focal (8) hwclock.8.gz

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BEZEICHNUNG

       hwclock - Zeituhren-Hilfswerkzeug

ÜBERSICHT

       hwclock [Funktion] [Option …]

BESCHREIBUNG

       hwclock   ist   ein   Administrationswerkzeug   für   die  verschiedenen  Uhren.  Es  kann  die  aktuelle
       Hardware-Uhrzeit anzeigen, die Hardware-Uhr auf eine angegebene Zeit stellen, die Hardware-Uhr  nach  der
       Systemzeit  stellen oder umgekehrt, eine Hardware-Uhr-Abweichung ausgleichen, die Zeitskala der Systemuhr
       korrigieren, die Zeitzone des Kernels, die NTP-Zeitskala und die Epoche (nur Alpha) setzen und zukünftige
       Hardware-Uhrwerte, basierend auf der Abweichungsrate, vorhersagen.

       Seit  v2.26  gibt  es wichtige Änderungen an der Funktion --hctosys, der Option --directisa und eine neue
       Option --update-drift wurde hinzugefügt. Lesen Sie die entsprechenden Beschreibungen unten.

FUNKTIONEN

       Die folgenden Funktionen schließen sich gegenseitig aus, nur eine kann ausgewählt werden. Die Vorgabe ist
       --show, falls keine angegeben wurde.

       -a, --adjust
              fügt  Zeit  zur  Hardware-Uhr hinzu oder zieht diese ab, um eine systematische Abweichung seit dem
              letzten Setzen oder Anpassen der Hardware-Uhr auszugleichen. Siehe  die  nachfolgende  Erklärungen
              unter Die Adjust-Funktion.

       --getepoch
       --setepoch
              Diese  Funktionen  sind  nur  für Alpha-Maschinen. Sie sind nur durch den Linux-Kernel-RTC-Treiber
              verfügbar.

              Sie werden verwandt, um den Kernel-Wert der Hardware-Uhr-Epoche zu lesen und zu setzen. Epoche ist
              das  Jahr,  auf  dass  sich  der Nullwert der Hardware-Uhr bezieht. Wenn das BIOS der Maschine zum
              Beispiel die Konvention verwenden, dass die Jahreszählung  in  der  Hardware-Uhr  die  Anzahl  der
              vollen  Jahre  seit  1952 enthält, dann muss der Epochenwert der Hardware-Uhr des Kernels auf 1952
              gesetzt werden.

              Die Funktion --setepoch benötigt die Option --epoch, um das Jahr festzulegen. Beispiel:

                  hwclock --setepoch --epoch=1952

              Der RTC-Treiber versucht, den korrekten Wert der Epoche zu raten, daher kann  es  nicht  notwendig
              sein, ihn anzugeben.

              Dieser Epochenwert wird verwendet, wenn hwclock die Hardware-Uhr auf einer Alpha-Maschine ausliest
              oder stellt. Für ISA-Maschinen verwendet der Kernel die feste Hardware-Uhr-Epoche 1900.

       --predict
              sagt basierend auf der mit der Option --date angegebene Zeit und der Information  in  /etc/adjtime
              vorher,  was  die  Hardware-Uhr  in  der Zukunft anzeigen wird. Dies ist zum Beispiel nützlich, um
              Abweichungen zu berücksichtigen, wenn das Hardware-Uhr-Aufwachen  (d.h.  ein  Alarm)  eingerichtet
              wird. Siehe rtcwake(8).

              Verwenden  Sie  diese  Funktion  nicht,  falls  die Hardware-Uhr durch irgendetwas anderes als den
              Befehl hwclock des aktuellen Betriebssystems verändert wird, wie dem »11-Minuten-Modus« oder durch
              das Starten eines anderen Betriebssystems.

       -r, --show
       --get
              liest  die  Hardware-Uhr  und  schreibt  ihre  Zeit in die Standardausgabe im ISO 8601-Format. Die
              angezeigte Zeit ist stets die lokale Zeit, selbst wenn Sie die Hardware-Uhr auf die Weltzeit (UTC)
              eingestellt haben, siehe die Option --localtime.

              Die Anzeige der Hardware-Uhrzeit ist die Vorgabe, falls keine Funktion angegeben ist.

              Die  Funktion  --get  wendet  auch  Korrekturen  für  die  Abweichung auf die eingelesene Zeit an,
              basierend auf Informationen aus /etc/adjtime.  Verwenden  Sie  diese  Funktion  nicht,  falls  die
              Hardware-Uhr  von  irgendetwas  anderem  außer  dem  Befehl  hwclock des aktuellen Betriebssystems
              verändert wird, wie dem »11-Minute-Modus« oder vom Dualstarten eines anderen Betriebssystems.

       -s, --hctosys
              stellt die Systemuhr aus  der  Hardware-Uhr.  Die  aus  der  Hardware-Uhr  eingelesene  Zeit  wird
              bezüglich der systematischen Abweichung ausgeglichen, bevor die Systemuhr gestellt wird. Lesen Sie
              die Diskussion weiter unten, unter Die Adjust-Funktion.

              Die Systemzeit muss in der UTC-Zeitskala gehalten werden, damit Anwendungen  im  Zusammenhang  mit
              der  für  das  System konfigurierten Zeitzone arbeiten. Falls die Hardware-Uhr in der lokalen Zeit
              gehalten wird, dann muss die daraus gelesene Zeit in die UTC-Zeitskala  verschoben  werden,  bevor
              sie zum Setzen der Systemuhr verwandt wird. Die Funktion --hctosys erledigt dies basierend auf den
              Informationen in der Datei /etc/adjtime  oder  aus  den  Befehlszeilenargumenten  --localtime  und
              --utc.  Hinweis: Es wird keine Sommerzeitanpassung durchgeführt. Siehe die Diskussion weiter unten
              unter LOKAL vs. UTC.

              Der Kernel hält auch einen Zeitzonenwert, die Funktion --hctosys setzt ihn auf den für das  System
              konfigurierten  Wert.  Die  Systemzeitzone  wird  durch  die  TZ-Umgebungsvariable  oder die Datei
              /etc/localtime  konfiguriert,  wie  tzset(3)  sie  interpretieren  würde.   Das   veraltete   Feld
              »tz_dsttime«  des  Kernel-Zeitzonenwerts  wird  auf Null gesetzt. Details zur ehemaligen Bedeutung
              dieses Feldes finden Sie in settimeofday(2).

              Wird die Funktion --hctosys durch Verwendung in einem Systemstartskript  der  erste  Aufrufer  von
              settimeofday(2),   dann   wird   über   die  Kernelvariable  persistent_clock_is_local  der  NTP-‐
              »11-Minuten-Modus« gesetzt. Falls die Hardware-Uhr-Zeitskalenkonfiguration geändert wird, ist  ein
              Systemneustart  notwendig,  um  den  Kernel  zu informieren. Lesen Sie die Diskussion weiter unten
              unter Automatischer Abgleich der Hardware-Uhr durch den Kernel.

