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BEZEICHNUNG
systemd-tmpfiles, systemd-tmpfiles-setup.service, systemd-tmpfiles-setup-dev-early.service,
systemd-tmpfiles-setup-dev.service, systemd-tmpfiles-clean.service, systemd-tmpfiles-clean.timer -
Dateien sowie Verzeichnisse erstellen, löschen und aufräumen
ÜBERSICHT
systemd-tmpfiles [OPTIONEN …] [KONFIGURATIONSDATEI …]
System-Units:
systemd-tmpfiles-setup.service
systemd-tmpfiles-setup-dev-early.service
systemd-tmpfiles-setup-dev.service
systemd-tmpfiles-clean.service
systemd-tmpfiles-clean.timer
Benutzer-Units:
systemd-tmpfiles-setup.service
systemd-tmpfiles-clean.service
systemd-tmpfiles-clean.timer
BESCHREIBUNG
systemd-tmpfiles erstellt und löscht Dateien sowie Verzeichnisse und räumt diese auf, unter Verwendung
des Konfigurationsdateiformats und des Ortes der in tmpfiles.d(5) beschriebenen Konfigurationsdatei.
Historisch wurde es entwickelt, um temporäre und flüchtige Dateien zu vewalten, wie der Name es andeutet,
aber es stellt eine generische Dateiverwaltungsfunktionalität bereit und kann zur Verwaltung jeder Art
von Dateien verwandt werden. Es muss mit einer oder mehrerer der Befehle --create, --remove und --clean
aufgerufen werden, um die entsprechende Teilmenge der Aktionen auszuwählen.
Beim Aufruf ohne Argumente werden die Direktiven aus den Konfigurationsdateien ausgeführt, die in den
durch tmpfiles.d(5) festgelegten Verzeichnissen gefunden werden. Beim Aufruf mit positionsabhängigen
Argumenten und der Option --replace=PFAD werden auf der Befehlszeile angegebene Argumente anstelle der
Konfigurationsdatei PFAD verwandt. Andernfalls wird nur die durch Befehlszeilenargumente festgelegte
Konfigurationsdatei ausgeführt. Falls anstelle eines Dateinamens die Zeichenkette »-« angegegeben ist,
wird die Konfiguration aus der Standardeingabe gelesen. Falls das Argument ein Dateiname (ohne
Schrägstriche) ist, werden alle Konfigurationsverzeichnisse nach einer passenden Datei durchsucht und die
gefundene Datei mit der höchsten Priorität wird ausgeführt. Falls das Argument ein Pfad ist, wird diese
Datei direkt verwandt, ohne in den Konfigurationsdateien nach anderen passenden Dateien zu suchen.
Systemdienste (systemd-tmpfiles-setup.service, systemd-tmpfiles-setup-dev-early.service,
systemd-tmpfiles-setup-dev.service, systemd-tmpfiles-clean.service) rufen systemd-tmpfiles auf, um
Systemdateien zu erstellen und systemweites Aufräumen vorzunehmen. Diese Dienste lesen vom Administrator
kontrollierte Konfigurationsdateien in den tmpfiles.d/-Verzeichnissen ein. Benutzerdienste
(systemd-tmpfiles-setup.service, systemd-tmpfiles-clean.service) rufen auch systemd-tmpfiles auf, dies
liest aber eine separate Gruppe von Dateien, einschließlich der durch Benutzer kontrollierten Dateien
unter ~/.config/user-tmpfiles.d/ und ~/.local/share/user-tmpfiles.d/ und der durch den Administrator
kontrollierten Dateien unter /usr/share/user-tmpfiles.d/. Benutzer können dies dazu verwenden, Dateien
durch sie gesteuert zu erstellen und aufzuräumen, aber die Systeminstanz führt das globale Aufräumen
durch und wird nicht von der Benutzerkonfiguration beeinflusst. Beachten Sie, dass daher ein in der
Systeminstanz konfiguriertes zeitbasiertes Aufräumen, wie diese typischerweise für /tmp/ konfiguriert
ist, auch von der Benutzerinstanz erstellte Dateien betreffen wird, falls sie in /tmp/ abgelegt sind,
selbst falls das zeitbasierte Aufräumen in der Benutzerinstanz ausgeschaltet ist.
