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BEZEICHNUNG
systemd-detect-virt - Erkennung der Ausführung in einer virtualisierten Umgebung
ÜBERSICHT
systemd-detect-virt [OPTIONEN…]
BESCHREIBUNG
systemd-detect-virt erkennt die Ausführung in einer virtualisierten Umgebung. Es identifiziert die
Virtualisierungstechnik und kann zwischen vollständiger Maschinenvirtualisierung und
Container-Virtualisierung unterscheiden. Systemd-detect-virt beendet sich mit einem Rückgabewert 0
(Erfolg), falls eine Virtualisierungstechnik erkannt wurde und einem von Null verschiedenen Wert (Fehler)
anderenfalls. Standardmäßig wird jeder Virtualisierungstyp erkannt und die Optionen --container und --vm
können zur Einschränkungen der erkannten Virtualisierungstypen verwandt werden.
Bei Ausführung ohne --quiet wird eine kurze Kennzeichnung für die erkannte Virtualisierungstechnik
ausgegeben. Die nachfolgenden Techniken werden derzeit erkannt:
Tabelle 1. Bekannte Virtualisierungstechniken (sowohl VM, d.h. komplette Hardware-Virtualisierung und
Container-, d.h. gemeinsame Kernel-Virtualisierung)
┌───────────┬────────────────────┬─────────────────────────────────────┐
│ Typ │ ID │ Produkt │
├───────────┼────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ VM │ qemu │ Qemu-Software-Virtualisierung, │
│ │ │ ohne KVM │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ kvm │ Linux KVM-Kernel virtuelle │
│ │ │ Maschine in Kombination mit │
│ │ │ QEMU. Nicht für andere │
│ │ │ Virtualisierer verwandt, die │
│ │ │ die KVM-Schnittstelle │
│ │ │ verwenden, wie Oracle │
│ │ │ VirtualBox oder Amazon EC2 │
│ │ │ Nitro, siehe unten. │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ amazon │ Amazon EC2 Nitro mittels Linux │
│ │ │ KVM │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ zvm │ S390 z/VM │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ vmware │ VMware Workstation oder Server │
│ │ │ und zugehörige Produkte │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ microsoft │ Hyper-V, auch als Viridian │
│ │ │ oder Windows Server │
│ │ │ Virtualization bekannt │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ oracle │ Oracle VM VirtualBox │
│ │ │ (historisch von Innotek und │
│ │ │ Sun Microsystems vermarktet), │
│ │ │ für alte und KVM-Hypervisoren │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ powervm │ IBM PowerVM Hypervisor — kommt │
│ │ │ als Firmware mit einigen │
│ │ │ IBM-POWER-Servern │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ xen │ Xen Hypervisor (nur domU, │
│ │ │ nicht dom0) │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ bochs │ Bochs Emulator │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ uml │ User-mode Linux │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ parallels │ Parallels Desktop, Parallels │
│ │ │ Server │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ bhyve │ bhyve, FreeBSD-Hypervisor │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ qnx │ QNX-Hypervisor │
├───────────┼────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ acrn │ ACRN-Hypervisor[1] │ │
├───────────┼────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ Container │ openvz │ OpenVZ/Virtuozzo │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ lxc │ Linux-Container-Implementierung │
│ │ │ von LXC │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ lxc-libvirt │ Linux-Container-Implementierung │
│ │ │ von Libvirt │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ systemd-nspawn │ Systemds minimale │
│ │ │ Container-Implementierung, │
│ │ │ siehe systemd-nspawn(1) │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ docker │ Docker Container-Verwalter │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ podman │ Podman[2] Container-Verwalter │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ rkt │ Rkt-App-Container-Laufzeitumgebung │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ wsl │ Windows Subsystem für Linux[3] │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ PRoot │ Proot[4] │
│ │ │ Chroot/Bind-Einhängungs-Nachbildung │
│ │ │ im Anwendungsraum │
│ ├────────────────────┼─────────────────────────────────────┤
│ │ pouch │ Pouch[5] Container-Antriebssystem │
└───────────┴────────────────────┴─────────────────────────────────────┘
Falls mehrere Virtualisierungslösungen verwandt werden, wird nur die »innerste« erkannt und
identifiziert. Das bedeutet, falls sowohl Maschinen- als auch Container-Virtualisierung zusammen benutzt
werden, wird nur Letztere identifiziert (falls nicht --vm übergeben wird).
Windows Subsystem for Linux ist kein Linux-Container, sondern eine Umgebung zur Ausführung von
Linux-Anwendungsprogrammen oberhalb des Windows-Kernels mittels einer Linux-kompatiblen Schnittstelle.
WSL wird für praktische Zwecke als Container kategorisiert. Mehrere WSL-Umgebungen benutzen den gleichen
Kernel und Dienste sollten sich im Allgemeinen so verhalten, wie sie es in einem Container täten.
OPTIONEN
Die folgenden Optionen werden verstanden:
-c, --container
Erkennt nur Container-Virtualisierung (d.h. gemeinsame Kernel-Virtualisierung).
-v, --vm
Erkennt nur Hardware-Virtualisierungen.
-r, --chroot
Erkennt, ob der Aufruf in einer chroot(2)-Umgebung erfolgte. In diesem Modus wird keine Ausgabe
geschrieben, aber der Rückgabewert zeigt an, ob der Prozess in einer chroot()-Umgebung aufgerufen
wurde oder nicht.
--private-users
Erkennt, ob der Aufruf in einem Benutzer-Namensraum erfolgte. In diesem Modus wird keine Ausgabe
geschrieben, aber der Rückgabewert zeigt an, ob der Prozess innerhalb eines Benutzernamensraums
aufgerufen wurde oder nicht. Siehe user_namespaces(7) für weitere Informationen.
-q, --quiet
Unterdrückt die Ausgabe der Kennung der Virtualisierungstechnik.
--list
Gibt alle derzeit bekannten und erkennbaren Container- und VM-Umgebungen aus.
-h, --help
Zeigt einen kurzen Hilfetext an und beendet das Programm.
--version
Zeigt eine kurze Versionszeichenkette an und beendet das Programm.
EXIT-STATUS
Falls eine Virtualisierungstechnik erkannt wurde, wird 0 zurückgeliefert, andernfalls ein anderer Code.
SIEHE AUCH
systemd(1), systemd-nspawn(1), chroot(2), namespaces(7)
ANMERKUNGEN
1. ACRN-Hypervisor
https://projectacrn.org
2. Podman
https://podman.io
3. Windows Subsystem für Linux
https://docs.microsoft.com/en-us/windows/wsl/about
4. PRoot
https://proot-me.github.io/
5. Pouch
https://github.com/alibaba/pouch
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.
Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
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systemd 250 SYSTEMD-DETECT-VIRT(1)