              Dies ist eine gute Funktion für die Ausführung in einem der Startskripte  des  Systems  bevor  die
              Dateisysteme im Lese-/Schreibmodus eingehängt werden.

              Diese  Funktion  sollte  niemals auf einem laufenden System verwandt werden. Springende Systemzeit
              führt zu Problemen, wie fehlerhaften Dateisystemzeitstempeln. Falls auch  etwas  die  Hardware-Uhr
              geändert hat, wie NTPs »11-Minuten-Modus«, dann wird --hctosys die Zeit durch Berücksichtigung der
              Abweichungsausgleichung inkorrekt einstellen.

              Die Abweichungsausgleichung kann durch Setzen des  Abweichungsfaktors  in  /etc/adjtime  auf  Null
              unterdrückt  werden.  Diese Einstellung ist dauerhaft, solange wie die Option --update-drift nicht
              zusammen mit --systohc beim Herunterfahren des Systems (oder irgendwann sonst) verwandt wird. Eine
              andere  Möglichkeit,  dies  zu  unterdrücken besteht durch die Option --noadjfile beim Einsatz der
              Funktion --hctosys. Eine dritte Methode besteht im Löschen der Datei  /etc/adjtime.  Hwclock  wird
              dann  standardmäßig  die  UTC-Zeitskala  für die Hardware-Uhr verwenden. Falls die Hardware-Uhr in
              lokaler Zeit läuft, muss das in  dieser  Datei  definiert  werden.  Dies  kann  durch  Aufruf  von
              hwclock --localtime --adjust  erfolgen.  Wenn  die  Datei  nicht vorhanden ist, wird dieser Befehl
              nicht wirklich die Uhr anpassen sondern wird die Datei mit der  konfigurierten  lokalen  Zeit  und
              einem Abweichungsfaktor von Null anlegen.

              Eine  Bedingung,  unter  der die Abweichungskorrektur von hwclock verhindert werden sollte, könnte
              beim Dualstart von mehreren Betriebssystemen vorliegen. Falls, während  diese  Instanz  von  Linux
              angehalten   ist,   ein   anderes   Betriebssystem   die   Hardware-Uhr   stellt,  dann  wird  die
              Abweichungskorrektur nach dem Start dieser Instanz bei der Anwendung inkorrekt sein.

              Damit die Abweichungskorrektur von hwclock korrekt funktioniert, ist es zwingend, dass nichts  die
              Hardware-Uhr ändert, während die Linux-Instanz nicht läuft.

       --set  setzt  die  Hardware-Uhr  auf  die  durch  die  Option --date angegebene Zeit und aktualisiert die
              Zeitstempel in /etc/adjtime. Mit  der  Option  --update-drift  wird  der  Abweichungsfaktor  (neu)
              berechnet.  Versuchen  Sie,  die Option wegzulassen, falls --set fehlschlägt. Siehe --update-drift
              unten.

       --systz
              Dies ist eine Alternative zu der Funktion --hctosys, die nicht die Hardware-Uhr  liest  und  nicht
              die  Systemzeit  setzt.  Entsprechend  gibt  es  auch  keine Korrektur der Abweichung. Sie ist für
              Hochfahrskripte auf Systemen mit Kerneln höher als 2.6 gedacht, bei denen  Sie  wissen,  dass  die
              Systemuhr bereits vom Kernel während des Systemstarts aus der Hardware-Uhr gesetzt wurde.

              Dies führt die folgenden Dinge aus, die weiter oben in der Funktion --hctosys beschrieben sind:

              • Korrigiert  die  Systemuhrzeitskala  auf  UTC  wie  benötigt. Anstatt aber dies durch Setzen der
                Systemuhr zu erreichen, informiert hwclock einfach den  Kernel  und  der  kümmert  sich  um  die
                Änderung.

              • Setzt die NTP »11-Minuten-Modus«-Zeitskala des Kernels

              • Setzt die Zeitzone des Kernels

              Die  ersten  zwei  sind nur beim ersten Aufruf von settimeofday(2) nach dem Systemstart verfügbar.
              Konsequenterweise ergeben diese Optionen nur bei der Verwendung in Systemstartskripten Sinn. Falls
              die  Hardware-Uhr-Zeitskalenkonfiguration  geändert wird, ist ein Systemneustart notwendig, um den
              Kernel zu informieren.

       -w, --systohc
              setzt die Hardware-Uhr aus der Systemuhr und aktualisiert die Zeitstempel in /etc/adjtime. Mit der
              Option  --update-drift  wird auch der Abweichungsfaktor (neu) berechnet. Versuchen Sie es ohne die
              Option, falls --systohc fehlschlägt. Siehe --update-drift weiter unten.

       -V, --version
              zeigt Versionsinformationen an und beendet das Programm.

       -h, --help
              zeigt einen Hilfetext an und beendet das Programm.

OPTIONEN

       --adjfile=Dateiname
              setzt den vorgegebenen Dateipfad /etc/adjtime außer Kraft.

       --date=Datumszeichenkette
              Diese Option muss zusammen mit den Funktionen --set oder --predict  verwandt  werden,  andernfalls
              wird sie ignoriert.

                  hwclock --set --date='16:45'

                  hwclock --predict --date='2525-08-14 07:11:05'

              Das Argument muss in lokaler Zeit sein, selbst wenn Sie Ihre Hardware-Uhr in UTC halten. Siehe die
              Option --localtime. Daher sollte das Argument keine Zeitzoneninformationen  enthalten.  Es  sollte
              auch  keine  relative  Zeit  wie  »+5  minutes« sein, da hwclocks Genauigkeit von dem Zusammenhang
              zwischen dem Wert des Arguments und dem Zeitpunkt, zu dem die Eingabetaste gedrückt wird, abhängt.
              Sekundenbruchteile  werden  ohne  Rückmeldung  abgeschnitten.  Diese  Option  kann viele Zeit- und
              Datumsformate erkennen, aber die vorhergehenden Parameter sollten beachtet werden.

       --delay=Sekunden
              Diese Option erlaubt es, die intern verwandte Verzögerung beim Setzen der Uhrzeit zu  ändern.  Die
              Vorgabe  ist  0.5  (500  ms)  für  rtc_cmos, für andere RTC-Typen ist die Verzögerung 0. Falls der
              RTC-Typ  nicht  (aus  Sysfs)  bestimmt  werden  kann,  dann   ist   die   Vorgabe   aufgrund   der
              Rückwärtskompatibilität auch 0.5.

