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BEZEICHNUNG
proc - Pseudo-Dateisystem für Prozessinformationen, Systeminformationen und Sycctl
BESCHREIBUNG
/proc ist ein Pseudo-Dateisystem. Es dient als Schnittstelle zu den Kernel-Datenstrukturen und wird
gewöhnlich unter /proc eingehängt. Typischerweise wird es vom System automatisch eingehängt. Es kann aber
auch mit einem Befehl manuell eingehängt werden:
mount -t proc proc /proc
Die meisten Einträge im Dateisystem proc sind nur lesbar, aber einige Dateien sind auch schreibbar,
wodurch das Verändern von Kernel-Variablen erlaubt wird.
Einhänge-Optionen
Das Dateisystem proc unterstützt die folgenden Einhängeoptionen:
hidepid=n (seit Linux 3.3)
Diese Option regelt, wer auf die Informationen in den Verzeichnissen /proc/PID zugreifen darf. Das
Argument n hat einen der folgenden Werte:
0 Jeder darf auf alle /proc/PID-Verzeichnisse zugreifen. Dies ist das traditionelle Verhalten
und die Vorgabe, falls diese Einhängeoption nicht angegeben ist.
1 Benutzer dürfen auf nur ihre eigenen Dateien und Unterverzeichnisse innerhalb von /proc/PID
zugreifen (die Verzeichnisse /proc/PID selbst bleiben sichtbar). Sensitive Dateien wie
/proc/PID/cmdline und /proc/PID/status werden jetzt vor anderen Benutzer geschützt. Dadurch
ist es unmöglich, herauszufinden, ob ein andere Benutzer ein bestimmtes Programm ausführt
(solange das Programm sich nicht anderweitig durch sein Verhalten zu erkennen gibt).
2 Wie für Modus 1, aber zusätzlich werden die Verzeichnisse /proc/PID anderer Benutzer
unsichtbar. Das bedeutet, dass die Einträge /proc/PID nicht mehr zur Aufdeckung von PIDs auf
dem System genutzt werden können. Das versteckt nicht die Tatsache, dass ein bestimmter
PID-Wert existiert (dies kann durch andere Methoden, beispielsweise »kill -0 $PID«,
herausgefunden werden), aber es versteckt die UID und GID des Prozesses, die ansonsten durch
Einsatz von stat(2) auf einem /proc/PID-Verzeichnis herausgefunden werden könnte. Dies
verkompliziert die Aufgabe eines Angreifers deutlich, Informationen über laufende Prozesse zu
sammeln (z.B. zu entdecken, ob ein Daemon mit erweiterten Privilegien läuft, ob ein anderer
Benutzer ein bestimmtes sensitives Programm ausführt, ob ein anderer Benutzer ein bestimmtes
Programm überhaupt ausführt usw.).
gid=gid (seit Linux 3.3)
Legt die Kennung einer Gruppe fest, deren Mitglieder berechtigt sind, Prozessinformationen
herauszufinden, die andernfalls durch hidepid verweigert würden (d.h. für Benutzer in der
Gruppe verhält es sich, als ob /proc mit hidepid=0 eingehängt worden wäre). Diese Gruppe
sollte anderen Ansätzen (wie dem Eintrag von Benutzern in die Datei sudoers(5)) vorgezogen
werden.
subset=pid (seit Linux 5.8)
Zeigt nur die angegebene Teilmenge von Procfs, versteckt die Dateien und Verzeichnisse im Procfs
auf der höchsten Ebene, die keinen Bezug zu Prozessen haben.
Überblick
Unterhalb von /proc gibt es die folgenden allgemeinen Gruppen von Dateien und Unterverzeichnissen:
Unterverzeichnisse von /proc/PID
Jedes dieser Unterverzeichnisse enthält Dateien und Unterverzeichnisse, die Informationen über die
Prozesse mit der entsprechenden Prozesskennung offenlegen.
Unterhalb jedes der /proc/PID-Verzeichnisse enthält ein Task-Unterverzeichnis entsprechende
Unterverzeichnisse der Form TaskTID. Diese enthalten entsprechende Informationen über jeden der
Threads in dem Prozess, wobei TID die Kernel-Thread-Kennung des Threads ist.
Die Unterverzeichnisse /proc/PID sind beim Durchlauf durch /proc mit getdents(2) sichtbar (und
daher sichtbar, wenn ls(1) zur Anzeige der Inhalte von /proc verwandt wird).
Unterverzeichnisse von /proc/TID
Jedes dieser Unterverzeichnisse enthält Dateien und Unterverzeichnisse, die Informationen über den
Thread mit der entsprechenden Thread-Kennung offenlegen. Der Inhalt dieser Verzeichnisse ist der
gleiche wie bei den entsprechenden /proc/PID/task/TID-Verzeichnissen.
Die Verzeichnisse /proc/TID sind beim Durchlauf von /proc mit getdents(2) nicht sichtbar (und
daher nicht sichtbar, wenn ls(1) zur Anzeige der Inhalte von /proc verwandt wird).
/proc/self
Wenn ein Prozess auf diesen magischen symbolischen Link zugreift, wird dieser auf das Verzeichnis
/proc/PID des Prozesses selbst aufgelöst.
/proc/thread-self
Wenn ein Thread auf diesen magischen symbolischen Link zugreift, wird dieser auf das Verzeichnis
/proc/self/task/TID des Prozesses selbst aufgelöst.
/proc/[a-z]*
Verschiedene andere Dateien und Unterverzeichnisse unter /proc legen systemweite Informationen
offen.
Alles Dargestellte wird in separaten Handbuchseiten, deren Namen mit proc_ beginnt, mit mehr Details
beschrieben.
ANMERKUNGEN
Viele Dateien enthalten Zeichenketten (z. B. die Umgebung und die Befehlszeile), die im internen Format
dargestellt sind, wobei Unterfelder mit Nullbytes (»\0«) begrenzt werden. Beim Untersuchen dieser Dateien
werden Sie diese vielleicht besser lesbar finden, wenn Sie einen Befehl der folgenden Art zur Anzeige
verwenden:
$ cat Datei | tr '\000' '\n'
SIEHE AUCH
cat(1), dmesg(1), find(1), free(1), htop(1), init(1), ps(1), pstree(1), tr(1), uptime(1), chroot(2),
mmap(2), readlink(2), syslog(2), slabinfo(5), sysfs(5), hier(7), namespaces(7), time(7), arp(8),
hdparm(8), ifconfig(8), lsmod(8), lspci(8), mount(8), netstat(8), procinfo(8), route(8), sysctl(8)
Die Linux-Kernelquelldateien: Documentation/filesystems/proc.rst,
Documentation/admin-guide/sysctl/fs.rst, Documentation/admin-guide/sysctl/kernel.rst,
Documentation/admin-guide/sysctl/net.rst und Documentation/admin-guide/sysctl/vm.rst.
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Martin Eberhard Schauer
<Martin.E.Schauer@gmx.de>, Dr. Tobias Quathamer <toddy@debian.org>, Chris Leick <c.leick@vollbio.de>,
Erik Pfannenstein <debianignatz@gmx.de> und Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.
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Linux man-pages 6.9.1 15. Juni 2024 proc(5)