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BEZEICHNUNG

       feature_test_macros - Feature-Test-Makros

BESCHREIBUNG

       Mit Feature-Test-Makros kann der Programmierer steuern, welche Definitionen aus System-Header-Dateien bei
       der Kompilierung eines Programms verwendet werden.

       HINWEIS:  Um  wirksam  zu  sein,  muss  die  Definition  eines  Feature-Test-Makros  im Quelltext vor den
       #include-Anweisungen  für  die  Header-Dateien  stehen.  Dies  kann  entweder  im   Kompilierbefehl   (cc
       -DMACRO=value)  oder  durch  die  Definition  des  Makros innerhalb des Quellcodes vor dem Einlesen aller
       Header erreicht werden. Die Anforderung, dass das Makro definiert sein muss,  bevor  es  in  irgendwelche
       Header-Dateien  eingebunden  wird,  existiert,  da  sich  Header-Dateien ohne Einschränkungen gegenseitig
       einbinden dürfen. Daher kann beispielsweise  in  den  nachfolgenden  Zeilen  die  Definition  des  Makros
       _GNU_SOURCE  keine  Wirkung  haben,  da  der  Header <abc.h> selbst <xyz.h> einbindet (POSIX erlaubt dies
       explizit):

           #include <abc.h>
           #define _GNU_SOURCE
           #include <xys.h>

       Einige Feature-Test-Makros helfen bei der Erstellung von portablen Anwendungen, indem sie die  Verwendung
       nicht  standardgemäßer  Definitionen  verhindern. Andere Makros können verwendet werden, um gezielt nicht
       standardisierte Definitionen, die sonst per Voreinstellung nicht verwendet werden, zu verwenden.

       Die genauen Auswirkungen jedes der  im  Folgenden  beschriebenen  Feature-Test-Makros  können  Sie  durch
       Auswertung  der  Header-Datei  <features.h> ermitteln. Anmerkung: Applikationen müssen <features.h> nicht
       direkt einbinden; es ist im Gegenteil sogar unerwünscht. Siehe ANMERKUNGEN.

   Spezifikation der Funktion-Test-Makro-Anforderungen in Handbuchseiten
       Wenn eine Funktion die Definition  eines  Feature-Test-Makros  erfordert,  enthält  die  ÜBERSICHT  einer
       Handbuchseit  in  der  Regel  einen  Vermerk  der  folgenden  Form  (dieses  Beispiel  finden  Sie in der
       Handbuchseite von acct(2)):

               #include <unistd.h>

               int acct(const char *filename);

           Mit Glibc erforderliche Makros (siehe feature_test_macros(7)):

               acct(): _BSD_SOURCE || (_XOPEN_SOURCE && _XOPEN_SOURCE < 500)

       Das || bedeutet, dass zwecks Ermittlung der Deklaration  von  acct(2)  aus  <unistd.h>  eine  der  beiden
       folgenden Makro-Definitionen vor dem Einfügen jeglicher Header-Dateien erfolgen muss:

           #define _BSD_SOURCE
           #define _XOPEN_SOURCE        /* oder jeder Wert < 500 */

       Alternativ können gleichwertige Definitionen in den Kompilierbefehl eingebettet werden:

           cc -D_BSD_SOURCE
           cc -D_XOPEN_SOURCE           # Oder jeder Wert < 500

       Beachten  Sie,  dass  einige  Feature-Test-Makros  standardmäßig definiert sind. Daher ist es nicht immer
       erforderlich, die in der ÜBERSICHT angegebenen Feature-Test-Makro(s) explizit anzugeben.

       In wenigen Fällen verwenden Handbuchseiten eine Abkürzung für die Anforderungen  der  Feature-Test-Makros
       (dieses Beispiel stammt aus readahead(2)):

           #define _GNU_SOURCE
           #include <fcntl.h>

       ssize_t readahead(int fd, off64_t *offset, size_t count);

       Dieses  Format  wird  immer  dann angewendet, wenn nur ein einziges Feature-Test-Makro die Verwendung der
       Funktions-Deklaration ermöglicht und das Makro nicht standardmäßig definiert wird.