              Die  Standardverzögerung  von  500  ms  basiert  auf  der häufig verwandten, MC146818A-kompatiblen
              (X86-)Hardwareuhr. Die Hardwareuhr kann nur auf ganzzahlige Zeiten plus eine halbe Sekunde gesetzt
              werden.  Die  Ganzzahlzeit ist notwendig, da es keine Schnittstelle gibt, um Sekundenbruchteile zu
              setzen oder abzufragen. Die zusätzliche halbe Sekunde Verzögerung erfolgt, da die Hardwareuhr sich
              auf   die   folgende   Sekunde  genau  500  ms  nach  dem  Setzen  der  neuen  Zeit  aktualisiert.
              Unglücklicherweise ist dieses Verhalten hardwareabhängig und in einigen Fällen  wird  eine  andere
              Verzögerung benötigt.

       -D, --debug
              Verwenden  Sie  --verbose.  Die  Option  --debug  ist  veraltet  und  kann  in  einer  zukünftigen
              Veröffentlichung einer neuen Verwendung zugeführt oder entfernt werden.

       --directisa
              Diese Option ist auf ISA-kompatiblen Maschinen (einschließlich X86 und X86_64 von  Bedeutung.  Auf
              anderen   Maschinen   hat  sie  keine  Auswirkungen.  Diese  Option  weist  hwclock  explizit  an,
              E/A-Anweisungen für den Zugriff auf die  Hardware-Uhr  vorzunehmen.  Ohne  diese  Option  versucht
              hwclock,   die   RTC-Gerätdatei   zu   verwenden,  wobei  angenommen  wird,  dass  diese  mit  dem
              Linux-RTC-Gerätetreiber läuft. Seit v2.26 wird er nicht mehr automatisch directisa verwenden, wenn
              der RTC-Treiber nicht verfügbar ist. Dies führte zu unsicheren Bedingungen, die es erlaubten, dass
              zwei Prozesse auf die Hardware-Uhr gleichzeitig zugreifen konnten. Direkter  Hardware-Zugriff  aus
              dem  Benutzerraum sollte nur zum Testen, zur Fehlersuche und als letzte Rettung, wenn alle anderen
              Methoden fehlschlagen, verwandt werden. Siehe die Option --rtc.

       --epoch=Jahr
              Diese Option ist notwendig, wenn die Funktion --setepoch verwandt  wird.  Das  minimale  Jahr  ist
              1900. Das maximale ist systemabhängig (ULONG_MAX - 1).

       -f, --rtc=Dateiname
              Setzt  den  Vorgabe-RTC-Dateinamen  von  hwclock  außer  Kraft. Andernfalls wird der erste aus der
              folgenden Liste (in dieser Reihenfolge) verwandt:
                  /dev/rtc0
                  /dev/rtc
                  /dev/misc/rtc
              Für IA-64:
                  /dev/efirtc
                  /dev/misc/efirtc

       -l, --localtime
       -u, --utc
              zeigt an, auf welche Zeitskala die Hardware-Uhr gesetzt ist.

              Die Hardware-Uhr kann konfiguriert sein, entweder UTC oder  die  lokale  Zeitskala  zu  verwenden,
              allerdings gibt es nichts in der Uhr, das angibt, welche der Varianten gewählt wurde. Die Optionen
              --localtime und --utc übergeben diese Information an den Befehl hwclock.  Falls  Sie  das  Falsche
              festlegen (oder keines angeben und die falsche Voreinstellung nehmen) werden sowohl das Setzen als
              auch das Lesen der Hardware-Uhr inkorrekt sein.

              Falls Sie weder --utc noch --localtime angeben, dann wird  die  zuletzt  mit  der  Setzen-Funktion
              (--set,  --systohc  oder --adjust) verwendete benutzt, wie dies in /etc/adjtime aufgezeichnet ist.
              Falls die adjtime-Datei nicht existiert, wird UTC als Vorgabe verwendet.

              Hinweis: Zeitübergangs-Änderungen können inkonsistent sein, falls die Hardware-Uhr in lokaler Zeit
              betrieben wird. Lesen Sie die Diskussion weiter unten unter LOKAL vs. UTC.

       --noadjfile
              deaktiviert die von /etc/adjtime bereitgestellten Leistungen. hwclock liest oder schreibt nicht in
              diese Datei, wenn diese Option angegeben ist. Entweder --utc oder --localtime  müssen  mit  dieser
              Option angegeben werden.

       --test ändert  tatsächlich  nichts  am  System, d.h. die Uhren oder /etc/adjtime (diese Option impliziert
              --verbose).

       --update-drift
              aktualisiert den Abweichungsfaktor der Hardware-Uhr in /etc/adjtime. Sie  kann  nur  zusammen  mit
              --set oder --systohc verwandt werden.

              Zwischen  Einstellungen ist minimal ein Abstand von vier Stunden notwendig. Damit werden ungültige
              Berechnungen  vermieden.  Je  länger  die  Periode,  desto  präziser  wird  der   sich   ergebende
              Abweichungsfaktor sein.

              Diese  Option  wurde  in  v2.26  hinzugefügt,  da  typischerweise auf Systemen beim Herunterfahren
              hwclock --systohc  aufgerufen  wird.  Mit  dem  alten  Verhalten  würde  dabei   automatisch   der
              Abweichungsfaktor (neu) berechnet werden, wodurch mehrere Probleme entstanden:

              • Wird NTP mit einem »11-Minuten-Modus«-Kernel verwandt, würde der Abweichungsfaktor auf fast Null
                verfremdet.

              • Es würde nicht die  Verwendung  von  »kalter«-Abweichungskorrektur  erlauben.  Bei  den  meisten
                Konfigurationen  führt  die »kalte« Abweichungskorrektur zu besseren Ergebnissen. Kalt bedeutet,
                wenn die Maschine ausgeschaltet ist, was eine wesentliche Auswirkung auf  den  Abweichungsfaktor
                haben kann.

              • (Neu-)Berechnung   des   Abweichungsfaktors  bei  jedem  Herunterfahren  führt  zu  suboptimalen
                Ergebnissen. Führen beispielsweise kurzzeitige Bedingungen dazu, dass die Maschine  ungewöhnlich
                heiß wird, wäre die Abweichungsfaktorberechnung außerhalb des Gültigkeitsbereichs.

              • Signifikant  erhöhte  System-Runterfahrzeiten  (bei  v2.31  wird  die  RTC  nicht  gelesen, wenn
                --update-drift nicht verwandt wird).

