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BEZEICHNUNG

       capabilities - Überblick über Linux-Capabilities

BESCHREIBUNG

       Für  den  Zweck  der  Durchführung von Rechteprüfungen unterscheiden traditionelle UNIX-Implementierungen
       zwei Arten von Prozessen: Privilegierte Prozesse (deren effektive Benutzer-ID 0 ist, auch  als  Superuser
       oder  Root  benannt)  und  unprivilegierte  Prozesse  (deren  effektive  UID  von  Null verschieden ist).
       Privilegierte Prozesse übergehen alle Kernel-Rechteprüfungen, während unprivilegierte Prozesse der vollen
       Rechteprüfung, basierend auf den Berechtigungsnachweisen des  Prozesses  (normalerweise:  effektive  UID,
       effektive GID und ergänzende Gruppenliste), unterliegen.

       Beginnend  mit Kernel 2.2 unterteilt Linux die Privilegien, die traditionell mit dem Superuser assoziiert
       sind, in getrennte Einheiten, die als Capabilities bekannt  sind.  Diese  können  unabhängig  voneinander
       aktiviert oder deaktiviert werden. Capabilities sind ein Attribut pro Thread.

   Liste der Capabilities
       Die  folgende  Liste  zeigt die in Linux implementierten Capabilities und die Operationen oder Verhalten,
       die jede Capability erlaubt:

       CAP_AUDIT_CONTROL (seit Linux 2.6.11)
              Kernel-Auditierung  aktivieren  und  deaktivieren;   die   Auditierung-Filterregel   ändern;   den
              Auditstatus und Filterregel abfragen.

       CAP_AUDIT_READ (seit Linux 3.16)
              Erlaubt das Schreiben des Audit-Protokolls über einen Multicast-Netlink-Socket

       CAP_AUDIT_WRITE (seit Linux 2.6.11)
              Datensätze in das Audit-Protokoll des Kernels schreiben

       CAP_BLOCK_SUSPEND (seit Linux 3.5)
              Funktionalitäten  einsetzen, die die System-Supsendierung blockieren können (epoll(7) EPOLLWAKEUP,
              /proc/sys/wake_lock).

       CAP_CHOWN
              beliebige Änderungen an Datei-UIDs und GIDs vornehmen (siehe chown(2))

       CAP_DAC_OVERRIDE
              Lese-, Schreibe und Ausführrechteprüfungen umgehen. (DAC  ist  die  Abkürzung  für  »discretionary
              access control«, benutzerbestimmbare Zugriffskontrolle)

       CAP_DAC_READ_SEARCH
              * Dateileserechteprüfungen und Verzeichnislese- und -ausführrechteprüfungen umgehen.
              * open_by_handle_at(2) aufrufen.

       CAP_FOWNER
              * Rechteprüfungen umgehen, die normalerweise verlangen, dass die Dateisystem-UID des Prozesses mit
                der  UID der Datei übvereinstimmt (z.B. chmod(2), utime(2)), hierbei sind Operationen, die durch
                CAP_DAC_OVERRIDE und CAP_DAC_READ_SEARCH abgedeckt sind, ausgeschlossen;
              * erweiterte Dateiattribute für beliebige Dateien setzen (siehe chattr(1));
              * Zugriffskontrolllisten (»Access Control Lists«, ACLs) auf beliebige Dateien setzen;
              * »sticky«-Bit von Verzeichnissen beim Dateilöschen ignorieren;
              * O_NOATIME für beliebige Dateien in open(2) und fcntl(2) setzen

       CAP_FSETID
              Set-User-ID- und Set-Group-ID-Modus-Bits nicht zurücksetzen, wenn eine Datei verändert  wird;  das
              Set-Group-ID-Bit  für  eine  Datei  setzen,  deren  GID  nicht  auf das Dateisystem- oder eine der
              ergänzenden GIDs des aufrufenden Prozesses passt.

       CAP_IPC_LOCK
              Speicher sperren (mlock(2), mlockall(2), mmap(2), shmctl(2)).

       CAP_IPC_OWNER
              Rechteprüfungen für Operationen mit System-V-IPC-Objekten umgehen

       CAP_KILL
              Rechteprüfungen  beim  Senden  von  Signalen  umgehen   (siehe   kill(2)).   Dies   schließt   die
              ioctl(2)-KDSIGACCEPT-Operation mit ein.

       CAP_LEASE (seit Linux 2.4)
              Etabliert ein Leasing für beliebige Dateien (siehe fcntl(2)).

       CAP_LINUX_IMMUTABLE
              Setzt die Inode-Schalter FS_APPEND_FL und FS_IMMUTABLE_FL (siehe chattr(1)).

       CAP_MAC_ADMIN (seit Linux 2.6.25)
              Mandatory  Access  Control  (MAC)  außer  Kraft setzen. Für das Smack-Linux-Sicherheitsmodul (LSM)
              implementiert.

       CAP_MAC_OVERRIDE (seit Linux 2.6.25)
              MAC-Konfiguration oder Statusänderungen erlauben. Implementiert für das Smack-LSM

       CAP_MKNOD (seit Linux 2.4)
              Spezielle Dateien mittels mknod(2) erstellen.