   Von Glibc »verstandene« Feature-Test-Makros
       In den Absätzen weiter unten wird erläutert, wie Feature-Test-Makros in Linux-Glibc 2.x, x > 0, behandelt
       werden.

       Zuerst eine Zusammenfassung einiger Details für den Ungeduldigen:

       *  In  modernem  Quellcode  müssen  Sie  höchstwahrscheinlich  _POSIX_C_SOURCE  (für   Definitionen   aus
          verschiedenen  Versionen von POSIX.1), _XOPEN_SOURCE (für Definitionen aus verschiedenen Versionen von
          SUS), _GNU_SOURCE (für GNU- und/oder Linux-spezifischem Zeug) und _DEFAULT_SOURCE  (für  normalerweise
          standardmäßig bereitgestellte Definitionen) verwenden.

       *  Bestimmte  Makros sind mit Vorgabewerten definiert. Daher mag es nicht notwendig sein, sie explizit zu
          definieren, obwohl eine oder mehrere Makros in der ÜBERSICHT einer Handbuchseite als benötigt markiert
          sind. Die vollständigen Details der Vorgaben sind später in dieser Handbuchseite dargestellt.

       *  Die Definition von _XOPEN_SOURCE mit einem Wert von 600 oder mehr bewirkt den gleichen Effekt wie  die
          Definition von _POSIX_C_SOURCE mit einem Wert von 200112L oder größer. Hierbei kann

              _POSIX_C_SOURCE >= 200112L

          in  den Feature-Test-Makro-Anforderungen in der ÜBERSICHT einer Handbuchseite ist implizit angenommen,
          dass das Folgende den gleichen Effekt hat:

              _XOPEN_SOURCE >= 600

       *  Die Definition von _XOPEN_SOURCE mit einem Wert von 700 oder mehr bewirkt den gleichen Effekt wie  die
          Definition von _POSIX_C_SOURCE mit einem Wert von 200809L oder größer. Hierbei kann

              _POSIX_C_SOURCE >= 200809L

          in  den Feature-Test-Makro-Anforderungen in der ÜBERSICHT einer Handbuchseite ist implizit angenommen,
          dass das Folgende den gleichen Effekt hat:

              _XOPEN_SOURCE >= 700

       Die Linux-Glibc »versteht« die folgenden Feature-Test-Makros:

       __STRICT_ANSI__
               ISO Standard C. Dieses Makro wird  impliziert  definiert,  wenn  gcc(1)  beispielsweise  mit  den
               Schaltern -std=c99 oder -ansi aufgerufen wird.

       _POSIX_C_SOURCE
               Mit der Definition dieses Makros stellen Header-Dateien Definitionen wie folgt bereit:

               •  Der Wert 1 aktiviert Definitionen gemäß POSIX.1-1990 und ISO C (1990).

               •  Ein Wert gleich oder größer als 2 aktiviert zusätzlich Definitionen gemäß POSIX.2-1992.

               •  Der Wert 199309L oder größer aktiviert Definitionen gemäß POSIX.1b (Echtzeiterweiterungen).

               •  Der Wert 199506L oder größer aktiviert Definitionen gemäß POSIX.1c (Threads).

               •  (Seit  Glibc  2.3.3)  Der Wert 200112L oder größer aktiviert zusätzlich Definitionen gemäß der
                  POSIX.1-2001 Base Specification  (ohne  die  XSI-Erweiterung).  Dieser  Wert  führt  auch  zur
                  Aktivierung von C95- (seit Glibc 2.12) und C99 (seit Glibc 2.10) Funktionalitäten (mit anderen
                  Worten, dies ist äquivalent zur Definition von _ISOC99_SOURCE).

               •  (Seit  Glibc  2.10)  Der  Wert 200809L oder größer aktiviert zusätzlich Definitionen gemäß der
                  POSIX.1-2008 Base Specification (ohne die XSI-Erweiterung).

       _POSIX_SOURCE
               Die Definition dieses überholten Makros mit einem beliebigen Wert hat die gleiche Wirkung wie die
               Definition von _POSIX_C_SOURCE mit dem Wert 1.