              Die Berechnung des Abweichungsfaktors durch  hwclock  ist  ein  guter  Start,  aber  für  optimale
              Ergebnisse  wird  wahrscheinlich  die  Datei /etc/adjtime direkt bearbeitet werden müssen. Bei den
              meisten Konfigurationen braucht die Abweichung nicht mehr verändert zu werden, sobald der optimale
              Abweichungsfaktor erstellt wurde. Daher wurde das alte Verhalten, die Abweichung automatisch (neu)
              zu berechnen, geändert und benötigt nun dafür eine Option. Lesen Sie die Diskussion  weiter  unten
              unter Die Adjust-Funktion.

              Diese  Option benötigt die Hardwareuhr vor ihrem Setzen. Falls sie nicht gelesen werden kann, wird
              diese Option zum Fehlschlag der Setzen-Funktion führen. Dies kann beispielsweise passieren,  falls
              die  Hardwareuhr  durch einen Stromausfall beschädigt ist. In diesem Fall muss die Uhr zuerst ohne
              diese Option gesetzt werden. Abgesehen  davon,  dass  sie  nicht  funktioniert,  wäre  der  daraus
              resultierende Abweichungsfaktor sowieso ungültig.

       -v, --verbose
              zeigt mehr Details über die internen Vorgänge von hwclock an.

ANMERKUNGEN

   Uhren in einem Linux-System
       Es gibt zwei Arten von Datum-Zeit-Uhren:

       Die  Hardware-Uhr:  Diese  Uhr  ist  ein  unabhängiges  Hardware-Gerät, mit seinem eigenen Energiebereich
       (Batterie, Kondensatoren, usw.), das läuft, wenn die Maschine ausgeschaltet oder sogar vom Netz  getrennt
       ist.

       Auf   einem  ISA-kompatiblen  System  wird  diese  Uhr  als  Teil  des  ISA-Standards  spezifiziert.  Ein
       Steuerprogramm kann diese Uhr nur in ganzen Sekunden  stellen  oder  auslesen,  aber  es  kann  auch  die
       Signalübergänge  der  Ein-Sekunden-Impulse  erkennen,  so dass die Uhr über virtuell unendliche Präzision
       verfügt.

       Diese Uhr wird allgemein die Hardware-Uhr, die Echtzeituhr, die  RTC,  die  BIOS-Uhr  oder  die  CMOS-Uhr
       genannt.  Der  Begriff  Hardware-Uhr  wurde für hwclock gewählt. Der Linux-Kernel bezeichnet sie auch als
       beständige Uhr.

       Einige Nicht-ISA-Systeme haben ein paar Echtzeituhren, wobei nur eine davon ihre eigene Energieversorgung
       hat.  Ein  sehr  energiesparender  externer  I²C-  oder  SPI-Uhrchip  könnte  mit einer Stützbatterie als
       Hardware-Uhr fungieren, um eine funktionellere integrierte Echtzeituhr zu  initialisieren,  die  für  die
       meisten anderen Zwecke verwendet wird.

       Die  Systemuhr:  Diese Uhr ist Teil des Linux-Kernels und wird durch einen Timer-Interrupt gesteuert (auf
       einer ISA-Maschine ist der Timer-Interrupt Teil des ISA-Standards). Sie ist nur  von  Bedeutung,  solange
       Linux  auf der Maschine läuft. Die Systemzeit wird als die Anzahl der Sekunden seit dem 1. Januar 1970 um
       00:00:00 Uhr Weltzeit ausgedrückt, oder anders formuliert, die  Anzahl  der  seit  1969  UTC  vergangenen
       Sekunden. Die Systemzeit ist dennoch keine Ganzzahl. Sie hat virtuell unbegrenzte Präzision.

       Die  Systemzeit  ist  die  Zeit,  auf  die  es  ankommt. Der grundlegende Zweck der Hardware-Uhr in einem
       Linux-System ist die Erhaltung der Zeit, wenn Linux nicht läuft, so dass die Systemzeit beim  Systemstart
       daraus  initialisiert werden kann. Beachten Sie, dass in DOS, wofür der ISA-Standard entworfen wurde, die
       Hardware-Uhr die einzig verfügbare Echtzeituhr ist.

       Es ist wichtig, dass die Zählung der Systemzeit nicht unterbrochen wird, zum Beispiel wenn  Sie  mit  dem
       Befehl  date(1)  die Systemzeit setzen, während das System läuft. Sie können dennoch im laufenden Betrieb
       mit der Hardware-Uhr tun, was Sie wollen, und beim nächsten Linux-Start wird die  Zeit  der  Hardware-Uhr
       entsprechend  angepasst.  Hinweis:  Derzeit  ist  dies  auf  den  meisten Systemen nicht möglich, da beim
       Herunterfahren hwclock --systohc aufgerufen wird.

       Die Zeitzone des Linux-Kernels wird durch hwclock gesetzt. Aber lassen Sie sich nicht in die Irre  führen
       –  beinahe  niemand  interessiert sich dafür, was der Kernel meint, in welcher Zeitzone er sich befindet.
       Stattdessen müssen Programme, für die die Zeitzone wichtig ist (um Ihnen beispielsweise die  lokale  Zeit
       anzuzeigen),  fast  immer  einen  etwas  traditionelleren  Weg  wählen, um die Zeitzone zu ermitteln: Sie
       benutzen die TZ-Umgebungsvariable oder die Datei /etc/localtime, wie in  der  Handbuchseite  zu  tzset(3)
       erklärt.  Jedoch  nutzen  einige Programme und Teile des Linux-Kernels dessen Zeitzonenwert, zum Beispiel
       Dateisysteme. Ein Beispiel hierfür ist das vfat-Dateisystem.  Ist  der  Zeitzonenwert  im  Kernel  falsch
       gesetzt,  werden vom vfat-Dateisystem falsche Zeitstempel gemeldet und gesetzt. Ein weiteres Beispiel ist
       der NTP-11-Minuten-Modus-Modus des Kernels. Falls der Zeitzonenwert des  Kernels  und/oder  die  Variable
       persistent_clock_is_local  falsch  ist,  dann  wird  die Hardware durch den 11-Minuten-Modus-Modus falsch
       gesetzt. Lesen Sie hierzu die Diskussion weiter unten,  unter  Automatischer  Abgleich  der  Hardware-Uhr
       durch den Kernel.

       hwclock setzt den Kernel-Zeitzonenwert auf den durch die Umgebungsvariable TZ oder aus /etc/localtime mit
       den Funktionen --hctosys oder --systz angegebenen Wert.

       Der Zeitzonenwert des Kernels besteht aus zwei Teilen: erstens dem Feld »tz_minuteswest«, das die  Anzahl
       der  Minuten  angibt,  die die lokale Zeit (nicht an Sommer-/Winterzeit angepasst) gegenüber der Weltzeit
       zurückbleibt, und zweitens dem Feld »tz_dsttime«, welches angibt, ob am entsprechenden Ort gerade Sommer-
       oder Winterzeit herrscht. Dieses zweite Feld wird unter Linux nicht genutzt und wird stets auf 0 gesetzt.
       Siehe auch settimeofday(2).