Um Einstellungen erneut anzuwenden, nachdem die Konfiguration verändert wurde, starten Sie einfach
systemd-tmpfiles-clean.service neu, wodurch alle Einstellungen, die problemlos während der Laufzeit
ausgeführt werden können, angewandt werden. Um Fehler in systemd-tmpfiles zu finden, kann es nützlich
sein, es direkt von der Befehlszeile aus mit erhöhter Protokollierstufe aufzurufen (siehe nachfolgenden
$SYSTEMD_LOG_LEVEL).
BEFEHLE UND OPTIONEN
Die folgenden Befehle werden verstanden:
--create
Entfernt alle in der Konfigurationsdatei mit f, F, w, d, D, v, p, L, c, b, m markierten Dateien und
Verzeichnisse oder legt diese an. Mit z, Z, , t, T, a und A markierte Dateien und Verzeichnisse haben
ihre eigenen Besitzer, Zugriffsmodi und Sicherheits-Label.
--clean
Räumt alle Dateien und Verzeichnisse auf, für die ein Parameter konfiguriert ist, der sich auf das
Alter bezieht.
--remove
Entfernt den Inhalt aller mit D oder R markierten Dateien und Verzeichnisse, sowie die mit r oder R
markierten Verzeichnisse selbst, außer auf sie wird eine exklusive oder gemeinsame Sperre gehalten
(siehe flock(2)).
--purge
Falls diese Option übergeben wird, werden alle Dateien und Verzeichnisse, die zur Erstellung durch
die auf der Befehlszeile angegebenen tmpfiles.d/-Dateien erklärt und mit dem Zeichen »$« markiert
wurden, gelöscht. Insbesondere agiert dies auf allen mit f, F, d, D, v, q, Q, p, L, c, b, C, w, e
markierten Dteien und Verzeichnissen. Falls dieser Schalter verwandt wird, muss mindestens eine
tmpfiles.d/-Datei (oder - für die Standardeingabe) auf der Befehlszeile angegeben werden oder der
Aufruf wird aus Sicherheitsgründen abgelehnt (da andernfalls ein Großteil der installierten
Systemdateien entfernt werden könnten).
Der primäre Anwendungsfall für diese Option ist die automatische Entfernung von Dateien und
Verzeichnissen, die ursprünglich im Auftrag eines installierten Pakets zum Zeitpunkt der
Paketentfernung installiert wurden.
Es wird empfohlen, diesen Befehl erstmalig in Kombination mit --dry-run (siehe unten) aufzurufen, um
zu überprüfen, welche Dateien und Verzeichnisse gelöscht werden.
Warnung! Dies ist normalerweise nicht der von Ihnen gewünschte Befehl! Für die meisten Fälle suchen
Sie nach --remove.
Hinzugefügt in Version 256.
--user
Wendet die »Benutzer«-Konfiguration an, d.h. tmpfiles.d/-Dateien in
Benutzerkonfigurationsverzeichnissen.
Hinzugefügt in Version 236.
--boot
Führt auch Zeilen aus, die mit einem Anführungszeichen beginnen. Zeilen, deren Ausführung auf einem
laufenden System nicht sicher sind, können auf diese Art markiert werden. systemd-tmpfiles wird im
Systemstart früh mit angegebenem --boot ausgeführt und wird diese Zeilen ausführen. Bei späterem
Aufruf sollte es ohne --boot aufgerufen werden.
Hinzugefügt in Version 209.
--graceful
Ignoriert Konfigurationszeilen, die unbekannte Benutzer oder Gruppen betreffen. Diese Option ist für
die frühe Systemstartphase gedacht, bevor alle Benutzer und Gruppen erstellt wurden.
Hinzugefügt in Version 254.
--dry-run
Verarbeitet die Konfiguration und gibt aus, welche Aktionen durchgeführt würden, ändert aber nichts
wirklich im Dateisystem.
Hinzugefügt in Version 256.
