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BEZEICHNUNG

       systemd-boot, sd-boot - Ein einfacher UEFI-Systemstartverwalter

BESCHREIBUNG

       systemd-boot (kurz sd-boot) ist ein einfacher UEFI-Systemstartverwalter. Er stellt ein
       textuelles Menü zur Auswahl des zu startenden Eintrags und einen Editor für die
       Kernelbefehlszeile zur Verfügung. systemd-boot unterstützt nur Systeme mit UEFI-Firmware.

       systemd-boot lädt Systemstarteintragsinformationen aus der EFI-Systempartition (ESP), die
       zur Betriebssystemlaufzeit normalerweise unter /efi/, /boot/ oder /boot/efi/ eingehängt
       ist, sowie von der »Extended Boot Loader«-Partition (XBOOTLDR), falls sie existiert
       (normalerweise unter /boot/ eingehängt). Konfigurationsdateifragmente, Kernel, Initrds und
       andere zu startende EFI-Images müssen im Allgemeinen in der ESP oder der »Extended Boot
       Loader«-Partition liegen. Linux-Kernel müssen mit CONFIG_EFI_STUB gebaut sein, damit sie
       direkt als EFI-Image ausgeführt werden können. Während des Systemstarts fügt systemd-boot
       automatisch eine Liste von Systemstarteinträgen aus den folgenden Quellen zusammen:

       •   Systemstarteinträge, die in Typ-#1-Beschreibungsdateien gemäß der Boot
           Loader-Spezifikation[1] in /loader/entries/ auf der ESP und der »Extended Boot
           Loader«-Partition liegen. Diese beschreiben normalerweise Linux-Kernel-Images mit
           zugehörigen Initrd-Images, können aber alternativ auch beliebige andere EFI-Programme
           beschreiben.

       •   Vereinigte Kernel-Images, Boot Loader-Spezifikation[1] Typ 2, die ausführbare
           EFI-Programme in /EFI/Linux/ auf der ESP und der »Extended Boot Loader«-Partition
           sind.

       •   Der Microsoft-Windows-EFI-Systemstartverwalter, falls installiert.

       •   Der Apple-macOS-Systemstartverwalter, falls installiert.

       •   Das EFI-Shell-Programm, falls installiert.

       •   Ein »Reboot Into Firmware Interface option« (Neustart in die
           UEFI-Firmware-Schnittstellenoption), falls durch die Firmware unterstützt.

       •   Registrierung der Variablen des sicheren Systemstarts, falls die UEFI-Firmware sich im
           Einrichtungsmodus befindet und Dateien auf dem ESP bereitgestellt werden.

       systemd-boot unterstützt die folgenden Funktionalitäten:

       •   Grundlegende Änderungen an der Konfiguration des Systemstartverwalters (wie
           Konfiguration der Zeitüberschreitung, Vorgabe-Systemstartauswahl, …) können direkt zum
           Systemstartzeitpunkt von der Bedienoberfläche des Systemstartprogramms aus vorgenommen
           werden, sowie während der Laufzeit des Systems mit EFI-Variablen.

       •   Der Systemstartverwalter integriert mit dem Befehl systemctl, um Funktionalitäten wie
           systemctl reboot --boot-loader-entry=… (zum Neustart in einen bestimmten
           Systemstartmenüeintrag, d.h. »Neustart in Windows«) und systemctl reboot
           --boot-loader-menu=… (zum Neustawrten in das Systemstartmenü) zu implementieren, indem
           die Systemladerschnittstelle[2] implementiert wird. Siehe systemctl(1) für Details.

       •   Eine durch den Systemstartverwalter gesetzte EFI-Variable informiert das
           Betriebssystem über die während des Systemstarts verwandte EFI-System-Partition. Dies
           wird dann dazu benutzt, automatisch die korrekte EFI-System-Partition unter /efi/ oder
           /boot/ zur Betriebssystemlaufzeit einzuhängen. Siehe systemd-gpt-auto-generator(8) für
           Details.

       •   Der Systemstartverwalter stellt unter Verwendung der Boot-Loader-Schnittstelle[2]
           Informationen über die in der UEFI-Firmware verbrachte Zeit bereit. Diese Information
           kann mittels systemd-analyze(1) dargestellt werden.

       •   Der Systemstartverwalter implementiert das Systemstartzählen und fällt bei
           Fehlschlägen automatisch zu älteren, funktionierenden Systemstarteinträgen zurück.
           Siehe Automatische Systemstartbeurteilung[3].