       CAP_NET_ADMIN
              Verschiedene Netz-bezogene Operationen durchführen:
              * Schnittstellenkonfiguration;
              * Administration von IP-Firewall, Masquerading und Abrechnung
              * Routing-Tabellen verändern;
              * an beliebige Adresse für eine transparente Proxyfunktion binden;
              * type-of-service (TOS) setzen
              * Treiberstatistiken bereinigen;
              * den »promiscuous«-Modus einschalten;
              * Multicasting aktivieren;
              * setsockopt(2)  verwenden,  um  die  folgenden  Socket-Optionen  zu  setzen:  SO_DEBUG,  SO_MARK,
                SO_PRIORITY   (für   eine  Priorität  außerhalb  des  Bereichs  0  bis  6),  SO_RCVBUFFORCE  und
                SO_SNDBUFFORCE.

       CAP_NET_BIND_SERVICE
              Einen Socket an einen privilegierten Internet-Domain-Port binden (Portnummern kleiner als 1024)

       CAP_NET_BROADCAST
              (Unbenutzt) Socket-Broadcasts durchführen und auf Multicasts warten

       CAP_NET_RAW
              * RAW- und PACKET-Sockets verwenden;
              * an beliebige Adresse für eine transparente Proxyfunktion binden

       CAP_SETGID
              beliebige Änderungen an Prozess-GIDs und der ergänzenden GID-Liste vornehmen; GID  fälschen,  wenn
              Socket-Berechtigungsnachweise     via     UNIX-Domain-Sockets     weitergegeben    werden;    eine
              Gruppen-ID-Abbildung in einen Benutzernamensraum schreiben (siehe user_namespaces(7)).

       CAP_SETFCAP (seit Linux 2.6.24)
              Datei-Capabilities setzen

       CAP_SETPCAP
              Falls  Datei-Capabilites  nicht   unterstützt   werden:   eine   Capability   in   der   erlaubten
              Capability-Menge  oder  von  anderen Prozessen entfernen oder dafür bewilligen. (Diese Eigenschaft
              von CAP_SETPCAP ist nicht verfügbar, falls der Kernel für die Unterstützung von Datei-Capabilities
              konfiguriert ist, da CAP_SETPCAP für diese Kernel eine komplett andere Semantik aufweist.)

              Falls Datei-Capabilites unterstützt werden: Füge alle Capabilities aus  der  Begrenzungsmenge  des
              Threads  zu  der  vererbbaren  Menge  hinzu;  entferne  Capabilities aus der Begrenzungsmenge (via
              prctl(2) PR_CAPBSET_DROP); nehme Änderungen an den securebits-Schaltern vor.

       CAP_SETUID
              beliebige  Manipulationen  der  Prozess-UIDs  vornehmen  (setuid(2),  setreuid(2),   setresuid(2),
              setfsuid(2));     gefälschte    UIDs    erstellen,    wenn    Socket-Berechtigungsnachweise    via
              UNIX-Domain-Sockets weitergegeben werden; eine Benutzer-ID-Abbildung in  einen  Benutzernamensraum
              schreiben (siehe user_namespaces(7)).

       CAP_SYS_ADMIN
              * eine  Reihe  von  Systemadministratoroperationen  ausführen,  darunter:  quotactl(2),  mount(2),
                umount(2), swapon(2), swapoff(2), sethostname(2) und setdomainname(2);
              * privilegierte syslog(2)-Operationen ausführen (seit  Linux  2.6.37  sollte  CAP_SYSLOG  verwandt
                werden, um diese Operationen zu erlauben);
              * den VM86_REQUEST_IRQ-Befehl vm86(2) ausführen;
              * IPC_SET- und IPC_RMID-Operationen auf beliebigen System-V-IPC-Objekten ausführen;
              * RLIMIT_NPROC-Ressourcenbegrenzung außer Kraft setzen;
              * Operationen   an  den  Erweiterten  Attributen  (»Extended  Attributes«)  trusted  und  security
                durchführen (siehe attr(7));
              * lookup_dcookie(2) verwenden;
              * ioprio_set(2)     verwenden,     um     IOPRIO_CLASS_RT     und     (vor      Linux      2.6.25)
                IOPRIO_CLASS_IDLE-E/A-Scheduling-Klassen zuzuweisen;
              * PID fälschen, wenn Socket-Berechtigungsnachweise via UNIX-Domain-Sockets weitergebeben werden;
              * die systemweite Grenze der Anzahl der offenen Dateien (/proc/sys/fs/file-max) in Systemaufrufen,
                die Dateien öffnen (z.B. accept(2), execve(2), open(2), pipe(2)) überschreiben;
              * Schalter  CLONE_*  einsetzen,  der  neue  Namensräume mit clone(2) und unshare(2) erstellt (seit
                Linux 3.8 benötigt die Erzeugung von Benutzernamensräumen allerdings keine Capability mehr);
              * perf_event_open(2) aufrufen;
              * auf privilegierte perf-Ereignisinformationen zugreifen;
              * setns(2) aufrufen (benötigt CAP_SYS_ADMIN im Namensraum target);
              * fanotify_init(2) aufrufen;
              * bpf(2) aufrufen;
              * KEYCTL_CHOWN- und KEYCTL_SETPERM-keyctl(2)-Operationen ausführen;
              * madvise(2)-MADV_HWPOISON-Operationen ausführen;
              * den TIOCSTI ioctl(2) verwenden, um Zeichen in die  Eingabewarteschlange  eines  Terminals,  dass
                nicht das vom aufrufenden gesteuerte Terminal ist, einzufügen
              * veralteten Systemaufruf nfsservctl(2) verwenden;
              * veralteten Systemaufruf bdflush(2) verwenden;
              * verschiedene privilegierte Blockgeräte-ioctl(2)-Operationen ausführen
              * verschiedene privilegierte Dateisystem-ioctl(2)-Operationen ausführen
              * administrative Operationen auf vielen Gerätetreibern ausführen

