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BEZEICHNUNG
networkd.conf, networkd.conf.d - Globale Netzwerkkonfigurationsdateien
ÜBERSICHT
/etc/systemd/networkd.conf
/run/systemd/networkd.conf
/usr/local/lib/systemd/networkd.conf
/usr/lib/systemd/networkd.conf
/etc/systemd/networkd.conf.d/*.conf
/run/systemd/networkd.conf.d/*.conf
/usr/local/lib/systemd/networkd.conf.d/*.conf
/usr/lib/systemd/networkd.conf.d/*.conf
BESCHREIBUNG
Diese Konfigurationsdateien steuern die globalen Netzwerkparameter.
KONFIGURATIONSVERZEICHNISSE UND RANGFOLGE
Die Standardkonfiguration wird während der Kompilierung gesetzt. Daher wird eine Konfiguration nur
benötigt, wenn von diesen Vorgaben abgewichen werden muss. Die Hauptkonfigurationsdatei wird aus einem
der aufgeführten Verzeichnisse in der Prioritätsreihenfolge geladen, nur die zuerst gefundene Datei wird
verwandt: /etc/systemd/, /run/systemd/, /usr/local/lib/systemd/ [1], /usr/lib/systemd/. Die
Lieferantenversion der Datei enthält die Vorgaben als auskommentierte Hinweise für den Administrator.
Lokal können diese Einstellungen durch die Erstellung von Ergänzungen, wie nachfolgend beschrieben, außer
Kraft gesetzt werden. Zu diesem Zweck kann die Hauptkonfigurationsdatei (oder eine Kopie in /etc/, falls
sie in /usr/ ausgeliefert wird) auch bearbeitet werden, allerdings wird empfohlen, Ergänzungen für lokale
Konfiguration zu verwenden, statt die Hauptkonfigurationsdatei zu verändern.
Zusätzlich zu der Hauptkonfigurationsdatei, werden Ergänzungs-Konfigurationsschnipsel aus
/usr/lib/systemd/*.conf.d/, /usr/local/lib/systemd/*.conf.d/ und /etc/systemd/*.conf.d/ gelesen. Diese
Ergänzungen haben Vorrang vor der Hauptkonfigurationsdatei und setzen diese außer Kraft. Dateien in den
Konfigurationsunterverzeichnissen *.conf.d/ werden in lexikographischer Reihenfolge nach ihrem Dateinamen
sortiert, unabhängig davon, in welchem Unterverzeichnis sie sich befinden. Bei Optionen, die nur einen
einzelnen Wert akzeptieren, hat der Eintrag in der Datei, die als letztes in der Sortierung folgt,
Vorrang, falls mehrere Dateien die gleiche Option angeben. Bei Optionen, die eine Liste von Werten
akzeptieren, werden Einträge gesammelt, wie sie in den sortierten Dateien auftauchen.
Wenn Pakete die Konfiguration anpassen müssen, können sie Ergänzungen unter /usr/ installieren. Dateien
in /etc/ sind für den lokalen Administrator reserviert, der diese Logik verwenden kann, um die durch die
Lieferantenpakete bereitgestellten Konfigurationsdateien außer Kraft zu setzen. Um Ergänzungen der Pakete
außer Kraft zu setzen, müssen Ergänzungen verwandt werden, da die Hauptkonfigurationsdatei die niedrigste
Priorität hat. Es wird empfohlen, allen Dateinamen in diesen Unterverzeichnissen eine zweistellige Zahl
und einen Bindestrich voranzustellen, um die Sortierung zu vereinfachen. Dies definiert auch ein Konzept
von Ergänzungsprioritäten, um es Betriebssystemlieferanten zu ermöglichen, Ergänzungen in einem
bestimmten Bereich auszuliefern, der unterhalb des von Benutzern verwandten Bereichs liegt. Dies sollte
das Risiko reduzieren, dass eine Paketergänzung versehentlich durch Benutzer definierte Ergänzungen außer
Kraft setzt. Es wird empfohlen, den Bereich 10-40 für Ergänzungen in /usr/ und den Bereich 60-90 für
Ergänzungen in /etc/ und /run/ zu verwenden um sicherzustellen, dass lokale und flüchtige Ergänzungen
Priorität gegenüber Ergänzungen haben, die vom Betriebssystemlieferanten geliefert werden.
Um eine vom Lieferanten bereitgestellte Konfigurationsdatei zu deaktivieren, wird empfohlen, einen
Symlink nach /dev/null in dem Konfigurationsverzeichnis in /etc/ mit dem gleichen Dateinamen wie die
Konfigurationsdatei des Lieferanten abzulegen.