               Da  dieses   Makro   veraltet   ist,   ist   es   im   Allgemeinen   nicht   dokumentiert,   wenn
               Feature-Test-Makro-Anforderungen in Handbuchseiten beschrieben werden.

       _XOPEN_SOURCE
               Mit der Definition dieses Makros stellen Header-Dateien Definitionen wie folgt bereit:

               •  Die Zuweisung eines beliebigen Wertes aktiviert Definitionen nach POSIX.1, POSIX.2 und XPG4.

               •  Der Wert 500 oder größer aktiviert zusätzlich die Definitionen für SUSv2 (UNIX 98).

               •  (Seit  Glibc  2.2)  Der Wert 600 oder größer aktiviert zusätzlich Definitionen für SUSv3 (UNIX
                  03, also die POSIX.1-2001 Base Specification und die XSI-Erweiterung) sowie C99-Definitionen.

               •  (Seit Glibc 2.10) Der Wert 700 oder größer aktiviert zusätzlich Definitionen für  SUSv4  (d.h.
                  die POSIX.1-2001 Base Specification und die XSI-Erweiterung).

               Falls  __STRICT_ANSI__  nicht  definiert  ist oder _XOPEN_SOURCE mit einem Wert identisch zu oder
               größer als 500 und weder _POSIX_SOURCE noch _POSIX_C_SOURCE explizit definiert sind  dann  werden
               die folgenden Makros implizit definiert:

               •  _POSIX_SOURCE wird auf den Wert 1 gesetzt.

               •  _POSIX_C_SOURCE wird definiert, entsprechend des Wertes von _XOPEN_SOURCE:

                  _XOPEN_SOURCE < 500
                         _POSIX_SOURCE wird auf den Wert 2 gesetzt.

                  500 <= _XOPEN_SOURCE < 600
                         _POSIX_SOURCE wird auf den Wert 199506L gesetzt.

                  600 <= _XOPEN_SOURCE < 700
                         _POSIX_SOURCE wird auf den Wert 200112L gesetzt.

                  700 <= _XOPEN_SOURCE (seit Glibc 2.10)
                         _POSIX_SOURCE wird auf den Wert 200809L gesetzt.

               Zusätzlich bewirkt die Definition von _XOPEN_SOURCE mit einem Wert von 500 oder mehr den gleichen
               Effekt wie die Definition von _XOPEN_SOURCE_EXTENDED.

       _XOPEN_SOURCE_EXTENDED
               Wenn  dieses  Makro  und  _XOPEN_SOURCE definiert sind, dann werden Definitionen entsprechend den
               XPG4v2- (SUSv1-)UNIX-Erweiterungen (UNIX 95) aktiviert. Wird _XOPEN_SOURCE mit einem Wert von 500
               oder mehr definiert, ist der Effekt identisch  zur  Definition  von  _XOPEN_SOURCE_EXTENDED.  Der
               Einsatz von _XOPEN_SOURCE_EXTENDED in neuem Quellcode sollte vermieden werden.

               Da  die Definition von _XOPEN_SOURCE mit einem Wert von 500 oder mehr den gleichen Effekt wie die
               Definition von _XOPEN_SOURCE_EXTENDED hat, wird das letztere (veraltete) Makro im Allgemeinen  in
               der ÜBERSICHT in Handbuchseiten nicht beschrieben.

       _ISOC99_SOURCE (seit Glibc 2.1.3)
               Aktiviert Deklarationen, die mit dem ISO-C99-Standard konsistent sind.

               Frühere  Glibc  2.1.x-Versionen  verarbeiteten  ein gleichwertiges Makro _ISOC9X_SOURCE (weil der
               C99-Standard noch nicht fertig war). Obwohl die Verwendung dieses Makros obsolet ist, wird es von
               der Glibc weiter zwecks Abwärtskompatibilität unterstützt.

               Die Definition von _ISOC99_SOURCE aktiviert auch ISO C (1990) Anhang 1-Definitionen (»C95«). (Die
               hauptsächliche Änderung in C95 war die Unterstützung für internationale Zeichensätze.)