       CAP_SYS_BOOT
              reboot(2) und kexec_load(2) verwenden

       CAP_SYS_CHROOT
              chroot(2) verwenden

       CAP_SYS_MODULE
              Kernelmodule  laden  und  entladen  (siehe  init_module(2)  und  delete_module(2)); in Kerneln vor
              2.6.25: Capabilities aus der systemweiten Capability-Begrenzungsmenge entfernen

       CAP_SYS_NICE
              * den »nice«-Wert  von  Prozessen  erhöhen  (nice(2),  setpriority(2))  und  den  »nice«-Wert  von
                beliebigen Prozessen ändern;
              * Echtzeit-Scheduling-Richtlinien  zum  Prozessaufruf  und Scheduling-Richtlinien und -Prioritäten
                für beliebige Prozesse setzen (sched_setscheduler(2), sched_setparam(2), shed_setattr(2));
              * CPU-Affinität für beliebige Prozesse setzen (sched_setaffinity(2));
              * E/A-Scheduling-Klassen und -Prioritäten für beliebige Prozesse setzen (ioprio_set(2));
              * migrate_pages(2) auf beliebige Prozesse anwenden und Prozessen erlauben, auf beliebige Knoten zu
                migrieren;
              * move_pages(2) auf beliebige Prozesse anwenden;
              * den Schalter MPOL_MF_MOVE_ALL mit mbind(2) und move_pages(2) verwenden

       CAP_SYS_PACCT
              acct(2) verwenden

       CAP_SYS_PTRACE
              *  Nachverfolgen beliebiger Prozesse mittels ptrace(2)
              *  get_robust_list(2) auf beliebige Prozesse anwenden
              *  Daten  vom  oder   zum   Speicher   beliebiger   Prozesse   mittels   process_vm_readv(2)   und
                 process_vm_writev(2) übertragen
              *  Prozesse mittels kcmp(2) inspezieren

       CAP_SYS_RAWIO
              * E/A-Port-Operationen ausführen (iopl(2) und ioperm(2));
              * auf /proc/kcore zugreifen;
              * die FIBMAP-Operation ioctl(2) einsetzen
              * Geräte für den Zugriff auf x86-modellspezifische Register (MSRs, siehe msr(4)) öffnen
              * /proc/sys/vm/mmap_min_addr aktualisieren;
              * Speichereinblendungen  an  Adressen  unterhalb  des durch /proc/sys/vm/mmap_min_addr angegebenen
                Wertes erstellen;
              * Dateien in /proc/bus/pci einblenden;
              * /dev/mem und /dev/kmem öffnen;
              * verschiedene SCSI-Geräte-Befehle ausführen;
              * bestimmte Operationen auf hpsa(4)- und cciss(4)-Geräten ausführen;
              * eine Reihe von Geräte-spezifischen Operationen auf anderen Geräten ausführen

       CAP_SYS_RESOURCE
              * reservierten Platz auf Ext2-Dateisystemen verwenden;
              * ioctl(2)-Aufrufe ausführen, die das Journaling von Ext3 steuern;
              * Platten-Quota-Begrenzungen außer Kraft setzen;
              * Ressourcenbegrenzungen erhöhen (siehe setrlimit(2));
              * RLIMIT_NPROC-Ressourcenbegrenzung außer Kraft setzen;
              * maximale Anzahl von Konsolen bei der Konsolenzuteilung außer Kraft setzen;
              * maximale Anzahl an Tastaturdefinitionen außer Kraft setzen;
              * mehr als 64 Hz-Unterbrechungen von der Echtzeituhr erlauben;
              * die  msg_qbytes-Begrenzung  für  eine  System-V-Nachrichtenwarteschlange  über  die  Grenze   in
                /proc/sys/kernel/msgmnb anheben (siehe msgop(2) und msgctl(2));
              * die  /proc/sys/fs/pipe-size-max-Begrenzung  beim  Setzen  der  Kapazität  einer Pipe mittels des
                F_SETPIPE_SZ-Befehls fcntl(2) außer Kraft setzen
              * F_SETPIPE_SZ verwenden, um die Kapazität  einer  Pipe  über  die  in  /proc/sys/fs/pipe-max-size
                angegebene Grenze erhöhen;
              * die /proc/sys/fs/mqueue/queues_max-Begrenzung beim Erstellen von POSIX-Nachrichtenwarteschlangen
                (siehe mq_overview(7)) außer Kraft setzen;
              * prctl(2)-Operation PR_SET_MM einsetzen;
              * /proc/PID/oom_score_adj  auf  einen  Wert  niedriger  als  den  zuletzt  durch einen Prozess mit
                CAP_SYS_RESOURCE gesetzten Wert setzen

       CAP_SYS_TIME
              Systemuhr setzen (settimeofday(2), stime(2), adjtimex(2)); Echtzeit- (Hardware-)Uhr setzen

       CAP_SYS_TTY_CONFIG
              vhangup(2) einsetzen; verschiedene  privilegierte  ioctl(2)-Operationen  auf  virtuelle  Terminals
              einsetzen

       CAP_SYSLOG (seit Linux 2.6.37)
              *  Privilegierte  syslog(2)-Operationen  ausführen.  Siehe  syslog(2)  für  Informationen,  welche
                 Operationen Privilegien benötigen.
              *  Über  /proc  bereitgestellte  Kernel-Adressen  und  andere   Schnittstellen   anschauen,   wenn
                 /proc/sys/kernel/kptr_restrict  den Wert 1 hat. (Lesen Sie die Diskussion über kptr_restrict in
                 proc(5).)