[NETWORK]-ABSCHNITT-OPTIONEN
Die folgenden Optionen sind im Abschnitt »[Network]« verfügbar:
SpeedMeter=
Akzeptiert einen logischen Wert. Falls auf »yes« gesetzt, misst systemd-networkd den Verkehr auf
jeder Schnittstelle und networkctl status SCHNITTSTELLE zeigt die gemessene Geschwindigkeit.
Standardmäßig »no«.
Hinzugefügt in Version 244.
SpeedMeterIntervalSec=
Gibt das Zeitintervall an, in dem die Verkehrsgeschwindigkeit auf jeder Schnittstelle berechnet
werden soll. Falls SpeedMeter=no, wird der Wert ignoriert. Standardmäßig 10sec.
Hinzugefügt in Version 244.
ManageForeignRoutingPolicyRules=
Ein logischer Wert. Falls auf true gesetzt, wird systemd-networkd Regeln entfernen, die nicht in
.network-Dateien konfiguriert sind (außer Regeln mit Protokoll »kernel«). Wenn false, werden keine
fremden Regeln entfernt, sie werden selbst dann behalten, wenn sie in keiner .network-Datei
konfiguriert sind. Standardmäßig »yes«.
Hinzugefügt in Version 249.
ManageForeignRoutes=
Ein logischer Wert. Falls auf true gesetzt, wird systemd-networkd Routen entfernen, die nicht in
.network-Dateien konfiguriert sind (außer Regeln mit Protokoll »kernel«, »dhcp« wenn
KeepConfiguration= true ist oder »dhcp« und »static« wenn KeepConfiguration= true ist oder »static«).
Wenn false, werden keine fremden Routen entfernt, sie werden selbst dann behalten, wenn sie in keiner
.network-Datei konfiguriert sind. Standardmäßig »yes«.
Hinzugefügt in Version 246.
ManageForeignNextHops=
Ein logischer Wert. Falls auf true gesetzt, wird systemd-networkd Nexthops entfernen, die nicht in
.network-Dateien konfiguriert sind (außer Routen mit Protokoll »kernel«). Wenn false, werden keine
fremden Nexthops entfernt, sie werden selbst dann behalten, wenn sie in keiner .network-Datei
konfiguriert sind. Standardmäßig »yes«.
Hinzugefügt in Version 256.
RouteTable=
Definiert den Routing-Tabellenname. Akzeptiert eine Leeraum-getrennte Liste von Paaren aus
Routing-Tabellennamen und -Nummer. Der Routing-Tabellename und die -Nummer werden in jedem Paar durch
einen Doppelpunkt getrennt, d.h. »Name:Nummer«. Der Routing-Tabellenname darf nicht »default«, »main«
oder »local« sein, da diese Routing-Tabellennamen mit den Routing-Tabellennummern 253, 254 bzw. 255
vordefiniert sind. Die Routing-Tabellennummer muss eine Ganzzahl im Bereich 1…4294967295 sein, außer
die vordefinierten Zahlen 253, 254 und 255. Diese Einstellung kann mehrfach festgelegt werden. Falls
eine leere Zeichenketten festgelegt ist, dann wird die vorher festgelegte Liste zurückgesetzt.
Standardmäßig nicht gesetzt.
Hinzugefügt in Version 248.
IPv4Forwarding=
Konfiguriert IPv4-Paketweiterleitungen für das System. Akzeptiert einen logischen Wert. Dies steuert
die Sysctl-Optionen net.ipv4.conf.default.forwarding und net.ipv4.conf.all.forwarding. Siehe
IP-Sysctl[2] zu Details für die Sysctl-Optionen. Standardmäßig nicht gesetzt und die Sysctl-Optionen
werden nicht geändert.
Falls eine Schnittstelle mit einer Datei .network konfiguriert ist, die IPMasquerade= für IPv4
konfiguriert (das heisst, »ipv4« oder »both«), ist diese Einstellung impliziert, außer sie wird
explizit festgelegt. Siehe IPMasquerade= in systemd.network(5) zu weiteren Details.
Hinzugefügt in Version 256.
IPv6Forwarding=
Konfiguriert IPv4-Paketweiterleitungen für das System. Akzeptiert einen logischen Wert. Dies steuert
die Optionen net.ipv6.conf.all.forwarding und net.ipv6.conf.all.forwarding. Siehe IP-Sysctl[2] zu
Details für die Sysctl-Optionen. Standardmäßig nicht gesetzt und die Sysctl-Optionen werden nicht
geändert.