               Der Aufruf des C-Compilers mit der Option -std=c99 bewirkt den gleichen Effekt wir die Definition
               dieses Makros.

       _ISOC11_SOURCE (seit Glibc 2.16)
               Aktiviert Deklarationen, die mit dem ISO-C11-Standard  konsistent  sind.  Die  Definition  dieses
               Makros aktiviert auch C99- und C95-Funktionalitäten (wie _ISOC99_SOURCE).

               Der Aufruf des C-Compilers mit der Option -std=c11 bewirkt den gleichen Effekt wie die Definition
               dieses Makros.

       _LARGEFILE64_SOURCE
               Aktiviert  Definitionen  für  das  durch  LFS  (Large File Summit) definierte alternative API als
               »Übergangserweiterungen« zu der »Single UNIX Specification«. (Siehe http://opengroup.org/platform
               /lfs.html.) Das alternative API besteht aus einer Reihe von neuen Objekten (d.h.  Funktionen  und
               Typen),  deren Namen mit »64« endet (z. B. off64_t versus off_t, lseek64() versus lseek(), usw.).
               Neue Programme sollten dieses Makro nicht verwenden, sondern _FILE_OFFSET_BITS=64 einsetzen.

       _LARGEFILE_SOURCE
               Dieses Makro wurde traditionell verwandt, um bestimmte  Funktionen  (insbesondere  fseeko(3)  und
               ftello(3))  bereitzustellen,  die  sich  um  Beschränkungen  älterer APIs (fseek(3) und ftell(3))
               kümmerten, die long int für Datei-Offsets verwandten. Dieses Makro ist implizit definiert,  falls
               _XOPEN_SOURCE  mit  einem  Wert  gleich oder größer als 500 definiert ist. Neue Programme sollten
               dieses  Makro  nicht  einsetzen;  um  das  gleiche  Ergebnis  zu  erhalten,  ist  der  empfohlene
               Mechanismus, _XOPEN_SOURCE wie gerade beschrieben oder _FILE_OFFSET_BITS mit einem Wert von 64 zu
               definieren.

       _FILE_OFFSET_BITS
               Wird  diesem  Makro der Wert 64 zugewiesen, werden automatisch Verweise auf 32-Bit-Funktionen und
               -Datentypen  für   Datei-Ein/Ausgabe   und   Dateisystem-Operationen   in   Verweise   auf   ihre
               64-Bit-Pendants  konvertiert.  Dies  ist  für  die  Ein-/Ausgabe  in  und aus großen Dateien (> 2
               Gigabyte) auf  32-Bit-Systemen  nützlich.  (Mit  der  Definition  dieses  Makros  können  korrekt
               geschriebene Programme nach einer einfachen Neukompilierung große Dateien bearbeiten.)

               64-Bit-Systeme  erlauben  natürlich Dateigrößen größer als 2 Gigabyte. Auf diesen Systemen dieses
               Makro hat keine Wirkung.

       _BSD_SOURCE (misbilligt seit Glibc 2.20)
               Mit der Definition dieses Makros mit irgend einem  Wert  stellen  Header-Dateien  BSD-abgeleitete
               Definitionen bereit.

               In   Glibc   bis   einschließlich   2.18   bewirkte  die  Definition  dieses  Makros  auch,  dass
               BSD-Definitionen in manchen Situationen vorgezogen werden,  wenn  sich  Standards  widersprechen.
               Sind  aber eines oder mehrere Makros aus der Gruppe _SVID_SOURCE, _POSIX_SOURCE, _POSIX_C_SOURCE,
               _XOPEN_SOURCE,  _XOPEN_SOURCE_EXTENDED  oder  _GNU_SOURCE  definiert,   werden   BSD-Definitionen
               missachtet.  Seit  Glibc  2.19  führt  _BSD_SOURCE  nicht  mehr  dazu,  dass  BSD-Definitionen im
               Konfliktfall bevorzugt werden.

