist die va_list ap, initialisiert durch
       va_start(). Jeder Aufruf von va_arg() verändert  ap  so,  dass  der  folgende  Aufruf  das
       nächste  Argument  zurückgibt.  Der Parameter typ ist ein Typenname, der so angegeben ist,
       dass der Typ eines Zeigers auf ein Objekt, das den  angegebenen  Typ  hat,  einfach  durch
       Hinzufügen eines * zu typ erhalten werden kann.

       Die  erste  Benutzung  des  Makros va_arg() nach va_start() gibt das Argument nach letztes
       zurück. Nachfolgende Aufrufe geben die Werte der verbleibenden Argumente zurück.

       Wenn es kein weiteres Argument gibt oder  wenn  typ  nicht  kompatibel  mit  dem  Typ  des
       tatsächlich  nächsten  Argumentes  ist  (entsprechend der üblichen »argument promotions«),
       erscheinen zufällige Fehler.

       Falls ap an eine Funktion übergeben wird, die va_arg(ap,Typ) benutzt, dann  ist  der  Wert
       von ap nach der Rückkehr dieser Funktion undefiniert.

   va_end()
       Zu  jedem  Aufruf  von  va_start()  muss  zu  einen zugehörigen Aufruf von va_end() in der
       gleichen Funktion geben. Nach dem Aufruf va_end(ap) ist die Variable  ap  undefiniert.  Es
       sind   mehrere   Durchläufe  der  Liste  möglich,  jeweils  von  va_start()  und  va_end()
       eingeschlossen. va_end() kann ein Makro oder eine Funktion sein.

   va_copy()
       Das Makro va_copy() kopiert die (vorher initialisierte) Variablenargumentliste quelle nach
       ziel.  Das  Verhalten  ist  so, als ob va_start() auf ziel mit dem selben Argument letztes
       angewandt worden wäre, gefolgt von der gleichen Anzahl Aufrufe von va_arg(),  die  benutzt
       wurden, um den aktuellen Status von quelle zu erreichen.

       Eine  naheliegende Implementierung hätte eine va_list, die ein Zeiger in den »Stack-Frame«
       der variadischen Funktion wäre. In einem derartigen Szenario (dem bei  weitem  üblichsten)
       scheint nichts gegen folgende Zuweisung zu sprechen

           va_list aq = ap;

       Leider  gibt es auch Systeme, die es als Feld von Zeigern (der Länge 1) anlegen. Dort wird
       dann folgendes benötigt:

           va_list aq;
           *aq = *ap;

       Zu guter Letzt kann es auf Systemen, die Argumente in  Registern  übergeben,  nötig  sein,
       dass  va_start Speicher reserviert und in diesem die Argumente und einen Positionsanzeiger
       speichert, so dass va_arg() diese  Liste  durchschreiten  kann.  Dann  kann  va_end()  den
       reservierten  Speicher  wieder freigeben. Um dieser Situation Rechnung zu tragen, fügt C99
       ein Makro va_copy() hinzu, so dass obige Zuweisung durch Folgendes ersetzt werden kann

           va_list aq;
           va_copy(aq, ap);
           …
           va_end(aq);

       Zu jedem Aufruf von va_copy() muss  zu  einen  zugehörigen  Aufruf  von  va_end()  in  der
       gleichen   Funktion  geben.  Einige  Systeme,  die  kein  va_copy()  bereitstellen,  haben
       stattdessen __va_copy, da das der  gleiche  Name  ist,  der  im  ursprünglichen  Vorschlag
       benutzt wurde.

ATTRIBUTE

       Siehe attributes(7) für eine Erläuterung der in diesem Abschnitt verwandten Ausdrücke.

       ┌─────────────────────────────────────────────┬───────────────────────┬───────────────────┐
       │SchnittstelleAttributWert              │
       ├─────────────────────────────────────────────┼───────────────────────┼───────────────────┤
       │va_start(), va_end(), va_copy()              │ Multithread-Fähigkeit │ MT-Sicher         │
       ├─────────────────────────────────────────────┼───────────────────────┼───────────────────┤
       │va_arg()                                     │ Multithread-Fähigkeit │ MT-Sicher race:ap │
       └─────────────────────────────────────────────┴───────────────────────┴───────────────────┘

STANDARDS

       C11, POSIX.1-2008.

GESCHICHTE

       va_start()
       va_arg()
       va_end()
              C89, POSIX.1-2001.

       va_copy()
              C99, POSIX.1-2001.

WARNUNGEN

       Im   Gegensatz  zu  den  historischen  Makros  varargs  erlauben  die  Makros  stdarg  dem
       Programmierer nicht, eine  Funktion  ohne  feste  Argumente  zu  implementieren.  Das  ist
       hauptsächlich  ein  Problem,  wenn  man  Code mit varargs nach stdarg konvertiert, aber es
       erzeugt auch Schwierigkeiten bei veränderlichen Funktionen die wünschen, ihre Argumente an
       eine Funktion weiterzugeben, die ein Argument va_list aufnimmt, so wie vfprintf(3).

BEISPIELE

       Die  Funktion  foo  nimmt  eine Zeichenkette von Formatzeichen entgegen und gibt für jedes
       Zeichen ein Argument des entsprechenden Typs aus.

       #include <stdio.h>
       #include <stdarg.h>

       void
       foo(char *fmt, …)   /* »…« ist C-Syntax für eine variadische Funktion */

       {
           va_list ap;
           int d;
           char c;
           char *s;

           va_start(ap, fmt);
           while (*fmt)
               switch (*fmt++) {
               case 's':              /* Zeichenkette */
                   s = va_arg(ap, char *);
                   printf("string %s\n", s);
                   break;
               case 'd':              /* Ganzzahl */
                   d = va_arg(ap, int);
                   printf("int %d\n", d);
                   break;
               case 'c':              /* Zeichen */
                   /* hier wird eine Typumwandlung benötigt, da va_arg
                      nur vollständig unterstützte Typen aufnimmt */
                   c = (char) va_arg(ap, int);
                   printf("char %c\n", c);
                   break;
               }
           va_end(ap);
       }

SIEHE AUCH

       vprintf(3), vscanf(3), vsyslog(3)

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde  von  Patrick  Rother  <krd@gulu.net>,
       Chris  Leick  <c.leick@vollbio.de>,  Helge  Kreutzmann  <debian@helgefjell.de>  und  Mario
       Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com> erstellt.

       Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation;  lesen  Sie  die  GNU  General  Public  License
       Version  3 ⟨https://www.gnu.org/licenses/gpl-3.0.html⟩ oder neuer bezüglich der Copyright-
       Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

       Wenn Sie Fehler in der Übersetzung dieser Handbuchseite finden, schicken Sie bitte eine E-
       Mail an die Mailingliste der Übersetzer ⟨debian-l10n-german@lists.debian.org⟩.