       CAP_WAKE_ALARM (seit Linux 3.0)
              Etwas auslösen, dass das System aufwecken  wird  (siehe  die  Zeitgeber  CLOCK_REALTIME_ALARM  und
              CLOCK_BOOTTIME_ALARM)

   Frühere und heutige Implementierungen
       Eine komplette Implementierung von Capabilities verlangt folgendes:

       1. Für  alle  privilegierte Operationen muss der Kernel prüfen, ob der Thread die benötigten Capabilities
          in seiner effektiven Menge hat.

       2. Der Kernel muss Systemaufrufe bereitstellen, die es erlauben, dass die  Capability-Menge  des  Threads
          geändert und ermittelt wird.

       3. Das  Dateisystem  muss  das  Anhängen  von  Capabilities  an ausführbare Dateien erlauben, so dass ein
          Prozess solche Capabilities erhält, wenn die Datei ausgeführt wird.

       Vor Kernel 2.6.24 waren nur die ersten zwei dieser Anforderungen erfüllt, seit Kernel  2.6.24  sind  alle
       drei Anforderungen erfüllt.

   Capability-Mengen von Threads
       Jeder Thread hat drei Capability-Mengen, die null oder mehr der oben aufgeführten Capabilities enthalten:

       Permitted (erlaubt):
              Dies  ist die begrenzende Übermenge für die effektiven Capabilities, die ein Thread annehmen kann.
              Es ist auch die begrenzende Übermenge für die Capabilites, die  zu  der  vererbbaren  Menge  durch
              einen  Thread hinzugefügt werden dürfen, der nicht die Capability CAP_SETPCAP in seiner effektiven
              Menge hat.

              Falls ein Thread eine Capability aus seiner erlaubten Menge entfernt,  kann  es  diese  Capability
              niemals  wiedererlangen  (außer  es führt ein Set-User-ID-Root-Programm mit execve(2) aus oder ein
              Programm, dessen zugeordnete Datei-Capabilities diese Capability wieder bewilligen).

       Inheritable (vererbbar):
              Dies ist eine Menge von Capabilities, die  über  execve(2)  hinweg  erhalten  bleiben.  Vererbbare
              Capabilities  bleiben  bei  der  Ausführung jedes Programms vererbbar und vererbbare Capbabilities
              werden zu der erlaubten Menge bei der Ausführung eines Programms, das die entsprechenden  Bits  in
              der Datei-Vererbbaren-Menge gesetzt hat, hinzugefügt.

              Da  vererbbare Capabilities im allgemeinen nicht über execve(2)-Aufrufe erhalten werden, wenn dies
              nicht als Benutzer root erfolgt, sollten Anwendungen, die Hilfsprogramme mit erhöhten Capabilities
              ausführen wollen, die  Verwendung  der  unten  beschriebenen  Umgebungs-Capabilities  in  Betracht
              ziehen.

       Effective (effektiv):
              Dies  ist  die  Menge an Capabilities, der vom Kernel zur Durchführung von Rechteprüfungen für den
              Thread verwandt wird.

       Ambient (Umgebung) (seit Linux 4.3):
              Dies ist eine Menge von Capabilities, die über  execve(2)  eines  nicht  privilegierten  Programms
              hinweg erhalten bleiben. Die Umgebungs-Capability-Menge folgt der Invarianz, dass keine Capability
              jemals eine Umgebungs-Capability sein kann, falls sie nicht sowohl erlaubt als auch vererbbar ist.

              Die  Umgebungs-Capability-Menge  kann direkt mit prctl(2) verändert werden. Umgebungs-Capabilities
              werden automatisch abgesenkt, falls entweder die entsprechende erlaubte oder vererbbare Capability
              abgesenkt wird.

              Wird  ein  Programm  ausgeführt,  das  die  UID  oder   GID   aufgrund   von   set-user-ID-   oder
              set-group-ID-Bits  ändert  oder  das  über eine Menge an Datei-Capabilities verfügt, dann wird die
              Umgebungsmenge geleert. Umgebungs-Capabilities werden zu der erlaubten Menge hinzugefügt  und  der
              effektiven Menge zugewiesen, wenn execve(2) aufgerufen wird.

       Ein  mittels fork(2) erstelltes Kind erbt Kopien der Eltern-Capability-Menge. Lesen Sie weiter unten eine
       Diskussion der Behandlung von Capabilities während execve(2).

       Mittels capset(2) kann ein Thread seine eigenen Capability-Mengen bearbeiten (siehe unten).

       Seit Linux 3.2 legt die  Datei  /proc/sys/kernel/cap_last_cap  den  numerischen  Wert  der  höchsten  vom
       laufenden Kernel unterstützten Capability offen. Dies kann zur Bestimmung des höchsten Bits, das in einer
       Capability-Gruppe gesetzt werden kann, genutzt werden.

   Datei-Capabilities
       Seit Kernel 2.6.24 unterstützt der Kernel die Zuordnung von Capability-Mengen zu einer ausführbaren Datei
       mittels    setcap(8).    Die    Datei-Capability-Mengen   werden   in   erweiterten   Attributen   namens
       security.capability gespeichert  (siehe  setxattr(2)).  Das  Schreiben  in  diese  erweiterten  Attribute
       benötigt   die   Capability   CAP_SETFCAP.   Die   Datei-Capability-Mengen  bestimmen  zusammen  mit  den
       Capability-Mengen des Threads die Capabilities nach einem execve(2).

