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BEZEICHNUNG
ioctl - Gerät steuern
ÜBERSICHT
#include <sys/ioctl.h>
int ioctl(int dd, unsigned long Aufruf, …);
BESCHREIBUNG
Der Systemaufruf ioctl() manipuliert die zugrundeliegenden Geräteparameter von Spezialdateien. Im
Besonderen können viele Betriebscharakteristika von zeichenorientierten Spezialdateien (z. B. Terminals)
durch ioctl-Aufrufe gesteuert werden. Das Argument dd muss ein geöffneter Dateideskriptor sein.
Das zweite Argument ist ein geräteabhängiger Aufrufkode. Das dritte Argument ist ein typloser Zeiger auf
Speicher. Er ist traditionell char *argp (aus einer Zeit bevor void * gültiges C war) und wird für diese
Diskussion so genannt.
In einem ioctl()-Aufruf ist kodiert, ob das Argument ein in- oder out-Parameter ist sowie die Größe des
Argumentes argp in Byte. Makros und Definitionen, die in der Spezifikation eines ioctl()-Aufrufs benutzt
werden, befinden sich in der Datei <sys/ioctl.h>. Siehe ANMERKUNGEN.
RÜCKGABEWERT
Üblicherweise wird im Erfolgsfall Null zurückgegeben. Ein paar ioctl()-Aufrufe benutzen den Rückgabewert
als Ausgabeparameter und geben bei Erfolg einen nicht negativen Wert zurück. Bei einem Fehler wird -1
zurückgegeben und errno entsprechend gesetzt.
FEHLER
EBADF dd ist kein zulässiger Dateideskriptor.
EFAULT argp referenziert einen Speicherbereich, auf den nicht zugegriffen werden kann.
EINVAL Aufruf oder argp ist nicht gültig.
ENOTTY dd ist nicht mit einem zeichenorientierten Spezialgerät verbunden.
ENOTTY Der angegebene Aufruf passt nicht zur Art des Objekts, auf die sich der Dateideskriptor dd
bezieht.
KONFORM ZU
Kein einzelner Standard. Argumente, Rückgabewerte und Semantik von ioctl(2) variieren je nach angefragtem
Gerätetreiber (der Aufruf wird als ein Allheilmittel für alle Operationen benutzt, die nicht sauber in
das UNIX-Stream-E/A-Modell passen).
Der Systemaufruf ioctl erschien in Version 7 von AT&T UNIX.
ANMERKUNGEN
Um diesen Aufruf zu benutzen, wird ein offener Dateideskriptor benötigt. Der Aufruf von open(2) hat oft
unerwünschte Nebeneffekte, die unter Linux durch Angabe des Schalters O_NONBLOCK vermieden werden können.
Ioctl-Struktur
Ioctl-Befehle sind 32-Bit-Konstanten. Im Prinzip sind diese Konstanten vollkommen willkürlich, aber es
gibt Bestrebungen, etwas Struktur zu etablieren.
In der alten Linux-Situation waren dies hauptsächlich 16-Bit-Konstanten, wobei das letzte Byte eine
Seriennummer war und das/die vorhergehende(n) Byte(s) den Typ des Treibers anzeigten. Manchmal wurde die
Major-Nummer verwendet: 0x03 für die HDIO_*-Ioctls, 0x06 für die LP*-Ioctls. Und manchmal wurden ein oder
mehrere ASCII-Buchstaben verwandt. Beispielsweise hat TCGETS den Wert 0x00005401, mit 0x54 = »T« zur
Angabe des Terminal-Treibers und CYGETTIMEOUT hat den Wert 0x00435906, mit 0x43 0x59 = »C« »Y« zur Angabe
des »cyclades«-Treibers.
Später (0.98p5) wurden weitere Informationen in die Nummer eingebaut. Es gibt zwei Richtungs-Bits (00:
keine, 01: schreiben, 10: lesen, 11: lesen/schreiben), gefolgt von 14 Größen-Bits (die die Größe des
Arguments angeben), gefolgt von einem 8-Bit-Typ (die die Ioctls in Gruppen für einen gemeinsamen Zweck
oder gemeinsamen Treiber sammeln) und einer 8-Bit-Seriennummer.
Die Makros, die diese Struktur beschreiben, befinden sich in <asm/ioctl.h> und sind _IO(type,nr) und
{_IOR,_IOW,_IOWR}(type,nr,size). Sie verwenden sizeof(size), so dass die Größe hier eine Fehlbenennung
ist: dieses dritte Argument ist ein Datentyp.
Beachten Sie, dass die Größen-Bits sehr unzuverlässig sind: in vielen Fällen stimmen sie nicht, entweder
aufgrund fehlerhafter Makros, die sizeof(sizeof(struct)) verwenden oder aufgrund historisch geerbter
Werte.
Daher scheint es, dass die neue Struktur nur Nachteile ergab: sie hilft nicht beim Überprüfen, verursacht
aber variierende Werte für die verschiedenen Architekturen.
SIEHE AUCH
execve(2), fcntl(2), ioctl_console(2), ioctl_fat(2), ioctl_ficlonerange(2), ioctl_fideduperange(2),
ioctl_fslabel(2), ioctl_getfsmap(2), ioctl_iflags(2), ioctl_ns(2), ioctl_tty(2), ioctl_userfaultfd(2),
open(2), sd(4), tty(4)
KOLOPHON
Diese Seite ist Teil der Veröffentlichung 5.10 des Projekts Linux-man-pages. Eine Beschreibung des
Projekts, Informationen, wie Fehler gemeldet werden können sowie die aktuelle Version dieser Seite finden
sich unter https://www.kernel.org/doc/man-pages/.
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Martin Schulze <joey@infodrom.org>, Michael
Piefel <piefel@debian.org>, Patrick Rother <krd@gulu.net>, Chris Leick <c.leick@vollbio.de>, Mario
Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com>, Dr. Tobias Quathamer <toddy@debian.org> und Helge Kreutzmann
<debian@helgefjell.de> erstellt.
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Linux 11. April 2020 IOCTL(2)