--prefix=Pfad
Wendet nur jene Regeln an, die auf Pfade mit dem angegebenen Präfix verweisen. Diese Option kann
mehrmals angegeben werden.
Hinzugefügt in Version 212.
--exclude-prefix=Pfad
Ignoriert die Regeln zum Anwenden der Pfade mit dem angegebenen Präfix. Diese Option kann mehrmals
angegeben werden.
Hinzugefügt in Version 207.
-E
Eine Abkürzung für »--exclude-prefix=/dev --exclude-prefix=/proc --exclude-prefix=/run
--exclude-prefix=/sys«, d.h. den Ausschluss von Hierarchien, die typischerweise durch virtuelle oder
Speicherdateisysteme hinterlegt sind. Dies ist in Kombination mit --root= nützlich, falls der
angegebene Verzeichnisbaum einen Betriebssystembaum enthält, der diese
virtuellen/Speicherdateisysteme unter diesen Unterverzeichnissen nicht eingehängt hat, falls
angenommen wird, dass diese zur Laufzeit darüber eingehängt werden.
Hinzugefügt in Version 247.
--root=Wurzel
Akzeptiert einen Verzeichnispfad als Argument. Allen Pfaden wird der angegebene alternative
Wurzel-Pfad vorangestellt, einschließlich der Suchpfade für die Konfiguration.
Wenn diese Option verwandt wird, wird der »Name Service Switch (NSS)« der Libc für die Auflösung von
Benutzern und Gruppen umgangen. Stattdessen werden die Dateien /etc/passwd und /etc/group innerhalb
der alternativen Wurzel direkt gelesen. Dies bedeutet, dass Benutzer/Gruppen, die in diesen Dateien
nicht aufgeführt sind, nicht aufgelöst werden, d.h. LDAP-NIS und andere komplexe Datenbanken werden
nicht berücksichtigt.
Ziehen Sie in Betracht, dies mit -E zu kombinieren, um sicherzustellen, dass der Aufruf keine Dateien
oder Verzeichnisse unterhalb von Einhängepunkten im Betriebssystemabbild, auf dem gearbeitet wird,
anlegt, die typischerweise zur Laufzeit durch Einhängungen überdeckt werden.
Hinzugefügt in Version 212.
--image=Abbild
Akzeptiert einen Pfad zu einer Plattenabbilddatei oder einem Blockgerätenamen. Falls angegeben,
werden alle Aktionen auf das Dateisystem in dem angegebenen Plattenabbild angewandt. Dies ist ähnlich
zu --root=, agiert aber auf Dateisystemen, die in Plattenabbildern oder Blockgeräten gespeichert
sind. Das Plattenabbild sollte entweder nur ein Dateisystem oder eine Reihe von Dateisystemen
innerhalb einer GPT-Partitionstabelle enthalten, die der Spezifikation für auffindbare Partitionen[1]
folgt. Für weitere Informationen über unterstützte Plattenabbilder, siehe den Schalter von
systemd-nspawn(1) mit dem gleichen Namen.
Impliziert -E.
Hinzugefügt in Version 247.
--image-policy=Richtlinie
Akzeptiert gemäß systemd.image-policy(7) eine Abbildrichtlinienzeichenkette als Argument. Die
Richtlinie wird bei Aktionen auf dem mittels --image= angegebenen Plattenabbild durchgesetzt, siehe
oben. Falls nicht angegeben ist die Vorgabe die Richtlinie »*«, d.h. alle erkannten Dateisysteme im
Abbild werden verwandt.
--replace=PFAD
Wird diese Option angegeben, müssen eine oder mehrere positionsbezogene Argumente festgelegt werden.
Alle in den in tmpfiles.d(5) aufgeführten Verzeichnissen gefundenen Konfigurationsdateien werden
gelesen und die auf der Befehlszeile übergebene Konfiguration wird statt der Konfigurationsdatei PFAD
mit der gleichen Priorität wie diese verwandt.
