plucky (5) resolv.conf.5.gz

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BEZEICHNUNG

       resovl.conf - Konfigurationsdatei für den Resolver

ÜBERSICHT

       /etc/resolv.conf

BESCHREIBUNG

       Der  Resolver  ist eine Sammlung von Routinen in der C-Bibliothek, über die auf das Internet-Namenssystem
       (Domain Name System, DNS) zugegriffen wird. Die Konfigurationsdatei des Resolvers enthält  Informationen,
       die  beim  ersten  Aufruf  einer  Resolver-Routine durch einen Prozess eingelesen werden. Die Datei wurde
       menschenlesbar entworfen und enthält eine Liste von Schlüsselworten und Werten,  die  verschiedene  Typen
       von  Resolver-Informationen bereitstellen. Die Konfigurationsdatei wird als eine vertrauenswürdige Quelle
       für DNS-Informationen betrachtet; lesen Sie die nachfolgende Option trust-ad für Details.

       Wenn diese Datei nicht vorhanden ist, wird nur der Name-Server auf dem lokalen Rechner abgefragt und  die
       Suchliste enthält nur den aus dem Rechnernamen ermittelten lokalen Domain-Namen.

       Die verschiedenen Konfigurationsoptionen sind:

       nameserver IP-Adresse des Name-Servers
              Die   Internet-Adresse   eines  Name-Servers,  den  der  Resolver  abfragen  soll,  entweder  eine
              IPv4-Adresse (in Punkt-Notation)  oder  eine  IPv6-Adresse  in  Doppelpunkt-  (und  möglicherweise
              Punkt-)Notation  gemäß  RFC 2373. Es können bis zu MAXNS (derzeit 3, siehe <resolv.h>) Name-Server
              angegeben werden, einer je Schlüsselwort.  Werden  mehrere  DNS-Server  angegeben,  wird  sie  der
              Resolver  in  der angegebenen Reihenfolge abfragen. Sind keine nameserver-Einträge vorhanden, wird
              standardmäßig der Name-Server des lokalen Systems angesprochen. (Der Algorithmus ist der folgende:
              Der   Resolver   richtet   eine   Anfrage   an  einen  Name-Server  und  versucht  es  nach  einer
              Zeitüberschreitung beim nächsten, bis alle Einträge  abgearbeitet  sind.  Danach  wird  die  Liste
              wieder von vorne abgearbeitet, bis die maximal zulässige Anzahl von Versuchen erreicht wird.)

       search Suchliste für Rechnernamen
              Standardmäßig  enthält  die  Suchliste nur einen Eintrag, den lokalen Domain-Namen. Er wird anhand
              des lokalen Rechnernamens ermittelt, der von gethostname(2) geliefert wird. Es wird in diesem Fall
              davon  ausgegangen,  dass  die  lokale  Domain  der Teil des Namens ist, der rechts vom ersten ».«
              steht. Wenn der Rechnername kein ».« enthält, wird die Root-Domain als Wert für die lokale  Domain
              angenommen.

              Dieses  Verhalten  kann  geändert  werden, indem mit dem Schlüsselwort search ein Suchpfad für die
              Domain-Auflösung  angegeben  wird,  dessen  Bestandteile  durch   Tabulatoren   oder   Leerzeichen
              voneinander  zu trennen sind. Anfragen an den Resolver mit weniger als ndots Punkten (Standardwert
              ist  1)  werden  versuchen,  jeden  Eintrag  dieses  Suchpfads  abzuarbeiten,  bis  ein   gültiger
              Namenseintrag  gefunden  wurde.  Für  Umgebungen  mit  mehreren Subdomains lesen Sie bitte options
              ndots:n  weiter  unten,  wie  Sie  »Mann-in-der-Mitte«-Angriffe  und  unnötigen  Verkehr  für  die
              Root-DNS-Server  vermeiden.  Beachten  Sie,  dass  dieser  Vorgang  langsam  sein  kann  und  viel
              Netzwerkverkehr erzeugt, wenn die DNS-Server  für  die  betreffenden  Domains  nicht  lokal  sind.
              Außerdem  können  Anfragen  mit einer Zeitüberschreitung beendet werden, wenn kein Server für eine
              der genannten Domains erreichbar ist.

              Falls es mehrere search-Direktiven gibt, wird nur die Suchliste der letzten Instanz verwandt.