               Seit Glibc 2.20 wird dieses Makro misbilligt. Es hat jetzt den gleichen Effekt wie die Definition
               von  _DEFAULT_SOURCE,  erzeugt  aber  eine  Compiler-Warnung  (außer  _DEFAULT_SOURCE  ist   auch
               definiert). Verwenden Sie stattdessen _DEFAULT_SOURCE. Um Code zu erlauben, der in Glibc 2.19 und
               älter _BSD_SOURCE und _DEFAULT_SOURCE in Glibc 2.20 und neuer benötigt, um ohne Warnung übersetzt
               zu werden, definieren Sie sowohl _BSD_SOURCE als auch _DEFAULT_SOURCE.

       _SVID_SOURCE (misbilligt seit Glibc 2.20)
               Die  Definition dieses Makros mit einem beliebigen Wert veranlasst Header-Dateien zur Aktivierung
               von von System V abgeleiteten Definitionen. (SVID steht für System V Interface Definition;  siehe
               standards(7).)

               Dieses Makro wird in der gleichen Art wie _BSD_SOURCE seit Glibc 2.20 misbilligt.

       _DEFAULT_SOURCE (seit Glibc 2.19)
               Dieses   Makro  kann  definiert  werden,  um  sicherzustellen,  dass  die  »Standarddefinitionen«
               bereitgestellt werden, selbst wenn die  Vorgaben  ansonsten  deaktiviert  würden.  Dies  passiert
               beispielsweise,  wenn  individuelle  Makros  explizit  definiert  sind oder der Compiler in einem
               seiner »Standardmodi« aufgerufen wird (z.B. cc -std=c99).

               Die »Standard«-Definition umfasst die von  POSIX.1-2008  und  C99  umfassten  sowie  verschiedene
               ursprünglich  aus  BDS und System V abgeleitete Definitionen. In Glibc 2.19 und älter waren diese
               Standardwerte ungefähr zu der folgenden, expliziten Definition identisch:

                   cc -D_BSD_SOURCE -D_SVID_SOURCE -D_POSIX_C_SOURCE=200809

       _ATFILE_SOURCE (seit Glibc 2.4)
               Die Definition dieses Makros mit einem beliebigen Wert veranlasst Header-Dateien zur  Aktivierung
               einer  Auswahl  von  Funktion  mit  der Endung »at«, siehe openat(2). Seit Glibc 2.10 wird dieses
               Makro auch implizit definiert, wenn _POSIX_C_SOURCE mit einem Wert  größer  oder  gleich  200809L
               definiert ist.

       _GNU_SOURCE
               Die  Definition  dieses  Makros  (mit  einem  beliebigen Wert) definiert implizit _ATFILE_SOURCE,
               _LARGEFILE64_SOURCE, _ISOC99_SOURCE, _XOPEN_SOURCE_EXTENDED, _POSIX_SOURCE,  _POSIX_C_SOURCE  mit
               dem  Wert  200809L  (200112L  in  Glibc-Versionen  vor  2.10; 199506L in Glibc-Versionen vor 2.5;
               199309L in Glibc-Versionen vor 2.1) und _XOPEN_SOURCE mit dem Wert 700  (600  in  Glibc-Versionen
               vor  2.10;  500  in  Glibc-Versionen vor 2.2). Darüber hinaus werden verschiedene GNU-spezifische
               Erweiterungen aktiviert.

               Seit Glibc 2.19 hat die Definition von _GNU_SOURCE auch den Effekt, _DEFAULT_SOURCE  implizit  zu
               definieren.  In  Glibc-Versionen  vor  2.20 hatte die Definition von _GNU_SOURCE auch den Effekt,
               _BSD_SOURCE und _SVID_SOURCE implizit zu definieren.

       _REENTRANT
               Historisch war es bei verschiedenen C-Bibliotheken notwendig, dieses Makro  in  allem  Code,  der
               multithreaded  ist,  zu  definieren.  (Einige  C-Bibliotheken könnten dies noch immer benötigen).
               Unter  Glibc  legte  dieses  Makro  auch  Definitionen  von  bestimmten,   wiedereintrittsfähigen
               Funktionen offen.