       •   Der Systemstartverwalter liest optional die Zufallsstartwerte aus der ESP-Partition,
           kombiniert sie mit einem in einer dauerhaften EFI-Variable abgelegten »Systemmerkmal«
           und leitet einen Zufallsstartwert ab, der vom Betriebssystem zur Initialisierung des
           Entropie-Vorrats während der frühen Systemstartphase verwandt wird.

       •   Der Systemstartverwalter erlaubt die Registrierung von Variablen für den sicheren
           Systemstart, falls sich die UEFI-Firmware im Einrichtungsmodus befindet. Zusätzlich
           können Variablen automatisch registriert werden, falls konfiguriert.

       bootctl(1) kann aus dem laufenden System verwandt werden, um die ESP und die »Extended
       Boot Loader«-Partition zu ermitteln, verfügbare Einträge aufzulisten und systemd-boot
       selbst zu installieren.

       kernel-install(8) kann zum Kopieren des Kernel-Images auf die ESP oder die »Extended Boot
       Loader«-Partition und zur Erstellung von Beschreibungsdateien, die konform mit der
       Boot-Loader-Spezifikation sind, verwandt werden.

       systemd-stub(7) kann als UEFI-Systemstartrumpf für ausgeführte Kernel verwandt werden. Das
       ist nützlich, um graphische Systemstartbilder zu zeigen, bevor in die Linux-Welt
       übergeleitet wird. Es ist auch in der Lage, zusätzliche Zugangsberechtigungsdateien
       aufzusammeln (für die Parametrisierung des Systemstarts) und Erweiterungsabbilder für das
       System, wie Begleitdateien für die gestarteten Kernelabbilder.

TASTENBELEGUNGEN

       Im Boot-Menü können die folgenden Tasten verwandt werden:

       ↑ (Hoch), ↓ (Runter), j, k, SeiteHoch, SeiteRunter, Pos 1, Ende
           Die Eintragsliste hoch/runter navigieren

           Hinzugefügt in Version 239.

       ↵ (Eingabe), → (Rechts)
           Den ausgewählten Eintrag starten

           Hinzugefügt in Version 239.

       d
           Den ausgewählten Eintrag als Vorgabe setzen

           Hinzugefügt in Version 239.

       e
           Für den ausgewählten Eintrag die Kernelbefehlszeile bearbeiten

           Hinzugefügt in Version 239.

       +, t
           Die Zeitüberschreitung vor dem Starten des Vorgabeeintrags erhöhen

           Hinzugefügt in Version 239.

       -, T
           Die Zeitüberschreitung verringern

           Hinzugefügt in Version 239.

       r
           Ändert die Bildschirmauflösung, überspringt nicht unterstützte Modi.

           Hinzugefügt in Version 250.

       R
           Setzt die Bildschirmauflösung auf die Vorgabe der Firmware oder der
           Konfigurationsdatei zurück.

           Hinzugefügt in Version 250.

       p
           Gibt den Status aus

           Hinzugefügt in Version 250.

       h, ?, F1
           Zeigt einen Hilfebildschirm

           Hinzugefügt in Version 239.

       f
           Startet neu in die Firmware-Schnittstelle.

           Zur Kompatibilität mit Tastaturbindungen mehrerer Firmware-Implementierungen kann
           diese Aktion auch mit F2, F10, Entf und Esc erreicht werden.

           Hinzugefügt in Version 250.

       Umschalt+o
           Das System herunterfahren.

           Hinzugefügt in Version 255.

       Umschalt+b
           Neustart des Systems.

           Hinzugefügt in Version 255.

       Die folgenden Tasten können während des Systemstarts oder im Startmenü gedrückt werden, um
       direkt einen bestimmten Eintrag zu starten:

       l
           Linux

           Hinzugefügt in Version 239.

       w
           Windows

           Hinzugefügt in Version 239.

       a
           macOS

           Hinzugefügt in Version 239.

       s
           EFI-Shell

           Hinzugefügt in Version 239.

       1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9
           Boot-Eintrag Nummer 1 … 9

           Hinzugefügt in Version 239.