       Die drei Datei-Capabilities-Mengen sind:

       Permitted (erlaubt, früher als forced (erzwungen) bekannt):
              Diese Capabilities werden dem Thread automatisch erlaubt, unabhängig von den geerbten Capabilities
              des Threads.

       Inheritable (vererbbar, früher als allowed (erlaubt) bekannt):
              Diese Menge wird mittels AND mit der vererbbaren Menge des Threads  verknüpft,  um  zu  bestimmen,
              welche  vererbbaren Capabilities in der erlaubten Menge des Threads nach einem execve(2) aktiviert
              werden.

       Effective (effektiv):
              Dies ist keine Menge, sondern eher ein einziges Bit. Falls dieses Bit  gesetzt  ist,  dann  werden
              während  eines  execve(2) die gesamten erlaubten Capabilties für den Thread in die effektive Menge
              hochgezogen. Falls dieses Bit nicht  gesetzt  ist,  dann  wird  nach  einem  execve(2)  keine  der
              erlaubten Capabilities in der neuen effektiven Menge sein.

              Aktivieren  des  effektiven  Datei-Capability-Bits  impliziert,  dass  jede erlaubte oder vererbte
              Datei-Capability, die dazu führt, dass ein Thread die entsprechende  erlaubte  Capability  während
              eines  execve(2)  erlangt  (siehe  die oben beschriebenen Transformationsregeln), auch dazu führt,
              dass er die Capability in seiner effektiven Menge erlangt.  Werden  daher  Capabilities  zu  einer
              Datei  zugeweisen  ((setcap(8),  cap_set_file(3), cap_set_fd(3)), falls der effektive Schalter für
              irgendeine Capability aktiviert ist, dann muss der effektive Schalter auch als aktiviert für  alle
              anderen  Capabilities,  für  die  die entsprechenden erlaubten oder vererbbaren Schalter aktiviert
              sind, spezifiziert werden.

   Umwandlungen von Capabilities während execve()
       Während eines execve(2) berechnet der Kernel die neuen Capabilities eines  Prozesses  mit  dem  folgenden
       Algorithmus:

           P'(ambient) = (Datei ist privilegiert) ? 0 : P(ambient)

           P'(permitted) = (P(inheritable) & F(inheritable)) |
                           (F(permitted) & cap_bset) | P'(ambient)

           P'(effective) = F(effective) ? P'(permitted) : P'(ambient)

           P'(inheritable) = P(inheritable)    [d.h. unverändert]

       wobei:

           P         bezeichnet den Wert einer Capability-Menge des Threads vor dem execve(2)

           P'        bezeichnet den Wert einer Capability-Menge nach dem execve(2)

           F         bezeichnet eine Datei-Capability-Menge

           cap_bset  ist der Wert der Capability-Begrenzungsmenge (weiter unten beschrieben)

       Eine  privilegierte  Datei  verfügt  über  Capabilities  oder  hat das set-user-ID- oder set-group-ID-Bit
       gesetzt.

   Capabilities und Ausführung von Programmen durch root
       Um während eines execve(2) ein allmächtigen root mit Capability-Mengen bereitzustellen:

       1. Falls ein Set-User-ID-Root-Programm ausgeführt wird oder die reale Benutzer-ID des Prozesses 0  (root)
          ist  sind  die  vererbbaren  und  erlaubten  Dateimengen  komplett auf nur Einsen definiert (d.h. alle
          Capabilities aktiviert).

       2. Falls ein Set-User-ID-Root-Programm ausgeführt  wird,  dann  ist  das  effektive  Datei-Bit  als  Eins
          (aktiviert) definiert.

       Das  Fazit der oben aufgeführten Regeln, kombiniert mit den beschriebenen Capabilities-Umwandlungen, ist,
       dass wenn ein Prozess ein Set-User-ID-Root-Programm mit execve(2) ausführt  oder  wenn  ein  Prozess  mit
       einer effektiven UID von 0 ein Programm mit execve ausführt, er alle Capabilities in seinen erlaubten und
       effektiven  Mengen  erhält,  außer  denen, die durch die Capability-Begrenzungsmenge maskiert sind. Damit
       wird eine Semantik bereitgestellt, die identisch zu der von traditionellen UNIX-Sytemen ist.

   Capability-Begrenzungsmenge
       Die Capability-Begrenzungsmenge ist ein Sicherheitsmechanismus, der zur Begrenzung der Capabilities,  die
       während  eines  execve(2)  erlangt werden können, dienen kann. Die Begrenzungsmenge wird auf die folgende
       Art und Weise benutzt:

       * Während  eines  execve(2)  wird  die  Capability-Begrenzungsmenge  mittels  AND   mit   der   erlaubten
         Datei-Capability-Menge  verknüpft und das Ergebnis dieser Operation wird der erlaubten Capability-Menge
         des Threads zugewiesen. Die Capability-Begrenzungsmenge stellt daher  eine  Grenze  für  die  erlaubten
         Capabilities dar, die einer ausführbaren Datei erlaubt werden dürfen.