Wenn die Installationsskripte laufen und zum Paket gehörende Dateien noch nicht verfügbar sind, muss
der Inhalt der Skripte auf der Befehlszeile übergeben werden. Diese Option sorgt dafür, dass die
Konfigurationsskripte des Administrators eine höhere Priorität erhalten, sofern diese bereits
existieren.
Hinzugefügt in Version 238.
--cat-config
Kopiert den Inhalt der Konfigurationsdateien in die Standardausgabe. Vor jeder Datei wird der
Dateiname als Kommentar ausgegeben.
--tldr
Kopiert den Inhalt der Konfigurationsdateien in die Standardausgabe. Nur der »interessante« Teil der
Konfigurationsdateien wird ausgegeben, Kommentare und leere Zeilen werden übersprungen. Vor jeder
Datei wird der Dateiname als Kommentar ausgegeben.
--no-pager
Leitet die Ausgabe nicht an ein Textanzeigeprogramm weiter.
-h, --help
Zeigt einen kurzen Hilfetext an und beendet das Programm.
--version
Zeigt eine kurze Versionszeichenkette an und beendet das Programm.
Es ist möglich, --create, --clean und --remove in einem Aufruf zu kombinieren (in diesem Fall wird die
Entfernung und Bereinigung vor der Erstellung neuer Dateien durchgeführt). Zum Beispiel wird während des
Systemstarts die folgende Befehlszeile ausgeführt, um sicherzustellen, dass alle flüchtigen und
temporären Verzeichnisse entsprechend der Konfigurationsdatei entfernt beziehungsweise angelegt werden:
systemd-tmpfiles --remove --create
ZUGANGSBERECHTIGUNGEN
systemd-tmpfiles unterstützt die durch ImportCredential=/LoadCredential=/SetCredential= implementierte
Dienstezugangsberechtigungslogik (siehe systemd.exec(5) für Details). Die folgenden Zugangsberechtigungen
werden verwandt, wenn sie hereingegeben werden:
tmpfiles.extra
Der Inhalt dieser Zugangsberechtigung kann zusätzliche Zeilen, auf die agiert werden soll, enthalten.
Der Zugangsberechtigungsinhalt sollte dem gleichen Format wie jede andere
Ergänzungskonfigurationsdatei für tmpfiles.d/ folgen. Falls diese Zugangsberechtigung hereingegeben
wird, wird sie nach allen anderen, aus dem Dateisystem gelesenen Ergänzungsdateien verarbeitet. Die
Zeilen in der Zugangsberechtigung können daher bestehende Zeilen des Betriebssystems ergänzen, sie
aber nicht außer Kraft setzen.
Hinzugefügt in Version 252.
Beachten Sie, dass standardmäßig die Unit-Datei systemd-tmpfiles-setup.service (und dazu in Bezug
stehende Unit-Dateien) so eingerichtet sind, dass sie die Zugangsberechtigung »tmpfiles.extra« vom
Diensteverwalter erben.
UMGEBUNGSVARIABLEN
$SYSTEMD_LOG_LEVEL
Die maximale Protokollierstufe für ausgegebene Meldungen (Meldungen mit einer höheren
Protokollierstufe, d.h. weniger wichtige, werden unterdrückt). Akzeptiert eine Kommata-getrennte
Liste von Werten. Ein Wert kann einer der folgenden sein (in Reihenfolge absteigender Bedeutung):
emerg, alert, crit, err, warning, notice, info, debug oder eine Ganzzahl im Bereich 0…7. Siehe
syslog(3) für weitere Informationen. Jedem Wert kann optional eine Zeichenkette aus console, syslog,
kmsg oder journal gefolgt von einem Doppelpunkt vorangestellt werden, um die maximale
Protokollierstufe für dieses spezielle Protokollierziel zu setzen (d.h.
SYSTEMD_LOG_LEVEL=debug,console:info legt fest, dass auf der Stufe »debug« protokolliert werden soll,
außer beim Protokollieren auf die Konsole, die auf Stufe »info« erfolgen soll). Beachten Sie, dass
die globale maximale Protokollierstufe Priorität gegenüber jeder zielbezogenen maximalen
Protokollierstufe hat.
