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BEZEICHNUNG
systemd.v - Verzeichnis mit versionierten Ressourcen
BESCHREIBUNG
An verschiedenen Stellen akzeptieren Systemd-Komponenten Pfade, deren abschließende Komponenten die
Endung ».v/« haben und auf ein Verzeichnis zeigen. Diese Komponenten werden dann automatisch nach
geeigneten Dateien innerhalb dieser Verzeichnisse suchen, einen Versionsvergleich durchführen und die
neueste gefundene Datei (gemäß Version) öffnen. Verfügbar seit Version v256. Insbesondere werden zwei
Ausdrücke unterstützt:
• Wird nach Dateien mit Endung .ENDUNG geschaut und ein Pfad …PFAD/NAME.ENDUNG.v/ ist angegeben worden,
dann werden alle Dateien gemäß …PFAD/NAME.ENDUNG.v/NAME_*.ENDUNG aufgezählt, gefiltert, sortiert und
es wird die neueste Datei verwandt. Der primäre Sortierschlüssel ist der variable Anteil, hier mit
dem Platzhalter »*« gekennzeichnet.
• Wenn ein Pfad …PFAD.v/NAME___.ENDUNG angegeben ist (d.h. die vorletzte Komponente des Pfades endet
auf ».v« und die abschließende Komponente enthält einen dreifachen Unterstrich), dann werden alle
Dateien gemäß …PFAD.v/NAME_*.ENDUNG aufgezählt, gefiltert, sortiert und es wird die neueste Datei
verwandt (wieder über den variablen Anteil, hier mit dem Platzhalter »*« gekennzeichnet).
Um dies in einem Beispiel vorzustellen, betrachten Sie ein Verzeichnis
/var/lib/machines/mymachine.raw.v/, das mit drei Dateien bestückt ist:
• mymachine_7.5.13.raw
• mymachine_7.5.14.raw
• mymachine_7.6.0.raw
Rufen Sie ein Werkzeug wie systemd-nspawn(1) mit einer Befehlszeile der folgenden Art auf:
# systemd-nspawn --image=/var/lib/machines/mymachine.raw.v --boot
Dies würde dann automatisch zum Äquivalent von Folgendem aufgelöst:
# systemd-nspawn --image=/var/lib/machines/mymachine.raw.v/mymachine_7.6.0.raw --boot
Ein Großteil der Funktionalität von Systemd, die einen Pfad zu einem Plattenabbild oder einer
Betriebssystemhierarchie erwartet, unterstützt den Mechanismus der versionierten ».v/«-Verzeichnisse,
beispielsweise systemd-nspawn(1), systemd-dissect(1) oder die Einstellungen RootDirectory=/RootImage= von
Dienstedateien (siehe systemd.exec(5)).
Verwenden Sie das Werkzeug systemd-vpick(1), um ».v/«-Pfade auf der Befehlszeile aufzulösen,
beispielsweise zur Verwendung in Shell-Skripten.
FILTERN UND SORTIEREN
Der variable Anteil der Dateinamen in ».v/«-Verzeichnissen wird primär mit einem Versionsvergleich, der
die Versionsformatspezifikation[1] implementiert, gefiltert und verglichen. Allerdings gelten die
folgenden zusätzlichen Regeln:
• Falls an den variablen Anteil eine oder zwei Ganzzahlwerte (»verbliebene Versuche« und »erfolgte
Versuche«) im Format +VERBLIEBEN oder +VERBLIEBEN-ERFOLGT angehängt sind, dann zeigen diese
Anwendungsversuchszähler an. Die Idee besteht darin, dass jedesmal vor dem Versuch der Verwendung
einer Datei dessen Zähler »verbliebene Versuche« heruntergezählt wird und der Zähler »erfolgte
Versuche« erhöht wird (einfach durch Umbenennung der Datei). Wenn die Datei erfolgreich verwandt wird
(das beispielsweise für ein Betriebssystemabbild bedeuten könnte, dass es erfolgreich gestartet
wurde), werden die Zähler von dem Dateinamen entfernt, was anzeigt, dass die Datei für die korrekte
Funktion validiert wurde. Dieser Mechanismus entspricht dem in Automatische Systemstartbeurteilung[2]
definierten Systemstart-Beurteilungszählern. Jeder Dateiname ohne Systemstartzähler oder bei denen
»verbliebene Versuche« nicht Null ist, wird vor Dateinamen sortiert, bei denen der Zähler
»verbliebene Versuche« Null ist.
• Vor diesen Zählern (falls sie angegeben sind) kann ein optionaler CPU-Architekturkennzeichner im
Dateinamen festgelegt werden (getrennt von der Version durch einen Unterstrich), wie dies im
Architekturvokabular der Unit-Dateieinstellung ConditionArchitecture=, dokumentiert in
systemd.unit(5), definiert ist. Dateien, deren Namen eine lokal nicht unterstützte Architektur
anzeigen, werden herausgefiltert und nicht für den Versionsvergleich betrachtet.
• Der Rest des variablen Anteils ist die Versionszeichenkette.
Mit anderen Worten, die Dateien in den ».v/«-Verzeichnissen sollten einer dieser Namensstrukturen folgen:
• NAME_VERSION.ENDUNG
• NAME_VERSION_ARCHITEKTUR.ENDUNG
• NAME_VERSION+VERBLIEBEN.ENDUNG
• NAME_VERSION+VERBLIEBEN-ERFOLGT.ENDUNG
• NAME_VERSION_ARCHITEKTUR+VERBLIEBEN.ENDUNG
• NAME_VERSION_ARCHITEKTUR+VERBLIEBEN-ERFOLGT.ENDUNG
BEISPIEL
Es folgt ein umfassenderes Beispiel, das das obige erweitert. Betrachten Sie ein Verzeichnis
/var/lib/machines/mymachine.raw.v/, in dem die folgenden Dateien liegen:
• mymachine_7.5.13.raw
• mymachine_7.5.14_x86-64.raw
• mymachine_7.6.0_arm64.raw
• mymachine_7.7.0_x86-64+0-5.raw
Rufen Sie jetzt auf einer X86-64-Maschine den folgenden Befehl auf:
$ systemd-vpick --suffix=.raw /var/lib/machines/mymachine.raw.v/
Dies würde den angegebenen Pfad auf /var/lib/machines/mymachine.raw.v/mymachine_7.5.14_x86-64.raw
auflösen. Erklärung: Obwohl mymachine_7.7.0_x86-64+0-5.raw die neuste Version hat, wird sie nicht
bevorzugt, da ihr Zähler für verbliebene Versuche Null ist. Und obwohl mymachine_7.6.0_arm64.raw die
zweitneuste Version hat, wird sie auch nicht betrachtet, diesmal weil auf einem X86_64-System gearbeitet
wird und das Abbild für Arm64-CPUs gedacht ist. Schließlich wird das Abbild mymachine_7.5.13.raw nicht
betrachtet, da es älter als mymachine_7.5.14_x86-64.raw ist.
SIEHE AUCH
systemd(1), systemd-vpick(1), systemd-nspawn(1), systemd-dissect(1), systemd.exec(5),
systemd-sysupdate(8)
ANMERKUNGEN
1. Versionsformatspezifikation
https://uapi-group.org/specifications/specs/version_format_specification/
2. Automatische Systemstartbeurteilung
https://systemd.io/AUTOMATIC_BOOT_ASSESSMENT/
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.
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systemd 257.6 SYSTEMD.V(7)