Falls eine Schnittstelle mit einer Datei .network konfiguriert ist, die IPMasquerade= für IPv6
konfiguriert (das heisst, »ipv6« oder »both«), ist diese Einstellung impliziert, außer sie wird
explizit festgelegt. Siehe IPMasquerade= in systemd.network(5) zu weiteren Details.
Hinzugefügt in Version 256.
IPv6PrivacyExtensions=
Legt den Vorgabewert für die netzwerkbezogenene IPv6PrivacyExtensions= fest. Akzeptiert einen
logischen oder den besonderen Wert »prefer-public« oder »kernel«. Zu Details siehe
systemd.network(5). Standardmäßig »no«.
Hinzugefügt in Version 254.
UseDomains=
Legt den Netzwerk- und Protokoll-unabhängigen Vorgabewert für die gleichen Einstellungen in den
nachfolgenden Abschnitten »[IPv6AcceptRA]«, »[DHCPv4]« und »[DHCPv6]« fest. Akzeptiert einen
logischen oder den besonderen Wert route. Siehe die gleiche Einstellung in systemd.network(5).
Standardmäßig »no«.
Hinzugefügt in Version 256.
[IPV6ACCEPTRA]-ABSCHNITT-OPTIONEN
Dieser Abschnitt konfiguriert die Vorgabeeinstellungen der »Neighbor Discovery«. Im Abschnitt
[IPv6AcceptRA] sind die folgenden Optionen verfügbar:
UseDomains=
Legt den Vorgabewert für den netzwerkunabhängigen Wert für die gleiche Einstellung im Abschnitt
[IPv6AcceptRA] in systemd.network(5) fest. Akzeptiert einen logischen Wert oder den besonderen Wert
route. Wenn nicht angegeben, wird der im Abschnitt [Network] in networkd.conf(5) festgelegte Wert,
der standardmäßig »no« ist, verwandt.
Hinzugefügt in Version 256.
[IPV6ADDRESSLABEL]-ABSCHNITT-OPTIONEN
Ein Abschnitt »[IPv6AddressLabel]« akzeptiert die nachfolgenden Schlüssel. Legen Sie mehrere Abschnitte
»[IPv6AddressLabel]« fest, um mehrere Adress-Kennzeichnungen zu konfigurieren.
IPv6-Adress-Kennzeichnungen werden zur Adressauswahl verwandt. Siehe RFC 3484[3]. Die Vorrangregeln
werden im Anwendungsraum verwaltet und nur der Kennzeichner selbst wird im Kernel gespeichert.
Label=
Die Kennzeichnung für den Präfix, eine vorzeichenlose Ganzzahl im Bereich 0…4294967294. 0xffffffff
ist reserviert. Diese Einstellung ist verpflichtend.
Hinzugefügt in Version 257.
Prefix=
IPv6-Präfix ist eine Adresse mit einer Präfixlänge, getrennt durch einen Schrägstrich »/«. Diese
Einstellung ist verpflichtend.
Hinzugefügt in Version 257.
[DHCPV4]-ABSCHNITT-OPTIONEN
Dieser Abschnitt konfiguriert den vom DHCP-Protokoll verwandten Wert DHCP Unique Identifier (DUID). Das
DHCPv4-Client-Protokoll sendet den IAID und DUID an den DHCP-Server, wenn es eine dynamische IPv4-Adresse
erlangt. Das IAID und DUID erlauben einem DHCP-Server, die Maschine und die Schnittstelle eindeutig zu
identifizieren, die eine DHCP-IP-Adresse erbitten. Zur Konfiguration von IAID und ClientIdentifier siehe
systemd.network(5).
Die folgenden Optionen werden verstanden:
DUIDType=
Gibt an, wie die DUID erstellt werden soll&. Siehe RFC 3315[4] für eine Beschreibung aller Optionen.
Dies akzeptiert einen Ganzzahlwert im Bereich 0…65535 oder einen der folgenden Zeichenkettenwerte:
vendor
Falls »DUIDType=vendor« ist, wird der DUID-Wert mittels 43793 als die Lieferantenkennung
(Systemd) und des Hashes des Inhalts von machine-id(5) erstellt. Dies ist die Vorgabe, falls
DUIDType= nicht angegeben ist.
Hinzugefügt in Version 230.
uuid
Falls »DUIDType=uuid« und DUIDRawData= nicht gesetzt sind, dann wird die Produkt-UUID als
DUID-Wert verwandt. Falls das System keine gültige Produkt-UUID haben sollte, dann wird eine
anwendungsspezifische machine-id(5) als DUID-Wert verwandt. Für die anwendungsspezifische
Maschinenkennung siehe sd_id128_get_machine_app_specific(3).
