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BEZEICHNUNG

       systemd.time - Zeit- und Datumsspezifikationen

BESCHREIBUNG

       In Systemd werden Zeitstempel, Zeitspannen und Kalenderereignisse angezeigt und können in
       eng verwandten Syntaxen festgelegt werden.

ZEITSPANNEN DARSTELLEN

       Zeitspannen beziehen sich auf Zeitdauern. Bei der Anzeige wird Systemd Zeitspannen als
       durch Leerzeichen getrennte Serien von Zeitwerten darstellen, an die jeweils eine
       Zeiteinheit angehängt ist. Beispiel:

           2h 30min

       Alle festgelegten Zeitwerte sind zum Addieren gedacht. Obiges bezieht sich daher auf 150
       Minuten. Die Anzeige hängt nicht von der Locale ab, es werden nur englische Namen für die
       Zeiteinheiten verwandt.

ZEITSPANNEN AUSWERTEN

       Bei der Auswertung akzeptiert Systemd die gleiche Zeitspannensyntax. Trennende Leerzeichen
       können weggelassen werden. Die folgenden Zeiteinheiten werden verstanden:

       •   usec, us, μs

       •   msec, ms

       •   seconds, second, sec, s

       •   minutes, minute, min, m

       •   hours, hour, hr, h

       •   days, day, d

       •   weeks, week, w

       •   months, month, M (defiert als 30.44 Tage)

       •   years, year, y (definiert als 365.25 Tage)

       Falls keine Zeiteinheit festgelegt ist, wird im Allgemeinen Sekunden angenommen, aber
       einige Ausnahmen existieren und sind als solche gekennzeichnet. In ein paar Fällen, wo die
       Granularität der Zeitspanne dies erlaubt, werden auch »ns« und »nsec« akzeptiert. Die
       Auswertung ist im Allgemeinen unabhängig von der Locale, übersetzte Namen für die
       Zeiteinheiten werden nicht akzeptiert.

       Beispiele für gültige Zeitspannenspezifikationen:

           2 h
           2hours
           48hr
           1y 12month
           55s500ms
           300ms20s 5day

       Zur Normierung einer textuellen Zeitspanne und zu Überprüfungszwecken kann der Befehl
       timespan von systemd-analyze(1) verwandt werden.

       Intern arbeitet Systemd mit einer Mikrosekundengenauigkeit, während die
       Standardzeiteinheit in benutzerkonfigurierbaren Zeitdauern normalerweise Sekunden ist
       (siehe oben). Dieser Unterschied wird bemerkbar, wenn die gleichen Einstellungen in der
       (abstrakten) Unit-Datei-Syntax mit der passenden (systemnäheren) D-Bus-Eigenschaft
       verglichen wird, die der Befehl show von systemctl(1) anzeigt. Der Ersteren wird
       normalerweise »…Sec« angehängt, um die Standardeinheit Sekunden anzuzeigen, dem Letzteren
       typischerweise »…USec«, um die zugrundeliegende systemnahe Zeiteinheit anzuzeigen, selbst
       falls beide die genau gleichen Einstellungen kapseln.

ZEITSTEMPEL ANZEIGEN

       Zeitstempel beziehen sich auf bestimmte, eindeutige Zeitpunkte. Bei der Anzeige wird
       Systemd diese in der lokalen Zeitzone wie folgt formatieren:

           Fri 2012-11-23 23:02:15 CET

       Der Wochentag wird in der abgekürzten englischen Sprachform angezeigt. Die Formatierung
       ist unabhängig von der Locale.

       In bestimmten Fällen werden die Zeitstempel in der Zeitzone UTC (Weltzeit) statt in der
       lokalen Zeitzone angezeigt, was durch die Angabe »UTC« in der Ausgabe angezeigt wird.

       In bestimmten Fällen werden die Zeitstempel mit einer Mikrosekundengenauigkeit angezeigt.
       In diesem Fall wird der Sekundenbruchteil durch einen Punkt von der Sekundenkomponente
       getrennt.