$SYSTEMD_LOG_COLOR
Ein logischer Wert. Falls true, werden auf das TTY geschriebene Nachrichten gemäß ihrer Priorität
eingefärbt.
Diese Einstellung ist nur nützlich, falls die Nachrichten direkt auf das Terminal geschrieben werden,
da journalctl(1) und andere Werkzeuge, die Protokolle anzeigen, selbständig Nachrichten gemäß ihrer
Protokollierungsstufe einfärben.
$SYSTEMD_LOG_TIME
Ein logischer Wert. Falls true, wird den Protokollnachrichten der Konsole ein Zeitstempel
vorangestellt.
Diese Einstellung ist nur nützlich, falls die Nachrichten direkt auf das Terminal oder in eine Datei
geschrieben werden, da journalctl(1) und andere Werkzeuge, die Protokolle anzeigen, selbständig
Zeitstempel basierend auf ihren Metadaten den Nachrichten anhängen.
$SYSTEMD_LOG_LOCATION
Ein logischer Wert. Falls true, wird den Protokollnachrichten ein Dateiname und eine Zeilenummer in
dem Quellcode, aus dem die Nachrichten stammen, vorangestellt.
Beachten Sie, dass der Protokollierort sowieso oft als Metadaten zu den Journal-Einträgen angehängt
ist. Die Aufnahme in den Nachrichtentext kann bei der Fehlersuche in Programmen dennoch praktisch
sein.
$SYSTEMD_LOG_TARGET
Das Ziel für Protokolliernachrichten. Entweder console (auf das angehängte TTY protokollieren),
console-prefixed (auf das angehängte TTY protokollieren, aber die Protokollierstufe und »Einrichtung«
voranstellen, siehe syslog(3)), kmsg (in den zirkulären Kernel-Protokollpuffer protokollieren),
journal (in das Journal protokollieren), journal-or-kmsg (in das Journal protokollieren, falls
verfügbar, und andernfalls nach Kmsg), auto (das geeignete Protokollierziel automatisch ermitteln,
die Vorgabe) oder null (die Protokollierung deaktivieren).
$SYSTEMD_PAGER, $PAGER
Zu verwendendes Textanzeigeprogramm, wenn --no-pager nicht angegeben ist. Falls gesetzt, wird
$SYSTEMD_PAGER verwandt, andernfalls $PAGER. setzt $PAGER außer Kraft. Falls weder $SYSTEMD_PAGER
noch $PAGER gesetzt sind, wird eine Reihe wohlbekannter Implementierungen von Textanzeigeprogrammen
der Reihe nach ausprobiert, einschließlich less(1) und more(1), bis eines gefunden wird. Falls keine
Implementierung eines Textanzeigeprogramms gefunden wird, wird keines aufgerufen. Setzen dieser
Umgebungsvariablen auf die leere Zeichenkette oder den Wert »cat« ist äquivalent zur Übergabe von
--no-pager.
Beachten Sie: Falls $SYSTEMD_PAGERSECURE nicht gesetzt ist, können $SYSTEMD_PAGER und $PAGER nur zum
Deaktivieren des Seitenanzeigeprogramms (mit »cat« oder »«) verwandt werden und werden ansonsten
ignoriert.
$SYSTEMD_LESS
Setzt die an less übergebenen Optionen (standardmäßig »FRSXMK«) außer Kraft.
Benutzer könnten insbesondere zwei Optionen ändern wollen:
K
Diese Option weist das Textanzeigeprogramm an, sich sofort beim Druck von Strg-C zu beenden. Um
less die Handhabung von Strg-C selbst zum Umschalten auf die Eingabeaufforderung zu erlauben,
setzen Sie diese Option zurück.
Falls der Wert von $SYSTEMD_LESS kein »K« enthält und less das aufgerufene Textanzeigeprogramm
ist, wird Strg+C durch das Programm ignoriert und muss durch das Textanzeigeprogramm selbst
gehandhabt werden.
X
Diese Option weist das Textanzeigeprogramm an, keine Termcap-Initialisierungs- und
-Deinitalisierungszeichenketten an das Terminal zu senden. Dies ist standardmäßig gesetzt, damit
die Darstellung von Befehlen selbst nach dem Beenden des Textanzeigeprogramms sichtbar bleibt.