               Allerdings ist Glibc standardmäßig seit vielen Jahren Thread-sicher (seit Glibc 2.3). Der einzige
               Effekt der Definition von _REENTRANT war, dass sie auch eine oder zwei der gleichen Deklarationen
               aktivierte,  die  auch  durch  die Definition von _POSIX_C_SOURCE mit einem Wert von 199606L oder
               höher aktiviert werden.

               _REENTRANT ist jetzt veraltet. In  Glibc  2.25  und  neuer  ist  die  Definition  von  _REENTRANT
               äquivalent  zur  Definition  von  _POSIX_C_SOURCE  mit  dem Wert 199606L. Falls durch eine andere
               Methode eine höhere Konformitätsstufe (wie _POSIX_C_SOURCE selbst, _XOPEN_SOURCE, _DEFAULT_SOURCE
               oder _GNU_SOURCE) ausgewählt wird, hat die Definition von _REENTRANT keinen Effekt.

               Dieses Makro wird automatisch definiert, falls mit cc -pthread kompiliert wird.

       _THREAD_SAFE
               Synonym für  das  (veraltete)  _REENTRANT;  wird  für  die  Kompatibilität  mit  einigen  anderen
               Implementierungen bereitgestellt.

       _FORTIFY_SOURCE (seit Glibc 2.3.4)
               Die  Definition  dieses  Makros führt dazu, dass ein paar leichtgewichtige Prüfungen durchgeführt
               werden,  um  einige  Pufferüberlauffehler   beim   Einsatz   verschiedener   Zeichenketten-   und
               Speicherveränderungsfunktionen  (beispielsweise  bei  memcpy(3), memset(3), stpcpy(3), strcpy(3),
               strncpy(3), strcat(3), strncat(3), sprintf(3), snprintf(3),  vsprintf(3),  vsnprintf(3),  gets(3)
               und  deren  Weitzeichenvarianten)  zu  erkennen.  Bei  einigen Funktionen wird die Konsistenz der
               Argumente geprüft, beispielsweise dass bei open(2) ein Argument mode übergeben  wurde,  wenn  die
               angegebenen  Schalter  O_CREAT  enthalten. Es werden nicht alle Probleme sondern lediglich einige
               häufige Fälle erkannt.

               Ist der Wert von _FORTIFY_SOURCE gleich 1 und die  Compiler-Optimierungsstufe  1  (gcc -O1)  oder
               höher,  erfolgt  eine  Beschränkung auf Kontrollen, die das Verhalten standardkonformer Programme
               nicht ändern sollten. Wird _FORTIFY_SOURCE auf 2 gesetzt, werden ein paar Kontrollen hinzugefügt,
               die aber Fehler in einigen standardkonformen Programmen bewirken könnten.

               Einige der Prüfungen können bei der Kompilierung ausgeführt  werden  (mittels  in  Header-Dateien
               implementierter  Makrologik)  und  führen  zu  Compiler-Warnungen,  andere  Kontrollen finden zur
               Laufzeit statt und führen zu einem Laufzeitfehler, wenn die Überprüfung fehlschlägt.

               Die Verwendung dieses Makros benötigt die Unterstützung durch den Compiler. Diese ist  in  gcc(1)
               seit Version 4.0 verfügbar.

   Standarddefinitionen, implizite Definitionen und Kombinationsdefinitionen
       Ohne  explizit  definierte  Feature-Test-Makros  werden  standardmäßig  die folgenden Feature-Test-Makros
       definiert: _BSD_SOURCE (in Gblic 2.19 und älter), _SVID_SOURCE (in Glibc 2.19 und älter), _DEFAULT_SOURCE
       (seit Glibc 2.19)_POSIX_SOURCE und _POSIX_C_SOURCE=200809L (200112L in Glibc-Versionen vor 2.10;  199506L
       in Glibc-Versionen vor 2.4; 199309L in Glibc-Versionen vor 2.1).