ZEITSTEMPEL AUSWERTEN

       Bei der Auswertung wird Systemd eine ähnliche Syntax akzeptieren, aber einige Felder
       können ausgelassen werden und das Leerzeichen zwischen dem Datum und der Uhrzeit kann
       durch ein »T« ersetzt werden (entsprechend des ISO-8601-Profils aus RFC 3339[1]); daher
       sind in MEZ alle folgenden Varianten identisch: »Fri 2012-11-23 23:02:15 CET«, »Fri
       2012-11-23T23:02:15«, »2012-11-23T23:02:15 CET«, »2012-11-23 23:02:15«.

       Falls nicht explizit angegeben ist die Vorgabe für die Zeitzone die aktuelle Zeitzone. Sie
       kann nach einem Leerzeichen, wie oben, angegeben werden und dann »UTC«, ein Eintrag aus
       der installierten IANA-Zeitzonen-Datenbank (»CET«, »Asia/Tokyo«, &c.; die vollständige
       Liste kann mit »timedatectl list-timezones« erhalten werden (siehe timedatectl(1))) oder
       »±05«, »±0530«, »±05:30«, »Z« sein.

       Sie kann auch direkt am Zeitstempel befestigt werden. Dann muss sie einem der in RFC
       3339[1] definierten Profile der ISO 8601 entsprechen: »±05:30« oder »Z«. Daher sind
       folgende Ausdrücke auch zu obigem identisch: »2012-11-23T23:02:15+01:00«, »2012-11-23
       22:02:15Z«.

       Ein Zeitstempel kann mit einem Feld, das den Wochentag enthält, beginnen. Dieser kann,
       unabhängig der Locale, in abgekürzter (»Wed«) oder vollständiger (»Wednesday«) englischer
       Sprachform sein (Groß-/Kleinschreibung ist egal). Passt der Wochentag nicht zum Datum,
       wird der Zeitstempel zurückgewiesen, wenn der Wochentag angegeben ist.

       Falls das Datum ausgelassen wird, ist die Vorgabe heute. Falls die Zeit ausgelassen wird,
       ist die Vorgabe 00:00:00. Sekundenbruchteile können bis hinunter zur 1µs-Genauigkeit
       angegeben werden. Das Sekundenfeld kann ausgelassen werden, die Vorgabe ist 0.

       Es gibt besondere Merkmale, die anstelle von Zeitstempeln verwandt werden können: »now«
       kann zur Bezeichnung der aktuellen Zeit (oder zum Aufruf des Befehls, der derzeit
       ausgeführt wird) verwandt werden. »today«, »yesterday« und »tomorrow« beziehen sich auf
       00:00:00 des aktuellen Tages, des Vortages bzw. des nächsten Tages.

       Es werden auch relative Zeitangaben akzeptiert: Eine Zeitdauer (siehe oben), der »+«
       vorangestellt ist, wird auf die aktuelle Zeit plus der festgelegten Zeitdauer ausgewertet.
       Entsprechend wird eine Zeitdauer, der »-« vorangestellt ist, auf die aktuelle Zeit minus
       der festgelegten Zeitdauer evaluiert. Anstatt vor die Zeitdauer »+« oder »-« zu stellen,
       kann ihr auch ein Leerzeichen und das Wort »left« oder »ago« angehängt werden.

       Schließlich wird eine Ganzahl, der »@« vorangestellt ist, relativ zu der UNIX-Epoch
       1.Januar 1970, 00:00:00 GMT, evaluiert.

       Beispiele für gültige Zeitstempel und ihre normierte Form (unter der Annahme, das die
       aktuelle Zeit 2012-11-23 18:15:22 und die Zeitzone UTC+8, beispielsweise
       »TZ=Asia/Shanghai«, ist):

             Fri 2012-11-23 11:12:13 → Fri 2012-11-23 11:12:13
                 2012-11-23 11:12:13 → Fri 2012-11-23 11:12:13
             2012-11-23 11:12:13 UTC → Fri 2012-11-23 19:12:13
                2012-11-23T11:12:13Z → Fri 2012-11-23 19:12:13
              2012-11-23T11:12+02:00 → Fri 2012-11-23 17:12:00
                          2012-11-23 → Fri 2012-11-23 00:00:00
                            12-11-23 → Fri 2012-11-23 00:00:00
                            11:12:13 → Fri 2012-11-23 11:12:13
                               11:12 → Fri 2012-11-23 11:12:00
                                 now → Fri 2012-11-23 18:15:22
                               today → Fri 2012-11-23 00:00:00
                           today UTC → Fri 2012-11-23 16:00:00
                           yesterday → Fri 2012-11-22 00:00:00
                            tomorrow → Fri 2012-11-24 00:00:00
           tomorrow Pacific/Auckland → Thu 2012-11-23 19:00:00
                            +3h30min → Fri 2012-11-23 21:45:22
                                 -5s → Fri 2012-11-23 18:15:17
                           11min ago → Fri 2012-11-23 18:04:22
                         @1395716396 → Tue 2014-03-25 03:59:56