       Das Boot-Menü wird angezeigt, wenn eine Zeitüberschreitung größer Null konfiguriert wurde.
       Falls die Menü-Zeitüberschreitung auf Null gesetzt wurde, reicht es aus, eine Taste zu
       drücken - bevor sich das Systemstartprogramm initialisiert -- um das Boot-Menü
       hochzubringen. Ausnahmen sind die direkt hierüber aufgeführten Tasten, da sie direkt in
       den ausgewählten Boot-Menü-Eintrag starten. Beachten Sie, dass das Zeitfenster, in dem
       Tastendrücke akzeptiert werden, bevor sich das Systemstartprogramm initialisiert, abhängig
       von der Firmware-Implementierung sehr kurz sein kann. Falls das Fenster verpasst wird,
       starten Sie neu und versuchen Sie es erneut, möglicherweise, indem sie eine geeignete
       Taste (beispielsweise die Leertaste) dauerhaft drücken: auf den meisten Systemen sollte es
       möglich sein, das Zeitfenster nach ein paar Versuchen zu treffen. Um das Problem zu
       vermeiden, sollten Sie darüber nachdenken, die Zeitüberschreitung auf einen Wert größer
       Null zu setzen, wodurch das Boot-Menü bedingungslos angezeigt wird. Einige
       Desktop-Umgebungen könnten anbieten, direkt in das Boot-Menü zu starten, um das Problem
       insgesamt zu vermeiden. Alternativ können Sie auch die Befehlszeile systemctl reboot
       --boot-loader-menu=0 auf der Shell verwenden.

       Im Editor fügen die meisten Tasten einfach sich selbst ein, aber die folgenden Tasten
       können zur Ausführung zusätzlicher Aktionen verwandt werden:

       ← (Links), → (Rechts), Pos 1, Ende
           Links/Rechts navigieren

           Hinzugefügt in Version 239.

       Esc, Strg+c
           Die Bearbeitung abbrechen und den Editor beenden

           Hinzugefügt in Version 239.

       Strg+k
           Die Befehlszeile vorwärts leeren

           Hinzugefügt in Version 239.

       Strg+w, Alt+Rückschritt
           Rückwärts ein Wort löschen

           Hinzugefügt in Version 239.

       Strg+Entf, Alt+d
           Vorwärts ein Wort löschen

           Hinzugefügt in Version 239.

       ↵ (Eingabe)
           Starteintrag mit der bearbeiteten Befehlszeile

           Hinzugefügt in Version 239.

       Beachten Sie, dass Systemd-boot die US-Tastaturbelegung verwenden wird, falls es nicht
       anders konfiguriert wurde, und daher die Tastenbezeichnungen für Tasten wie +/- nicht
       passen könnten.

DATEIEN

       Die Dateien, die systemd-boot verarbeitet, befinden sich im Allgemeinen auf der UEFI ESP,
       die normalweise während der Laufzeit des Betriebssystems auf /efi/, /boot/ oder /boot/efi/
       eingehängt ist. Es verarbeitet auch Dateien auf der Erweiterten Systemlade-Partition, die
       normalerweise auf /boot/ eingehängt ist, falls sie existiert.

       systemd-boot liest Laufzeitkonfiguration wie die Systemstart-Zeitüberschreitung und den
       Vorgabeeintrag aus /loader/loader.conf aus dem ESP (zusammen mit aus EFI-Variablen
       gelesenen Daten). Siehe loader.conf(5).

       Systemstarteintragbeschreibungsdateien, die der Boot Loader-Spezifikation[1] folgen,
       werden aus /loader/entries/ auf dem ESP und der Erweiterten Systemladepartition gelesen.

       Vereinigte Kernel-Einträge, die der Boot Loader-Spezifikation[1] folgen, werden aus /EFI/
       Linux/ auf der ESP und der »Extended Boot Loader«-Partition gelesen.

       Optional wird ein Zufallsstartwert für die Bereitstellung der Entropie-Sammlung für die
       frühe Systemstartphase in /loader/random-seed in dem ESP gespeichert.

       Während der Initialisierung lädt sd-boot automatisch alle im Verzeichnis
       /EFI/systemd/drivers/ auf dem ESP abgelegten Treiberdateien. Die dort abgelegten Dateien
       müssen eine Erweiterung der EFI-Architekturkennung gefolgt von .efi haben (für x86-64
       bedeutet dies beispielsweise eine Endung x64.efi). Dies kann zum automatischen Laden von
       Dateisystemtreibern und ähnlichem verwandt werden, um die Unterstützung der nativen
       Firmware zu erweitern.