   Zugriffsmethoden auf Hardware-Uhren
       hwclock verwendet viele verschiedene Arten, die  Hardware-Uhr-Werte  zu  ermitteln  und  zu  setzen.  Der
       normale  Weg  besteht in E/A zu der besondere Datei des RTC-Geräts. Dabei wird angenommen, dass diese vom
       RTC-Treiber betrieben wird. Auch sind Linux-Systeme, die das RTC-Konzept mit Udev verwenden, in der Lage,
       mehrere  Hardware-Uhren  zu unterstützen. Damit könnte die Notwendigkeit entstehen, das Vorgabe-RTC-Gerät
       mit der Option --rtc außer Kraft zu setzen.

       Allerdings ist diese Methode nicht immer verfügbar, da ältere Systeme über keinen  RTC-Treiber  verfügen.
       Auf diesen Systemen hängt die Art des Zugriffs auf die Hardware-Uhr von der Art der Systemhardware ab.

       Auf  einem  ISA-kompatiblen System kann hwclock direkt über Ein- und Ausgaben der Ports 0x70 und 0x71 auf
       die CMOS-Speicherregister zugreifen, welche die Uhr darstellen. Es werden E/A-Anweisungen verwendet,  was
       konsequenterweise  nur  funktionieren  kann, wenn diese mit der effektiven Benutzerkennung des Superusers
       aufgerufen werden. Diese Methode kann durch Angabe der Option --directisa festgelegt werden.

       Dies ist eine recht armselige Methode, auf die Uhr zuzugreifen, vor allem  deshalb,  weil  Programme  auf
       Anwenderebene  generell  nicht  dafür  bestimmt  sind, direkte E/A-Vorgänge auszuführen und Interrupts zu
       deaktivieren. hwclock bietet dies zum Testen, Fehlersuchen und da es auf  ISA-kompatiblen  Systemen,  die
       über keinen funktionierenden RTC-Gerätetreiber verfügen, die einzige verfügbare Methode sein könnte.

   Die Adjust-Funktion
       Die  Hardware-Uhr  ist  üblicherweise  nicht  sehr  genau.  Jedoch  lässt  sich die Genauigkeit recht gut
       vorhersagen – sie geht jeden Tag die gleiche Zeit vor oder nach. Dies nennt man die Systemabweichung. Mit
       der Funktion --adjust von hwclock können Sie die Systemabweichung der Hardware-Uhr korrigieren.

       Es  funktioniert  folgendermaßen:  hwclock  verwaltet  die  Datei /etc/adjtime, in der einige historische
       Informationen gespeichert sind. Diese Datei wird adjtime-Datei genannt.

       Nehmen wir an, Sie  beginnen  ohne  adjtime-Datei.  Sie  rufen  den  Befehl  hwclock --set  auf,  um  die
       Hardware-Uhr  auf  die  tatsächliche  aktuelle  Zeit  zu  stellen.  hwclock legt die adjtime-Datei an und
       zeichnet darin die Zeit als jene der letzten Kalibrierung der Uhr auf. Fünf Tage später geht die  Uhr  10
       Sekunden  vor,  und  Sie  rufen hwclock --set --update-drift auf, um die Uhr 10 Sekunden zurückzustellen.
       hwclock aktualisiert die adjtime-Datei, zeichnet wiederum die aktuelle Zeit als den Zeitpunkt der letzten
       Kalibrierung  auf, wobei diesmal 2 Sekunden pro Tag als systematische Abweichung protokolliert werden. 24
       Stunden später rufen Sie den Befehl hwclock --adjust auf. hwclock befragt die  adjtime-Datei  und  stellt
       fest,  dass  die  Uhr,  wenn  sie  nicht  korrigiert  wird, 2 Sekunden pro Tag vorgeht. So zieht es die 2
       Sekunden von der Zeit der Hardware-Uhr ab, da die Uhr  genau  24  Stunden  nicht  korrigiert  wurde.  Die
       aktuelle  Zeit  wird  auch  wieder  als  die  Zeit der letzten Kalibrierung aufgezeichnet. Noch einmal 24
       Stunden später funktioniert der Befehl hwclock --adjust wieder auf die gleiche  Weise:  hwclock  zieht  2
       Sekunden  ab und aktualisiert die adjtime-Datei mit der aktuellen Zeit als letztem Kalibrierungszeitpunkt
       der Uhr.

       Wenn  Sie  die  Option  --update-drift  mit  --set  oder  --systohc  verwenden,  wird  die   automatische
       Abweichungsrate  durch Vergleich der vollabweichungskorrigerten Hardware-Uhr mit der jetzt gesetzten Zeit
       (neu) berechnet. Daraus wird  die  24-Stunden-Abweichungsrate  basierend  auf  dem  letzten  kalibrierten
       Zeitstempel  aus  der  Adjtime-Datei  abgeleitet.  Dieser  aktualisierte  Abweichungsfaktor  wird dann in
       /etc/adjtime gespeichert.

       Kleinere Fehler schleichen sich beim Stellen der Hardware-Uhr ein, daher unterlässt --adjust  Korrekturen
       von  weniger  als einer Sekunde. Wenn Sie zu einem späteren Zeitpunkt erneut die Uhr stellen wollen, wird
       die aufgesammelte Abweichung nun mehr  als  eine  Sekunde  betragen  und  --adjust  führt  die  Korrektur
       einschließlich eines Bruchanteils aus.

       hwclock --hctosys  verwendet auch die Adjtime-Dateidaten, um den Wert aus der Hardware-Uhr auszugleichen,
       bevor es  die  Systemuhr  stellt.  Es  teilt  nicht  die  1-Sekunden-Begrenzung  von  --adjust  und  wird
       Teilsekundenabweichungen  sofort  korrigieren.  Es  ändert weder die Hardware-Uhr noch die Adjtime-Datei.
       Dies könnte die Notwendigkeit von --adjust beseitigen, außer etwas anderes auf dem  System  benötigt  die
       Ausgleichung der Hardware-Uhr.

   Die Datei Adjtime
       Sie wurde wegen ihres früheren ausschließlichen Zwecks der Steuerung des Abgleichs so benannt und enthält
       außerdem Informationen, die hwclock für spätere Aufrufe speichert.

       Die adjtime-Datei verwendet folgendes Format, in ASCII:

       Zeile 1: drei Zahlen, durch Leerzeichen getrennt: 1) die systematische Abweichung in Sekunden pro Tag als
       dezimale  Fließkommazahl;  2) die sich ergebende Anzahl der Sekunden seit 1969 Weltzeit gemäß der letzten
       Anpassung oder Kalibrierung als dezimale Ganzzahl;  3)  Null  (zwecks  Kompatibilität  zu  clock(8))  als
       dezimale Ganzzahl.