       Beachten Sie, dass Zeitstempel, die von Systemen in der Ferne mit einer unpassenden
       Zeitzone angezeigt werden, normalerweise lokal nicht auswertbar sind, da die
       Zeitzonenkomponente nicht verstanden wird (außer sie ist »UTC«).

       Zeitzonen können auch mit Mikrosekundengenauigkeit festgelegt werden. Es wird erwartet,
       dass der Sekundenbruchteil durch einen Satzpunkt von der Sekundenkomponente abgetrennt
       ist. Beispiel:

           2014-03-25 03:59:56.654563

       In einigen Fällen wird Systemd einen relativen Zeitstempel anzeigen (relativ zu der
       aktuellen Zeit oder zu dem Aufrufzeitpunkt des Befehls), statt als absoluter Zeitstempel
       (oder als Addition zu diesem wie oben beschrieben). Ein relativer Zeitstempel ist wie
       folgt formatiert:

           2 months 5 days ago

       Beachten Sie, dass ein relativer Zeitstempel auch akzeptiert wird, wo ein Zeitstempel
       erwartet wird (siehe oben).

       Verwendet den Befehl timestamp von systemd-analyze(1), um Zeitstempel zu Testzwecken zu
       validieren und normieren.

KALENDEREREIGNISSE

       Kalenderereignisse können als Referenz auf einen oder mehrere Zeitpunkte in einem einzigen
       Ausdruck verwandt werden. Sie stellen eine Obermenge der oben erklärten absoluten
       Zeitstempel dar:

           Thu,Fri 2012-*-1,5 11:12:13

       Vorheriges bezieht sich auf 11:12:13 vom ersten oder fünften Tag des Monats des Jahres
       2012, aber nur falls dieser Tag ein Donnerstag oder Freitag ist.

       Die Wochentagangabe ist optional. Falls angegeben, sollte sie aus einem oder mehreren
       Wochentagnamen auf englisch bestehen, entweder in der abgekürzten (Wed) oder nicht
       abgekürzten (Wednesday) Form (Groß-/Kleinschreibung ist egal), getrennt durch Kommata.
       Werden zwei Wochentage, getrennt durch »..«, festgelegt, bezieht sich das auf einen
       Bereich fortlaufender Wochentage. »,« und »..« können frei kombiniert werden.

       In der Datums- und Zeitangabe kann jede Komponente als »*« spezifiziert werden. In diesem
       Fall wird jeder Wert passen. Alternativ kann jede Komponente als durch Kommata getrennte
       Liste von Werten festgelegt werden. Den Werten kann »/« und ein Wiederholungswert
       angehängt werden, der anzeigt, dass der Wert selber und der Wert plus alle Vielfachen des
       Wiederholungswertes passen. Zwei durch »..« getrennte Werte können verwandt werden, um
       einen Wertebereich anzuzeigen; an Bereiche kann auch ein »/« und ein Wiederholungswert
       angehängt werden. In letzterem Fall passt der Ausdruck auf alle Zeiten, die mit dem
       Startwert beginnen und mit allen Vielfachen des Wiederholungswertes für den Startwert
       fortfahren und spätestens beim Endwert enden.

       Eine Datumsangabe darf »~« verwenden, um den letzten Tag eines Monats anzuzeigen.
       Beispielsweise bedeutet »*-02~03« »der drittletzte Tag im Februar« und »Mon *-05~07/1«
       bedeutet »der letzte Montag im Mai«.

       Die zweite Komponente darf dezimale Bruchteile sowohl im Wert als auch in der Wiederholung
       enthalten. Alle Nachkommastellen werden auf 6 Dezimalstellen gerundet.