       Die Registrierung von Variablen für den sicheren Systemstart kann manuell oder automatisch
       erfolgen, falls Dateien unter /loader/keys/NAME/{db,KEK,PK}.auth verfügbar sind. NAME ist
       der Anzeigename für die Variablengruppe im Menü. Falls eine der Gruppen »auto« heißt, dann
       könnte sie automatisch registriert werden, abhängig davon, ob »secure-boot-enroll« auf
       »force« gesetzt ist.

EFI-VARIABLEN

       Die folgenden EFI-Variablen sind definiert und werden durch systemd-boot unter der
       Lieferanten-UUID »4a67b082-0a4c-41cf-b6c7-440b29bb8c4f« für die Kommunikation zwischen dem
       Boot-Loader und dem Betriebssystem gesetzt und gelesen:

       LoaderBootCountPath
           Falls Startzählung aktiviert ist, enthält dies den Pfad zu der Datei, in deren Namen
           die Startzähler kodiert sind. Wird durch den Boot-Loader gesetzt.
           systemd-bless-boot.service(8) verwendet diese Informationen, um einen Systemstart als
           erfolgreich zu markieren, wie dies durch die erfolgreiche Aktivierung der Ziel-Unit
           boot-complete.target bestimmt wird.

           Hinzugefügt in Version 240.

       LoaderConfigTimeout, LoaderConfigTimeoutOneShot
           Die Menü-Zeitüberschreitung in Sekunden. Wird vom Boot-Loader gelesen.
           LoaderConfigTimeout wird dauerhaft verwaltet, während LoaderConfigTimeoutOneShot eine
           einmalige Außerkraftsetzung ist, die einmal gelesen wird (und in diesem Fall Vorrang
           vor LoaderConfigTimeout hat) und dann entfernt wird. LoaderConfigTimeout kann mit den
           Tasten t/T verändert werden, siehe oben.

           Hinzugefügt in Version 240.

       LoaderConfigConsoleMode
           The numerical menu console mode. Read by the boot loader. LoaderConfigConsoleMode is
           maintained persistently. LoaderConfigConsoleMode may be manipulated with the r/R keys,
           see above.

           Hinzugefügt in Version 250.

       LoaderDevicePartUUID
           Enthält die Partitions-UUID der EFI-Systempartition, von der der Boot-Loader gestartet
           wurde. Wird vom Boot-Loader gesetzt. systemd-gpt-auto-generator(8) verwendet diese
           Information, um automatisch die Platte zu finden, von der gestartet wurde, um die
           verschiedenen anderen Partitionen auf der gleichen Platte automatisch zu erkennen.

           Hinzugefügt in Version 240.

       LoaderEntries
           Eine Liste der Kennzeichner aller erkannten Boot-Loader-Einträge. Wird vom Boot-Loader
           gesetzt.

           Hinzugefügt in Version 240.

       LoaderEntryDefault, LoaderEntryOneShot
           Der Kennzeichner des Standard-Boot-Loader-Eintrags. Wird primär vom Betriebssystem
           gesetzt und vom Boot-Loader gelesen. LoaderEntryOneShot setzt den Vorgabeeintrag für
           nur den nächsten Systemstart, während LoaderEntryDefault ihn dauerhaft für alle
           zukünftigen Systemstarts setzt. Die Befehle set-default und set-oneshot von bootctl(1)
           verwenden diese Variablen. Der Boot-Loader verändert auf Anfrage LoaderEntryDefault,
           wenn die Taste »d« gedrückt wird, siehe oben.

           Hinzugefügt in Version 240.

       LoaderEntryLastBooted
           The identifier of the boot loader entry last attempted. Set and read by the boot
           loader, only when /loader/loader.conf has default set to "@saved". See loader.conf(5).

           The boot loader will ensure LoaderEntryLastBooted is up-to date for every boot,
           updating it as needed and will omit changing it all together when LoaderEntryOneShot
           is set.

           The boot loader reads the variable, which takes higher priority than
           LoaderEntryDefault. The variable is ignored when LoaderEntryOneShot is set.

           LoaderEntryLastBooted cannot be used as indication that the last boot was successful
           or not.

           Hinzugefügt in Version 250.

       LoaderEntrySelected
           Der Kennzeichner des Boot-Loader-Eintrags, der derzeit gestartet wird. Wird vom
           Boot-Loader gesetzt.

           Hinzugefügt in Version 240.

       LoaderFeatures
           Eine Gruppe von Schaltern, die anzeigen, welche Funktionalitäten der Boot-Loader
           unterstützt. Wird vom Boot-Loader gesetzt. Verwenden Sie bootctl(1), um diese Daten
           anzuschauen.