       * (Seit   Linux  2.6.25)  Die  Capability-Begrenzungsmenge  agiert  als  begrenzende  Übermenge  für  die
         Capabilities, die ein Thread zu  seiner  vererbbaren  Menge  mittels  capset(2)  hinzufügen  kann.  Das
         bedeutet,  dass  ein Thread eine Capability nicht zu seiner vererbbaren Menge hinzufügen kann, falls es
         nicht in der Begrenzungsmenge enthalten ist, selbst falls es in seinen erlaubten Capabilities vorhanden
         ist, wenn er eine Datei mit execve(2) ausführt, die diese Capability in seiner vererbbaren Menge hat.

       Beachten Sie, dass die  Begrenzungsmenge  die  erlaubten  Datei-Capabilities  maskiert,  aber  nicht  die
       vererbten  Capabilities. Falls ein Thread eine Capability in seiner vererbten Menge betreut, die nicht in
       seiner Begrenzungsmenge ist, dann kann er weiterhin die Capability in seiner  erlaubten  Menge  erlangen,
       indem er eine Datei ausführt, die diese Capability in seiner vererbten Menge enthält.

       Abhängig  von  der  Kernelversion  ist die Capability-Begrenzungsmenge entweder ein systemweites Attribut
       oder ein prozessweises Attribut.

       Capability-Begrenzungsmenge vor Linux 2.6.25

       In Kerneln vor 2.6.25 ist die Capability-Begrenzungsmenge ein systemweites Attribut, das alle Threads auf
       dem System betrifft. Auf die Begrenzungsmenge kann über die Datei /proc/sys/kernel/cap-bound  zugegriffen
       werden. (Zur Erhöhung der Konfusion wird dieser Bitmaskenparameter als vorzeichenbehaftete Dezimalzahl in
       /proc/sys/kernel/cap-bound ausgedrückt.)

       Nur  der  init-Prozess  darf Capabilities in der Capability-Begrenzungsmenge setzen; abgesehen davon kann
       der Superuser (oder genauer: Programme mit der Capability CAP_SYS_MODULE)  nur  Capabilities  aus  dieser
       Menge entfernen.

       Auf  einem  Standardsystem  maskiert die Capability-Begrenzungsmenge immer die Capability CAP_SETPCAP. Um
       diese Einschränkung zu entfernen (gefährlich!), verändern Sie  die  Definition  von  CAP_INIT_EFF_SET  in
       include/linux/capability.h und bauen Ihren Kernel neu.

       Die systemweite Capability-Begrenzungsmengenfunktion wurde Linux in Version 2.2.11 hinzugefügt.

       Capability-Begrenzungsmenge seit Linux 2.6.25

       Seit Linux 2.6.25 ist die Capability-Begrenzungsmenge ein pro-Thread-Attribut. (Es gibt keine systemweite
       Capability-Begrenzungsmenge mehr.)

       Die Begrenzungsmenge wird bei fork(2) vom Vater des Threads vererbt und über ein execve(2) erhalten.

       Ein  Thread  kann mittels der Operation prctl(2) PR_CAPBSET_DROP Capabilities aus seiner Begrenzungsmenge
       entfernen, vorausgesetzt er verfügt über die Capability  CAP_SETPCAP.  Sobald  eine  Capability  aus  der
       Begrenzungsmenge  entfernt  wurde, kann sie nicht mehr zu der Menge wieder hinzugefügt werden. Ein Thread
       kann  mittels  der  Operation  prctl(2)  PR_CAPBSET_READ  herausfinden,  ob  eine  Capability  in  seiner
       Begrenzungsmenge liegt.

       Entfernen  von  Capabilities  aus  der  Begrenzungsmenge ist nur möglich, falls Datei-Capabilities in den
       Kernel  kompiliert  wurden.  In  Kerneln  vor  Linux  2.6.33  waren  Datei-Capabilities  eine   optionale
       Funktionalität,  die  mittels der Option CONFIG_SECURITY_FILE_CAPABILITIES konfigurierbar war. Seit Linux
       2.6.33 ist die Konfigurationsoption entfernt und Datei-Capabilities sind immer  Teil  des  Kernels.  Wenn
       Datei-Capabilities in den Kernel kompiliert sind, beginnt der init-Prozess (der Urahn aller Prozesse) mit
       einer  kompletten  Begrenzungsmenge.  Falls  Datei-Capabilities nicht in den Kernel kompiliert sind, dann
       beginnt init mit einer vollständigen Begrenzungsmenge ohne CAP_SETPCAP, da diese Capability  eine  andere
       Bedeutung hat, wenn es keine Datei-Capabilities gibt.

       Die  Entfernung  einer Capability aus der Begrenzungsmenge entfernt sie nicht aus der vererbten Menge des
       Threads. Allerdings verhindert es das Zurückfügen in die vererbte Menge des Threads in der Zukunft.

   Effekt von Benutzer-ID-Änderungen auf Capabilities
       Um die traditionellen Semantiken für Übergänge zwischen 0 und von 0 verschiedenen IDs zu erhalten,  führt
       der  Kernel  folgende  Änderungen  an  den  Capability-Mengen  eines  Threads  bei  Änderung  der echten,
       effektiven, gespeicherten und Dateisystem-Benutzer-ID (unter Verwendung von setuid(2), setresuid(2)  oder
       ähnlich) durch:

       1. Falls  einer  der realen, effektiven oder gespeicherten Set-User-IDs vorher 0 war und als Ergebnis der
          UID-Änderung alle dieser IDs eine von 0 verschiedenen Wert haben, dann werden  alle  Capabilities  aus
          den erlaubten und effektiven Capability-Mengen gelöscht.