Hinzugefügt in Version 230.
link-layer-time[:ZEIT], link-layer
Falls »link-layer-time« oder »link-layer« angegeben ist, dann wird die MAC-Adresse der
Schnittstelle als DUID-Wert verwandt. Der Wert »link-layer-time« kann nach einem Doppelpunkt
zusätzlich einen Zeitwert erhalten, z.B. »link-layer-time:2018-01-23 12:34:56 UTC«. Der
Vorgabewert ist »2000-01-01 00:00:00 UTC«.
Hinzugefügt in Version 240.
DUIDRawData= kann immer dazu verwandt werden, den tatsächlich verwandten DUID-Wert außer Kraft zu
setzen.
Hinzugefügt in Version 230.
DUIDRawData=
Gibt den Wert der DHCP DUID als einzelne hexadezimale Zeichenkette, bei der jedes Byte durch ein »:«
getrennt wird, abgeschlossen durch einen Zeilenumbruch, an. Die DUID, die gesandt wird, ist aus dem
durch DUIDType= angegebenen DUID-Typ und dem hier konfigurierten Wert zusammengesetzt.
Der hier angegebene DUID-Wert setzt den DUID-Wert, den systemd-networkd.service(8) aus der
Maschinenkennung erstellt, außer Kraft. Um DUID pro Netz zu konfigurieren, siehe systemd.network(5).
Der konfigurierte DHCP DUID sollte der Spezifikation in RFC 3315[5], RFC 6355[6] entsprechen. Um IAID
zu konfigurieren, siehe systemd.network(5).
Beispiel 1. Ein DUIDType=vendor mit einem angepassten Wert
DUIDType=vendor
DUIDRawData=00:00:ab:11:f9:2a:c2:77:29:f9:5c:00
Dies gibt eine 14-Byte-DUID, mit dem Typ DUID-EN (»00:02«), Enterprise-Zahl 43793 (»00:00:ab:11«) und
Kennungswert »f9:2a:c2:77:29:f9:5c:00« an.
Hinzugefügt in Version 230.
UseDomains=
Identisch zu der im Abschnitt »[IPv6AcceptRA]«, gilt aber für das Protokoll DHCPv4.
Hinzugefügt in Version 256.
[DHCPV6]-ABSCHNITT-OPTIONEN
Dieser Abschnitt konfiguriert den vom DHCPv6-Protokoll verwandten Wert DHCP Unique Identifier (DUID). Das
DHCPv6-Client-Protokoll sendet den DHCP Unique Identifier und den Interface Identity Association
Identifier (IAID) an einen DHCPv6-Server, wenn es eine dynamische IPv6-Adresse erlangt. IAID und DUID
erlauben einem DHCPv6-Server, die Maschine und die Schnittstelle eindeutig zu identifizieren, die eine
DHCP-IP-Adresse erbitten. Zur Konfiguration von IAID siehe systemd.network(5).
Die folgenden Optionen werden verstanden:
DUIDType=, DUIDRawData=
Wie im Abschnitt »[DHCPv4]«.
Hinzugefügt in Version 249.
UseDomains=
Wie im Abschnitt »[DHCPv4]«.
Hinzugefügt in Version 256.
[DHCPSERVER]-ABSCHNITT-OPTIONEN
Dieser Abschnitt konfiguriert die Vorgabeeinstellungen des DHCP-Servers. Die folgenden Optionen sind in
dem Abschnitt »[DHCPServer]« verfügbar:
PersistLeases=
Legt den Vorgabewert für die netzwerkbezogenene PersistLeases= fest. Akzeptiert einen logischen Wert.
Zu Details siehe systemd.network(5). Standardmäßig »yes«.
Hinzugefügt in Version 256.
SIEHE AUCH
systemd(1), systemd.network(5), systemd-networkd.service(8), machine-id(5),
sd_id128_get_machine_app_specific(3)
ANMERKUNGEN
1. 💣💥🧨💥💥💣 Bitte beachten Sie, dass diese Konfigurationsdateien zu allen Zeiten verfügbar sein
müssen. Falls /usr/local/ eine separate Partition ist, könnte diese während des frühen Systemstarts
nicht verfügbar sein und darf dann nicht für Konfiguration verwandt werden.
2. IP Sysctl
https://docs.kernel.org/networking/ip-sysctl.html
3. RFC 3484
https://tools.ietf.org/html/rfc3484
4. RFC 3315
https://tools.ietf.org/html/rfc3315#section-9
5. RFC 3315
http://tools.ietf.org/html/rfc3315#section-9
6. RFC 6355
http://tools.ietf.org/html/rfc6355
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.
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systemd 257.6 NETWORKD.CONF(5)