           Hinzugefügt in Version 240.

       LoaderFirmwareInfo, LoaderFirmwareType
           Kurze Firmware-Information. Wird vom Boot-Loader gesetzt. Verwenden Sie bootctl(1), um
           diese Daten anzuschauen.

           Hinzugefügt in Version 240.

       LoaderImageIdentifier
           Der Pfad zu dem Programm des Boot-Loaders, der für den aktuellen Systemstart verwandt
           wurde, relativ zum Wurzelverzeichnis der EFI-Systempartition. Wird vom Boot-Loader
           gesetzt. Verwenden Sie bootctl(1), um diese Daten anzuschauen.

           Hinzugefügt in Version 240.

       LoaderInfo
           Kurze Informationen über den Boot-Loader. Wird vom Boot-Loader gesetzt. Verwenden Sie
           bootctl(1), um diese Daten anzuschauen.

           Hinzugefügt in Version 240.

       LoaderTimeExecUSec, LoaderTimeInitUSec, LoaderTimeMenuUsec
           Informationen über die in verschiedenen Teilen des Boot-Loaders verbrachte Zeit. Wird
           vom Boot-Loader gesetzt. Verwenden Sie systemd-analyze(1), um diese Daten anzuschauen.

           Hinzugefügt in Version 240.

       LoaderSystemToken
           Ein binäres Zufallsdatenfeld, das zur Erzeugung des an das Betriebssystem zu
           übergebenen Zufallsstartwertes verwandt wird (siehe oben). Beachten Sie, dass diese
           Zufallsdaten im Allgemeinen nur einmal während der Betriebssysteminstallation erstellt
           und nie wieder aktualisiert werden.

           Hinzugefügt in Version 243.

       Viele dieser Variablen werden durch die Systemladerschnittstelle[2] definiert.

STARTZÄHLUNG

       systemd-boot implementiert einen einfachen Startzählungsmechanismus auf Grundlage der
       Boot-Loader-Spezifikation[1], für automatischen und unbeaufsichtigten Rückfall zu älteren
       Kernelversionen/Boot-Loader-Einträgen, wenn ein bestimmter Eintrag dauerhaft fehlschlägt.
       Alle Boot-Loader-Eintragsdateien und vereinigte Kernel-Image-Dateien, bei denen ein »+«
       von einer oder mehreren Zahlen (falls es zwei sind, müssen sie durch ein »-« getrennt
       werden) vor der Endung ».conf« oder ».efi« gefolgt ist, unterliegen der Startzählung: die
       erste der zwei Zahlen (»verbliebene Einträge«) wird bei jedem Systemstartversuch
       heruntergezählt, die zweite der zwei Zahlen (»unternommene Versuche«) wird um einen erhöht
       (falls »unternommene Versuche« nicht vorhanden ist, wird es als 0 angenommen). Abhängig
       vom aktuellen Wert dieser zwei Zähler wird der Boot-Eintrag einem der drei Zustände
       zugeordnet:

        1. Falls der Zähler »verbliebene Einträge« eines Eintrages größer als Null ist, wird der
           Eintrag dem Zustand »unbestimmt« zugeordnet. Das bedeutet, dass der Eintrag noch nicht
           erfolgreich gestartet wurde, aber auch noch nicht als nicht funktionstüchtig erkannt
           wurde.

        2. Falls der Zähler »verbliebene Einträge« eines Eintrages gleich Null ist, wird der
           Eintrag in einem »schlechten« Zustand angenommen. Das bedeutet, dass keine weiteren
           Versuche unternommen werden, diesen Eintrag zu starten (das bedeutet, außer alle
           anderen Boot-Einträge sind auch in einem »schlechten« Zustand), da alle Versuche,
           diesen Eintrag zu starten, nicht erfolgreich abgeschlossen wurden.

        3. Falls die Zähler »verbliebene Einträge« und »unternommene Versuche« eines Eintrags
           fehlen, wird er in einem »guten« Zustand angenommen. Das bedeutet, dass weiteres
           Startzählen für diesen Eintrag abgeschaltet ist, da er mindestens einmal erfolgreich
           startete. Der Dienst systemd-bless-boot.service(8) verschiebt den aktuell gestarteten
           Eintrag vom Zustand »unbestimmt« in den Zustand »gut«, wenn ein Systemstartversuch
           erfolgreich abgeschlossen wurde.