       2. Falls  die  effektive  Benutzer-ID von 0 auf einen von 0 verschiedenen Wert geändert wird, werden alle
          Capabilities aus der effektiven Menge gelöscht.

       3. Falls die effektive Benutzer-ID von einem von 0 verschiedenen Wert auf 0 geändert wird, dann wird  die
          erlaubte Menge in die effektive Menge kopiert.

       4. Falls die Dateisystem-Benutzer-ID von 0 auf einen anderen Wert geändert wird (siehe setfsuid(2)), dann
          werden  die  folgenden  Capabilities  aus  der effektiven Menge entfernt: CAP_CHOWN, CAP_DAC_OVERRIDE,
          CAP_DAC_READ_SEARCH, CAP_FOWNER, CAP_FSETID, CAP_LINUX_IMMUTABLE (seit Linux 2.6.30), CAP_MAC_OVERRIDE
          und CAP_MKNOD (seit Linux 2.6.30). Falls die Dateisystem-UID von einem von 0 verschiedenen Wert auf  0
          geändert  wird,  dann  werden alle dieser Capabilities, die in der erlaubten Menge aktiviert waren, in
          der effektiven Menge aktiviert.

       Falls ein Thread, der einen Wert 0 für mindestens eine seiner Benutzer-IDs hat, verhindern  möchte,  dass
       seine  erlaubte  Capability-Menge  bereinigt  wird,  wenn  er  alle  seine  Benutzer-IDs  auf einen von 0
       verschiedenen Wert setzt, kann er dies mittels der Operation  prctl(2)  PR_SET_KEEPCAPS  oder  den  unten
       beschriebenen SECBIT_KEEP_CAPS-Securebits-Schaltern erreichen.

   Programmatische Anpassung von Capability-Mengen
       Ein  Thread  kann seine Capability-Mengen mittels der Systemaufrufe capget(2) und capset(2) ermitteln und
       ändern. Allerdings werden für diesen Zweck die Verwendung von cap_get_proc(3) und cap_set_proc(3),  beide
       im  Paket  libcap  bereitgestellt,  empfohlen.  Die  folgenden  Regeln  bestimmen  die  Änderungen an den
       Capability-Mengen des Threads:

       1. Falls der Aufrufende nicht über die Capability CAP_SETPCAP verfügt,  dann  muss  die  neue  vererbbare
          Menge eine Teilmenge der Kombination der bestehenden vererbbaren und erlaubten Menge sein.

       2. (Seit  Linux  2.6.25)  Die  neue  vererbbare Menge muss eine Teilmenge der Kombination der bestehenden
          vererbbaren Menge und der Capability-Begrenzungsmenge sein.

       3. Die neue erlaubte Menge muss eine Teilmenge der bestehenden erlaubten Menge sein (d.h.  es  ist  nicht
          möglich, erlaubte Capabilities zu erlangen, die der Thread derzeit nicht hat).

       4. Die neue effektive Menge muss eine Teilmenge der neuen erlaubten Menge sein.

   Der Schalter securebits: eine reine Capability-Umgebung einrichten
       Beginnend mit Kernel 2.6.26 und mit einem Kernel, in dem Datei-Capabilities aktiviert sind, implementiert
       Linux eine Menge von pro-Thread-securebits-Schaltern, die zur Deaktivierung von spezieller Handhabung von
       Capabilities für UID 0 (root) verwandt werden können. Dies sind die folgenden Schalter:

       SECBIT_KEEP_CAPS
              Durch  Setzen  dieses Schalters darf ein Thread, der mindestens eine 0 UID hat, seine Capabilities
              behalten, wenn er alle UIDs auf einen von 0 verschiedenen Wert umschaltet. Falls  dieser  Schalter
              nicht  gesetzt  ist,  dann führt das Umschalten der UIDs dazu, dass er alle Capabilities verliert.
              Dieser  Schalter  wird  bei  execve(2)  immer  bereinigt.  (Dieser  Schalter  stellt  die  gleiche
              Funktionalität wie die ältere Operation prctl(2) PR_SET_KEEPCAPS bereit.)

       SECBIT_NO_SETUID_FIXUP
              Setzen  dieses  Schalters  hindert  den  Kernel  daran, die Capability-Mengen anzupassen, wenn die
              effektive und die Dateisystem-UID eines Threads zwischen null und von  null  verschiedenen  Werten
              umgeschaltet werden. (Lesen Sie den Abschnitt Effekt von Benutzer-ID-Änderungen auf Capabilities)

       SECBIT_NOROOT
              Falls   dieses   Bit   gesetzt  ist,  dann  verleiht  der  Kernel  keine  Capabilities,  wenn  ein
              Set-User-ID-Root-Programm ausgeführt wird oder wenn ein Prozess mit einer effektiven  oder  realen
              UID  von  0 execve(2) aufruft. (Lesen Sie den Abschnitt Capabilities und Ausführung von Programmen
              durch root)

       SECBIT_NO_CAP_AMBIENT_RAISE
              Durch Setzen dieses Schalters  dürfen  keine  Umgebungs-Capabilities  mit  der  prctl(2)-Operation
              PR_CAP_AMBIENT_RAISE erhoben werden.