Allerdings stehen dadurch einige Funktionen des Textanzeigeprogramms nicht zur Verfügung;
insbesondere ist das Scrollen in der Ausgabe mit der Maus nicht möglich.
Beachten Sie, dass das Setzen der regulären Umgebungsvariablen $LESS keine Auswirkungen auf die
Ausführung von less(1) durch systemd(1)-Werkzeuge hat.
Siehe less(1) für weitere Ausführungen.
$SYSTEMD_LESSCHARSET
Setzt den an less zu übergebenden Zeichensatz (standardmäßig »utf-8«, falls das aufrufende Terminal
als UTF-8-kompatibel erkannt wurde) außer Kraft.
Beachten Sie, dass das Setzen der regulären Umgebungsvariablen $LESSCHARSET keine Auswirkungen auf
die Ausführungen von less(1) durch systemd(1)-Werkzeuge hat.
$SYSTEMD_PAGERSECURE
Typische Seitenanzeigeprogramme wie less(1) unterstützen nebem dem seitenweisen Anzeigen (d.h. dem
Durchlaufen der Ausgabe) das Öffnen von oder Schreiben in andere Dateien und die Ausführung von
beliebigen Shell-Befehlen. Werden Befehle mit erhöhten Berechtigungen, beispielsweise unter sudo(8)
oder pkexec(1), aufgerufen, wird das Seitenanzeigeprogramm zur Sicherheitsgrenze. Es muss darauf
geachtet werden, dass nur Programme mit streng begrenzter Funktionalität als Seitenanzeigeprogramm
verwandt werden und unerwünschte interaktive Funktionalitäten wie das Öffnen oder Erstellen von neuen
Dateien oder das Starten von Subprozessen nicht erlaubt sind. Der »Sichere Modus« für das
Seitenanzeigeprogramm kann wie nachfolgend beschrieben aktiviert werden, falls das
Seitenanzeigeprogramm dies unterstützt (die meisten Seitenanzeigeprogramme sind nicht so geschrieben,
dass sie dies berücksichtigen). Es wird empfohlen, den »Sicheren Modus« explizit zu aktivieren oder
das Seitenanzeigeprogramm komplett mittels --no-pager oder PAGER=cat zu deaktivieren, wenn nicht
vertrauenswürdigen Benutzern die Ausführung von Programmen mit erhöhten Privilegien erlaubt wird.
Diese Option akzeptiert ein logisches Argument. Ist es auf »true« gesetzt, wird der »Sichere Modus«
des Seitenanzeigeprogramms aktiviert. Im »Sicheren Modus« wird LESSSECURE=1 beim Aufruf des
Seitenanzeigeprogramms gesetzt. Dies weist das Seiteanzeigeprogramm an, Befehle zum Öffnen oder
Erstellen von neuen Dateien sowie das Starten von Subprozessen zu deaktivieren. Derzeit ist nur von
less(1) bekannt, dass es diese Variable versteht und den »Sicheren Modus« implementiert.
Ist diese Variable auf »false« gesetzt, unterliegt das Seitenanzeigeprogramm keinen Beschränkungen.
Setzen auf SYSTEMD_PAGERSECURE=0 oder das Beibehalten der Variable von der geerbten Umgebung könnte
den Benutzern die Ausführung beliebiger Befehle erlauben.
Ist $SYSTEMD_PAGERSECURE nicht gesetzt, versuchen die Systemd-Werkzeuge automatisch herauszufinden,
ob der »Sicheren Modus« aktiviert werden soll und ob das Seitenanzeigeprogramm dies unterstützt. Der
»Sichere Modus« wird aktiviert, falls die effektive UID nicht mit der UID des Eigentümers der
Anmeldesitzung übereinstimmt, siehe geteuid(2) und sd_pid_get_owner_uid(3), oder wenn die Ausführung
unter Werkzeugen wie sudo(8) oder ähnlichem erfolgt ($SUDO_UID ist gesetzt [2]). In diesen Fällen
wird SYSTEMD_PAGERSECURE=1 gesetzt und Seitenanzeigeprogramme, von denen nicht bekannt ist, dass sie
den »Sicheren Modus« unterstützen, werden überhaupt nicht verwandt. Beachten Sie, dass diese
automatische Erkennung nur die typischsten Mechanismen zur Erlangung von Privilegien abdeckt und dem
Komfort dient. Es wird empfohlen, explizit $SYSTEMD_PAGERSECURE zu setzen oder das
Seitenanzeigeprogramm zu deaktivieren.