       Im Allgemeinen befinden sich neu hinzugefügte Einträge zum Boot-Loader zuerst im Zustand
       »unbestimmt«, d.h. mit dem Zähler »verbliebene Einträge« größer als Null. Der
       Systemstarteintrag verbleibt in diesem Zustand, bis er entweder mindestens einmal
       erfolgreich durchgeführt wurde (woraufhin er sich im Zustand »gut« befindet) — oder der
       Zähler »verbliebene Einträge« erreicht Null (woraufhin er sich im Zustand »schlecht«
       befindet).

       Beispiel: Die Systemstartladereintragsdatei foo.conf ist für 3 Startversuche eingerichtet.
       Das Installationsprogramm wird es daher unter dem Namen foo+3.conf erstellen. Beim ersten
       Systemstart wird der Boot-Loader ihn in foo+2-1.conf umbenennen. Falls dieser Systemstart
       nicht erfolgreich abgeschlossen werden kann, wird ihn der Boot-Loader in foo+1-2.conf beim
       nachfolgenden Systemstart umbenennen. Falls dieser auch fehlschlägt, wird er schließlich
       in foo+0-3.conf beim nachfolgenden Systemstart umbenannt, anschließend wird er als
       »schlecht« betrachtet. Falls allerdings der Systemstart erfolgreich abgeschlossen wird,
       wird die Eintragsdatei durch das Betriebssystem in foo.conf umbenannt, so dass sie von
       diesem Zeitpunkt an als »gut« betrachtet wird.

       Das Systemstartmenü berücksichtigt den Zähler »verbliebene Einträge« bei der Sortierung
       der Menüeinträge: Einträge im »schlechten« Zustand werden am Anfang der Liste einsortiert
       und Einträge im »guten« oder »unbestimmten« Zustand am Ende. Der Benutzer kann frei den zu
       startenden Eintrag aus dem Menü aussuchen, auch die bereits als »schlecht« markierten.
       Falls der zu startende Eintrag automatisch bestimmt wird, bedeutet dies, dass »gute« oder
       »unbestimmte« Einträge im Allgemeinen bevorzugt werden (da der unterste Eintrag im Menü
       standardmäßig gestartet wird) und »schlechte« Einträge nur berücksichtigt werden, falls
       keine »guten« oder »unbestimmten« Einträge verblieben sind.

       Das Kernelinstallationsrahmenwerk kernel-install(8) setzt optional den anfänglichen Zähler
       »verbliebene Einträge« auf den in /etc/kernel/tries festgelegten Wert, wenn ein
       Systemstarteintrag erstmals erstellt wird.

VERWENDUNG VON SYSTEMD-BOOT IN VIRTUELLEN MASCHINEN

       Bei der Verwendung von Qemu mit OVMF (UEFI Firmware für virtuelle Maschinen) funktioniert
       der Schalter -kernel nicht nur für Linux-Kernel, sondern für jedes EFI-Programm,
       einschließlich sd-boot(7) und vereinigte Linux-Kernel. Zum Laden von systemd-boot auf X64
       kann beispielsweise folgende Befehlszeile dienen:

       qemu-system-x86_64 [  ] -kernel /usr/lib/systemd/boot/efi/systemd-bootx64.efi

       systemd-boot wird erkennen, dass es direkt gestartet wurde, statt vom ESP geladen zu
       werden und wird in diesem Fall nach dem ESP suchen und dabei die
       Systemstartreihenfolgeinformationen vom Hypervisor berücksichtigen (falls verfügbar).

SIEHE AUCH

       bootctl(1), loader.conf(5), systemd-bless-boot.service(8),
       systemd-boot-random-seed.service(8), kernel-install(8), systemd-stub(7), Boot Loader
       Specification[1], Boot Loader Interface[2], TPM2 PCR Measurements Made by systemd[4]

ANMERKUNGEN

        1. Systemladerspezifikation
           https://uapi-group.org/specifications/specs/boot_loader_specification

        2. Boot-Loader-Schnittstelle
           https://systemd.io/BOOT_LOADER_INTERFACE

        3. Automatische Systemstartbeurteilung
           https://systemd.io/AUTOMATIC_BOOT_ASSESSMENT

        4. TPM2 PCR Measurements Made by systemd
           https://systemd.io/TPM2_PCR_MEASUREMENTS

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann
       <debian@helgefjell.de> erstellt.

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