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BEZEICHNUNG
setpgid, getpgid, setpgrp, getpgrp - Prozessgruppe setzen/holen
BIBLIOTHEK
Standard-C-Bibliothek (libc, -lc)
ÜBERSICHT
#include <unistd.h>
int setpgid(pid_t pid, pid_t pgid);
pid_t getpgid(pid_t pid);
pid_t getpgrp(void); /* POSIX.1-Version */
[[veraltet]] pid_t getpgrp(pid_t pid); /* BSD-Version */
int setpgrp(void); /* System-V-Version */
[[veraltet]] int setpgrp(pid_t pid, pid_t pgid); /* BSD-Version */
Mit Glibc erforderliche Feature-Test-Makros (siehe feature_test_macros(7)):
getpgid():
_XOPEN_SOURCE >= 500
|| /* Seit Glibc 2.12: */ _POSIX_C_SOURCE >= 200809L
setpgrp() (POSIX.1):
_XOPEN_SOURCE >= 500
|| /* Seit Glibc 2.19: */ _DEFAULT_SOURCE
|| /* Glibc <= 2.19: */ _SVID_SOURCE
setpgrp() (BSD), getpgrp() (BSD):
[Diese sind nur in Glibc vor 2.19 verfügbar]
_BSD_SOURCE &&
! (_POSIX_SOURCE || _POSIX_C_SOURCE || _XOPEN_SOURCE
|| _GNU_SOURCE || _SVID_SOURCE)
BESCHREIBUNG
Alle diese Schnittstellen sind unter Linux verfügbar. Sie werden für das Ermitteln und Setzen der
Prozessgruppenkennung (PGID) eines Prozesses verwendet. Die bevorzugten, in POSIX.1 spezifizierten Arten
dies zu erledigen sind: getpgrp(void) zum Ermitteln der PGID des aufrufenden Prozesses und setpgid() für
das Setzen der PGID eines Prozesses.
setpgid() setzt die PGID des Prozesses pid auf pgid. Falls die pid gleich Null ist, wird die
Prozesskennung des aufrufenden Prozesses verwendet. Falls die pgid gleich Null ist, wird PGID des
Prozesses pid auf seine Prozesskennung gesetzt. Wenn setpgid() verwendet wird, um einen Prozess von einer
Prozessgruppe in eine andere zu verschieben (wie das manche Shells tun, wenn sie Pipes erzeugen), müssen
beide Prozessgruppen Teil der gleichen Sitzung sein (siehe setsid(2) und credentials(7)). In diesem Fall
gibt die pgid einer bestehende Prozessgruppe an, deren Mitgliedschaft erworben werden soll, und die
Sitzungskennung dieser Gruppe muss mit der Sitzungskennung des wechselnden Prozesses übereinstimmen.
Die POSIX.1-Version von getpgrp() erwartet kein Argument und liefert die PGID des aufrufenden Prozesses
zurück.
getpgid() gibt die PGID des Prozesses pid zurück. Falls pid gleich Null ist, wird die Prozesskennung des
aufrufenden Prozesses verwendet. (Die Ermittlung einer PGID eines anderen Prozesses als des aufrufenden
ist selten erforderlich. Für diese Aufgabe wird die POSIX.1-Version von getpgrp() bevorzugt.)
Das System-V-artige setpgrp() erwartet kein Argument und ist äquivalent zu setpgid(0, 0).
Der BSD-spezifische setpgrp()-Aufruf erwartet die Argumente pid und pgid und ruft Folgendes auf:
setpgid(pid, pgid)
Seit Glibc 2.19 wird die BSD-spezifische Funktion setpgrp() nicht mehr in <unistd.h> verwendet. Aufrufe
sollten durch den setpgid()-Aufruf ersetzt werden, wie oben gezeigt.
Der BSD-spezifische getpgrp()-Aufruf erwartet ein einzelnes Argument pid und ruft Folgendes auf:
getpgid(pid)
Seit Glibc 2.19 wird die BSD-spezifische Funktion getpgrp() nicht mehr in <unistd.h> verwendet. Aufrufe
sollten durch das POSIX-konforme getpgrp() ersetzt werden, welches keine Argumente akzeptiert (falls
beabsichtigt ist, die PGID des Aufrufenden zu ermitteln), oder mit dem getpgid()-Aufruf, wie oben
gezeigt.
RÜCKGABEWERT
Bei Erfolg geben setpgid() und setpgrp() Null zurück. Bei einem Fehler wird -1 zurückgegeben und errno
gesetzt, um den Fehler anzuzeigen.
