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BEZEICHNUNG

       pipe - erstellt eine Pipeline

ÜBERSICHT

       #include <unistd.h>

       int pipe(int pipefd[2]);

       #define _GNU_SOURCE           /* Siehe feature_test_macros(7) */
       #include <fcntl.h>    /* Definitionen der O_*-Konstanten abrufen */
       #include <unistd.h>

       int pipe2(int pipefd[2], int flags);

BESCHREIBUNG

       pipe() erzeugt eine Pipeline, einen unidirektionalen Datenkanal, der für die Kommunikation
       zwischen Prozessen verwendet  werden  kann.  Das  Feld  pipefd  wird  verwendet,  um  zwei
       Dateideskriptoren  für  die  Enden  der  Pipeline  zurückzugeben. pipefd[0] bezeichnet das
       Lese-Ende der Pipeline; pipefd[1] das  Schreib-Ende.  In  das  Schreib-Ende  der  Pipeline
       geschriebene  Daten  werden  durch  den  Kernel  gepuffert,  bis sie aus dem Lese-Ende der
       Pipeline gelesen werden (für weitere Details siehe pipe(7)).

       Falls flags 0 ist, dann ist pipe2() dasselbe wie  pipe().  Um  ein  anderes  Verhalten  zu
       bewirken, können die folgenden Werte in flags bitweise ODER-verknüpft werden:

       O_CLOEXEC
              Setzt  den  Schalter »schließen bei Ausführung« (close-on-exec, FD_CLOEXEC) für die
              beiden neuen Dateideskriptoren. Die Beschreibung  desselben  Schalters  in  open(2)
              begründet, warum das nützlich sein kann.

       O_DIRECT (seit Linux 3.4)
              Erstellt  eine  Pipeline, die E/A im »Paketmodus« durchführt. Jeder write(2) in die
              Pipeline wird als separates Paket gehandhabt und read(2)s aus der  Pipeline  werden
              ein Paket auf einmal lesen. Beachten Sie die folgenden Punkte:

              *  Schreibvorgänge  mit  mehr  als PIPE_BUF Bytes (siehe pipe(7)) werden in mehrere
                 Pakete aufgeteilt. Die Konstante PIPE_BUF ist in <limits.h> definiert.

              *  Falls ein read(2) einen Puffer angibt, der kleiner als das  nächste  Paket  ist,
                 dann wird die angeforderte Anzahl an Bytes gelesen und die überzähligen Bytes im
                 Paket werden verworfen. Es reicht aus, die Puffergröße als  PIPE_BUF  anzugeben,
                 um das größtmögliche Paket zu lesen (siehe hierzu auch den vorherigen Punkt).

              *  Pakete  der  Länge  null  werden  nicht  unterstützt.  (Ein  read(2),  der  eine
                 Pufferlänge der Größe null angibt, ist eine Nulloperation und liefert 0 zurück.)

              Ältere Kernel, die diesen Schalter nicht unterstützen, zeigen dies mit  dem  Fehler
              EINVAL an.

       O_NONBLOCK
              setzt   den   Dateistatus-Schalter   O_NONBLOCK   für   einen  der  beiden  offenen
              Dateideskriptoren. Die Verwendung dieses Schalters spart  zusätzliche  Aufrufe  von
              fcntl(2), um das gleiche Ergebnis zu erreichen.

RÜCKGABEWERT

       Bei  Erfolg  wird  Null  zurückgegeben.  Bei  einem Fehler wird -1 zurückgegeben und errno
       entsprechend gesetzt.

FEHLER

       EFAULT pipefd ist ungültig.

       EINVAL (pipe2()) ungültiger Wert in flags

       EMFILE Die Beschränkung pro-Prozess der Anzahl offener Datei-Deskriptoren wurde erreicht.

       ENFILE Die systemweite Beschränkung für die Gesamtzahl offener Dateien wurde erreicht.

VERSIONEN

       pipe2() wurde zu Linux in der Version 2.6.27 hinzugefügt; Glibc unterstützt  die  Funktion
       seit Version 2.9.

KONFORM ZU

       pipe(): POSIX.1-2001, POSIX.1-2008.

       pipe2() ist Linux-spezifisch.

BEISPIEL

       Das  folgende  Programm  erstellt  eine  Pipeline und erzeugt anschließend mittels fork(2)
       einen Kindprozess; das Kind erbt einen kopierten Satz von Dateideskriptoren  für  dieselbe
       pipeline.  Danach  schließt  jeder Prozess die Deskriptoren, die er nicht für die Pipeline
       benötigt (siehe pipe(7)).  Der  erzeugende  Prozess  schreibt  dann  die  Zeichenfolge  im
       Befehlszeilen-Argument in die Pipeline. Der Kindprozess liest diese Zeichenfolge byteweise
       aus der Pipeline und gibt sie auf der Standardausgabe aus.

   Programmquelltext
       #include <sys/types.h>
       #include <sys/wait.h>
       #include <stdio.h>
       #include <stdlib.h>
       #include <unistd.h>
       #include <string.h>

       main(int argc, char *argv[])
       {
           int pipefd[2];
           pid_t cpid;
           char buf;

           if (argc != 2) {
            fprintf(stderr, "Aufruf: %s <Zeichenkette>\n", argv[0]);
            exit(EXIT_FAILURE);
           }

           if (pipe(pipefd) == -1) {
               perror("Pipeline");    /* Systemfehlermeldung ausgeben */
               exit(EXIT_FAILURE);
           }

           cpid = fork();
           if (cpid == -1) {
               perror("Aufruf von fork(2)");
               exit(EXIT_FAILURE);
           }

           if (cpid == 0) {        /* Kindprozess liest aus Pipeline */
               close(pipefd[1]);   /* nicht verwendetes Schreib-Ende schließen */

               while (read(pipefd[0], &buf, 1) > 0)
                   write(STDOUT_FILENO, &buf, 1);

               write(STDOUT_FILENO, "\n", 1);
               close(pipefd[0]);
               _exit(EXIT_SUCCESS);

           } else {               /* Erzeuger schreibt argv[1] in die Pipeline */
               close(pipefd[0]);  /* nicht verwendetes Lese-Ende schließen */
               write(pipefd[1], argv[1], strlen(argv[1]));
               close(pipefd[1]);          /* der Lesende wird EOF sehen*/
               wait(NULL);                /* auf "das Kind" warten */
               exit(EXIT_SUCCESS);
           }
       }

SIEHE AUCH

       fork(2), read(2), socketpair(2), splice(2), write(2), popen(3), pipe(7)

KOLOPHON

       Diese Seite  ist  Teil  der  Veröffentlichung  4.04  des  Projekts  Linux-man-pages.  Eine
       Beschreibung  des  Projekts,  Informationen,  wie  Fehler gemeldet werden können sowie die
       aktuelle Version dieser Seite finden sich unter http://www.kernel.org/doc/man-pages/.

ÜBERSETZUNG

       Die   deutsche   Übersetzung   dieser   Handbuchseite   wurde   von   Lars    J.    Brandt
       <ljbrandt@jorma.ping.de>,   Martin   Eberhard   Schauer  <Martin.E.Schauer@gmx.de>,  Mario
       Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com>  und  Helge  Kreutzmann  <debian@helgefjell.de>
       erstellt.

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