       Zeile  2:  eine  Zahl:  die  sich  ergebende  Anzahl  der  Sekunden  seit 1969 Weltzeit gemäß der letzten
       Kalibrierung.  Dies  ist  Null,  falls  noch  keine  Kalibrierung  ausgeführt  wurde  oder  eine  frühere
       Kalibrierung  fehlschlug  (zum  Beispiel  wurde  die  Hardware-Uhr  seit  der Kalibrierung zwar gefunden,
       enthielt aber keine gültige Zeit). Dies ist eine dezimale Ganzzahl.

       Zeile 3: »UTC« oder »LOCAL«. Dies gibt an, ob die Hardware-Uhr auf lokale Zeit oder Weltzeit  eingestellt
       ist. Sie können diesen Wert stets mit den Befehlszeilenoptionen zu hwclock außer Kraft setzen.

       Sie  können  eine  adjtime-Datei,  die  früher  bereits mit dem Programm clock(8) genutzt wurde, auch mit
       hwclock verwenden.

   Automatischer Abgleich der Hardware-Uhr durch den Kernel
       Es gibt auf einigen Systemen einen weiteren Weg, die Hardware-Uhr synchron zu  halten.  Der  Linux-Kernel
       verfügt  über  einen Modus, in dem in Abständen von 11 Minuten die Systemzeit in die Hardware-Uhr kopiert
       wird. Dieser Modus wird beim Kompilieren ausgewählt, daher werden nicht alle Kernel über diese  Fähigkeit
       verfügen. Dieser Modus ist sinnvoll, wenn Sie etwas Fortschrittliches wie NTP verwenden, um die Systemuhr
       synchron zu halten. (NTP bezeichnet die Synchronisation der Systemzeit entweder über einen Zeitserver  im
       Netzwerk oder über eine an Ihrem System angeschlossene Funkuhr, siehe RFC 1305.)

       Falls  der  Kernel  mit  der  Option  »11-Minuten-Modus« übersetzt ist, wird er aktiv sein, wenn sich die
       Uhrdisziplin des Kernels in einem synchronisierten Zustand befindet. In diesem Zustand ist das Bit 6 (das
       Bit,  das mit der Maske 0x0040 gesetzt wird) der Kernelvariablen time_status nicht gesetzt. Der Wert wird
       als »Status«-Zeile der Befehle adjtimex --print oder ntptime ausgegeben.

       Es bedarf eines Einflusses von außen, wie des NTP-Daemons, um  die  Uhrdisziplin  des  Kernels  in  einen
       synchronisierten Status zu bringen und damit den » 11-Minuten-Modus« zu aktivieren. Dieser kann durch die
       Ausführung von allem, die die Systemuhr auf die althergekommene Art setzt, wie hwclock --hctosys,  wieder
       ausgeschaltet  werden.  Falls  der NTP-Daemon allerdings noch läuft, wird er den » 11-Minuten-Modus« beim
       nächsten Synchronisieren der Systemuhr wieder einschalten.

       Falls Ihr System mit aktiviertem »11-Minuten-Modus« läuft, könnte die Verwendung von  entweder  --hctosys
       oder  --systz  in  den  Systemstartskripten  notwendig  sein, insbesondere falls die Hardware-Uhr auf die
       lokale Zeitskala konfiguriert ist. Falls der Kernel nicht informiert ist,  unter  welcher  Zeitskala  die
       Hardware-Uhr läuft, könnte er sie mit der falschen verfremden. Der Kernel verwendet standardmäßig UTC.

       Der  erste  Benutzerraumbefehl,  der  die  Systemuhr  setzt,  informiert den Kernel, welche Zeitskala die
       Hardware-Uhr verwendet. Dies passiert über die Kernelvariable persistent_clock_is_local. Falls  --hctosys
       oder  --systz  zuerst  ist,  wird  es  diese  Variable entsprechend der Adjtime-Datei oder dem geeigneten
       Befehlszeilenargument setzen. Beachten Sie,  dass  der  Einsatz  dieser  Fähigkeit  erfordert,  dass  bei
       Änderung der Hardware-Uhr-Zeitskalenkonfiguration ein Systemneustart zur Information des Kernels benötigt
       wird.

       hwclock --adjust sollte nicht zusammen mit NTPs »11-Minute-Modus« verwandt werden.

   Jahrhundertwert der ISA-Hardware-Uhr
       Es gibt eine Art von Standard, der das CMOS-Speicherbyte 50 auf einer ISA-Maschine als Anzeiger  für  das
       aktuelle  Jahrhundert verwendet. hwclock nutzt oder setzt dieses Byte nicht, da es einige Maschinen gibt,
       die das Byte nicht auf diese Weise definieren und es sowieso unnötig  ist.  Das  year-of-century  leistet
       gute Arbeit beim Ermitteln des aktuellen Jahrhunderts.

       Falls  Sie einen echten Anwendungsfall für das CMOS-Century-Byte haben, kontaktieren Sie den Betreuer von
       hwclock, eine Option könnte hier zweckdienlich sein.

       Beachten Sie, dass dieser Abschnitt nur relevant ist, wenn Sie die »Direct ISA«-Methode für  den  Zugriff
       auf   die   Hardware-Uhr   verwenden.  ACPI  bietet  eine  standardisierte  Zugriffsmöglichkeit  auf  die
       Jahrhundertwerte an, sofern diese von der Hardware unterstützt werden.

DATUM-ZEIT-KONFIGURATION

   Zeit ohne externe Synchronisation erhalten
       Diese Diskussion basiert auf den folgenden Annahmen:

       • Es läuft nichts, das die Echtzeituhren ändert, wie ein NTP-Daemon oder ein Cron-Job.

       • Die Systemzeitzone ist für die korrekte lokale  Zeit  konfiguriert.  Siehe  unten  unter  POSIX  kontra
         »KORREKT«.

       • Früh während des Systemstarts wird folgendes in dieser Reihenfolge aufgerufen:
         adjtimex --tick Wert --frequency Wert
         hwclock --hctosys

       • Während des Herunterfahrens wird folgendes aufgerufen:
         hwclock --systohc

           * Systeme ohne adjtimex können ntptime verwenden.

       Egal,  ob  eine Präzisionzeit mit einem NTP-Daemon verwaltet wird oder nicht, ist es sinnvoll, das System
       so konfigurieren, dass es allein eine vernünftig gute Datum-Uhrzeit hält.