Beachten Sie, dass auch $SYSTEMD_PAGERSECURE gesetzt sein muss, damit die Variablen $SYSTEMD_PAGER
oder $PAGER (außer zum Deaktivieren des Seitenanzeigeprogramms) berücksichtigt werden.
$SYSTEMD_COLORS
Akzeptiert ein logisches Argument. Wenn true, werden systemd und verwandte Hilfswerkzeuge Farben in
ihrer Ausgabe verwenden, andernfalls wird die Ausgabe einfarbig sein. Zusätzlich kann die Variable
eine der folgenden besonderen Werte annehmen: »16«, »256«, um die Verwendung von Farbe auf die
grundlegenden 16 bzw. 256 ANSI-Farben zu beschränken. Dies kann festgelegt werden, um die auf $TERM
und der vorliegenden Verbindung der Konsole basierende automatische Entscheidung außer Kraft zu
setzen.
$SYSTEMD_URLIFY
Dies muss ein logischer Wert sein. Er steuert, ob anklickbare Links für Terminal-Emulatoren, die dies
unterstützen, erstellt werden sollen. Dies kann angegeben werden, um die Entscheidung, die systemd
basierend auf $TERM und anderen Bedingungen trifft, außer Kraft zu setzen.
UNPRIVILEGIERTE --CLEANUP-OPERATION
systemd-tmpfiles versucht die Änderungs- und Zugriffs-Zeitstempel der Verzeichnisse zu erhalten, auf die
es zugreift. Dafür sind CAP_FOWNER-Privilegien erforderlich. Wenn es nicht als Root ausgeführt wird, wird
die Zugriffszeit der Verzeichnisse aktualisiert, die nach zu löschenden Dateien durchsucht werden.
Dadurch kann der tatsächliche Löschvorgang verhindert werden.
EXIT-STATUS
Im Erfolgsfall wird 0 zurückgeliefert. Falls die Konfigurationsdatei syntaktisch ungültig war
(Syntaxfehler, fehlende Argumente, …) und einige Zeilen ignoriert werden mussten, aber keine weiteren
Fehler aufgetreten sind, wird 65 zurückgeliefert (EX_DATAERR aus /usr/include/sysexits.h). Falls die
Konfiguration syntaktisch korrekt war, aber nicht ausgeführt werden konnte (unzureichende Rechte,
Erstellung von Dateien in fehlenden Verzeichnissen, ungültige Inhalte beim Schreiben von /sys/-Werten,
…), wird 73 zurückgeliefert (EX_CANTCREAT aus /usr/include/sysexits.h). Andernfalls wird 1
zurückgeliefert (EXIT_FAILURE aus /usr/include/stdlib.h).
Beachten Sie: Wenn Sie Elemente erstellen und das Ziel bereits existiert, aber vom falschen Typ ist oder
anderweitig nicht auf den erbetenen Zustand passt und keine Zwangsaktion mit »+« erbeten wurde, dann wird
eine Nachricht ausgegeben, aber der Fehlschlag wird ansonsten ignoriert.
SIEHE AUCH
systemd(1), tmpfiles.d(5)
ANMERKUNGEN
1. Spezifikation für auffindbare Partitionen
https://uapi-group.org/specifications/specs/discoverable_partitions_specification
2. Es wird für andere Werkzeuge empfohlen, $SUDO_UID geeignet zu setzen und zu überprüfen und es als
allgemeine Schnittstelle zu behandeln.
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com>
und Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.
Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
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systemd 257.6 SYSTEMD-TMPFILES(8)