       Die Angabe entweder der Zeit oder des Datums darf entfallen. In diesem Fall wird *-*-*
       bzw. 00:00:00 impliziert. Falls die Sekunden-Komponente nicht festgelegt ist, wird »:00«
       angenommen.

       Zeitzonen können als wörtliche Zeichenkette »UTC« oder als lokale Zeitzone festgelegt
       werden, ähnlich der unterstützten Syntax von Zeitstempeln (siehe oben) oder der Zeitzone
       in dem IANA-Zeitzonendatenbankformat (siehe auch oben).

       Die folgenden besonderen Ausdrücke können als Abkürzungen für längere normierte Formen
       verwandt werden:

               minutely → *-*-* *:*:00
                 hourly → *-*-* *:00:00
                  daily → *-*-* 00:00:00
                monthly → *-*-01 00:00:00
                 weekly → Mon *-*-* 00:00:00
                 yearly → *-01-01 00:00:00
              quarterly → *-01,04,07,10-01 00:00:00
           semiannually → *-01,07-01 00:00:00

       Beispiele für gültige Zeitstempel und ihre normierte Form:

             Sat,Thu,Mon..Wed,Sat..Sun → Mon..Thu,Sat,Sun *-*-* 00:00:00
                 Mon,Sun 12-*-* 2,1:23 → Mon,Sun 2012-*-* 01,02:23:00
                               Wed *-1 → Wed *-*-01 00:00:00
                      Wed..Wed,Wed *-1 → Wed *-*-01 00:00:00
                            Wed, 17:48 → Wed *-*-* 17:48:00
           Wed..Sat,Tue 12-10-15 1:2:3 → Tue..Sat 2012-10-15 01:02:03
                           *-*-7 0:0:0 → *-*-07 00:00:00
                                 10-15 → *-10-15 00:00:00
                   monday *-12-* 17:00 → Mon *-12-* 17:00:00
             Mon,Fri *-*-3,1,2 *:30:45 → Mon,Fri *-*-01,02,03 *:30:45
                  12,14,13,12:20,10,30 → *-*-* 12,13,14:10,20,30:00
                       12..14:10,20,30 → *-*-* 12..14:10,20,30:00
             mon,fri *-1/2-1,3 *:30:45 → Mon,Fri *-01/2-01,03 *:30:45
                        03-05 08:05:40 → *-03-05 08:05:40
                              08:05:40 → *-*-* 08:05:40
                                 05:40 → *-*-* 05:40:00
                Sat,Sun 12-05 08:05:40 → Sat,Sun *-12-05 08:05:40
                      Sat,Sun 08:05:40 → Sat,Sun *-*-* 08:05:40
                      2003-03-05 05:40 → 2003-03-05 05:40:00
            05:40:23.4200004/3.1700005 → *-*-* 05:40:23.420000/3.170001
                        2003-02..04-05 → 2003-02..04-05 00:00:00
                  2003-03-05 05:40 UTC → 2003-03-05 05:40:00 UTC
                            2003-03-05 → 2003-03-05 00:00:00
                                 03-05 → *-03-05 00:00:00
                                hourly → *-*-* *:00:00
                                 daily → *-*-* 00:00:00
                             daily UTC → *-*-* 00:00:00 UTC
                               monthly → *-*-01 00:00:00
                                weekly → Mon *-*-* 00:00:00
               weekly Pacific/Auckland → Mon *-*-* 00:00:00 Pacific/Auckland
                                yearly → *-01-01 00:00:00
                              annually → *-01-01 00:00:00
                                 *:2/3 → *-*-* *:02/3:00

       Kalenderereignisse werden von Timer-Units verwandt, siehe systemd.timer(5) für Details.

       Verwenden Sie den Befehl calendar von systemd-analyze(1), um Kalenderzeitangaben zu
       Testzwecken zu prüfen und zu normieren. Das Werkzeug berechnet auch, wann ein festgelegtes
       Kalenderereignis als nächstes eintreten würde.

SIEHE AUCH

       systemd(1), journalctl(1), systemd.timer(5), systemd.unit(5), systemd.directives(7),
       systemd-analyze(1)

ANMERKUNGEN

        1. RFC 3339
           https://tools.ietf.org/html/rfc3339

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann
       <debian@helgefjell.de> erstellt.

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