       Jeder  der  obigen  »basis«-Schalter  hat  einen  begleitenden  »gesperrten«  Schalter.  Das Setzen eines
       »gesperrten« Schalters ist unumkehrbar und hat den Effekt, dass weitere Änderungen an dem  entsprechenden
       Basisschalter   nicht   mehr   möglich  sind.  Die  gesperrten  Schalter  sind:  SECBIT_KEEP_CAPS_LOCKED,
       SECBIT_NO_SETUID_FIXUP_LOCKED, SECBIT_NOROOT_LOCKED und SECBIT_NO_CAP_AMBIENT_RAISE.

       Die Schalter securebits können mit  den  Operationen  prctl(2)  PR_SET_SECUREBITS  und  PR_GET_SECUREBITS
       geändert und abgefragt werden. Die Capability CAP_SETPCAP wird für die Veränderung der Schalter benötigt.

       Die  Schalter  securebits  werden von Kindprozessen vererbt. Während eines execve(2) werden alle Schalter
       beibehalten, außer SECBIT_KEEP_CAPS, das immer bereinigt wird.

       Eine Anwendung kann den folgenden Aufruf verwenden, um sich selbst und alle  seine  Abkömmlinge  in  eine
       Umgebung  zu  sperren,  in  der  die  einzige  Möglichkeit,  Capabilities zu erlangen, darin besteht, ein
       Programm auzuführen, das über die zugeordneten Datei-Capabilities verfügt:

           prctl(PR_SET_SECUREBITS,
                   SECBIT_KEEP_CAPS_LOCKED |
                   SECBIT_NO_SETUID_FIXUP |
                   SECBIT_NO_SETUID_FIXUP_LOCKED |
                   SECBIT_NOROOT |
                   SECBIT_NOROOT_LOCKED);

   Interaktion mit Benutzer-Namensräumen
       Für  eine  Diskussion  der   Interaktion   von   Capabilities   und   Benutzer-Namensräumen   lesen   Sie
       user_namespaces(7).

KONFORM ZU

       Keine   Standards   regeln  Capabilities;  die  Linux-Capability-Implementierung  basiert  aber  auf  dem
       zurückgezogenen POSIX.1e-Entwurfsstandard; siehe http://wt.tuxomania.net/publications/posix.1e/

ANMERKUNGEN

       Von Kernel 2.5.27 bis Kernel 2.6.26 waren Capabilities eine  optionale  Kernelkomponente,  die  über  die
       Kernelkonfigurationsoption CONFIG_SECURITY_CAPABILITIES aktiviert/deaktiviert werden konnte.

       Die  Datei  /proc/PID/task/TID/status  kann  zum  Betrachten der Capability-Mengen eines Threads verwandt
       werden. Die Datei /proc/PID/status zeigt die Capability-Mengen des  Haupt-Threads  eines  Prozesses.  Vor
       Linux 3.8 wurden nicht existierende Capabilities in diesen Mengen als aktiviert (1) angezeigt. Seit Linux
       3.8 werden alle nicht existierenden Capabilities (über CAP_LAST_CAP) als deaktiviert (0) angezeigt.

       Das  Paket  libcap  stellt  eine  Suite von Routinen zum Setzen und Abfragen von Capabilities bereit, die
       komfortablere und änderungsstabilere Schnittstellen als die von capset(2)  und  capget(2)  bereitstellen.
       Dieses  Paket  stellt  auch  die Programme setcap(8) und getcap(8) zur Verfügung. Es kann unter folgender
       Adresse gefunden werden:
       http://www.kernel.org/pub/linux/libs/security/linux-privs

       Vor Kernel 2.6.24 und von Kernel 2.6.24 bis Kernel 2.6.32, falls Datei-Capabilities nicht aktiviert sind,
       kann ein Thread mit der  Capability  CAP_SETPCAP  die  Capabilities  von  anderen  Threads  manipulieren.
       Allerdings  ist  dies  nur  theoretisch  möglich,  da  kein  Thread  jemals über CAP_SETPCAP in einem der
       folgenden Fälle verfügt:

       * In   der    pre-2.6.25-Implementierung    maskiert    die    systemweite    Capability-Begrenzungsmenge
         /proc/sys/kernel/cap-bound  diese Capability immer und dies kann ohne Veränderung der Kernelquellen und
         dessen Neubau nicht geändert werden.

       * Falls Datei-Capabilities in der aktuellen Implementierung deaktiviert sind, dann startet  init  derart,
         dass   diese   Capability   aus  seiner  prozessweisen  Begrenzungsmenge  entfernt  ist  und  dass  die
         Begrenzungsmenge von allen anderen im System erstellten Prozessen vererbt wird.

SIEHE AUCH

       capsh(1),   setpriv(1),   prctl(2),   setfsuid(2),   cap_clear(3),   cap_copy_ext(3),   cap_from_text(3),
       cap_get_file(3),   cap_get_proc(3),   cap_init(3),  capgetp(3),  capsetp(3),  libcap(3),  credentials(7),
       user_namespaces(7), pthreads(7), getcap(8), setcap(8)

       include/linux/capability.h in dem Linux-Kernelquellbaum

KOLOPHON

       Diese Seite ist Teil der Veröffentlichung  4.04  des  Projekts  Linux-man-pages.  Eine  Beschreibung  des
       Projekts, Informationen, wie Fehler gemeldet werden können sowie die aktuelle Version dieser Seite finden
       sich unter http://www.kernel.org/doc/man-pages/.

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese  Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
       bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

       Wenn Sie Fehler in der Übersetzung dieser  Handbuchseite  finden,  schicken  Sie  bitte  eine  E-Mail  an
       <debian-l10n-german@lists.debian.org>.

Linux                                           5. Dezember 2015                                 CAPABILITIES(7)