Der POSIX.1-getpgrp() gibt immer die PGID des Aufrufenden zurück.
getpgid() und das BSD-spezifische getpgrp() geben bei Erfolg immer eine Prozessgruppe zurück. Bei einem
Fehler wird -1 zurückgegeben und errno gesetzt, um den Fehler anzuzeigen.
FEHLER
EACCES Es wurde versucht, die Prozessgruppenkennung eines der Kinder des aufrufenden Prozesses zu ändern
und das Kind hat bereits ein execve(2) durchgeführt (setpgid(), setpgrp()).
EINVAL pgid ist kleiner als 0 (setpgid(), setpgrp()).
EPERM Es wurde versucht, einen Prozess in eine Prozessgruppe in einer anderen Sitzung zu verschieben
oder die Prozessgruppenkennung eines der Kinder des aufrufenden Prozesses zu ändern und das Kind
war in einer anderen Sitzung oder die Prozessgruppenkennung eines »session leaders« zu ändern
(setpgid(), setpgrp()).
EPERM Die Ziel-Prozessgruppe existiert nicht. (setpgid(), setpgrp()).
ESRCH Für getpgid(): pid passt auf keinen Prozess. Für setpgid(): pid ist nicht der aufrufende Prozess
und kein Kind des aufrufenden Prozesses.
STANDARDS
getpgid()
setpgid()
getpgrp() (keine Argumente)
setpgrp() (keine Argumente)
POSIX.1-2008 (aber siehe GESCHICHTE).
setpgrp() (2 Argumente)
getpgrp() (1 Argument)
Keine.
GESCHICHTE
getpgid()
setpgid()
getpgrp() (keine Argumente)
POSIX.1-2001.
setpgrp() (keine Argumente)
POSIX.1-2001. POSIX.1-2008 markiert es als obsolet.
setpgrp() (2 Argumente)
getpgrp() (1 Argument)
4.2BSD.
ANMERKUNGEN
Ein mittels fork(2) erstelltes Kind erbt die Prozessgruppenkennung des Elternprozesses. Die PGID wird
über ein execve(2) hinweg erhalten.
Jede Prozessgruppe ist Teilnehmer einer Sitzung und jeder Prozess ist Teilnehmer der Sitzung, an der
seine Prozessgruppe teilnimmt. (Siehe credentials(7).)
Einer Sitzung kann ein steuerndes Terminal zugeordnet sein. Zu jeder Zeit kann eine (und nur eine) der
Prozessgruppen die Vordergrund-Prozessgruppe für das Terminal sein; die verbleibenden Prozessgruppen sind
im Hintergrund. Falls vom Terminal ein Signal erzeugt wird (z. B. die Betätigung der Unterbrechungstaste,
um ein SIGINT zu bewirken), wird dieses Signal an die Vordergrund-Prozessgruppe gesendet. (Siehe
termios(3) für eine Beschreibung der Zeichen, die Signale erzeugen.) Nur die Vordergrund-Prozessgruppe
kann vom Terminal lesen (mittels read(2)); wenn das eine Hintergrund-Prozessgruppe versucht, wird an sie
ein SIGTSTP-Signal gesendet, das sie »in den Zwangsurlaub schickt«. Die Funktionen tcgetpgrp(3) und
tcsetpgrp(3) werden verwendet, um die Vordergrund-Prozessgruppe des steuernden Terminals zu ermitteln
oder zu setzen.
Die Systemaufrufe setpgid() und getpgrp() werden von Programmen wie der bash(1) zur Erzeugung von
Prozessgruppen verwendet, um die Shell-Jobs zu steuern.
Falls die Beendigung eines Prozesses eine Prozessgruppe verwaisen lässt und wenn jedes Mitglied der neu
verwaisten Prozessgruppe gestoppt wird, wird ein SIGHUP-Signal gefolgt von einem SIGCONT-Signal an jeden
Prozess in der neu verwaisten Prozessgruppe gesendet werden. Eine verwaiste Prozessgruppe ist eine, in
denen der Elternprozess eines jeden Mitglieds der Prozessgruppe entweder selbst auch Mitglied der
Prozessgruppe oder Mitglied einer Prozessgruppe in einer anderen Sitzung sind (siehe auch
credentials(7)).
SIEHE AUCH
getuid(2), setsid(2), tcgetpgrp(3), tcsetpgrp(3), termios(3), credentials(7)
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Patrick Rother <krd@gulu.net>, Helge Kreutzmann
<debian@helgefjell.de>, Martin Eberhard Schauer <Martin.E.Schauer@gmx.de> und Mario Blättermann
<mario.blaettermann@gmail.com> erstellt.
Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
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