              In Glibc 2.25 und älter ist die Suchliste auf 6 Domains  und  eine  Gesamtlänge  von  256  Zeichen
              beschränkt. Seit Glibc 2.26 ist die Suchliste unbegrenzt.

              Die  Direktive  domain  ist  ein  veralteter  Name  für  die  Direktive  search, die nur mit einem
              Suchlisteneintrag umgeht.

       sortlist
              Diese Option ermöglicht die Sortierung  von  durch  gethostbyname(3)  ermittelten  Adressen.  Eine
              Sortierliste  wird  durch  Kombinationen von IP-Adresse und Netzmaske angegeben. Die Netzmaske ist
              optional, es wird als Standardwert die native Netzmaske des Netzes angenommen.  Die  Kombinationen
              von  IP-Adresse  und  Netzmaske  werden  durch  Schrägstriche  getrennt. Es können bis zu 10 Paare
              angegeben werden. Ein Beispiel:

                  sortlist 130.155.160.0/255.255.240.0 130.155.0.0

       options
              Mit dieser Option können bestimmte interne Variablen des Resolvers beeinflusst werden. Die  Syntax
              lautet:

                     options Option 

              Option kann dabei einen der folgenden Werte annehmen:

              debug  setzt  RES_DEBUG  in  _res.options (nur wirksam, falls Glibc mit Debug-Unterstützung gebaut
                     wurde, siehe resolver(3)).

              ndots:n
                     definiert einen Schwellwert für die  Anzahl  der  Punkte,  die  in  einem  an  res_query(3)
                     übergebenen  Namen  enthalten  sein  müssen (siehe resolver(3)), damit ein initial absolute
                     query ausgeführt wird. Der Standardwert für n ist 1.  Das  hat  zur  Folge,  dass  zunächst
                     versucht  wird,  den  Namen  als  absoluten Namen aufzulösen, bevor ihm ein Eintrag aus der
                     search list angehängt wird. Der Wert für diese Option wird stillschweigend auf 15 begrenzt.

              timeout:n
                     setzt die Wartezeit auf die Antwort eines Name-Servers in der Ferne fest, nach deren Ablauf
                     der  Resolver die Anfrage an einen anderen Name-Server richtet. Dies muss nicht die gesamte
                     von dem Resolver-API-Aufruf verwandte Zeit sein  und  es  gibt  keine  Garantie,  dass  ein
                     einzelner  Resolver-API-Aufruf  auf  eine  einzelne  Zeitüberschreitung  passt. Sie wird in
                     Sekunden gemessen, der Standardwert ist RES_TIMEOUT  (derzeit  5,  siehe  <resolv.h>).  Der
                     Maximalwert für diese Option ist 30.

              attempts:n
                     Diese  Option  legt  die  Anzahl  der  Anfragen fest, die der Resolver an seine Name-Server
                     sendet, bevor er aufgibt und dem aufrufenden Programm einen Fehler meldet. Der Standardwert
                     ist RES_DFLRETRY (derzeit 2, siehe <resolv.h>); der Maximalwert 5.

              rotate Diese  Option setzt RES_ROTATE in _res.options, was eine Reihum-Auswahl der Name-Server aus
                     der Liste zur Folge hat. Auf diese Weise werden die Anfragen auf alle  aufgeführten  Server
                     verteilt, anstatt dass alle Clients sich zunächst an den ersten aufgeführten Server wenden.

              no-aaaa (seit Glibc 2.36)
                     Setzt   RES_NOAAAA  in  _res.options.  Das  unterdrückt  vom  Rumpf-Resolver  durchgeführte
                     AAAA-Anfragen, einschließlich AAAA-Nachschlagungen, die  von  NSS-basierten  Schnittstellen
                     wie  getaddrinfo(3) ausgelöst werden. Es sind nur DNS-Nachschlagungen betroffen: IPv6-Daten
                     in  hosts(5)  werden  weiterhin  benutzt,  getaddrinfo(3)  mit  AI_PASSIVE  wird  weiterhin
                     IPv6-Adressen  erstellen  und  konfigurierte IPv6-Name-Server werden weiterhin verwandt. Um
                     korrekte Namensfehler-Ergebnisse (NXDOMAIN) zu erzeugen, werden AAAA-Anfragen in A-Anfragen
                     übersetzt.  Diese  Option  ist hauptsächlich zu Diagnosezwecken gedacht, um auszuschließen,
                     dass AAAA-DNS-Anfragen nachteilige Auswirkungen haben. Sie ist zur Verwendung mit EDNS0 und
                     der DNSSEC-Validierung durch Anwendungen inkompatibel.