       Wenn   eines   von   __STRICT_ANSI__,   _ISOC99_SOURCE,  _POSIX_SOURCE,  _POSIX_C_SOURCE,  _XOPEN_SOURCE,
       _XOPEN_SOURCE_EXTENDED, _BSD_SOURCE (in Glibc 2.19 und älter) oder _SVID_SOURCE (in Glibc 2.19 und älter)
       explizit definiert ist, dann werden standardmäßig _BSD_SOURCE,  _SVID_SOURCE  und  _DEFAULT_SOURCE  nicht
       definiert.

       Sind  _POSIX_SOURCE  und  _POSIX_C_SOURCE nicht explizit definiert und entweder __STRICT_ANSI__ ist nicht
       definiert oder _XOPEN_SOURCE hat einen Wert von 500 oder mehr, dann

       *  wird _POSIX_SOURCE auf den Wert 1 gesetzt und

       *  _POSIX_C_SOURCE erhält einen der folgenden Werte:

          •  2, falls _XOPEN_SOURCE mit einem Wert kleiner als 500 definiert ist;

          •  199506L, falls _XOPEN_SOURCE mit einem Wert größer oder gleich 500 und kleiner  als  600  definiert
             ist; oder

          •  (Seit Glibc 2.4) 200112L, falls _XOPEN_SOURCE mit einem Wert größer oder gleich 600 und kleiner als
             700 definiert ist.

          •  (Seit Glibc 2.4) 200809L, falls _XOPEN_SOURCE mit einem Wert größer oder gleich 700 definiert ist.

          •  Ältere Versionen von Glibc kennen die Werte 200112L und 200809L für _POSIX_C_SOURCE nicht, der Wert
             für das Makro hängt also von der Glibc-Version ab.

          •  Wenn  _XOPEN_SOURCE  nicht  definiert  ist,  hängt  der  zulässige Wert von _POSIX_C_SOURCE von der
             Glibc-Version ab: 199506L für Glibc-Versionen vor 2.4; 200112L für Glibc 2.4 bis  2.9  und  200809L
             seit Glibc 2.10.

       Es können mehrere Makros definiert werden, die Effekte akkumulieren sich.

KONFORM ZU

       POSIX.1 legt _POSIX_C_SOURCE, _POSIX_SOURCE und _XOPEN_SOURCE fest.

       _XOPEN_SOURCE_EXTENDED  wurde  von XPG4v2 (auch bekannt als SUSv1) spezifiziert, ist aber in in SUSv2 und
       neuer vorhanden. _FILE_OFFSET_BITS kommt in keinem Standard vor,  wird  aber  auf  verschiedenen  anderen
       Implementierungen verwendet.

       _BSD_SOURCE,  _SVID_SOURCE, _DEFAULT_SOURCE, _ATFILE_SOURCE, _GNU_SOURCE, _FORTIFY_SOURCE, _REENTRANT und
       _THREAD_SAFE sind Linux-spezifisch (Glibc).

ANMERKUNGEN

       <features.h> ist eine Linux/Glibc-spezifische Header-Datei. Andere Systeme  verfügen  über  eine  analoge
       Datei,  die  in der Regel einen anderen Namen trägt. Diese Header-Datei wird bei Bedarf automatisch durch
       andere Header-Dateien einbezogen: sie muss nicht explizit einbezogen werden,  um  Feature-Test-Makros  zu
       verwenden.

       Je  nachdem,  welche der oben genannten Feature-Test-Makros definiert sind, definiert <features.h> intern
       verschiedene weitere Makros, die von anderen Glibc-Header-Dateien  überprüft  werden.  Die  Namen  dieser
       Makros beginnen mit zwei vorangestellten Unterstrichen (z. B. __USE_MISC). Programme sollten diese Makros
       nie  direkt  definieren:  stattdessen  sollten  die  passenden Feature-Test-Makro(s) aus der obigen Liste
       eingesetzt werden.