       Im ersten Schritt dafür muss ein klares Verständnis  des  Gesamtbildes  erreicht  werden.  Es  gibt  zwei
       komplett  getrennte  Hardwaregeräte,  die  alleine  in  ihrer  eigenen Geschwindigkeit laufen und von der
       »korrekten« Zeit mit ihrer eigenen Rate abweichen. Die Methoden und Software für die Abweichungskorrektur
       unterscheiden  sich für beide. Allerdings sind die meisten Systeme so konfiguriert, dass die beiden Uhren
       beim Systemstart und -herunterfahren die Werte austauschen. Dadurch werden die  Fehlerkorrekturwerte  der
       einzelnen  Geräte  zwischen  beiden  hin  und her übertragen. Wird versucht, nur bei einem von ihnen eine
       Abweichungskorrektur vorzunehmen, wird die Abweichung des anderen Geräts darübergelegt.

       Dieses Problem kann bei Konfiguration der Abweichung der Systemuhr vermieden werden, indem  die  Maschine
       nicht   heruntergefahren   wird.   Dies  und  der  Tatsache,  dass  die  gesamte  Präzision  von  hwclock
       (einschließlich der Berechnung des Abweichungsfaktors) von der  Korrektheit  der  Systemuhrrate  abhängt,
       bedeutet, dass die Konfiguration der Systemuhr zuerst erfolgen sollte.

       Die  Abweichung  der  Systemuhr  wird  mit  den  Optionen  --tick und --frequency des Befehls adjtimex(8)
       korrigiert. Diese zwei Optionen arbeiten zusammen:  »tick«  ist  die  grobe  und  »frequency«  die  feine
       Anpassung.  (Für  Systeme,  die  kein  Paket  adjtimex  haben,  kann eventuell stattdessen ntptime -f ppm
       verwandt werden.)

       Einige Linux-Distributionen versuchen, die Abweichung der Systemuhr mit der Vergleichsaktion von adjtimex
       automatisch  zu  berechnen.  Der Versuch, eine abweichende Uhr mittels einer anderen abweichenden Uhr als
       Referenz zu korrigieren, gleicht dem Versuch eines Hundes, seinen  eigenen  Schwanz  zu  fangen.  Es  mag
       irgendwann  von  Erfolg  gekrönt  sein,  aber  vorher ist großer Aufwand und viel Frust involviert. Diese
       Automatisierung mag eine Verbesserung gegenüber keiner Konfiguration sein, aber  optimale  Ergebnisse  zu
       erwarten,  wäre  fehlerhaft.  Eine bessere Wahl für eine manuelle Konfiguration wäre die Option --log von
       adjtimex.

       Es mag effizienter sein, einfach die Abweichung der Systemuhr mit sntp oder date -Ins und  einem  genauen
       Zeitstück nachzuverfolgen und dann die Abweichung manuell zu berechnen.

       Nach  dem  Setzen  der  Tick-  und Frequenzwerte fahren Sie mit dem Prüfen und Verfeinern der Anpassungen
       fort, bis die Systemuhr eine gute  Zeit  hält.  Siehe  adjtimex(8)  für  weitere  Informationen  und  ein
       Beispiel, das die manuelle Abweichungskorrektur zeigt.

       Sobald der Takt der Systemuhr sauber ist, widmen Sie sich der Hardware-Uhr.

       In  der  Regel  funktioniert  die kalte Abweichung in den meisten Fällen am besten. Dies sollte sogar auf
       Maschinen zutreffen, die 24/7 laufen und deren normale  Auszeit  aus  einem  Systemneustart  besteht.  In
       diesen  Fällen  stellt  der Abweichungsfaktor kaum einen Unterschied dar. Aber in den seltenen Fällen, in
       denen die Maschine für eine längere Zeit ausgeschaltet wird, sollte  die  kalte  Abweichung  zu  besseren
       Ergebnissen führen.

       Schritte zur Berechnung der kalten Abweichung:

       1 Stellen Sie sicher, dass kein NTP-Daemon beim Systemstart gestartet wird.

       2 Beim Herunterfahren muss die Zeit der Systemuhr korrekt sein!

       3 Fahren Sie das System herunter.

       4 Lassen Sie eine ausgedehnte Zeit vergehen, ohne die Hardware-Uhr zu ändern.

       5 Starten Sie das System.

       6 Verwenden Sie sofort hwclock, um die korrekte Zeit zu setzen, fügen Sie dabei die Option --update-drift
         hinzu.

       Hinweis: Falls in Schritt 6 --systohc verwandt wird, muss davor  die  Systemuhr  korrekt  gesetzt  werden
       (Schritt 6a).

       Die  Berechnung des Abweichungsfaktors mit hwclock ist ein guter Startpunkt, aber für optimale Ergebnisse
       wird es wahrscheinlich notwendig sein, dies durch direkte Bearbeitung der Datei /etc/adjtime  anzupassen.
       Fahren  Sie  fort,  den Abweichungsfaktor zu testen und verfeinern, bis die Hardware-Uhr beim Systemstart
       korrekt eingestellt ist. Um dies zu überprüfen, stellen Sie erst sicher,  dass  die  Systemzeit  vor  dem
       Herunterfahren  korrekt  ist  und dann verwenden Sie direkt nach dem Starten sntp oder date -Ins und eine
       Präzisionsuhr.

   LOKAL vs. UTC
       Wird  die  Hardware-Uhr  in   der   lokalen   Zeitskala   betrieben,   führt   dies   zu   inkonsistenten
       Sommerzeitergebnissen:

       • Falls  Linux  während  des  Sommer-/Winterzeitwechsels läuft, wird die in die Hardware-Uhr geschriebene
         Zeit für die Änderung angepasst.

       • Falls Linux NICHT während des Sommer-/Winterzeitwechsels läuft, wird die von der Hardware-Uhr  gelesene
         Zeit NICHT für die Änderung angepasst werden.

       Die  Hardware-Uhr  auf einem ISA-kompatiblen System hält nur ein Datum und eine Zeit. Sie kennt weder das
       Konzept der Zeitzone noch der Sommer-/Winterzeit. Daher nimmt hwclock, wenn ihm mitgeteilt wird, dass  es
       in  lokaler  Zeit  läuft,  an,  dass  es  sich  in  der »korrekten« lokalen Zeit befindet und führt keine
       Anpassungen für die aus ihr gelesene Zeit durch.

       Linux führt den Sommer-/Winterzeitwechsel nur korrekt durch, wenn die Hardware-Uhr in  der  UTC-Zeitskala
       läuft.  Dies wird Systemadministratoren erleichtert, da hwclock die lokale Zeit für seine Ausgabe und als
       Argument für die Option --date verwendet.

       POSIX-Systeme sind wie Linux so entwickelt, dass die Systemuhr in der UTC-Zeitskala läuft. Der Zweck  der
       Hardware-Uhr liegt darin, die Systemuhr zu initialisieren, daher ergibt ein Betrieb in UTC Sinn.