              no-check-names
                     Diese   Option   setzt  RES_ROTATE  in  _res.options.  Damit  wird  die  moderne  von  BIND
                     durchgeführte Prüfung eingehender Rechner-  und  E-Mail-Namen  auf  ungültige  Zeichen  wie
                     Unterstrich (_), Steuerzeichen und andere Kodierungen als ASCII deaktiviert.

              inet6  setzt  RES_USE_INET6  in _res.options. Dadurch wird innerhalb der Funktion gethostbyname(3)
                     zunächst eine AAAA-Anfrage vor einer A-Anfrage durchgeführt. Außerdem werden IPv4-Antworten
                     in »IPv6 tunneled form« abgebildet, wenn keine AAAA-Einträge gefunden werden, aber ein Satz
                     von A-Einträgen existiert. Seit Glibc 2.25 ist diese Option veraltet;  Anwendungen  sollten
                     getaddrinfo(3) statt gethostbyname(3) verwenden.

              Wenn diese Option gewählt wurde, verhalten sich einige Programme recht merkwürdig.

              ip6-bytestring (seit Glibc 2.3.4 bis 2.24)
                     setzt  RES_USE_BSTRING in _res.options. Damit verwenden inverse IPv6-Suchen das in RFC 2673
                     beschriebene »bit-label«-Format. Wird die Option nicht  gewählt  (die  Vorgabe),  wird  das
                     Nibble-Format  verwendet.  Diese  Option  wurde  in  Glibc  2.25 entfernt, da sie auf einer
                     rückwärts-inkompatiblen DNS-Erweiterung basiert, die im Internet niemals eingesetzt  worden
                     war.

              ip6-dotint/no-ip6-dotint (Glibc 2.3.4 bis 2.24)
                     Löscht/Setzt  RES_NOIP6DOTINT in _res.options. Wenn diese Option gelöscht ist (ip6-dotint),
                     werden inverse IPv6-Suchen in der ip6.int-Zone durchgeführt, wovon  abgeraten  wird.  Wurde
                     die  Option  gewählt  (no-ip6-dotint),  werden  inverse  IPv6-Suchen  standardmäßig  in der
                     ip6.arpa-Zone durchgeführt. Diese Optionen sind bis Glibc 2.24 verfügbar, wo  no-ip6-dotint
                     die  Vorgabe  ist.  Da  die  Unterstützung  von  ip6-dotint  seit langer Zeit nicht mehr im
                     Internet verfügbar ist, wurden diese Optionen in Glibc 2.25 entfernt.

              edns0 (seit Glibc 2.6)
                     setzt RES_USE_EDNS0 in _res.options. Damit wird  die  Unterstützung  für  die  in  RFR 2671
                     beschriebenen DNS-Erweiterungen aktiviert.

              single-request (seit Glibc 2.10)
                     setzt  RES_SNGLKUP  in  _res.options.  Standardmäßig  erledigt die Glibc seit Glibc 2.9 das
                     Abfragen  von  IPv4-   und   IPv6-Adressen   parallel.   Diese   Anfragen   können   einige
                     Appliance-DNS-Server   nicht   korrekt   verarbeiten  und  führen  zu  Zeitüberschreitungen
                     (timeouts). Diese Option deaktiviert die parallelen Anfragen und lässt Glibc  die  IPv6-und
                     IPv4-Anfragen nacheinander erledigen (wodurch der Prozess etwas langsamer wird).

              single-request-reopen (seit Glibc 2.9)
                     setzt  RES_SNGLKUPREOP in _res.options. Der Resolver verwendet die gleichen Sockets für die
                     A- und AAAA-Anfragen. Einige Hardware sendet fälschlicherweise  nur  eine  Antwort  zurück.
                     Wenn  das  passiert,  wird das Client-System auf die zweite Antwort warten. Das Einschalten
                     dieser Option ändert das Verhalten: Wenn zwei Anfragen von dem gleichen Port nicht  korrekt
                     gehandhabt  werden wird es das Socket schließen und einen neuen vor dem Versand der zweiten
                     Anfrage öffnen.