BEISPIEL

       Mit dem folgenden Programm können Sie erkunden, wie die verschiedenen  Feature-Test-Makros  abhängig  von
       der  Glibc-Version  und  welche  explizit gesetzt werden. Die folgende Shell-Sitzung auf einem System mit
       Glibc 2.10 zeigt einige Beispiele für mögliche Ausgaben:

           $ cc ftm.c
           $ ./a.out
           _POSIX_SOURCE definiert
           _POSIX_C_SOURCE definiert: 200809L
           _BSD_SOURCE definiert
           _SVID_SOURCE definiert
           _ATFILE_SOURCE definiert
           $ cc -D_XOPEN_SOURCE=500 ftm.c
           $ ./a.out
           _POSIX_SOURCE definiert
           _POSIX_C_SOURCE definiert: 199506L
           _XOPEN_SOURCE definiert: 500
           $ cc -D_GNU_SOURCE ftm.c
           $ ./a.out
           _POSIX_SOURCE definiert
           _POSIX_C_SOURCE definiert: 200809L
           _ISOC99_SOURCE definiert
           _XOPEN_SOURCE definiert: 700
           _XOPEN_SOURCE_EXTENDED definiert
           _LARGEFILE64_SOURCE definiert
           _BSD_SOURCE definiert
           _SVID_SOURCE definiert
           _ATFILE_SOURCE definiert
           _GNU_SOURCE definiert

   Programmquelltext

       /* ftm.c */

       #include <stdio.h>
       #include <unistd.h>
       #include <stdlib.h>

       int
       main(int argc, char *argv[])
       {
       #ifdef _POSIX_SOURCE
           printf("_POSIX_SOURCE definiert\n");
       #endif

       #ifdef _POSIX_C_SOURCE
           printf("_POSIX_C_SOURCE definiert: %ldL\n", (long) _POSIX_C_SOURCE);
       #endif

       #ifdef _ISOC99_SOURCE
           printf("_ISOC99_SOURCE definiert\n");
       #endif

       #ifdef _ISOC11_SOURCE
           printf("_ISOC11_SOURCE definiert\n");
       #endif

       #ifdef _XOPEN_SOURCE
           printf("_XOPEN_SOURCE definiert: %d\n", _XOPEN_SOURCE);
       #endif

       #ifdef _XOPEN_SOURCE_EXTENDED
           printf("_XOPEN_SOURCE_EXTENDED definiert\n");
       #endif

       #ifdef _LARGEFILE64_SOURCE
           printf("_LARGEFILE64_SOURCE definiert\n");
       #endif

       #ifdef _FILE_OFFSET_BITS
           printf("_FILE_OFFSET_BITS definiert: %d\n", _FILE_OFFSET_BITS);
       #endif

       #ifdef _BSD_SOURCE
           printf("_BSD_SOURCE definiert\n");
       #endif

       #ifdef _SVID_SOURCE
           printf("_SVID_SOURCE definiert\n");
       #endif

       #ifdef _DEFAULT_SOURCE
           printf("_DEFAULT_SOURCE definiert\n");
       #endif

       #ifdef _ATFILE_SOURCE
           printf("_ATFILE_SOURCE definiert\n");
       #endif

       #ifdef _GNU_SOURCE
           printf("_GNU_SOURCE definiert\n");
       #endif

       #ifdef _REENTRANT
           printf("_REENTRANT definiert\n");
       #endif

       #ifdef _THREAD_SAFE
           printf("_THREAD_SAFE definiert\n");
       #endif

       #ifdef _FORTIFY_SOURCE
           printf("_FORTIFY_SOURCE definiert\n");
       #endif

           exit(EXIT_SUCCESS);
       }

SIEHE AUCH

       libc(7), standards(7)

       Der Abschnitt »Feature Test Macros« unter info libc.

       /usr/include/features.h

KOLOPHON

       Diese Seite ist Teil der Veröffentlichung  5.03  des  Projekts  Linux-man-pages.  Eine  Beschreibung  des
       Projekts, Informationen, wie Fehler gemeldet werden können sowie die aktuelle Version dieser Seite finden
       sich unter https://www.kernel.org/doc/man-pages/.

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Martin Eberhard Schauer <Martin.E.Schauer@gmx.de>
       und Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese  Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
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       Wenn Sie Fehler in der Übersetzung dieser  Handbuchseite  finden,  schicken  Sie  bitte  eine  E-Mail  an
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Linux                                             6. März 2019                            FEATURE_TEST_MACROS(7)