       Linux  versucht  allerdings,  die  Tatsache, dass sich die Hardware in der lokalen Zeitskala befindet, zu
       berücksichtigen. Dies dient primär dem dualen Systemstart mit älteren  Versionen  von  MS  Windows.  Seit
       Windows  7  soll  der  Registrierungsschlüssel  RealTimeIsUniversal  korrekt  funktionieren,  so dass die
       Hardware-Uhr in UTC gehalten werden kann.

   POSIX kontra »KORREKT«
       Eine Diskussion der Datum/Zeit-Konfiguration wäre allerdings unvollständig, ohne Zeitzonen zu  behandeln.
       Dies  wird  gut in tzset(3) abgedeckt. Ein Punkt, für den es keine Dokumentation gibt, ist das »korrekte«
       Verzeichnis der Zeitzonendatenbank, manchmal auch tz oder Zoneinfo genannt.

       Es gibt zwei getrennte  Datenbanken  in  dem  Zoneinfo-System,  POSIX  und  »korrekt«.  »Korrekt«  (jetzt
       Zoneinfo-leaps  genannt)  enthält  Schaltsekunden, POSIX nicht. Um die »korrekte« Datenbank zu verwenden,
       muss die Systemuhr auf (UTC + Schaltsekunden) gesetzt  sein,  was  zu  (TAI - 10)  äquivalent  ist.  Dies
       ermöglicht  es,  die  genaue  Anzahl  von  Sekunden  zwischen  zwei  Daten  zu  berechnen, wenn dabei ein
       Schaltesekundenzeitraum  durchlaufen  wird.  Die  Systemuhr  wird  dann  in  die  korrekte  zivile  Zeit,
       einschließlich  UTC,  umgewandelt,  indem  die  »korrekten«  Zeitzonendateien  verwandt  werden,  die die
       Schaltsekunden  abziehen.  Hinweis:  Diese  Konfiguration  wird  als  experimentell  bezeichnet  und  hat
       bekanntermaßen Probleme.

       Um  ein  System  zur  Verwendung  einer  bestimmten  Datenbank  zu  konfigurieren,  müssen alle in seinem
       Verzeichnis befindliche Dateien in die Wurzel von /usr/share/zoneinfo kopiert werden. Dateien werden  nie
       vom  POSIX- oder »korrekten« Unterverzeichnis benutzt, z.B. TZ='right/Europe/Dublin'. Diese Gepflogenheit
       wurde so üblich, dass die Originalentwickler des Zoneinfo-Projekts den Systemdateibaum  restrukturierten,
       indem  sie  die POSIX- und »korrekten« Unterverzeichnisse aus dem Zoeninfo-Verzeichnis und in benachbarte
       Verzeichnisse verschoben:

         /usr/share/zoneinfo
         /usr/share/zoneinfo-posix
         /usr/share/zoneinfo-leaps

       Unglücklicherweise ändern einige Linux-Distributionen dies in ihren Paketen wieder auf die alte  Struktur
       zurück.  Daher  besteht  das  Problem  der  Systemadministratoren, die in das »korrekte« Unterverzeichnis
       hineingreifen, weiter fort. Dies führt dazu, dass die Systemzeitzone konfiguriert wird, Schaltsekunden zu
       beachten,  während  die  Zoneinfo-Datenbank  weiterhin so konfiguriert ist, sie auszuschließen. Wenn dann
       eine Anwendung wie die »World Clock« die Zeitzonendatei South_Pole  benötigt  oder  ein  E-Mail-MTA  oder
       hwclock  die  UTC-Zeitzonen-Datei benötigen, holen sie sie von der Wurzel von /usr/share/zoneinfo, da das
       so von ihnen erwartet wird. Diese Dateien schließen Schaltsekunden aus, aber die Systemuhr berücksichtigt
       sie, wodurch eine falsche Umwandlung hervorgerufen wird.

       Der  Versuch,  Dateien aus diesen getrennten Datenbanken vermischt zu benutzen, wird nicht funktionieren,
       da sie von der Systemuhr verlangen, eine andere Zeitskala zu verwenden. Die Zoneinfo-Datenbank  muss  wie
       oben  beschrieben  konfiguriert  werden,  entweder  die POSIX oder »korrekte« zu benutzen, oder indem der
       Umgebungsvariablen TZDIR ein Datenbankpfad zugewiesen wird.

EXIT-STATUS

       Eine der folgenden Rückgabewerte wird zurückgeliefert:

       EXIT_SUCCESS (»0« auf POSIX-Systemen)
              Erfolgreiche Programmausführung.

       EXIT_FAILURE (»1« auf POSIX-Systemen)
              Die Aktion ist fehlgeschlagen oder die Befehlssyntax war ungültig.

UMGEBUNGSVARIABLEN

       TZ     Falls diese Variable gesetzt ist, hat ihr Wert gegenüber der  im  System  konfigurierten  Zeitzone
              Vorrang.

       TZDIR  Falls   diese  Variable  gesetzt  ist,  hat  ihr  Wert  gegenüber  dem  im  System  konfigurierten
              Zeitzonendatenbankverzeichnispfad Vorrang.

DATEIEN

       /etc/adjtime
              Die Konfiguration und die Zustandsdateien für Hwclock.

       /etc/localtime
              Die Systemzeitzonendatei

       /usr/share/zoneinfo/
              Das System-Zeitzonen-Datenbankverzeichnis

       Gerätedateien, die hwclock für den Zugriff auf die Hardware-Uhr versuchen darf:
       /dev/rtc0
       /dev/rtc
       /dev/misc/rtc
       /dev/efirtc
       /dev/misc/efirtc

SIEHE AUCH

       date(1), adjtimex(8), gettimeofday(2), settimeofday(2), crontab(1), tzset(3)

AUTOREN

       Geschrieben von Bryan Henderson, September 1996 (bryanh@giraffe-data.com),  basierend  auf  dem  Programm
       clock(8)  von  Charles  Hedrick,  Rob  Hooft  und Harald Koenig. Im Quellcode finden Sie die vollständige
       Geschichte einschließlich der Danksagungen.

VERFÜGBARKEIT

       Der     Befehl     hwclock     ist     Teil     des     Pakets     util-linux      und      kann      von
       https://www.kernel.org/pub/linux/utils/util-linux/ heruntergeladen werden.

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com>,
       Dr. Tobias Quathamer <toddy@debian.org> und Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder  neuer
       bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

       Wenn  Sie  Fehler  in  der  Übersetzung  dieser  Handbuchseite  finden, schicken Sie bitte eine E-Mail an
       <debian-l10n-german@lists.debian.org>.