              no-tld-query (seit Glibc 2.14)
                     setzt RES_NOTLDQUERY in _res.options. Diese Option führt  dazu,  dass  res_nsearch()  nicht
                     versucht,  einen  nicht  qualifizierten  Namen aufzulösen, als ob er ein »top level domain«
                     (TLD) wäre. Diese Option kann zu Problemen führen,  falls  die  Site  »localhost«  als  TLD
                     verwendet,  statt  »localhost«  als  ein  oder mehrere Elemente auf der Suchliste zu haben.
                     Diese Option hat keinen Effekt, falls weder RES_DEFNAMES noch RES_DNSRCH gesetzt ist.

              use-vc (seit Glibc 2.14)
                     setzt RES_USEVC  in  _res.options.  Diese  Option  erzwingt  die  Verwendung  von  TCP  für
                     DNS-Auflösungen.

              no-reload (seit Glibc 2.26)
                     setzt  RES_NORELOAD  in  _res.options.  Diese  Option deaktiviert das automatische Neuladen
                     einer geänderten Konfigurationsdatei.

              trust-ad (seit Glibc 2.31)
                     setzt RES_TRUSTAD in _res.options.  Diese  Option  steuert  das  Bit  AD-Bit-Verhalten  des
                     Stub-Resolvers.  Falls  ein überprüfender Resolver das AD-Bit in einer Antwort setzt, zeigt
                     er an, dass die Daten in der Antwort entsprechend des DNSSSEC-Protokolls überprüft  wurden.
                     Um sich auf das AD-Bit zu verlassen, muss das lokale System sowohl dem DNSSEC-überprüfenden
                     Resolver als auch dem dahin führenden Netzwerkpfad vertrauen,  weshalb  eine  ausdrückliche
                     Zustimmung  zur  Nutzung  notwendig  ist.  Falls  die  Option trust-ad aktiv ist, setzt der
                     Stub-Resolver  das  AD-Bit  in  ausgehenden  DNS-Anfragen   (um   AD-Bit-Unterstützung   zu
                     aktivieren)  und  behält  das AD-Bit in Antworten bei. Ohne diese Option wird das AD-Bit in
                     Anfragen nicht gesetzt und immer in  Antworten  entfernt,  bevor  diese  an  die  Anwendung
                     zurückgeliefert  werden.  Das  bedeutet, dass Anwendungen dem AD-Bit in Antworten vertrauen
                     können, wenn die Option trust-ad korrekt eingerichtet wurde.

                     Bis Glibc 2.30  wurde  AD  in  Abfrage  nicht  automatisch  gesetzt  und  in  Antworten  an
                     Anwendungen unverändert weitergegeben.

       Das  Schlüsselwort  search  aus  der resolv.conf eines Systems kann von Prozessen individuell außer Kraft
       gesetzt werden, indem der Umgebungsvariablen LOCALDOMAIN eine  Liste  von  durch  Leerzeichen  getrennten
       Domains zugewiesen wird.

       Das  Schlüsselwort  options  der  systemweiten  resolv.conf-Datei  kann von Prozessen individuell ergänzt
       werden, indem  die  Umgebungsvariable  RES_OPTIONS  auf  eine  Liste  von  durch  Leerzeichen  getrennten
       Resolver-Optionen gesetzt wird, wie sie unter options beschrieben wurden.

       Konfigurationsoptionen  und  ihre  Werte  müssen gemeinsam auf einer Zeile stehen. Die Zeile muss mit dem
       Namen der Konfigurationsoption (z.B. nameserver) beginnen. Auf den Namen der  Konfigurationsoption  folgt
       der Wert, bzw. folgen die Werte. Alle Felder sind durch Leerzeichen oder Tabulator zu trennen.

       Zeilen,  die  ein  Semikolon  (;)  oder ein Nummernzeichen (#) in der ersten Spalte enthalten, werden als
       Kommentare behandelt.

DATEIEN

       /etc/resolv.conf, <resolv.h>

SIEHE AUCH

       gethostbyname(3), resolver(3), host.conf(5), hosts(5), nsswitch.conf(5), hostname(7), named(8)

       Name Server Operations Guide for BIND

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser  Handbuchseite  wurde  von  Martin  Schmitt  <martin@schmitt.li>,  Martin
       Eberhard  Schauer <Martin.E.Schauer@gmx.de>, Dr. Tobias Quathamer <toddy@debian.org> und Helge Kreutzmann
       <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese Übersetzung  ist  Freie  Dokumentation;  lesen  Sie  die  GNU  General  Public  License  Version  3
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